
Fachfacettierung: Mannheimer Unibib
Dokumentinformationen
Autor | Julian Frick |
Schule | Hochschule der Medien Stuttgart |
Fachrichtung | Bibliotheks- und Informationsmanagement |
Dokumenttyp | Bachelorarbeit |
Sprache | German |
Format | |
Größe | 1.20 MB |
Zusammenfassung
I.Suchmöglichkeiten in Bibliothekskatalogen Eine Analyse von Facettierung und Klassifizierung
Die Studie untersucht die Suchfunktionen verschiedener Bibliothekskataloge, insbesondere die Möglichkeiten der fachlichen Facettierung von Suchanfragen. Traditionelle Zettelkataloge boten nur begrenzte Suchmöglichkeiten, während moderne Online Public Access Kataloge (OPACs) eine umfassendere Recherche ermöglichen. Ein zentraler Aspekt ist die Nutzung von Klassifikationssystemen wie der Regensburger Verbundklassifikation (RVK), der Dewey Decimal Classification (DDC) und der Library of Congress Classification (LCC) sowie die Integration von Schlagwörtern für die fachliche Eingrenzung der Trefferliste. Die Effizienz dieser Systeme wird anhand von Beispielen aus verschiedenen Bibliotheken, u.a. der Universitätsbibliothek Mannheim (mit 1.151.861 monographischen Werken, davon 760.652 mit RVK-Notationen und 715.399 mit SWD-Schlagwörtern) analysiert. Herausforderungen liegen in der heterogenen Erschließung von Beständen und der Notwendigkeit einer benutzerfreundlichen Darstellung der Notationsstellen im Drilldown-Menü.
1. Entwicklung der Bibliotheks Suchmöglichkeiten
Der Text beschreibt die Entwicklung von Bibliothekskatalogen von traditionellen Zettelkatalogen mit begrenzten Suchmöglichkeiten (Verfasser, Sachtitel, Schlagwörter, Standort) hin zu modernen Online Public Access Catalogs (OPACs). OPACs ermöglichen die Suche nach nahezu allen Bestandteilen einer Titelaufnahme und erlauben die Kombination mehrerer Suchkriterien. Dies schafft diverse Recherche-Einstiege mit unterschiedlichen Ausgangsfragen und Zielen. Der Wandel von analogen zu digitalen Katalogen brachte eine massive Erweiterung der Suchmöglichkeiten mit sich. Die verbesserte Suchfunktionalität der OPACs ist ein zentraler Punkt der Analyse, welche die Basis für effizientere Recherchen und die Nutzung von Facettierung darstellt. Die Grenzen der traditionellen Systeme werden deutlich aufgezeigt, um den Fortschritt und die Notwendigkeit der modernen Systeme zu unterstreichen.
2. Fachliche Eingrenzung der Suche Schlagwörter vs. Notation
Die Studie beleuchtet die Effektivität von Schlagwörtern und Notationen für die fachliche Eingrenzung von Suchergebnissen. Eine reine Schlagwortsuche, beispielsweise nach "Informatik", erweist sich als unzureichend, da nur ein Bruchteil der relevanten Titel mit solchen Schlagwörtern versehen ist. Am Beispiel der UB Mannheim wird dies verdeutlicht: Während 31.561 Titel die RVK-Hauptgruppe D (Pädagogik) aufweisen, besitzen nur 6.011 das Schlagwort "Pädagogik". Die Gründe dafür liegen im Prinzip der engen Schlagwortvergabe. Die Nutzung von Notationsstellen aus Klassifikationssystemen wie der RVK wird als Ergänzung vorgeschlagen, um eine umfassendere fachliche Suche zu ermöglichen. Die Notwendigkeit einer klaren Darstellung der verwendeten Systematik und der Bedeutung der Notationen im Katalog wird hervorgehoben, um die Benutzerfreundlichkeit zu verbessern und die Akzeptanz der Notationssuche zu steigern. Die Grenzen von alleiniger Schlagwort- oder Notationssuche werden offengelegt, um die Vorteile einer kombinierten Strategie zu verdeutlichen.
3. Facettierung als Methode zur Suchanfrage Eingrenzung
Der Text führt den Begriff der Facettierung ein, welche die zusätzliche Eingrenzung von Suchergebnissen über bestimmte Attribute ermöglicht. Facetten spiegeln grundlegende Aspekte eines Gegenstandsbereichs wider und eignen sich sowohl für formale (z.B. Sprache) als auch inhaltliche (z.B. Schlagwörter) Erschließungsdaten. Die Funktionsweise wird am Beispiel einer sprachlichen Facette ("Deutsch", "Englisch") erläutert: Die Auswahl eines Wertes schränkt die Trefferliste ein, und die verbleibenden Facetten werden neu berechnet. Das Hinzufügen und Entfernen von Facetten ermöglicht eine dynamische Anpassung der Suche. Jeder Facettenwert ist mit mindestens einem Treffer verbunden, wodurch Nulltreffer vermieden werden. Die Möglichkeit der Facettierung wird als nützliches Werkzeug zur präziseren Suche hervorgehoben und die einfache Integration neuer Facettenwerte betont. Die grundlegende Funktionsweise der Facettierung und ihre Vorteile für den Benutzer werden prägnant erklärt.
4. Vergleich verschiedener Bibliothekskataloge und deren Suchfunktionen
Der Abschnitt vergleicht die Suchfunktionalitäten verschiedener Bibliothekskataloge hinsichtlich der fachlichen Eingrenzung. Kataloge wie der des KUG (Karlsruher Virtuellen Katalogs) und der NCSU Libraries bieten Facettierungsmöglichkeiten, jedoch mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen. Der KUG leidet unter der Heterogenität der verwendeten Klassifikationen, was die Suche erschwert. Die NCSU Libraries nutzen einheitlich die Library of Congress Classification (LCC) und bieten eine benutzerfreundlichere Systematik-Eingrenzung mit Erklärungen der Notationen im Drilldown-Menü. Die Flexibilität der Suche im Katalog der NCSU Libraries wird als vorteilhaft hervorgehoben, im Gegensatz zur eingeschränkten Suchfunktion des KUG. Der SWB (Südwestdeutscher Bibliotheksverbund) wird ebenfalls betrachtet, wobei hier die Möglichkeiten der fachlichen Eingrenzung begrenzt sind. Die unterschiedlichen Ansätze und deren Auswirkungen auf die Benutzerfreundlichkeit werden gegenübergestellt.
5. Klassifikationsübergreifende Suche und die Rolle des SWB
Die Studie diskutiert die Herausforderungen der fachlichen Facettierung in Bibliotheken mit heterogenen Klassifikationssystemen. Der SWB-Katalog wird als Beispiel für eine klassifikationsübergreifende Suche mittels des Links "Ähnliche Literatur" vorgestellt. Diese Funktion erlaubt die Suche nach Titeln mit gleichen oder ähnlichen RVK- oder DDC-Notationen basierend auf einem bereits gefundenen Titel. Jedoch ist diese Methode auf Titel beschränkt, die sowohl RVK- als auch DDC-Notationen besitzen, was die Anzahl der nutzbaren Titel einschränkt. Der Text verdeutlicht die Schwierigkeiten bei der Handhabung unterschiedlicher Klassifikationssysteme in großen Verbundkatalogen und die Notwendigkeit von innovativen Lösungen für eine umfassende fachliche Recherche.
II.Fachliche Facettierung Methoden und Herausforderungen
Die Studie analysiert verschiedene Ansätze der fachlichen Facettierung in Bibliothekskatalogen. Die Eingrenzung von Suchanfragen erfolgt meist über Notationsstellen (z.B. RVK, DDC) und Schlagwörter (z.B. SWD). Die Kombination beider Methoden wird als besonders effektiv für fachspezifische Recherchen beschrieben. Ein Problem stellt die heterogene Erschließung in Bibliotheken dar, die verschiedene Klassifikationen verwenden. Der Katalog der SWB (mit ca. 14,4 Millionen Titeln im Jahr 2010, davon 4,9 Millionen sachlich erschlossen) wird als Beispiel für eine klassifikationsübergreifende Suche genannt, jedoch mit der Einschränkung, dass diese Methode nur für Titel mit sowohl RVK als auch DDC-Notationen funktioniert. Die klare Anzeige der Notation und der zugehörigen Fachbegriffe im Drilldown-Menü wird als entscheidend für die Benutzerfreundlichkeit hervorgehoben.
1. Methoden der fachlichen Facettierung
Die fachliche Facettierung von Suchanfragen wird in den meisten der untersuchten Bibliothekskataloge (mit Ausnahme des SWB) eingesetzt. Sie ermöglicht die Eingrenzung der Trefferliste durch die Auswahl von Notationsstellen aus Klassifikationssystemen (z.B. RVK, DDC) oder Schlagwörtern. Schlagwörter eignen sich oft eher für sehr eingegrenzte Themengebiete. Eine Kombination von Notationsstellen und Schlagwörtern ist möglich und besonders hilfreich bei fachspezifischen Eingrenzungen. Für eine effektive Benutzerführung ist die durchgängige Anzeige der Benennungen einzelner Notationsstellen unerlässlich, wie es beispielsweise in den Katalogen der NCSU Libraries und der UB Augsburg umgesetzt wird. Die Kombination verschiedener Methoden zur präziseren Eingrenzung der Suchergebnisse wird als effektiv beschrieben. Die Notwendigkeit einer klaren und benutzerfreundlichen Darstellung der verschiedenen Methoden wird hervorgehoben.
2. Herausforderungen bei heterogenen Beständen
Eine Schwierigkeit bei der fachlichen Facettierung ergibt sich aus heterogen erschlossenen Beständen, also solchen, die verschiedene Klassifikationssysteme verwenden. Die gleichzeitige Anzeige von Notationen verschiedener Klassifikationen im Drilldown-Menü kann für den Benutzer verwirrend sein. Eine Beschränkung auf ein einziges Klassifikationssystem für die Facettierung führt hingegen dazu, dass ein Teil der fachlich relevanten Titel nicht berücksichtigt wird. Das Problem wird anhand verschiedener Beispiele illustriert, wo die unterschiedlichen Ansätze zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Die Herausforderung liegt darin, ein System zu finden, das die Vielfalt der Klassifikationssysteme berücksichtigt, ohne die Benutzerfreundlichkeit zu beeinträchtigen. Die heterogene Erschließung von Beständen stellt eine große Herausforderung für die Implementierung einer effektiven fachlichen Facettierung dar.
3. Klassifikationsübergreifende Facettierung Ansätze und Limitationen
Der Text diskutiert Ansätze zur fachlichen Facettierung in Bibliotheken mit klassifikatorisch heterogenen Beständen, für die das Modell fachlich spezialisierter Teilbibliotheken nicht anwendbar ist. Der SWB-Katalog mit seiner Möglichkeit, nach "ähnlicher Literatur" zu suchen, wird als ein Ansatz genannt. Diese Funktion sucht nach Titeln mit mindestens einer übereinstimmenden RVK- oder DDC-Notation zu einem bereits ausgewählten Titel. Die große Schwäche dieses Ansatzes liegt darin, dass ein geeigneter Ausgangstitel gefunden werden muss, der sowohl RVK- als auch DDC-Notationen aufweist – eine Bedingung, die nur für eine relativ geringe Anzahl von Titeln im SWB-Katalog zutrifft. Die Suche nach alternativen, umfassenderen Methoden zur klassifikationsübergreifenden fachlichen Facettierung bleibt als offene Herausforderung für die Zukunft stehen. Die Grenzen der derzeitigen Lösungen werden klar hervorgehoben.
III.Universitätsbibliothek Mannheim Ein Fallbeispiel für die Implementierung fachlicher Facetten
Die Universitätsbibliothek Mannheim (UB Mannheim) dient als Fallbeispiel für die Entwicklung und Implementierung einer fachlichen Facette im Online-Katalog. Die Studie beschreibt die vorhandenen Sacherschließungsmethoden (DBS-Statistikgruppen, SWD-Systematik, RVK, DNB-Sachgruppen) und zeigt wie die Daten aus diesen Systemen für die Erstellung einer neuen Facettierung kombiniert werden können. Es wird eine Konkordanz zwischen SWD-Systematik und DNB-Sachgruppen erstellt und deren Eignung für die fachliche Facettierung untersucht. Ein automatisches Klassifizierungsverfahren basierend auf fallbasiertem Schließen wird als Unterstützung für die Retrosystematisierung größerer Bestände erwähnt. Das entwickelte System für die UB Mannheim umfasst 16 Fächer, basierend auf der fachlichen Verteilung des Studienangebots und des Bibliotheksbestandes. Die Funktionalität der neuen Facettierung wird in einem Testsystem demonstriert, wobei der Fokus auf der Kombination von Fächern mit dem booleschen Operator AND liegt. Die Trefferliste kann so sukzessive nach den gewünschten Kriterien eingeschränkt werden.
1. Sacherschließungspraxis an der UB Mannheim
Die Universitätsbibliothek Mannheim (UB Mannheim) erschließt ihre Medien auf verschiedene Weisen. Die Erwerbungsabteilung vergibt Sachgruppen nach einer Systematik, die sich an den Statistikgruppen der Deutschen Bibliotheksstatistik (DBS) orientiert. Diese Systematik ist mit 35 Sachgruppen etwas kompakter als die aktuellen DBS-Gruppen, weist aber keine gravierenden Unterschiede auf. Eine vorhandene Konkordanz zwischen DBS- und DNB-Sachgruppen erleichtert die Datenübertragung. Zusätzlich werden Schlagwörter gemäß der SWD (Schlagwortnormdatei) verwendet. Die UB Mannheim verfügt über insgesamt 1.151.861 monographische Werke; 760.652 Titel haben RVK-Notationen und 715.399 Titel SWD-Schlagwörter (66% bzw. 62% des Bestandes). 21.764 Titel sind bereits nach DNB-Sachgruppen klassifiziert. Die vielfältigen Methoden der sachlichen Erschließung bilden die Grundlage für die Entwicklung der fachlichen Facettierung.
2. Konzeption der fachlichen Facette Datenquellen und Fächerdefinition
Um eine fachliche Facette zu konzipieren, wurde untersucht, wie viele Titel der UB Mannheim über Sacherschließung mittels der verschiedenen Methoden verfügen. Die Auswertung der Titelinformationen im SWB zeigte, dass ein Großteil des Bestandes mit RVK-Notationen und SWD-Schlagwörtern erschlossen ist. Die SWD-Systematik mit 36 Hauptgruppen und einer Gruppe für unspezifische Allgemeinwörter wurde analysiert, und deren Eignung für die Facettierung geprüft. Die Definition der einzelnen Fächer für die Facette basierte auf der fachlichen Verteilung des Studienangebots der Universität Mannheim und dem Bestand der UB Mannheim (RVK-Hauptgruppen und DNB-Sachgruppen). Es wurden RVK-Hauptgruppen überprüft und durch ähnliche Sachgruppen der DNB und SWD ergänzt. Letztendlich wurden 16 Fächer mit ihren jeweiligen Haupt- oder Sachgruppen definiert.
3. Implementierung und Test der fachlichen Facette
Die entwickelte fachliche Facette wurde in einem Testsystem der UB Mannheim implementiert. Die Fächer wurden gemäß der Definition mit den verbundenen DNB-Sachgruppen und RVK-Notationen umgesetzt. Daten der SWD-Systematik und zusätzliche Studienfächer waren im Testsystem zunächst nicht berücksichtigt. Das Testsystem enthielt nur ca. 15% des gesamten Mannheimer Bestandes. Die fachliche Facette wurde in das Drilldown-Menü des Katalogs integriert, wobei nur die Fächer mit verknüpften Titeln in der aktuellen Trefferanzeige angezeigt werden. Die Auswahl eines Faches schränkt die Trefferliste ein; die Verknüpfung mehrerer Fächer ist über den Booleschen Operator AND möglich. Beispiele für die Funktionsweise der Facette bei der Suche nach "Wirtschaftsrecht" und "Wirtschaftspädagogik" werden genannt, um den Nutzen der Facettierung für die Titelauswahl in interdisziplinären Fachgebieten zu demonstrieren.
Dokumentreferenz
- Von der formalen zur realen Einschichtigkeit der Universitätsbibliothek Mannheim. Die letzte Etappe zum Erfolg (Präsentationsfolien) (Benz, Christian)