Informationsstrukturen in der Türkei - dargestellt am Bibliothekswesen des Landes

Bibliothekswesen Türkei: Struktur & Entwicklung

Dokumentinformationen

Autor

Fadimana Cömert

instructor/editor Prof. Dr. Wolfgang Krueger
Schule

Fachhochschule Stuttgart – Hochschule der Medien

Fachrichtung Bibliothekswesen
Dokumenttyp Diplomarbeit
Sprache German
Format | PDF
Größe 343.32 KB

Zusammenfassung

I.Entwicklung des türkischen Bibliothekswesens Historischer Überblick und aktuelle Herausforderungen

Die Diplomarbeit analysiert die Entwicklung des türkischen Bibliothekswesens, von seinen Anfängen bis zur Gegenwart. Das Gesetz von 1924, welches die meisten Bibliotheken (‚vakif kütüphaneleri‘) dem Bildungsministerium unterstellte, bedeutete den Verlust der Autonomie für viele Einrichtungen. Die frühen Bibliotheken, außer denen in Istanbul, waren oft schlecht organisiert und verfügten über einen begrenzten Bestand, hauptsächlich religiöser Literatur. Der Bericht von Kosay hob die mangelhafte Qualität und die dringende Notwendigkeit einer Neuorganisation hervor, inklusive der Gründung moderner öffentlicher Bibliotheken zur Förderung der Volksbildung.

1. Das Gesetz von 1924 und seine Folgen für das türkische Bibliothekswesen

Ein zentraler Punkt der Analyse ist das Gesetz zur Vereinheitlichung des Ausbildungswesens aus dem Jahr 1924. Dieses Gesetz führte zur Überführung der meist von Wohltätigkeitsorganisationen (Vakıf) gegründeten Bibliotheken ('vakif kütüphaneleri') unter die Aufsicht des Bildungsministeriums. Zuvor wurden diese Bibliotheken von Städten oder Kommunen verwaltet. Die Folge dieser Zentralisierung war ein Verlust der Autonomie und wirtschaftlichen Unabhängigkeit für die betroffenen Bibliotheken. Sie wurden staatliches Eigentum und somit vollständig von staatlicher Finanzierung abhängig. Obwohl dies den Einfluss privater Gründer beseitigte und eine gewisse staatliche Unterstützung ermöglichte, bedeutete es auch das Ende der bisher bestehenden Selbstverwaltung und finanziellen Eigenständigkeit. Die Umwandlung in staatliche Institutionen eröffnete zwar neue Möglichkeiten der Entwicklung, stellte aber gleichzeitig die Bibliotheken unter die volle Kontrolle des Staates.

2. Der Zustand der Bibliotheken in der frühen Republik

Die Beschreibung des Zustands der türkischen Bibliotheken in der frühen Republik zeichnet ein Bild von weit verbreiteter Unordnung und mangelnder Infrastruktur. Laut Emsen boten die meisten Bibliotheken außerhalb Istanbuls nicht einmal grundlegende Dienstleistungen an. Sie ähnelten eher unorganisierten Bücherdepots und benötigten dringend eine umfassende Neuorganisation. Ein weiteres Problem war der Bestand selbst, der überwiegend aus religiösen Publikationen bestand und jahrzehntelang kaum erweitert oder aktualisiert wurde. Die vorhandenen Werke waren oft wertvoll, wurden aber eher als Archivgut behandelt, anstatt den Lesern zugänglich gemacht zu werden. Die Notwendigkeit einer Verbesserung der Bestände, insbesondere durch die Anschaffung im Inland gedruckter Bücher und Übersetzungen ausländischer Literatur, wurde deutlich hervorgehoben.

3. Der Kosay Bericht und seine Empfehlungen

Der Bericht von Kosay bildete einen wichtigen Wendepunkt in der Betrachtung des türkischen Bibliothekswesens. Er zeigte die gravierenden Mängel der Bibliotheken auf und enthielt konkrete Empfehlungen an das Kultusministerium. Diese betrafen die dringend notwendige Neuorganisation der bestehenden Bibliotheken, um deren Nutzbarkeit, insbesondere für Wissenschaftler, zu erhöhen. Ein weiterer wichtiger Punkt war die Gründung von modernen öffentlichen Bibliotheken, die den aktuellen Anforderungen entsprechen und zur Volksbildung beitragen. Der Bericht unterstrich damit die Notwendigkeit von strukturellen Veränderungen und die Bedeutung von öffentlichen Bibliotheken für die Gesellschaft.

4. Der zehnjährige Plan von 1961 und die fehlende Rechtsgrundlage

Die Gründung des Bibliothekskomitees im Jahr 1961 und die daraufhin erstellte zehnjährige Planung für öffentliche Bibliotheken markierte einen wichtigen Schritt in Richtung einer systematischen Entwicklung des Bibliothekswesens. Der Plan umfasste neben der Nationalbibliothek auch öffentliche Bibliotheken, Schulbibliotheken und die interbibliothekarische Kooperation. Er enthielt sogar Entwürfe für ein Bibliotheksgesetz und die Änderung bestehender Gesetze zur Gründung der Nationalbibliothek und zur Sammlung von Kunst- und Kulturgütern. Trotz dieser ambitionierten Planung litt das türkische Bibliothekswesen jedoch an einer entscheidenden Schwäche: dem Fehlen eines umfassenden Bibliotheksplans und eines expliziten Bibliotheksgesetzes. Es gab zwar verschiedene Satzungen und Richtlinien, diese waren jedoch nicht ausreichend, um eine kohärente und effektive Entwicklung des gesamten Systems zu gewährleisten. Die fehlende Verpflichtung der Kommunalverwaltungen, ab einer bestimmten Einwohnerzahl Bibliotheken einzurichten, trug ebenfalls zu den bestehenden Problemen bei.

5. Die Nationalbibliothek Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Die Geschichte der Nationalbibliothek zeigt die Herausforderungen bei der Etablierung einer zentralen Institution. Frühere Versuche, eine Nationalbibliothek zu gründen, scheiterten bereits in der Planungsphase. Die 1878 gegründete ‚Kütüphane-i Umûmî-i Osmânî‘ in Istanbul, die zeitweise auch als Nationalbibliothek bezeichnet wurde, erfüllte die Aufgaben einer solchen Institution nicht. Ihre einzige nationalbibliothekarische Funktion war die Sammlung von Pflichtexemplaren in der Türkei gedruckter Publikationen. Die spätere Umbenennung in ‚Beyazit Devlet Kütüphanesi‘ (Beyazit Staatsbibliothek) änderte nichts an ihrer Funktion als wissenschaftliche Einrichtung, ohne die eigentliche Rolle einer National- oder Staatsbibliothek zu erfüllen. Die Beschreibung des neuen Gebäudes mit seinen modernen Einrichtungen (Druckerei, Mikrofilmlabore etc.) unterstreicht jedoch den Fortschritt in bestimmten Bereichen.

II.Die Situation der Universitätsbibliotheken in der Türkei

Trotz einer langen Bildungstradition entstand die erste Universität in der Türkei erst 1883 (‚Osmanli Darülfünunu‘). Die Entwicklung der Universitätsbibliotheken war unkoordiniert und erfolgte ohne einheitlichen gesetzlichen Rahmen. Sie weisen ein heterogenes System auf, mit Zentralbibliotheken und oft unabhängigen Institutsbibliotheken. Finanzielle Probleme, unzureichendes Personal und technische Unterentwicklung sind große Herausforderungen. Die Bibliothek der Bilkent Universität in Ankara mit ihrer Software BLISS ist eine Ausnahme. Kooperationen zwischen Universitätsbibliotheken, z.B. über Sammelkataloge (BLISS-CAT, Yordam 2001) und Dokumentlieferdienste (ULAKBIM), nehmen zu, sind aber noch nicht flächendeckend.

1. Heterogenes System der Universitätsbibliotheken

Die Universitätsbibliotheken in der Türkei zeichnen sich durch ein mehrschichtiges und heterogenes System aus. Es gibt Zentralbibliotheken, die als zentrale Verwaltung für die dazugehörigen Institutsbibliotheken fungieren und in Bereichen wie Erwerbung oder technischer Organisation eine Koordinationsfunktion übernehmen. Allerdings existieren auch Institutsbibliotheken, die völlig unabhängig von den Zentralbibliotheken arbeiten, insbesondere an Universitäten mit räumlich verteilten Einheiten. Diese Unabhängigkeit erschwert eine effektive übergreifende Verwaltung und Koordination. Die Gründung der Bibliotheken erfolgte ohne einheitlichen gesetzlichen Rahmen, oft auf Initiative der Hochschulleitungen, was zu unterschiedlichen Gründungszeiten, Organisationsmodellen und Entwicklungspfaden führte. Man könnte sogar behaupten, dass jede Universitätsbibliothek ein eigenes, individuelles Bibliotheksmodell entwickelt hat.

2. Finanzielle und personelle Herausforderungen

Ein zentrales Problem der türkischen Universitätsbibliotheken ist die finanzielle Ausstattung. Es fehlen Standards für die Budgetzuweisung innerhalb des Universitätsetats, die Höhe der Mittel wird der Universitätsleitung überlassen. Dies führt zu einer ungleichmäßigen Verteilung der Ressourcen und dazu, dass Bibliotheken oft mit knappen Mitteln auskommen müssen. Der Anteil der Bibliotheksausgaben am Gesamtetat der Universitäten liegt im Durchschnitt bei lediglich 0-9%, eine Situation, die sich in den letzten Jahren verschlechtert hat. Die unzureichende Finanzierung wirkt sich negativ auf alle wichtigen Bereiche aus: Bestandserweiterung, Personaleinstellung und Investitionen in die technische Ausstattung sind stark eingeschränkt. Auch die Personalsituation ist kritisch. Das Hochschulgesetz von 1981 schreibt zwar einen Universitätsabschluss für Universitätsdirektoren vor, nicht aber einen Abschluss im Bibliothekswesen. Tatsächlich verfügen die meisten Direktoren nicht über eine bibliothekarische Ausbildung, was die wissenschaftliche Arbeit der Bibliotheken beeinträchtigt. Die Personalanzahl ist nach internationalen Standards ebenfalls zu gering.

3. Technologische Entwicklung und Kooperation

Trotz der finanziellen und personellen Engpässe gibt es Bemühungen um die Modernisierung und Automatisierung der Universitätsbibliotheken. Die Entwicklung computergestützter Systeme wurde vor allem seit den 1970er Jahren vorangetrieben. Fast alle Universitätsbibliotheken setzen solche Systeme ein oder planen deren Einführung. Die Bilkent Universität in Ankara nimmt mit ihrer selbst entwickelten Software BLISS (und dem daraus entstandenen BLISS-CAT) eine Vorreiterrolle ein. Anfangs versuchten die Bibliotheken oft, eigene Systeme zu entwickeln; heute wird verstärkt auf den Erwerb und die Implementierung von bestehenden Systemen, sowohl aus dem In- als auch Ausland, gesetzt. Im Bereich der Kooperation zwischen Universitätsbibliotheken gab es bis in die 1990er Jahre kaum Fortschritte. Inzwischen werden jedoch verstärkt Sammelkataloge und Dokumentlieferdienste etabliert, wobei ULAKBIM eine wichtige Rolle spielt. Beispiele für Verbundkataloge sind BLISS-CAT (32 Bibliotheken) und Yordam 2001 (17 Bibliotheken), die trotz Unvollständigkeit eine verbesserte Kooperation ermöglichen. Die Zusammenarbeit im Bereich des Dokumentlieferdienstes konzentriert sich nun auf ULAKBIM, das aus der Fusion von TÜR-DOK und YÖK-DOK entstand.

4. Benutzerbedürfnisse und Bibliotheksinfrastruktur

Die Nutzer von Universitätsbibliotheken sind hauptsächlich Studenten, Lehrende und lokale Forscher. Eine gut organisierte Universitätsbibliothek sollte deren Informationsbedürfnisse decken. Die Realität in der Türkei sieht jedoch anders aus: Viele Bibliotheken sind nicht in der Lage, den Informationsbedarf ihrer Nutzer zu befriedigen, was auf einen Mangel an Materialien, Personal und geeigneten Gebäuden zurückzuführen ist. Nur wenige Bibliotheksgebäude wurden speziell für diesen Zweck konzipiert, die meisten befinden sich in ungeeigneten Räumlichkeiten. Die großen Zeitschriftenbestände an einigen Universitäten (z.B. ODTÜ, Bilkent, Hacettepe – insgesamt ca. 10.000 Titel, davon 5.000 laufend) werden nur unzureichend für die interbibliothekarische Kooperation genutzt. Die mangelnde Infrastruktur und Kooperation behindern den Aufbau eines effizienten Dokumentlieferdienstes.

III.Öffentliche Bibliotheken in der Türkei Defizite und Entwicklungspotenzial

Die öffentlichen Bibliotheken in der Türkei leiden unter einem Mangel an qualifiziertem Personal, unzureichendem Bestand (ca. 12.423.000 Medien im Jahr 2000, im Vergleich zu 107.800.000 in Deutschland) und finanziellen Schwierigkeiten. Zentrale Medienauswahl durch das Generaldirektorat für Bibliotheken schränkt die Anpassung an lokale Bedürfnisse ein. Die Aufhebung der Zensur hatte positive Auswirkungen auf die Leserzahlen. Die Aufgaben öffentlicher Bibliotheken gehen weit über die reine Bereitstellung von Lernmaterialien hinaus und umfassen die Leseförderung, besonders in ländlichen Gebieten mit hoher Analphabetenrate. Die unzureichende Anzahl und Ausstattung von Bibliotheksgebäuden stellt ein weiteres Problem dar.

1. Vernachlässigung und unzureichende Ausstattung öffentlicher Bibliotheken

Öffentliche Bibliotheken in der Türkei stellen die älteste Organisationsstruktur dar, wurden jedoch lange vernachlässigt. Sie galten oft nur als Ort für Schüler zur Erledigung von Hausaufgaben, Erwachsene und Kinder profitierten kaum davon. Die Gründe hierfür sind vielfältig: ein qualitativ geringer Bestand, mangelnde Öffentlichkeitsarbeit, die Nichtbeachtung von Benutzerwünschen und ein eklatanter Mangel an qualifiziertem Personal. Trotz einiger Fortschritte in den letzten Jahren, insbesondere seit der Gründung der Republik, besteht weiterhin ein erhebliches Defizit. Die zunehmende Bevölkerung verschärft die Lage, da der Bestand viele Leser nicht anspricht und die bestehenden Bibliotheken ungleichmäßig über das Land verteilt sind. Ländliche Gebiete sind besonders benachteiligt, und die jährliche Erweiterung des Bestands ist minimal, was das Leserinteresse weiter schmälert.

2. Probleme bei der Medienbeschaffung und verteilung

Die zentrale Koordination der Medienbeschaffung durch das Generaldirektorat für Bibliotheken, eine Abteilung des Kultusministeriums, führt zu Einschränkungen für die Bibliotheken vor Ort. Sie haben kaum die Möglichkeit, den Interessen ihrer Leser entsprechend Medien auszuwählen. Die unregelmäßige Versorgung mit Publikationskatalogen in Städten und Dörfern, die unpünktliche Herausgabe der Nationalbibliografie und die ungleichmäßige Verteilung der Publikationen verstärken dieses Problem. Die zentrale Erwerbung soll zwar diesen Problemen entgegenwirken, ist aber selbst mit Schwierigkeiten konfrontiert. Die Aufhebung der Zensur hingegen stellt eine positive Entwicklung dar. Sie ermöglicht den Zugang zu einer größeren Vielfalt an Literatur und hat zu einem Anstieg der Leserzahlen geführt.

3. Personalsituation und finanzielle Engpässe

Die Personalsituation in öffentlichen Bibliotheken ist alarmierend. Ein Großteil des Personals verfügt über keine bibliothekarische Ausbildung und ist oft zufällig in diesem Beruf tätig. Es gibt kein Gesetz, das die erforderlichen Qualifikationen festlegt, was zu einer willkürlichen Personalauswahl führt. Qualifiziertes Personal fehlt, und manche Bibliotheken werden sogar von Personen mit nur einem Grundschulabschluss geleitet. Die finanzielle Situation verschärft die Lage. Das System wird zentral von der Regierung finanziert, erhält aber nur einen geringen Anteil des Budgets des Kultusministeriums. Die meisten öffentlichen Bibliotheken kämpfen mit finanziellen Schwierigkeiten und können grundlegende Aufgaben wie die Erweiterung des Bestands oder die Einstellung qualifizierten Personals nicht leisten. Nur die Nationalbibliothek und einige Universitäts- und Forschungsbibliotheken bilden Ausnahmen.

4. Gebäudeinfrastruktur und soziokulturelle Aufgaben

Die unzureichende Infrastruktur der öffentlichen Bibliotheken stellt ein weiteres Problem dar. Die meisten Bibliotheken wurden mit begrenzten Mitteln gebaut und entsprechen nicht dem Bedarf. Trotz Bemühungen um den Bau geeigneter Gebäude wurden die Meinungen von Bibliothekaren und Standards oft nicht berücksichtigt, was zu ineffizienten und funktionsuntüchtigen Gebäuden und zum Verlust wertvoller Gelder geführt hat. Die soziokulturellen Aufgaben der öffentlichen Bibliotheken gehen über die reine Medienbereitstellung hinaus. Bei einer Bevölkerung von über 70 Millionen Menschen und einer hohen Analphabetenrate, insbesondere im Osten der Türkei, ist die Aufgabe der Leseförderung und der Integration in die Gesellschaft enorm. Die derzeitige Quantität und Qualität der öffentlichen Bibliotheken bilden dafür aber keine ausreichende Basis. Der Mangel an qualifiziertem Personal wird durch die Tendenz verdeutlicht, Bibliotheksaufgaben oft an Türkisch- oder Literaturlehrer zu delegieren.

IV.Schulbibliotheken und Fahrbüchereien Ausbau und Herausforderungen

Die Entwicklung der Schulbibliotheken ist unzureichend, mit Mängeln bei Personal, Ressourcen und Ausstattung (ca. 7009 Schulbibliotheken im Jahr 2002 laut Bildungsministerium). Fahrbüchereien (‚Esekli kütüphane‘) als Instrument der Leseförderung, besonders in ländlichen Gebieten, wurden zwar initiiert (z.B. Projekte von John Dewey und Lawrence S. Thompson), sind aber nach wie vor unterentwickelt, besonders im Osten und Südosten der Türkei. Güzelgöz' Projekt in Ürgüp zeigte positive Auswirkungen auf die Kultur und das soziale Leben in ländlichen Regionen.

1. Der unzureichende Zustand der Schulbibliotheken

Die Entwicklung der Schulbibliotheken in der Türkei wird als nur teilweise erfolgreich beschrieben. Trotz einiger Bemühungen in den letzten 50 Jahren erreichen sie nicht das Niveau eines anerkannten Minimums. Die Mängel liegen vor allem in den Bereichen Personal, Ressourcen, Gebäude und Ausstattung. Die unzureichende Ausstattung und das fehlende Personal wirken sich negativ auf die Nutzung der Bibliotheken aus. Die Bevölkerungsentwicklung mit steigender Schülerzahl erfordert eine Steigerung der Anzahl der Schulbibliotheken und deren Umstrukturierung nach modernen Bibliotheksmodellen. Das Bildungsministerium plant Projekte zur Verbesserung der Situation, darunter die Einführung von Computern und der Ausbau des Internetzugangs in Schulbibliotheken, um den Informationsbedarf der Schüler zu decken und den Zugang zu nationalen und internationalen Datenbanken zu ermöglichen. Die beschriebenen Maßnahmen sind jedoch lediglich Ansätze, und der tatsächliche Fortschritt bleibt abzuwarten.

2. Fahrbüchereien Initiativen und ihre begrenzte Wirkung

Die Entwicklung von Fahrbücherei-Systemen in der Türkei begann erst nach der Gründung der Republik. John Dewey betonte bereits früh die Bedeutung von Fahrbüchereien und qualifiziertem Personal für die Literaturversorgung in ländlichen Gebieten. Er schlug ein System von Bücherkisten vor, die von Schule zu Schule weitergegeben werden sollten. Ähnliche Initiativen gab es an amerikanischen Gymnasien in Izmir, Tarsus und Kayseri, die umliegende Dörfer mit Büchern versorgten. Diese Bemühungen waren jedoch kurzlebig und blieben auf individuelle Initiativen beschränkt. Trotz des Interesses türkischer Lehrer und ausländischer Experten wurde die Wichtigkeit von Fahrbüchereien vom Bildungsministerium lange vernachlässigt. Auch Lawrence S. Thompson betonte 1952 die Bedeutung von Fahrbüchereien, schlug ein flächendeckendes System vor und verwies auf die Möglichkeiten der sich entwickelnden Infrastruktur. Die Nationalbibliothek in Ankara bot zeitweise einen Ausleihservice an, übernahm aber keine dauerhafte Rolle im Fahrbüchereisystem. Güzelgöz' Projekt in Ürgüp zeigt erfolgreich die positive Wirkung von Fahrbüchereien auf die Kultur und das soziale Leben in ländlichen Gebieten, vor allem auch im Hinblick auf die Leseförderung bei Frauen. Die Verbreitung von Fahrbüchereien konzentrierte sich jedoch hauptsächlich auf Zentralanatolien und die Ägäis, während der Osten und Südosten der Türkei, mit der höchsten Analphabetenrate, weiterhin unzureichend versorgt sind.

V.Bibliothekarische Verbände und Ausbildung Aktuelle Situation und Herausforderungen

Der Türk Kütüphaneciler Dernegi (TKD), gegründet 1949, fördert das Bibliothekswesen, veröffentlicht Fachliteratur (z.B. die Zeitschrift ‚Türk Kütüphaneciligi‘ seit 1952) und organisiert Fortbildungen. Die bibliothekarische Ausbildung an Universitäten (Ankara Universität seit 1952, Istanbul Universität seit 1964, Hacettepe Universität seit 1972) umfasst Bibliotheks-, Archiv- und Informationswesen. Die Anpassung der Studiengänge an moderne Anforderungen (z.B. ‚Bilgi ve Belge Yönetimi Bölümü‘) ist im Gange. Trotz zahlreicher Absolventen herrscht ein Mangel an qualifiziertem Personal in Bibliotheken, was an Problemen bei der Stellenvergabe und der mangelnden Attraktivität ländlicher Regionen liegt.

1. Der Türk Kütüphaneciler Dernegi TKD und seine Aktivitäten

Der Türkische Bibliotheksverband (Türk Kütüphaneciler Dernegi, TKD) wurde 1949 in Ankara gegründet, ein Jahr nach der Nationalbibliothek. Die Initiative ging von Adnan Ötüken, dem Gründer und ersten Direktor der Nationalbibliothek, aus. In den Anfangsjahren war der Verband im Gebäude der Nationalbibliothek untergebracht, erhielt später aber ein eigenes Gebäude. Nach 1960 wurden landesweit Zweigstellen eröffnet. Der TKD veröffentlicht wissenschaftliche Publikationen zum Bibliotheks-, Informations- und Archivwesen, darunter die seit 1952 erscheinende Zeitschrift 'Türk Kütüphaneciligi'. Er organisiert Konferenzen, Schulungen und Seminare, setzt sich für die Rechte der Bibliothekare ein und kooperiert mit Bildungs- und Forschungseinrichtungen. Weitere Aktivitäten umfassen die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und die Förderung des Austauschs zwischen Bibliothekaren. Die jährliche Bibliothekswoche seit 1952 wird in Zusammenarbeit mit allen Zweigstellen veranstaltet. Trotz dieser Bemühungen bleiben die Auswirkungen des Verbandes auf das türkische Bibliothekswesen jedoch begrenzt, unter anderem da die Mitgliedschaft ohne Berücksichtigung des beruflichen Hintergrunds möglich ist und der Fokus vorwiegend auf öffentlichen Bibliotheken liegt.

2. Bibliothekarische Ausbildung an Universitäten Geschichte und Herausforderungen

Die bibliothekarische Ausbildung an türkischen Universitäten blickt auf eine rund 50-jährige Geschichte zurück. Sie begann 1952 mit einem zweijährigen Kurs an der Ankara Universität, initiiert von Adnan Ötüken. 1954 wurde dort mit Unterstützung der Amerikanischen Bibliothek Ankara und der Fordstiftung ein Bibliotheksinstitut gegründet. Bis 1988 umfasste die Ausbildung nur das Fach Bibliothekswesen. Durch einen Beschluss des Hochschulausschusses für Bildung (YÖK) kamen 1988 Archiv- und Dokumentationswesen sowie Informationswesen hinzu. Weitere Bibliotheksinstitute wurden 1964 an der Istanbul Universität (unter Leitung von Prof. Dr. Rudolf Juchoff von der Universität Köln) und 1972 an der Hacettepe Universität gegründet. Die Ausbildung an diesen Instituten war zunächst auf Masterstudiengänge ausgerichtet, wechselte später aber zum Diplomstudiengang. In den letzten Jahren gab es Bestrebungen, die traditionelle Ausbildung zu modernisieren und die Studiengänge an neue Entwicklungen anzupassen. Die Umbenennung einiger Studiengänge in 'Bilgi ve Belge Yönetimi Bölümü' (Abteilung für Informations- und Dokumentenmanagement) an den Universitäten Bilkent und Hacettepe verdeutlicht diese Bemühungen.

3. Beschäftigungsaussichten für Absolventen

Die Beschäftigungssituation für Absolventen der Bibliothekswissenschaften in der Türkei ist problematisch. Es besteht ein Widerspruch zwischen der hohen Zahl der Absolventen und dem Mangel an qualifiziertem Personal in Bibliotheken. Staatliche Institutionen stellen nur zögerlich Beamte und Bibliothekare ein, was zu einer hohen Arbeitslosigkeit unter den Absolventen führt. Viele Absolventen konzentrieren sich auf Großstädte wie Istanbul und Ankara, während ländliche Gebiete aufgrund finanzieller und sozialer Nachteile wenig attraktiv sind. Die Stellenvergabe wird vom Kultusministerium erschwert, das bei der Besetzung von Stellen in Bibliotheken nur 40% der Stellen mit Absolventen der Bibliothekswissenschaften besetzt und den Rest mit Absolventen der Fächer Türkische Literatur oder Geschichte. Diese Praxis trägt maßgeblich zur schwierigen Beschäftigungssituation der Absolventen bei.