
APELL: Notfallvorsorge lokal
Dokumentinformationen
Autor | United Nations Environment Programme (UNEP) |
Unternehmen | UNEP Abteilung Industrie und Umwelt |
Dokumenttyp | Handbuch |
Sprache | German |
Format | |
Größe | 631.64 KB |
Zusammenfassung
I.Der APELL Prozess Vorbereitung auf Industrieunfälle
Das Handbuch beschreibt den APELL-Prozess (Bereitschaft und Vorsorge auf örtlicher Ebene für den Fall eines Industrieunfalls), eine Initiative der UNEP zur Verbesserung der Notfallplanung bei Industrieunfällen. Der Fokus liegt auf der lokalen Ebene, da die unmittelbare Reaktion auf einen Industrieunfall entscheidend ist. Gefahrenabwehr und Bewusstseinsschärfung in der Bevölkerung sind zentrale Ziele. APELL fördert die Zusammenarbeit zwischen lokalen Behörden, der Industrie und der betroffenen Gemeinschaft, koordiniert durch eine Koordinierungsgruppe.
1. Hintergrund und Notwendigkeit von APELL
Das Handbuch wurde aufgrund zahlreicher schwerer Industrieunfälle mit erheblichen Umweltschäden, Verlusten an Leben und Eigentum herausgegeben. Die UNEP reagierte mit der Entwicklung des APELL-Prozesses (Bereitschaft und Vorsorge auf örtlicher Ebene für den Fall eines Industrieunfalls), um Regierungen, insbesondere in Entwicklungsländern, bei der Minimierung von Chemieunfällen und deren Folgen zu unterstützen. Obwohl die Vermeidung von Industrieunfällen ein Ziel ist, betont das Handbuch die Notwendigkeit von Gefahrenabwehrplänen für den Fall unerwarteter Ereignisse. Die Einleitung erläutert den Hintergrund, Ansatz und die Reichweite des Prozesses, wobei der Fokus auf der lokalen Ebene liegt, da das unmittelbare Handeln vor Ort den Umfang der Auswirkungen stark beeinflusst. APELL berücksichtigt die Rolle der nationalen Regierung bei der Zielsetzung, der Priorisierung und der Bereitstellung von Ressourcen für die Gemeinden. Die jüngsten Vorfälle unterstreichen die Bedeutung prompter Maßnahmen an den betroffenen Standorten und in deren näheren Umgebungen zur Schadensbegrenzung.
2. Beteiligte Parteien und Ihre Verantwortlichkeiten
Drei Hauptgruppen sind auf lokaler Ebene am APELL-Prozess beteiligt: die lokalen Behörden, die Industrie und die Gemeinde. Lokale Behörden sind für die Sicherheit, öffentliche Gesundheit und den Umweltschutz verantwortlich und oft die Ersthelfer bei Unfällen mit gefährlichen Stoffen. Sie vermitteln auch zwischen konkurrierenden Interessen. Die Industrie, vertreten durch den Betriebsleiter, ist verantwortlich für die betriebliche Sicherheit, Unfallverhütung und interne Notfallmaßnahmen, aber auch für die Kommunikation und Kooperation mit lokalen Behörden und der Bevölkerung zur Erstellung von Gefahrenabwehrplänen. Die aktive Beteiligung der Belegschaft ist ebenfalls unerlässlich. Die nationale Regierung spielt eine entscheidende Rolle bei der Festlegung von Zielen und der Bereitstellung von Ressourcen. Weitere Partner wie internationale Organisationen und Industrieverbände unterstützen die Umsetzung von APELL und helfen, Risiken zu mindern. Die Zusammenarbeit aller Beteiligten ist entscheidend für den Erfolg des Prozesses.
3. Der Umfang und die Grenzen des APELL Prozesses
Obwohl der Fokus auf Chemieanlagen liegen könnte, umfasst APELL alle industriellen Betätigungen mit dem Potential für Brände, Explosionen oder Freisetzung gefährlicher Stoffe. Die Identifizierung betroffener Anlagen basiert auf einer Risikobewertung oder einfacher Beurteilung des Unfallpotenzials. Internationale und nationale Bestimmungen können als Richtlinie dienen. Hürden für die erfolgreiche Umsetzung sind Selbstüberschätzung, Apathie und Kostenbedenken. Offener Dialog zwischen Industrie, Behörden und Gemeinde kann diese überwinden und ein Klima für öffentliche Sicherheit schaffen. APELL baut auf bestehenden nationalen und internationalen Bemühungen auf, konzentriert sich aber auf die lokale Ebene und das persönliche Engagement der Beteiligten, um die Pläne handlungsorientiert und nicht nur theoretisch zu halten. Das Handbuch dient als Rahmen und Handlungskonzept, nicht als detaillierte Anleitung, da die Umsetzung je nach örtlichen Gegebenheiten variieren muss.
II.Partner und Verantwortlichkeiten im APELL Prozess
Der Erfolg von APELL basiert auf der Kooperation verschiedener Akteure: Lokale Behörden tragen die Hauptverantwortung für den Schutz der Bevölkerung und die öffentliche Sicherheit. Die Industrie ist verantwortlich für die betriebliche Sicherheit und die Entwicklung interner Notfallpläne. Die Gemeinschaft vor Ort spielt eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung der Gefahrenabwehrmaßnahmen. Die nationale Regierung unterstützt den Prozess durch die Festlegung von Zielen und die Bereitstellung von Ressourcen. Die effektive Kommunikation zwischen allen Beteiligten ist essenziell für den Erfolg.
1. Lokale Behörden Verantwortlichkeiten und Funktionen
Lokale Behörden spielen eine zentrale Rolle im APELL-Prozess. Ihre Hauptverantwortung liegt im Schutz der öffentlichen Gesundheit und Sicherheit sowie einer gesunden Umwelt. Bei Industrieunfällen sind sie oft die ersten Ansprechpartner und müssen die Erstmaßnahmen koordinieren. Darüber hinaus fungieren sie als Vermittler zwischen verschiedenen Interessengruppen und verfügen über Ressourcen zur Datenerhebung und die Möglichkeit, mittels gesetzlicher Bestimmungen Mittel für Ausrüstung und Personal zu beschaffen. Um eine erfolgreiche Planung zu gewährleisten, benötigen die lokalen Behörden Unterstützung von Exekutive und Legislative, wobei führende Mitglieder der nationalen Regierung den Verantwortlichen entsprechende Kompetenzen einräumen müssen. Die lokalen Behörden müssen auch in der Lage sein, Informationen an die Öffentlichkeit (Katastrophenhelfer, medizinisches Personal, die Allgemeinheit) anzupassen und auf deren Anfragen zu reagieren, zum Beispiel bezüglich der Art und Menge gefährlicher Chemikalien. Die Bereitstellung dieser Informationen ist essentiell für die Einschätzung der Gefahr in einer Notfallsituation und die angemessene medizinische Versorgung.
2. Die Rolle der Industrie im APELL Prozess
Die Industrie, insbesondere der Betriebsleiter, trägt die Hauptverantwortung für die betriebliche Sicherheit, Unfallverhütung und spezifische Notfallmaßnahmen innerhalb des Werksgeländes. Diese Verantwortung erstreckt sich jedoch über das Werkstor hinaus. Betriebsleiter sind in der besten Position, um mit lokalen Behörden und der Gemeinde zu kommunizieren, das Bewusstsein für den Betrieb und potenzielle Umweltauswirkungen zu schärfen und bei der Entwicklung von gemeinschaftlichen Gefahrenabwehrplänen mitzuwirken. Die Einbindung und aktive Beteiligung der Belegschaft ist essentiell. Die Industrie muss sich aktiv an der Bildung der Koordinierungsgruppe beteiligen und zur Schaffung eines kooperativen Klimas beitragen. Eine gute Anlagensicherheit und Unfallvorsorge hängt stark vom Engagement der übergeordneten Instanz (Ministerium oder Unternehmensvorstand) ab, die die Rechenschaftspflicht des Betriebsleiters und die Bereitstellung ausreichender Ressourcen sicherstellen muss. Die regelmäßige Überprüfung und das Testen von Unfallverhütungs- und Katastrophenvorsorgeplänen sind daher unerlässlich.
3. Nationale und Internationale Partner und Ihre Bedeutung
Während der APELL-Prozess sich auf die lokale Ebene konzentriert, ist die Beteiligung der nationalen Regierung von grundlegender Bedeutung. Nationale Behörden (Ministerien, etc.) setzen nationale Ziele, Prioritäten und Regulierungsmechanismen fest und stellen die notwendigen Ressourcen für die Gemeinden bereit. Die Unterstützung durch die höchste Leitungsebene der Industrie ist ebenfalls essentiell, um das kooperative Klima zu schaffen, das für eine bessere lokale Vorsorge notwendig ist. Internationale Organisationen und Industrieverbände spielen eine unterstützende Rolle bei der Förderung des APELL-Prozesses und der Minimierung von Risiken und Gefahren. Die Zusammenarbeit von UNEP, CMA (Chemical Manufacturers Association) und CEFIC (Conseil Européen des Fédérations de l'Industrie Chimique) ist ein Beispiel hierfür. APELL berücksichtigt bestehende nationale und internationale Planungsaktivitäten, ersetzt oder beeinträchtigt diese aber nicht.
III.Umsetzung des APELL Prozesses Aufbau einer Koordinierungsgruppe
Der erste Schritt zur Umsetzung von APELL ist die Bildung einer Koordinierungsgruppe, bestehend aus Vertretern der lokalen Behörden, der Industrie und der betroffenen Bevölkerung. Diese Gruppe koordiniert die Risikobewertung, die Entwicklung eines umfassenden Notfallplans und die Bewusstseinsschärfung in der Bevölkerung. Die Gruppe muss Ziele und Termine festlegen und regelmäßig den Fortschritt überwachen. Eine klare Kommunikation mit den Medien ist ebenso wichtig, um die Öffentlichkeit zu informieren und Vertrauen aufzubauen.
1. Initiierung des APELL Prozesses und die Rolle der Koordinierungsgruppe
Der APELL-Prozess wird durch die Bildung einer Koordinierungsgruppe eingeleitet. Diese Gruppe dient als Brücke zwischen lokalen Behörden, Industrie und Gemeinde, um eine einheitliche und koordinierte Herangehensweise an die Alarm- und Gefahrenabwehrplanung sowie die Kommunikation zu gewährleisten. Die Koordinierungsgruppe sammelt Fakten und Meinungen, bewertet Risiken und Prioritäten, analysiert Lösungsansätze und organisiert die Ressourcen der Gemeinschaft zur Vorbereitung auf den Umgang mit Störfällen im Rahmen der allgemeinen Notfallplanung. Jeder Beteiligte kann den Prozess initiieren und die Gruppe ins Leben rufen. Ein Leiter (oder zwei Leiter, einer für Industrie, einer für Behörden) wird benannt, um die Arbeit der Gruppe zu koordinieren und die verschiedenen Arbeitsphasen zu steuern. Die Auswahl des Leiters sollte sorgfältig erfolgen, unter Berücksichtigung von Managementfähigkeiten, Kommunikationskompetenzen und eventuell vorhandener Erfahrung in Notfallplanung.
2. Betriebliche Verantwortung und der interne Notfallplan
Industrieanlagen tragen die Verantwortung für die Erstellung und Umsetzung interner Alarm- und Gefahrenabwehrpläne. Eine gründliche betriebliche Sicherheitsüberprüfung bildet die Grundlage hierfür. Diese Überprüfung umfasst die detaillierte Analyse aller Faktoren, die den sicheren Betrieb beeinflussen. Ein wichtiger Bestandteil dieser Überprüfung ist die Entwicklung eines umfassenden Alarm- und Gefahrenabwehrplans, der auch die Kommunikation mit Behörden und Anwohnern beinhaltet. Obwohl nationale Organisationen und Pläne zur Notfallbekämpfung existieren, ist eine effektive lokale Struktur unerlässlich. Die enge Zusammenarbeit zwischen lokalen Behörden und der Industrie ist entscheidend, um eine Brücke zwischen deren Verantwortlichkeiten zu schlagen und die Sicherheit der Gemeinde zu gewährleisten. Die Koordinierungsgruppe stellt sicher, dass die internen Pläne der Unternehmen mit den übergeordneten Notfallplänen abgestimmt sind und keine Lücken entstehen.
3. Die Koordinierungsgruppe Aufgaben und Funktionsweise
Die Koordinierungsgruppe ist das Herzstück des APELL-Prozesses. Ihre Mitglieder müssen innerhalb ihrer jeweiligen Interessengruppen (Industrie, Gemeinde etc.) Respekt genießen und zu kooperativer Zusammenarbeit bereit sein. Der Leiter (oder die Leiter) muss die Motivation und Zusammenarbeit aller Beteiligten sicherstellen, unabhängig von kulturellen, bildungsbezogenen oder wirtschaftlichen Unterschieden. Die Überwachung und Genehmigung der Planungsaufgaben sind zentrale Aufgaben der Gruppe. Es wird ein Konsens-basiertes Arbeiten empfohlen, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten ihre Sichtweise einbringen können und Entscheidungen konkurrierende Interessen ausgleichen. Die Gruppe sollte Ziele und Termine für die Umsetzung des Plans aufstellen und den Fortschritt regelmäßig überwachen. Die Gruppe ist auch verantwortlich für die Erweiterung der Liste der Beteiligten, falls im Laufe des Prozesses weitere erforderlich werden.
IV.Bewusstseinsschärfung und Kommunikation
Effektive Kommunikation ist der Schlüssel zur erfolgreichen Gefahrenabwehr. Die Industrie muss Informationen über potenzielle Gefahrenstoffe transparent mit der Öffentlichkeit teilen, während die lokalen Behörden für die Verbreitung der Informationen in der Gemeinschaft verantwortlich sind. Der Aufbau einer positiven Beziehung zwischen der Industrie, den lokalen Behörden und der Bevölkerung ist entscheidend für den Erfolg von APELL. Die Nutzung verschiedener Medienkanäle für die Bewusstseinsschärfung wird empfohlen.
1. Informationsquellen und Informationsbereitstellung
Die effektive Bewusstseinsschärfung in der Gemeinde erfordert den Zugang zu und die Bereitstellung von klaren Informationen über potenzielle Gefahrenstoffe. Das Dokument nennt verschiedene Informationsquellen wie Sicherheitsdatenblätter (MSDS), Umwelt- und Gesundheitskriterien des IPCS (Internationales Programm zur Chemikaliensicherheit) und Datenprofile des IRPTC (Internationales Register potenziell toxischer Chemikalien) der UNEP. Diese Quellen liefern detaillierte Informationen zu den Stoffen, ihren Gefahren und dem Umgang damit. Die Industrie ist aufgefordert, ergänzende Informationen bereitzustellen, falls diese in den genannten Quellen nicht verfügbar sind, wobei sie Geschäftsgeheimnisse berücksichtigen muss. Die Industrie unterstützt die Richtlinien der Internationalen Handelskammer und verpflichtet sich, Informationen zu Gefahrstoffen entsprechend den Bedürfnissen von Katastrophenhelfern, medizinischem Personal und der Allgemeinheit bereitzustellen. Der Schutz von Geschäftsgeheimnissen darf die Offenlegung von Informationen, die für die öffentliche Gesundheit und Sicherheit relevant sind, nicht verhindern. Eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Industrie und Gemeinde ist entscheidend, um Ängste abzubauen und Akzeptanz zu fördern.
2. Kommunikation mit der Öffentlichkeit und den Medien
Die kontinuierliche Information der Öffentlichkeit über den Fortschritt des APELL-Prozesses ist essentiell. Widersprüchliche Botschaften müssen unbedingt vermieden werden, um die Zusammenarbeit nicht zu gefährden. Die Kommunikation sollte auf Kooperation und Vertrauen zwischen Industrie, Behörden, Gemeinde und Medien basieren. Die Auswahl eines Sprechers ist von großer Bedeutung. Dieser muss mit allen Aspekten des APELL-Prozesses und den Bedürfnissen verschiedener Medien vertraut sein, sich klar ausdrücken und komplexe Informationen verständlich vermitteln können. Vor allem muss er das Vertrauen aller Mitglieder der Koordinierungsgruppe genießen, um effektiv kommunizieren zu können. Der Aufbau guter Beziehungen zu den Medien ist ebenso wichtig wie der Kontakt zur lokalen Bevölkerung. Offene Kommunikation, die auf die Bedürfnisse der Bevölkerung eingeht und positive Nachrichten vermittelt, stärkt das Vertrauen in Krisenzeiten. Eine gute Medienbeziehung erleichtert die Verbreitung der Sichtweisen aller Beteiligten bei einem Zwischenfall.
3. Praktische Tipps und Herausforderungen der Informationsvermittlung
Das Handbuch betont die Bedeutung der kontinuierlichen Information der Öffentlichkeit und der Vermeidung von widersprüchlichen Botschaften. Die Kommunikation sollte im Geist der Kooperation und des Vertrauens zwischen allen Beteiligten erfolgen. Die Medienlandschaft ist regional unterschiedlich; von Fernseh- und Rundfunkberichten bis hin zu mündlichen Informationen und Botschaften über Schulen. Gute Beziehungen zu den Medien sind entscheidend für den Erfolg des APELL-Prozesses. Die Auswahl eines geeigneten Sprechers, der sich mit den verschiedenen Medien und den Aspekten des APELL-Prozesses auskennt, ist von größter Bedeutung. Dieser muss das Vertrauen der Koordinierungsgruppe genießen, um eigenständig kommunizieren zu können. Gut gepflegte Kontakte zur Gemeinde und positiven Nachrichtenfluss an die Medien erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer konstruktiven Zusammenarbeit, auch im Falle eines Zwischenfalls. Die klare Benennung von Ansprechpartnern in der Gemeinde und die Definition ihrer Verantwortlichkeiten in Notfallsituationen sind unerlässlich.
V.Krisenmanagement und Notfallplanung
Das Handbuch betont die Bedeutung von regelmäßigen Übungen und Simulationen zur Verbesserung des Krisenmanagements. Die Entwicklung eines umfassenden und koordinierten Notfallplans ist unerlässlich, der die Verantwortlichkeiten aller Beteiligten klar definiert. Dieser Plan sollte regelmäßig überprüft und aktualisiert werden, um sicherzustellen, dass er auch auf zukünftige Ereignisse angemessen reagieren kann. Die Einrichtung eines Krisenmanagementzentrums im Rathaus wird als Beispiel für eine effektive Notfallplanung vorgestellt.
1. Die Bedeutung von Krisenmanagement Übungen
Effektives Krisenmanagement erfordert regelmäßige Übungen und Simulationen. Das Dokument empfiehlt mindestens einmal, besser zweimal jährlich, Tests der Strukturen, Verfahren und technischen Ausrüstung des Krisenmanagementzentrums. Diese Übungen dienen dazu, die Effektivität der Abläufe zu überprüfen und mögliche Schwachstellen aufzudecken. Es ist nicht zwingend notwendig, bei jeder Übung alle technischen Ressourcen und Einsatzkräfte außerhalb des Zentrums einzubeziehen. Eine interne Übung, die sich auf das zentrale Krisenmanagementzentrum und die beteiligten Einrichtungen (Feuerwehr, Polizei, Gesundheitsamt etc.) beschränkt, kann ausreichend sein. Die Durchführung solcher Übungen dient der kontinuierlichen Verbesserung der Reaktionsfähigkeit und Koordinationsfähigkeit im Krisenfall. Das Ziel ist es, die Abläufe zu optimieren und sicherzustellen, dass alle Beteiligten im Ernstfall effektiv zusammenarbeiten können. Die Erfahrungen aus solchen Übungen fließen in die Weiterentwicklung der Notfallpläne ein und tragen zur Verbesserung der Gesamtstrategie bei.
2. Aufbau eines Krisenmanagementzentrums Beispiel Rathaus
Das Dokument schlägt den Aufbau eines Krisenmanagementzentrums, beispielsweise im Rathaus, vor. Dieses Zentrum sollte über mehrere separate Räume verfügen, um die Effizienz zu erhöhen und Störungen zu minimieren. Arbeitsplätze für Entscheidungsträger und technische Mitarbeiter müssen klar definiert und mit der notwendigen Büroausstattung und Kommunikationsmitteln ausgestattet sein. Ein detaillierter Arbeitsplan mit Zuordnung von Personen und Einrichtungen zu den jeweiligen Arbeitsplätzen ist unerlässlich, um im Ernstfall schnell handlungsfähig zu sein. Langjährige Erfahrung zeigt, dass die Arbeit der Entscheidungsträger durch Störungen (klingelnde Telefone, Boten etc.) beeinträchtigt werden kann. Daher wird empfohlen, den Arbeitsraum der Entscheidungsträger abzuschirmen und den Zugang einzuschränken. Nur wenige ausgewählte Mitarbeiter des Krisenmanagementteams und Assistenten sollen Zugang haben. Die Kommunikation im Zentrum sollte über direkte Amtsleitungen, Standleitungen und Faxgeräte sichergestellt werden. Eine Funkverbindung dient als Backup-System. Die Befehlskette muss unbedingt gewahrt bleiben, beispielsweise sollte die Feuerwehr nicht direkt vom Rathaus aus dirigiert werden, sondern über die Feuerwehreinsatzzentrale.
3. Kriterien zur Bewertung von Notfallplänen
Das Dokument nennt Kriterien zur Bewertung von Notfallplänen und Katastrophenvorsorgeprogrammen, unterteilt in sechs Kategorien: Gefahrenanalyse, Zuständigkeit, Organisationsstruktur, Kommunikation, Ressourcen und Notfallplanung. Diese Kriterien helfen, Schwachstellen aufzudecken und den Plan zu verbessern. Es wird jedoch anerkannt, dass nicht alle regionalen oder lokalen Verwaltungen über die Ressourcen verfügen, um alle Kriterien vollständig zu erfüllen. Die verfügbaren Ressourcen und die Ergebnisse der Gefahrenanalyse beeinflussen das Ausmaß der notwendigen Planung. Es werden zwei Organisationstypen unterschieden: die planende und entscheidende Gruppe und die Gruppe für den operativen Einsatz. Die Kriterien sollen breit genug angelegt sein, um potenzielle Schwächen in unterschiedlichen Situationen aufzudecken. Es wird betont, dass wiederholte Übungen essentiell sind, um die Effektivität des Krisenmanagements sicherzustellen. Mindestens jährliche, idealerweise halbjährliche, Übungen sollten durchgeführt werden, um die Funktionalität zu testen und das Zusammenspiel der Beteiligten zu optimieren.