Das Konzept der Bibliothek in Liberec, Tschechien - Zentrum deutsch-tschechischer Begegnung, Kommunikation und Versöhnung

Bibliothek Liberec: Versöhnung & Austausch

Dokumentinformationen

Autor

Julia Feist

instructor/editor Prof. Dr. Wolfgang Krueger
Schule

Fachhochschule Stuttgart – Hochschule der Medien

Fachrichtung Bibliotheks- und Medienmanagement
Dokumenttyp Diplomarbeit
Sprache German
Format | PDF
Größe 5.92 MB

Zusammenfassung

I.Historischer Abriss Liberec und Deutsch Tschechische Beziehungen

Dieser Abschnitt beleuchtet die komplexe deutsch-tschechische Geschichte in Liberec (Reichenberg), insbesondere seit dem 19. Jahrhundert. Die Entwicklung von Reichenberg als bedeutender Industriestadt Böhmens wird beschrieben, ebenso wie die wachsende Spaltung der Gesellschaft in tschechische und deutsche Sprachräume. Das Münchner Abkommen 1938 und die Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg werden als Schlüsselereignisse hervorgehoben, die die deutsch-tschechischen Beziehungen nachhaltig prägten. Die "samtene Revolution" von 1989 markierte einen Wendepunkt, ermöglichte eine Annäherung und legte den Grundstein für die heutige, wenn auch weiterhin von der gemeinsamen Vergangenheit geprägte, Deutsch-tschechische Beziehungen.

1. Liberec im 19. Jahrhundert Aufstieg und gesellschaftliche Spaltung

Der Abschnitt beschreibt Liberec (damals Reichenberg) im 19. Jahrhundert als aufstrebende Industriestadt, die nach Prag zweitgrößte Böhmens. Textilindustrie und Handel führten zu einem wirtschaftlichen Aufschwung und rege Bautätigkeit. Es entstanden repräsentative Gebäude wie ein neues Rathaus, das der Stadt den Beinamen "Wien des Nordens" einbrachte, Museen, Theater und Bildungseinrichtungen. Gleichzeitig wird die Entwicklung der deutsch-tschechischen Beziehungen beleuchtet. Die Zugehörigkeit zu Österreich-Ungarn und die Dominanz der deutschen Sprache in Verwaltung und Kultur führten zu einem Erstarken des tschechischen Nationalbewusstseins. Gegen Ende des Jahrhunderts hatte sich die Bevölkerung politisch und kulturell in zwei parallele Gesellschaften gespalten, mit eigenen Wirtschaftsstrukturen, Banken und Parteien. Diese Entwicklung mündete in zunehmende Konflikte zwischen der tschechischen und der deutschen Bevölkerung, wobei eine tschechische Minderheit in Reichenberg existierte, jedoch vom kulturellen und politischen Leben weitgehend ausgeschlossen blieb. Die Beschreibung des 19. Jahrhunderts in Liberec verdeutlicht die komplexen und zunehmend angespannten Beziehungen zwischen den beiden Volksgruppen, die den späteren Konflikt vorwegnahmen.

2. Das Münchner Abkommen 1938 und die Vertreibung der Sudetendeutschen

Das Jahr 1938 markiert einen entscheidenden Wendepunkt. Das Münchner Abkommen, bei dem Vertreter der Tschechoslowakei nicht anwesend waren, führte zur Abtretung der von Deutschen bewohnten Gebiete an das Deutsche Reich. Die deutsche Wehrmacht marschierte am 8. Oktober 1938 in Reichenberg ein, das zum Zentrum des Reichsgaues Sudetenland wurde. Viele Tschechen verließen das Gebiet, viele Juden und Sozialdemokraten aus Angst vor Verfolgung. Die Reichspogromnacht im November 1938 mit der Zerstörung der jüdischen Synagoge in Reichenberg symbolisiert die Eskalation der Gewalt. Die Besetzung der restlichen Tschechoslowakei im Frühjahr 1939 und der Beginn des Zweiten Weltkriegs verschärften die Lage. Nach Kriegsende folgte die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei, ein Prozess, der auf den Verordnungen des tschechoslowakischen Präsidenten Beneš beruhte und etwa 2,9 Millionen Menschen betraf. Dieser Abschnitt hebt die dramatischen Folgen des Münchner Abkommens und des Zweiten Weltkriegs für die deutsch-tschechischen Beziehungen und die Bevölkerung Liberecs hervor, prägend für die spätere Entwicklung der Region und die Notwendigkeit einer Versöhnung.

3. Die Samtene Revolution und der Weg zur deutsch tschechischen Annäherung

Nach dem Ende der kommunistischen Herrschaft in Polen und Ungarn im Herbst 1989 begann im November 1989 die "samtene Revolution" in der Tschechoslowakei. Nach nur wenigen Tagen friedlicher Proteste gaben die kommunistischen Machthaber dem Druck der Bevölkerung nach. Václav Havel wurde zum neuen Präsidenten gewählt. Die Auflösung der Tschechoslowakei 1992 führte zur Gründung der Tschechischen und Slowakischen Republik. Seit den 1990er Jahren vollzieht sich ein tiefgreifender Wandel von der Plan- zur Marktwirtschaft und zu einer Demokratie ("Transformation"). Der Beitritt Tschechiens zur Europäischen Union 2004 stellt einen weiteren Meilenstein dar. Auch der "Prager Frühling" von 1968 und die darauffolgende "Normalisierung" werden erwähnt, welche die politische und soziale Entwicklung in der Tschechoslowakei, und somit auch in Liberec, beeinflussten. Der Abschnitt zeigt, dass der Weg zur heutigen, vergleichsweise guten Beziehung zwischen der Tschechischen Republik und Deutschland, durch eine lange, von Konflikten und Umbrüchen geprägte Geschichte führt. Die "samtene Revolution" als friedlicher Übergang zu einem demokratischen System ermöglichte letztendlich eine Annäherung der beiden Länder und bildete die Grundlage für einen neuen Dialog.

II.Entstehung des Bau der Versöhnung Die Bibliothek Liberec

Der Neubau der Bibliothek in Liberec, bekannt als "Bau der Versöhnung", ist ein herausragendes Projekt. Die Initiative ging von der Bibliotheksdirektorin Věra Vohlídalová aus, die einen Ort der Begegnung und des Dialogs schaffen wollte, ein Symbol der deutsch-tschechischen Versöhnung. Der dreiseitige Bau integriert eine Synagoge und repräsentiert die drei zu versöhnenden Kulturen (tschechisch, deutsch, jüdisch). Die Einweihung am 9. November 2000, bewusst an die Reichspogromnacht erinnernd, unterstrich die politische Bedeutung des Projekts. Die Finanzierung erfolgte durch die tschechische Republik, die Europäische Union (PHARE CBC-Programm) und die deutsche Regierung. Der "Bau der Versöhnung" ist der erste Bibliotheksneubau dieser Größe in der Tschechischen Republik seit 70 Jahren und der erste Synagogenbau seit dem Zweiten Weltkrieg.

1. Die Notwendigkeit eines Neubaus und die Idee des Bau der Versöhnung

Die Bibliothek in Liberec litt nach einem verheerenden Brand 1954 unter unzureichenden Räumlichkeiten und war auf mehrere Standorte verteilt. Die Notwendigkeit eines Neubaus war seit Jahren offensichtlich, um den wachsenden Beständen gerecht zu werden und den Anforderungen einer modernen Bibliothek zu entsprechen. Aus dieser Situation heraus entstand die Idee des "Bau der Versöhnung", initiiert von Frau Věra Vohlídalová, der damaligen Bibliotheksdirektorin. Ihr Ziel war es, nicht nur ein neues Bibliotheksgebäude zu schaffen, sondern auch ein Symbol für die Versöhnung zwischen Tschechen und Deutschen, sowie ein Zeichen der Wiedergutmachung gegenüber der jüdischen Bevölkerung zu bauen. Das Projekt enthielt von Anfang an die Integration einer Synagoge, um die drei Kulturen - tschechische, deutsche und jüdische - zu vereinen und gemeinsam in einem Gebäude zu repräsentieren. Die Vision von Frau Vohlídalová, die selbst aus einer deutsch-tschechischen Familie stammt und im Londoner Exil geboren wurde, trug maßgeblich zur Realisierung dieses ambitionierten Projekts bei.

2. Finanzierung und Umsetzung des Projekts

Die Finanzierung des "Bau der Versöhnung" stellte eine erhebliche Herausforderung dar. Obwohl die Schirmherrschaft der damaligen Staatspräsidenten Roman Herzog und Václav Havel bestand, war die Finanzierung nicht automatisch gesichert. Frau Vohlídalová unternahm intensive Bemühungen, um Geldgeber zu finden und warb in Botschaften, Ministerien und Abgeordnetenbüros für das Projekt. Die tschechische Republik stellte elf Millionen Euro bereit, ein essentieller Beitrag zum Gelingen des Projekts. Weitere Gelder kamen von der Europäischen Union (PHARE CBC-Programm) mit fast zwei Millionen Euro für die Inneneinrichtung sowie 280.000 Euro von der deutschen Regierung und dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds. Die Gesamtkosten beliefen sich auf über 14 Millionen Euro. Der Grundstein wurde im Dezember 1997 gelegt, die Fertigstellung erfolgte im Oktober 2000 und die feierliche Einweihung, an der auch beide Staatspräsidenten teilnahmen, fand am 9. November 2000 statt – ein symbolträchtiges Datum in Anbetracht der Reichspogromnacht. Für ihr Engagement wurde Frau Vohlídalová mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

3. Architektur und Symbolik des Gebäudes

Der Bau der Bibliothek mit integrierter Synagoge ist architektonisch bemerkenswert. Der dreieckige Grundriss der Synagoge symbolisiert die Hälfte eines Davidsterns und repräsentiert gleichzeitig die drei zu versöhnenden Kulturen. Die steinerne Verkleidung und ein eingemeißeltes hebräisches Zitat aus der Thora erinnern an die Klagemauer in Jerusalem. Die Synagoge beinhaltet neben dem Gebetsraum Aufenthalts- und Verwaltungsräume, die als Zentrum für die jüdische Gemeinde dienen sollen. Die Architektur des gesamten Gebäudes ist modern und funktional, mit zwei Aufzügen, zwei Treppenhäusern und zwei Bücheraufzügen für optimale Mobilität. Die verbesserte Gebäudesituation führte zu Einsparungen im Betriebshaushalt, doch gleichzeitig traten Probleme mit hohen Unterhaltskosten aufgrund der Materialien (viel Glas, Holzböden) und Baumängel auf, die die Finanzierung zusätzlich belasteten. Die Symbolik des "Bau der Versöhnung" wird durch den Bau selbst eindrücklich zum Ausdruck gebracht und unterstreicht die Bedeutung des Projekts als Symbol für Versöhnung und kulturellen Austausch.

III.Das heutige Konzept der Bibliothek Liberec Funktionen und Bestände

Die Bibliothek in Liberec fungiert als wissenschaftliche Kreisbibliothek und öffentliche Bibliothek. Sie bietet einen umfangreichen Bestand an Sudetica (Publikationen zu Böhmen, Mähren und Schlesien), deutschsprachiger Literatur (inkl. einer "Österreich-Bibliothek"), und tschechischer Literatur. Die Bibliothek ist ein Regionalinformationszentrum der Europäischen Union und unterhält enge Kooperationen mit Deutschland, u.a. mit dem Goethe-Institut Prag. Wichtige Angebote umfassen einen Online-Katalog, Fernleihen, Benutzerschulungen und Veranstaltungen zu deutsch-tschechischen Themen. Die Bibliothek Liberec bietet ihren Nutzern einen umfassenden Zugang zu Informationen und fördert den kulturellen Austausch.

1. Die Bibliothek als wissenschaftliche und öffentliche Einrichtung

Die Bibliothek in Liberec zeichnet sich durch die einzigartige Kombination einer wissenschaftlichen und einer öffentlichen Bibliothek aus. Diese sind nicht, wie in vielen anderen Bibliotheken, organisatorisch getrennt, sondern untrennbar miteinander verbunden. Die wissenschaftliche Arbeit wird in den Abteilungen Studienbibliothek, Periodika-Abteilung und der Abteilung für Regionalistik und alte Drucke verrichtet. Der Bestand umfasst neben aktueller Sach- und Fachliteratur auch eine Skriptensammlung der Universität Liberec, Karten, Normen, Patente und eine Sammlung zur Europäischen Union. Die Bibliothek ist gleichzeitig ein öffentliches Angebot für die Bevölkerung der Stadt und des Kreises, sowohl zur Freizeitgestaltung als auch zur Weiterbildung. Forschende nutzen gezielt die speziellen Sammlungen der Bibliothek. Die Übertragbarkeit von Bibliotheksausweisen zwischen der Universitätsbibliothek und der öffentlichen Bibliothek erleichtert den Zugang für Studenten. Diese Kombination aus wissenschaftlicher Forschungseinrichtung und öffentlichem Angebot spiegelt die vielschichtigen Aufgaben und die breite Zielgruppe der Bibliothek wider.

2. Dienstleistungen und besondere Sammlungen

Die Bibliothek Liberec bietet eine Vielzahl von Dienstleistungen an. Neben der üblichen Unterstützung bei der Bibliotheksnutzung und der Suche nach Medien, werden auch kostenpflichtige Recherchen durchgeführt, die insbesondere bei Studenten beliebt sind. Eine besondere Leistung ist die Pflege einer Datenbank regionaler Persönlichkeiten, die durch die Auswertung regionaler Zeitungen und Zeitschriften entsteht. Die Daten werden teilweise in die nationale Personennamensdatei der tschechischen Nationalbibliothek in Prag eingespeist. Als Regionalinformationszentrum der Europäischen Union erhält die Bibliothek viele Unterlagen kostenlos. Die „Regionale Infothek“ mit rund 3000 Medieneinheiten zu Liberec, der Region und der Euroregion Neiße ist eine Besonderheit. Sie beinhaltet auch deutsch- und englischsprachige Bücher und graue Literatur. Für deutsche Besucher ist die Sudetica-Sammlung besonders interessant, ein Bestand von etwa 15.000 Medieneinheiten zu Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien, die im Online-Katalog erfasst und in Deutsch und Tschechisch erschlossen sind. Diese Sammlung ist ein wertvolles Erbe und wird stetig erweitert.

3. Spezialsammlungen Sudetica Österreich Bibliothek und Musikbibliothek

Die Bibliothek besitzt bedeutende Spezialsammlungen. Die Sudetica-Sammlung, ein wichtiger Bestandteil der Bibliothek, umfasst Publikationen über die Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien. Der Bestand wird kontinuierlich erweitert und ist online zugänglich. Die Bibliothek verfügt über eine von 50 "Österreich-Bibliotheken", die vom österreichischen Außenministerium gefördert wird und Austriaca – Bücher österreichischer Autoren und über Österreich – enthält. Diese Sammlung ist als eigenständige Einheit aufgestellt und nicht im allgemeinen Bestand integriert. Die Musikbibliothek umfasst ca. 17.000 Musikalien und 8.500 Tonträger, die nach Genres geordnet und im Katalog erschlossen sind. Aufgrund von Urheberrechtsbestimmungen ist die Ausleihe von Tonträgern kostenpflichtig. Die Kinderbibliothek bietet ca. 32.000 Medieneinheiten für verschiedene Altersgruppen, inklusive englisch- und deutschsprachiger Medien und pädagogische Literatur für Studenten. Die Spezialsammlungen der Bibliothek unterstreichen ihren Fokus auf die regionale Geschichte und Kultur, den deutschsprachigen Raum und bieten ein breites kulturelles Angebot.

IV.Kooperationen mit Deutschland und die Rolle der Bibliothek in der deutsch tschechischen Versöhnung

Die Bibliothek in Liberec engagiert sich stark in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit innerhalb der Euroregion Neiße. Kooperationen mit deutschen Institutionen und die Bereitstellung deutschsprachiger Ressourcen fördern den Dialog und die Begegnung zwischen Tschechen und Deutschen. Die Bibliothek dient als Ort für Veranstaltungen und Diskussionen zu deutsch-tschechischen Themen (z.B. Beneš-Dekrete), trägt aktiv zur Aufarbeitung der Vergangenheit bei und fördert so die Deutsch-tschechische Versöhnung. Die Bibliothek Liberec wird als wichtiger Ort für den kulturellen und gesellschaftlichen Austausch gesehen.

1. Kooperationen im Rahmen der Euroregion Neiße

Die Bibliothek Liberec ist aktiv in die internationale bibliothekarische Zusammenarbeit der Euroregion Neiße eingebunden. Diese Zusammenarbeit mit deutschen, polnischen und tschechischen Bibliotheken besteht seit 1991 und wurde durch den Beitritt Polens und Tschechiens zur Europäischen Union 2004 weiter gestärkt. Um die grenzüberschreitende Nutzung der Bibliotheken zu fördern, wurden mehrsprachige Broschüren (Deutsch, Polnisch, Tschechisch) herausgegeben, die Bibliotheken der Region vorstellen. Ein dreisprachiger Bibliotheksführer erleichtert die Verständigung zwischen Bibliotheksbenutzern und -mitarbeitern. Jährlich findet ein deutsch-tschechisch-polnischer Bibliothekskongress statt, um den Erfahrungsaustausch zu fördern. Die Zusammenarbeit in der Euroregion Neiße wird im Text als durchweg positiv bewertet und als ein Beispiel für erfolgreiche grenzübergreifende Kooperation im Bibliothekswesen hervorgehoben. Der Fokus liegt auf der praktischen Zusammenarbeit, dem Informationsaustausch und der Förderung des gegenseitigen Verständnisses zwischen den beteiligten Ländern.

2. Kooperationen mit deutschen Institutionen und der Bestand an deutschsprachigen Medien

Die Bibliothek in Liberec pflegt enge Kooperationen mit verschiedenen deutschen Institutionen. Die Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Prag ermöglichte die Anschaffung von etwa 700 deutschen Medien. Die enge Verbindung zum österreichischen Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten führte zur Einrichtung einer "Österreich-Bibliothek" mit Austriaca (Bücher österreichischer Autoren und über Österreich). Diese Bibliothek ist mit rund 4.500 Medieneinheiten gut ausgestattet und erhält jährliche finanzielle Unterstützung. Die Bibliothek verfügt über einen großen Bestand an deutschsprachiger Literatur und bietet ihren Nutzern die Möglichkeit, sich intensiv mit der deutschen Kultur auseinanderzusetzen. Der Bestand an neueren deutschen Büchern ist mit über 5.000 Bänden besonders umfangreich. Ausstellungen zu deutsch-tschechischen Themen, wie die Wanderausstellung der Brücke/Most-Stiftung, ergänzen das Angebot und fördern den kulturellen Austausch. Die Bibliothek nutzt ihren Bestand und ihre Räumlichkeiten, um den Dialog zwischen Tschechen und Deutschen zu fördern.

3. Die Bibliothek als Ort der Begegnung und der deutsch tschechischen Versöhnung

Die Bibliothek in Liberec wird als Ort der deutsch-tschechischen Begegnung, Kommunikation und Versöhnung betrachtet. Der "Bau der Versöhnung" symbolisiert diesen Anspruch bereits in seiner Architektur und Geschichte. Die Nähe zur deutschen Grenze und die Bereitstellung geeigneter Räumlichkeiten machen sie zu einem idealen Ort für Veranstaltungen und Tagungen zu deutsch-tschechischen Themen. Das Deutsch-Tschechische Forum der Frauen hielt dort seine jährlichen Konferenzen ab, die sich mit heiklen Themen wie den Beneš-Dekreten oder der Vertreibung auseinandersetzten. Die Bibliothek bietet einen Raum für Dialog und den Austausch von Perspektiven. Auch die unkomplizierte und freundliche Beantwortung von Anfragen, besonders von Vertriebenen und deren Nachkommen, unterstreicht diesen Aspekt. Die Bibliothek trägt so auf vielfältige Weise zu einer Versöhnung auf individueller und gesellschaftlicher Ebene bei und bietet einen wichtigen Beitrag zur Verständigung zwischen den beiden Ländern.

Dokumentreferenz

  • Spuren tschechisch-deutscher Gemeinsamkeiten (Kraft, Daniel)
  • Nicht nur eine Frage für Experten (Schultheis, Silja)
  • Das Bibliothekssystem in der Tschechischen Republik heute (Burgetová, Jarmila)