
Gesangbuch-Katalogisierung: Eine Analyse
Dokumentinformationen
Autor | Judith Balß |
Schule | Hochschule der Medien Stuttgart |
Fachrichtung | Bibliotheks- und Informationsmanagement |
Dokumenttyp | Bachelorarbeit |
Sprache | German |
Format | |
Größe | 3.08 MB |
Zusammenfassung
I.Definition und historische Entwicklung des Gesangbuchs
Diese Arbeit untersucht und vergleicht ausgewählte Gesangbuchsammlungen verschiedener Bibliothekstypen. Zuerst wird der Begriff Gesangbuch definiert und die geschichtliche Entwicklung von evangelischen Kirchenliedern in Deutschland dargestellt, beginnend mit der reformatorischen Singbewegung und den einflussreichen Liedern von Martin Luther und Paul Gerhardt. Die Bedeutung des Gesangbuchs als 'gesungene Bibel' und 'Instrument der Frömmigkeit' wird hervorgehoben. Wichtige Entwicklungsphasen und einflussreiche Gesangbücher wie das Achtliederbuch, der Genfer Psalter und das Babstsche Gesangbuch werden erwähnt. Die Entwicklung wird bis zum 20. Jahrhundert und dem Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) verfolgt, wobei die Herausforderungen der Ökumene und die Entstehung neuer Liederbewegungen berücksichtigt werden.
1. Definition des Gesangbuchs
Die Arbeit beginnt mit einer klaren Definition des Begriffs 'Gesangbuch', wobei dessen vielschichtige Bedeutung und Verwendung im Kontext der christlichen Liturgie und Gemeindearbeit herausgestellt wird. Es wird nicht nur die rein funktionale Definition eines Buches mit Liedern beleuchtet, sondern auch die soziale und kulturelle Funktion als Träger religiöser Traditionen, als Instrument der Frömmigkeit und als Mittel zur Glaubensvermittlung. Der Hymnologe Martin Rößler wird zitiert, der das Gesangbuch als 'gesungene Bibel, klingendes Kirchenjahr, tönender Katechismus und tröstender Begleiter in allen Lebenslagen' beschreibt. Dieser umfassende Ansatz betont die Bedeutung des Gesangbuchs über den rein liturgischen Gebrauch hinaus und verdeutlicht seine Rolle in der individuellen und gemeinschaftlichen Frömmigkeit. Die Definition bildet die Grundlage für die anschließende historische Analyse und den Vergleich der verschiedenen Gesangbuchsammlungen.
2. Historische Entwicklung des Gesangbuchs in Deutschland
Die Darstellung der historischen Entwicklung von Gesangbüchern in Deutschland beginnt mit den Anfängen im frühen Christentum, wo Psalmen und christliche Lieder die Grundlage des Gemeindegesangs bildeten. Die Entwicklung einer eigenen Notenschrift zur Fixierung von Melodien wird beschrieben, ebenso wie die Rolle der Kantoreien und die Entstehung der Liedpredigt als interpretative Praxis. Die Arbeit hebt die Bedeutung der reformatorischen Singbewegung hervor, die zur Verbreitung von Gesangbüchern in der Volkssprache führte. Martin Luther und seine Lieder, darunter das bekannte Weihnachtslied 'Vom Himmel hoch da komm ich her', werden als zentrale Figuren und deren Einfluss auf die Entwicklung des evangelischen Gesangbuchs im 16. Jahrhundert beschrieben. Der Genfer Psalter und das Babstsche Gesangbuch werden als bedeutende Gesangbücher dieser Zeit genannt. Der Einfluss des Pietismus und weitere Entwicklungen im 17. und 18. Jahrhundert mit Persönlichkeiten wie Paul Gerhardt und Joachim Neander werden skizziert. Die Entwicklung wird bis ins 19. Jahrhundert verfolgt, mit der Rückbesinnung auf alte Lieder und dem Bestreben nach einem einheitlichen Gesangbuch für ganz Deutschland. Der Text verdeutlicht die dynamische Beziehung zwischen theologischen Entwicklungen, kulturellen Veränderungen und der Gestaltung von Gesangbüchern.
3. Einfluss von Konfession und sozialen Strömungen
Die geschichtliche Entwicklung der Gesangbücher wird im Zusammenhang mit konfessionellen Besonderheiten und sozialen Strömungen betrachtet. Der Einfluss des Luthertums, des Calvinismus und der Gegenreformation auf die Entstehung und Verbreitung von Gesangbüchern wird dargestellt. Die Arbeit zeigt, wie verschiedene religiöse Gruppierungen und Strömungen, wie zum Beispiel die Pietisten, eigene Gesangbücher herausgaben, oft ohne offizielle kirchliche Autorisierung. Die Bedeutung von Privatgesangbüchern und deren Rolle im privaten und familiären Kontext wird hervorgehoben. Der Text beschreibt, wie diese 'Privatgesangbücher' oft in Konkurrenz zu den offiziellen Gesangbüchern der Landeskirchen standen und die Einheitlichkeit des Gemeindegesangs herausforderten. Die unterschiedlichen Ansätze im Umgang mit Liedgut, die Modernisierung alter Lieder und die Entstehung neuer Lieder werden als wesentliche Aspekte dieser Entwicklung dargestellt. Die Rolle der Obrigkeit und der Kirchenleitung bei der Legitimation und Verbreitung von Gesangbüchern wird ebenfalls thematisiert.
II.Erschließung von Gesangbuchsammlungen Stand und Methoden
Ein zentrales Thema ist die Bibliothekserschließung von Gesangbuchsammlungen. Die Arbeit analysiert den aktuellen Erschließungsstand anhand von Titelaufnahmen aus Bibliothekskatalogen und stellt bibliotheksübergreifende Gesangbuchkataloge und -bibliographien vor, wie die Gesangbuchbibliographie der Universität Mainz. Die Herausforderungen bei der Katalogisierung alter Drucke, inklusive der Verwendung von Standards wie RAK und AAD, werden beleuchtet. Methodisch werden Fragebögen an Bibliotheken versandt, um Informationen zu den Sammlungen zu erhalten. Die Arbeit zeigt exemplarisch die Vorgehensweise bei der Katalogisierung anhand von Beispielen aus der Landeskirchlichen Zentralbibliothek Stuttgart auf.
1. Aktueller Erschließungsstand von Gesangbuchsammlungen
Die Arbeit untersucht den aktuellen Stand der Erschließung von Gesangbuchsammlungen in verschiedenen Bibliotheken. Die Beschreibung des Erschließungsstandes erfolgt anhand von Titelaufnahmen aus den jeweiligen Bibliothekskatalogen. Dabei wird deutlich, dass die Qualität und Vollständigkeit der Erschließung stark variiert. Die Untersuchung zeigt, dass die verwendeten Schlagworte uneinheitlich sind und oft nur eine unpräzise Suche ermöglichen. Häufig verwendete Schlagworte sind 'Gesangbuch', 'Kirchenlied', 'Gesang' und 'Musikdruck', aber eine konsistente Verwendung fehlt. Konfessionelle Schlagworte wie 'evangelische Kirche' oder 'Brüdergemeine' werden ebenfalls uneinheitlich verwendet. Die Arbeit verweist auf die Schwierigkeit, alle relevanten Aspekte eines Gesangbuchs in den bestehenden Katalogen zu erfassen. Diese Feststellung unterstreicht die Notwendigkeit einer verbesserten und standardisierten Bibliothekserschließung von Gesangbuchbeständen.
2. Bibliotheksübergreifende Kataloge und Bibliographien
Neben der Analyse der lokalen Erschließung in einzelnen Bibliotheken werden bibliotheksübergreifende Gesangbuchkataloge und Bibliographien vorgestellt. Diese ergänzen die lokale Erschließung und bieten die Möglichkeit einer sammlungsübergreifenden Recherche. Die Arbeit erwähnt beispielsweise die Gesangbuchbibliographie, die aus einem Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) hervorgegangen ist. Diese bibliotheksübergreifenden Ressourcen bieten den Vorteil, dass sie einen umfassenderen Überblick über das vorhandene Liedgut ermöglichen. Allerdings werden auch die Herausforderungen solcher Projekte angesprochen. So fehlt beispielsweise in der Gesangbuchbibliographie eine Liste der teilnehmenden Bibliotheken, was die Nutzung und Auswertung einschränkt. Die Arbeit verdeutlicht, dass trotz des Potenzials von Online-Katalogen und bibliotheksübergreifenden Projekten oft personelle und finanzielle Ressourcen fehlen, um eine vollständige und einheitliche Erschließung zu gewährleisten.
3. Eigenständige Katalogisierung und methodische Vorgehensweise
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Arbeit ist die eigenständige Katalogisierung von Gesangbuchbeispielen aus der Landeskirchlichen Zentralbibliothek Stuttgart. Anhand dieser Beispiele wird die genaue Vorgehensweise bei der Katalogisierung detailliert beschrieben und auf auftretende Schwierigkeiten eingegangen. Die Arbeit dient somit nicht nur der Analyse des aktuellen Erschließungsstandes, sondern bietet auch praktische Hinweise zur Verbesserung der Katalogisierungspraxis. Es wird gezeigt, welche Informationen in einer Titelaufnahme enthalten sein sollten, um eine eindeutige Identifizierung und Recherche zu ermöglichen. Die Berücksichtigung von Details wie der originalen Titelaufschrift, Abbildungen auf dem Titelblatt, sowie Angaben zur Notenschrift und Auflagenbezeichnung werden als entscheidend für eine umfassende Katalogisierung hervorgehoben. Die Arbeit betont die Herausforderungen, die mit der Katalogisierung alter Drucke und der Berücksichtigung von unterschiedlichen Regelwerken verbunden sind, z.B. RAK und AAD.
III.Fallstudien Gesangbuchsammlungen in verschiedenen Bibliotheken
Die Arbeit präsentiert Fallstudien zu fünf Gesangbuchsammlungen, die verschiedene Bibliothekstypen repräsentieren: zwei Landeskirchliche Zentralbibliotheken (Stuttgart und Baden), zwei Forschungsbibliotheken mit interdisziplinärem Fokus und eine kirchliche Bibliothek. Für jede Sammlung werden Bestandsgröße, Entstehungsgeschichte und Erschließungsmethoden beschrieben. Die Analyse umfasst die Art der Katalogisierung, die verwendeten Schlagworte (z.B. 'Gesangbuch', 'Kirchenlied', 'Musikdruck'), sowie die verwendeten Regelwerke (z.B. RAK). Die Sammlung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, mit ihren Beständen, inkl. des Achtliederbuchs und der Herausforderungen der Suche im OPAC (GBV), wird als Beispiel ausführlicher betrachtet. Die Sammlung der Landeskirchlichen Zentralbibliothek Baden mit ihren Schwerpunkten auf Südwestdeutschland und dem Zugang durch Schenkungen und Nachlässe (z.B. Sammlungen Birkner, Seebaß, Schadt, Bertheau) wird ebenfalls analysiert.
1. Die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Die Fallstudie zur Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel beschreibt eine umfangreiche Gesangbuchsammlung, deren Grundstein im 15. Jahrhundert von Johann Gottfried und Johann Christoph Olearius gelegt wurde. Die Sammlung enthält viele Gesangbücher aus Gotha, aber auch aus verschiedenen anderen Regionen wie Sachsen-Coburg-Gotha, Elsass-Lothringen, Estland, Finnland, Frankreich, Ungarn und den USA. Besonders hervorgehoben wird das 'Achtliederbuch' als ältestes evangelisches Gesangbuch in der Sammlung. Durch Ankäufe im 19. Jahrhundert wuchs der Bestand um ca. 600 Titel. Die formale Erschließung ist abgeschlossen und erfolgte nach RAK und AAD-Standards. Der größte Teil der Sammlung ist im OPAC (Teil des GBV) auffindbar, jedoch erschwert die fehlende einheitliche Schlagwortvergabe die gezielte Suche. Das Herzog-Ernst-Stipendium der Fritz Thyssen Stiftung fördert die wissenschaftliche Nutzung der Bestände.
2. Die Landeskirchliche Zentralbibliothek Baden
Die Gesangbuchsammlung der Landeskirchlichen Zentralbibliothek Baden umfasst ca. 5000 Exemplare. Neben Gesangbüchern für den Gottesdienst beinhaltet sie Schulgesangbücher, Liederbücher für kirchliche Gruppen und weltliche Gesangbücher. Der Schwerpunkt liegt auf Gesangbüchern aus dem südwestdeutschen Raum, insbesondere der badischen Landeskirche, aber auch eine repräsentative Auswahl aus anderen Regionen und Konfessionen ist vorhanden. Die Sammlung wächst durch Schenkungen und Nachlässe, wie zum Beispiel die Sammlungen von Joseph Freiherr von Stockhorn (badischer Regierungsrat, beteiligt am badischen Choralbuch 1836) und Ludwig Schmitthenner (Freiburger Pfarrer, Herausgeber eines Kindergottesdienst-Liederbuchs). Auch Bestände aus Pfarrämtern bereichern die Sammlung, darunter oft Titel von Bedeutung für die Geschichte der Landeskirche. Die Aufstellung der Titel erfolgt chronologisch, wobei das Systematik des Katalogs 'Gesangbücher in Württemberg' nur noch teilweise angewandt wird.
3. Vergleichende Analyse der Bibliothekserschließung
Die Fallstudien ermöglichen einen Vergleich der bibliothekarischen Erschließung der verschiedenen Gesangbuchsammlungen. Es werden Unterschiede in der Bestandsgröße, der Entstehungsgeschichte der Sammlungen und den Erschließungsmethoden aufgezeigt. Die Arbeit vergleicht die verwendeten Regelwerke (sofern zugänglich) und analysiert die Art der Titelaufnahmen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den verwendeten Schlagwörtern und der Konsistenz der Erschließung. Die Arbeit zeigt die Unterschiede in der Tiefe und der Genauigkeit der bibliografischen Beschreibungen. Die Methoden zur Datenerfassung, wie der Versand von Fragebögen an die Bibliotheken, werden beschrieben. Dieser vergleichende Ansatz verdeutlicht die Herausforderungen bei der Schaffung eines einheitlichen Zugangs zu diesem speziellen Bestand.
IV.Gesangbücher in Württemberg Der Katalog Gesangbücher in Württemberg
Ein besonderer Fokus liegt auf dem gedruckten Katalog „Gesangbücher in Württemberg“, der die Gesangbuchlandschaft Württembergs dokumentiert. Der Katalog, basierend auf dem vorherigen „Gesangbuch-Corpus“, beinhaltet Informationen zu Fundorten, Sprachen, Konfessionen und Liedgut. Die Arbeit beschreibt die Struktur des Katalogs und seine Online-Fortführung, den „Index Gesangbücher in Württemberg“. Die Katalogisierung im Katalog wird im Detail beschrieben, inkl. der verwendeten Signatur-Systematik. Der Katalog stellt eine wichtige Ressource für die Hymnographie dar.
1. Der Katalog Gesangbücher in Württemberg Umfang und Zielsetzung
Der gedruckte Katalog "Gesangbücher in Württemberg" dokumentiert die Gesangbuchbestände in württembergischen Bibliotheken und Archiven. Er erfasst alle Sprachen, Herkunftsregionen und Konfessionen ohne Einschränkung, wobei der Fokus auf dem Gebiet der württembergischen Landeskirche liegt. Neben Gesangbüchern im engeren Sinne werden auch Choralbücher und ergänzende Liederbücher für den Gottesdienst erfasst. Andere Publikationen wie Literatur für Chöre oder Liederbücher mit gemischtem Inhalt (z.B. Fahrtenliederbücher) bleiben hingegen unberücksichtigt. Der Katalog entstand aus dem "Gesangbuch-Corpus", einer hymnologisch-bibliographischen Ordnung, die 1992 von Heinz Dietrich Metzger auf Anregung des Evangelischen Oberkirchenrats begonnen wurde und im Laufe der Jahre durch die Einbeziehung weiterer Bibliotheken (u.a. Württembergische Landesbibliothek - WLB) auf über 3800 Titel erweitert wurde. Die gedruckte Ausgabe des "Gesangbuch-Corpus" erschien 2002 als "Gesangbücher in Württemberg".
2. Systematik und Struktur des Katalogs
Die Katalogisierung im "Gesangbücher in Württemberg" verwendet ein System mit einem Numerus currens, der die Gattung des Gesangbuchs und Rückschlüsse auf die Datierung zulässt. Eine Ziffer am Anfang kennzeichnet die Gattung (z.B. 5 für ein datiertes Gesangbuch ohne Noten), ein vorangestelltes 'Z' deutet auf Andachtsbücher oder Autorensammlungen hin. Die folgenden Ziffern bilden die laufende Nummerierung innerhalb einer Jahres- und Gattungsgruppe. Für Titel aus der Württembergischen Landesbibliothek wird zusätzlich die interne Signatur ('Swl-Sign') angegeben. Da gedruckte Kataloge nur begrenzt aktuell gehalten werden können, wurde auf eine gedruckte Fortschreibung verzichtet. Stattdessen existiert der "Index Gesangbücher in Württemberg", eine Online-Fortschreibung in Zusammenarbeit mit der EDV-Abteilung der WLB, die Register zu Titeln, Personen, Druckern, Verlegern, Orten und Körperschaften beinhaltet. Die Online-Version enthält jedoch nicht alle Informationen der gedruckten Ausgabe, insbesondere Fundorte und Literaturverzeichnisse. Der Index ist ohne den gedruckten Katalog nur eingeschränkt nutzbar.
3. Besonderheiten der Katalogisierung und Herausforderungen
Der Katalog weist Besonderheiten in der Katalogisierung auf. So werden - im Gegensatz zu den Regeln der RAK-WB - Angaben zu Abbildungen auf dem Titelblatt und sogar der Name des Künstlers aufgenommen. Die Beschreibung von Abbildungen erfolgt durch einen fingierten Titel in Klammern (z.B. 'musizierende Engel'). Die Arbeit diskutiert die Herausforderungen bei der Erstellung und Pflege von bibliotheksübergreifenden Katalogen. Diese benötigen entweder große Redaktionsteams (wie bei der Gesangbuchbibliographie) oder eine einzelne Person mit großem Engagement (wie beim Katalog 'Gesangbücher in Württemberg'). Die Abhängigkeit von Einzelpersonen und die Anfälligkeit für Unterbrechungen (z.B. durch Finanzierungsprobleme wie im Fall der Gesangbuchbibliographie der Universität Mainz) gefährden die Vollendung solcher Projekte. Die Arbeit betont, dass trotz der detaillierten Katalogisierung im "Gesangbücher in Württemberg" nicht alle Aspekte eines Gesangbuchs für eine eindeutige Identifizierung erfasst werden können. Die Zukunft des Katalogs und die Notwendigkeit einer nachhaltigen Pflege werden thematisiert.
V.Fazit Bibliotheksübergreifende Erschließung von Gesangbüchern
Die Arbeit zeigt die Notwendigkeit einer umfassenden und bibliotheksübergreifenden Erschließung von Gesangbüchern. Sie hebt die Vorteile von Online-Katalogen wie der Gesangbuchbibliographie hervor, bezeichnet aber gleichzeitig die Herausforderungen bei der Katalogisierung und der Sicherstellung der Langzeitverfügbarkeit dieser Daten. Die Fallstudien demonstrieren die Vielfalt an Gesangbuchsammlungen und die unterschiedlichen Ansätze der Erschließung. Die Arbeit plädiert für die Weiterentwicklung von bibliotheksübergreifenden Projekten zur Verbesserung des Zugangs zu diesem wichtigen kulturellen Erbe.
1. Entstehung und Vorgänger des Katalogs
Der Katalog "Gesangbücher in Württemberg" ist ein gedrucktes Verzeichnis von Gesangbüchern in württembergischen Bibliotheken und Archiven. Er entstand 2002 als gedruckte Fassung des "Gesangbuch-Corpus", das 1992 von Heinz Dietrich Metzger auf Anregung des Evangelischen Oberkirchenrats begonnen wurde. Das "Gesangbuch-Corpus" startete als hymnologisch-bibliographische Ordnung der Bibliothek des Oberkirchenrats und wurde später um Bestände weiterer Bibliotheken und Archive erweitert, darunter wichtige Pfarr- und Institutsbibliotheken. Ziel war eine möglichst umfassende Abbildung der Gesangbuchlandschaft Württembergs, obwohl nicht alle Sammlungen erfasst werden konnten. In den ersten drei Jahren wurden ca. 1500 Gesangbücher erschlossen, weitere 3800 Titel kamen durch die Zusammenarbeit mit der Württembergischen Landesbibliothek (WLB) hinzu und wurden in das "Gesangbuch-Corpus" integriert.
2. Inhalt und Kriterien der Erfassung
Der Katalog "Gesangbücher in Württemberg" dokumentiert Gesangbücher im weiteren Sinne, also auch Choralbücher und ergänzende Liederbücher für den Gottesdienstgebrauch. Er umfasst alle Sprachen, Herkunftsregionen und Konfessionen im württembergischen Raum. Publikationen wie reine Chorbücher ohne Bezug zu einem Gesangbuch oder Liederbücher mit gemischtem Inhalt (z.B. Fahrtenliederbücher) werden nicht erfasst. Die Aufstellung der Titel erfolgte zunächst nach der Systematik des Katalogs, wurde aber später für Neuzugänge angepasst. Die neuere Signatur besteht aus Jahreszahl und einfachem Numerus currens, unabhängig vom alten System. Die Sammlung ist weitgehend zugänglich, wird aber nur selten genutzt. Die Nutzung des Katalogs wird durch Ausstellungen in der Bibliothek und externen Einrichtungen unterstützt.
3. Online Fortschreibung und zukünftige Herausforderungen
Da gedruckte Kataloge nur eine begrenzte Gültigkeit haben, wurde der Katalog nicht gedruckt fortgeschrieben. Stattdessen wurde der "Index Gesangbücher in Württemberg" entwickelt, eine Online-Fortschreibung in Zusammenarbeit mit der EDV-Abteilung der WLB. Der Index enthält die gleichen Register wie die gedruckte Version (Titel, Personen, Drucker, Verleger, Orte, Körperschaften), jedoch fehlen das Verzeichnis der Fundorte und die Literaturangaben der gedruckten Ausgabe. Die Titelaufnahmen im Index sind im Wesentlichen identisch mit der gedruckten Version, ausser dass Sonderzeichen, insbesondere Umlaute, durch die heute üblichen ersetzt wurden. Der Index ist jedoch ohne den gedruckten Katalog nicht vollständig nutzbar. Die Arbeit hebt die Problematik hervor, dass der Katalog in seiner Fortschreibung stark von einer Person abhängig war und der Autor aus Altersgründen die Arbeiten nicht mehr fortführen kann. Es existieren zwar Weiterführungsideen, diese sind aber noch nicht konkretisiert.