Vom Rentnerregal zum differenzierten Seniorenangebot. Eine Stadtteilbibliothek stellt sich dem demographischen Wandel

Seniorenarbeit in Bibliotheken

Dokumentinformationen

Autor

Karola Kuhs

Schule

Hochschule für Bibliotheks- und Informationswesen (oder vergleichbare Hochschule)

Fachrichtung Bibliotheks- und Informationsmanagement
Dokumenttyp Bachelorarbeit
Sprache German
Format | PDF
Größe 2.82 MB

Zusammenfassung

I.Demographischer Wandel und die Herausforderungen für Öffentliche Bibliotheken

Der demographische Wandel in Deutschland führt zu einem stetig wachsenden Anteil an Senioren (60plus, 50plus). Dies stellt öffentliche Bibliotheken vor große Herausforderungen. Die Zielgruppe Senioren ist heterogen: Sie umfasst verschiedene Altersgruppen, sozioökonomische Hintergründe und Mediennutzungsgewohnheiten. Es reicht nicht aus, lediglich Printmedien mit (vermeintlich) interessanten Themen für Senioren bereitzustellen. Eine erfolgreiche Bibliotheksarbeit erfordert eine differenzierte Analyse der Bedürfnisse dieser Zielgruppe und die Entwicklung passgenauer Angebote.

1. Der wachsende Seniorenanteil und seine Bedeutung für Öffentliche Bibliotheken

Die Einleitung betont den kontinuierlichen Anstieg der Zielgruppe "60plus" und die damit verbundene Veränderung des Medienpublikums. Der demografische Wandel wird in zahlreichen Publikationen im Kontext öffentlicher Bibliotheken diskutiert. Die Zunahme der Senioren stellt einen neuen Markt dar, birgt aber gleichzeitig große Herausforderungen für die Bibliotheken. Es wird deutlich, dass Senioren keine homogene Gruppe sind und ein einheitliches Angebot nicht ausreicht. Die bloße Bereitstellung von Printmedien mit vermeintlich interessanten Themen für Senioren wird als unzureichend bewertet. Große Studien zu "MedienNutzertypen" unterstreichen die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtungsweise.

2. Demographischer Wandel in Deutschland Statistische Fakten und Herausforderungen

Dieser Abschnitt liefert statistische Informationen zum demografischen Wandel in Deutschland. Die Bevölkerungsstruktur hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert und wird sich auch in Zukunft weiter verändern. Der Begriff des demografischen Wandels wird breit gefasst und umfasst Veränderungen in der Altersstruktur, Geburtenrate und Lebenserwartung. Prognosen zeigen ein Ungleichgewicht im Jahr 2060 mit einem Drittel der Bevölkerung im Alter von mindestens 65 Jahren und doppelt so vielen 70-Jährigen wie Neugeborenen. Die Zahl der Hochbetagten wird kontinuierlich steigen. Die ältere Generation wird ambivalent betrachtet: einerseits als Hoffnungsträger, andererseits als Problem und Belastung für das Gesundheits- und Pflegesystem. Die Heterogenität der Gruppe wird betont, und die Notwendigkeit einer tiefergehenden Erforschung des Begriffs "Senior" wird hervorgehoben. Die Entwicklung neuer Bezeichnungen wie "Seniorenheim" anstelle von "Altersheim" zeigt ein sich veränderndes Altersbild.

3. Die Heterogenität der Senioren als Herausforderung für die Bibliotheksarbeit

Die Vielfalt der Wahrnehmungen und die Heterogenität der Seniorengruppe werden anhand verschiedener Bezeichnungen wie "Best Ager", "Silver Ager", "Generation 50plus" usw. verdeutlicht. Die Unterschiede zwischen den 50- bis 59-Jährigen und älteren Zielgruppen in Bezug auf Lebenssituation und Alltag werden betont. Die Zeitspanne, in der Personen als Senioren bezeichnet werden, kann bis zu vier Jahrzehnte umfassen und drei Generationen einschließen. Die Verwendung des Begriffs "die Alten" wird als diskriminierend abgelehnt. Der Text diskutiert die Schwierigkeiten, die "richtigen" Themen und Medien für die gesamte Zielgruppe zu finden. Eine differenzierte Analyse von Altersstufen, sozialen und bildungsbezogenen Hintergründen sowie Freizeitinteressen ist für eine plausible Themendefinition und Medienauswahl unerlässlich. Die bisherige Praxis der Bibliotheken wird als unzureichend und additiv kritisiert.

4. Öffentliche Bibliotheken und ihre unzureichende Anpassung an die demografische Entwicklung

Öffentlichen Bibliotheken wird vorgeworfen, sich mehr auf die Ausleihstatistik als auf die Kundenstruktur zu konzentrieren. Diese Haltung wird im Hinblick auf den demografischen Wandel als gefährlich eingeschätzt. Es wird die Notwendigkeit eines Umdenkens und der Anpassung von Strukturen und Angeboten an die potenziellen Nutzergruppen hervorgehoben. Bibliotheken erreichen bestimmte Milieus, insbesondere solche mit bescheidenen Altersbezügen, weniger effektiv, da diese oft wenig ausgeprägte Interessen und gering entwickelte Mediennutzungsstrategien aufweisen. Nur ein kleiner Teil der Senioren (die Modernen und Traditionell Kulturorientierten) ist durch das bisherige Profil der öffentlichen Bibliotheken ansprechbar. Der Text betont die Herausforderungen, bildungsferne und wenig bildungsmotivierte Menschen zu erreichen. Der Unterschied in der Bildung und Lesesozialisation verschiedener Generationen wird thematisiert. Die Bedeutung einer neutralen und positiven Ansprache der älteren Nutzer wird hervorgehoben, um eine Ablehnung von „Seniorenprogrammen“ zu vermeiden.

II.Mediennutzung von Senioren und deren Interessen

Studien zur Mediennutzung von Senioren zeigen eine überraschend hohe Internetnutzung, vor allem zur Informationsbeschaffung. Die Wahrnehmung von Internet und Computer hat sich bei Senioren verändert. Trotzdem bleiben viele Senioren bei wenigen zentralen Anwendungen. Die Interessen der Senioren sind vielfältig und reichen von Großdruckbüchern und leichter Literatur (Biografien, Klassiker) bis hin zu Ratgebern zu Themen wie Rente und Altersvorsorge. E-Reader bieten aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit und Vorlesefunktionen ein großes Potential. Bei Filmen und Musik sind die Präferenzen weniger klar definiert, wobei Klassiker aus den 50er bis 70er Jahren beliebt sein könnten.

1. Internetnutzung bei Senioren Überraschende Ergebnisse und Nutzungsgewohnheiten

Entgegen ursprünglichen Erwartungen nutzen Senioren das Internet in überraschend hohem Maße. Daten aus der ARD/ZDF-Online-Studie (1997-2008) zeigen, dass fast 50% der über 60-jährigen Frauen Internetnutzerinnen sind. Die Hauptnutzung liegt bei der Informationsbeschaffung (85%), während Unterhaltung nur eine untergeordnete Rolle spielt (8%). Die Internetnutzung bei Senioren beschränkt sich jedoch meist auf wenige zentrale Anwendungen. Die veränderte Wahrnehmung von Internet und Computer bei Senioren wird hervorgehoben: die Erkenntnis, dass bestimmte Inhalte im Internet schneller, komfortabler und umfassender verfügbar sind, setzt sich immer mehr durch. Eine wesentliche Motivation für die Internetnutzung bei über 60-Jährigen ist der subjektiv empfundene Druck, mithalten zu können.

2. Medienpräferenzen von Senioren Printmedien E Books und andere Formate

Der Text analysiert die Medienpräferenzen von Senioren. Neben der Internetnutzung werden auch traditionelle Medien wie Bücher, Zeitschriften und Broschüren berücksichtigt. Für Senioren werden Großdruckbücher und Bücher mit leicht verständlichem Inhalt, z.B. Biografien, Klassiker, Sagen und Märchen, als besonders geeignet angesehen. Ratgeberliteratur, die sich explizit an Senioren und deren betreuende Personen richtet, wird ebenfalls erwähnt, ebenso wie Werke bayerischer Autoren. Neue Medien wie CD-ROMs, Sach-DVDs und CDs mit zielgruppenrelevanten Themen sollten ausreichend vorhanden sein. Bei Sachbüchern wird ein breites Spektrum an Themen vermutet, die Senioren interessieren könnten, wie beispielsweise Rente, Altersvorsorge, Erbrecht und Finanzen. Die Einschätzung der Nachfrage nach DVDs und Musik-CDs fällt deutlich schwieriger aus. Hier werden lediglich einige Titel genannt, die sich explizit an ältere Menschen richten, und die Möglichkeit, Klassiker aus den 50er, 60er und 70er Jahren anzubieten, wird vorgeschlagen.

3. Die Präsentation von Medien für Senioren in Öffentlichen Bibliotheken Strategien und Herausforderungen

Der Text diskutiert verschiedene Möglichkeiten der Präsentation von Medien für Senioren in öffentlichen Bibliotheken. Eine gängige Methode ist die exponierte Aufstellung in Regalen mit passenden Covern und Titeln. Die Gestaltung leerer Regalflächen durch Dekoration wird vorgeschlagen. Die Einrichtung eigener Seniorenbereiche im Erdgeschoss, um Treppensteigen zu vermeiden, wird als sinnvoll erachtet. Allerdings werden auch kritische Stimmen gebracht: nicht alle älteren Bibliotheksnutzer wünschen eine seperate "Seniorenecke", und die Auswahl an Medien in diesen Bereichen könnte bei der großen Heterogenität der Zielgruppe schwierig sein. Die Vorteile von E-Readern werden hervorgehoben: einstellbare Schriftgröße, integrierte Beleuchtung, leichter Transport und unbegrenzte Speichermöglichkeiten. Der Markt bietet sogar E-Reader mit Vorlesefunktion an. Die Integration von Medien für Senioren in den normalen Bestand wird ebenfalls diskutiert, jedoch ohne eindeutige Aussage, welche Variante vorzuziehen ist.

III.Seniorenspezifische Angebote in Öffentlichen Bibliotheken Konzepte und Kritik

Viele öffentliche Bibliotheken bieten bereits seniorenspezifische Angebote an, wie z.B. spezielle Regalbereiche („Seniorenregal“), Veranstaltungen und Medienkompetenzkurse. Allerdings wird oft kritisiert, dass diese Angebote zu wenig differenziert sind und die Heterogenität der Zielgruppe Senioren nicht ausreichend berücksichtigen. Die Frage nach der optimalen Präsentation von Medien für Senioren (Integration in den regulären Bestand vs. separate „Seniorenecken“) wird kontrovers diskutiert. Ein wichtiger Aspekt ist die Vermeidung von Diskriminierung und die positive Ansprache der älteren Generation.

1. Bestandsaufnahme seniorenspezifischer Angebote in öffentlichen Bibliotheken

Der Text beschreibt bestehende seniorenspezifische Angebote in öffentlichen Bibliotheken. Diese reichen von der Bereitstellung von Großdruckbüchern und Büchern mit leicht verständlichem Inhalt (Biografien, Klassiker, etc.) über Ratgeberliteratur zu Themen wie Rente und Altersvorsorge bis hin zu speziellen Medien wie CD-ROMs, DVDs und Musik-CDs mit für Senioren relevanten Inhalten. Die Stadtbibliothek Rödental wird als Beispiel genannt, wobei Bader (2009) Titel zu den Themen Rente, Altersvorsorge, Erbrecht und Finanzen vorschlägt. Für Filme wird die Nutzung von Klassikern der 50er bis 70er Jahre empfohlen. Die Präsentation dieser Medien wird diskutiert: exponierte Aufstellung in Regalen, die Einrichtung eigener "Seniorenecken" mit zusätzlichen Sitzgelegenheiten und Hilfsmitteln (Lesebrillen, Lesestäbe, optimale Lichtverhältnisse) werden als Möglichkeiten genannt. Der Nutzen dieser Angebote wird jedoch kritisch gesehen, da der Einfluss auf die Bibliotheksnutzung fraglich ist. Das Argument, dass Bibliotheken den Internetzugang ermöglichen, wird als veraltet eingestuft.

2. Kritik an bestehenden Konzepten Integration vs. separate Bereiche

Die Integration von Medien für Senioren in den normalen Bestand oder die Einrichtung separater "Seniorenecken" werden als zwei gängige Ansätze diskutiert. Beide Methoden werden jedoch als nicht vollständig überzeugend eingeschätzt. Die Kritik bezieht sich auf die Heterogenität der Seniorengruppe: nicht alle älteren Nutzer wünschen eine seperate Einordnung, und die Auswahl an Medien für solche Bereiche könnte beliebig wirken. Es wird argumentiert, dass seniorenspezifische Aspekte oft nur additiv zu bestehenden Konzepten hinzugefügt werden, statt ein grundlegendes Umdenken anzustoßen. Der Text betont die Notwendigkeit einer differenzierten Analyse der Bedürfnisse und Interessen der Senioren, um wirklich effektive und zielgruppenorientierte Angebote zu entwickeln. Die Kommunikation der Angebote spielt eine wichtige Rolle: die Bezeichnung als "Seniorenprogramm" wird als abweisend und potenziell diskriminierend eingestuft.

3. Die Rolle von Ehrenamtlichen in der Seniorenarbeit der Bibliotheken

Der Text beleuchtet die Rolle von ehrenamtlichen Mitarbeitern, insbesondere Senioren, in Bibliotheken. Die Einbindung von Senioren als ehrenamtliche Mitarbeiter wird als erfolgsversprechend eingeschätzt, da sie Zeit, Erfahrung und intrinsische Motivation mitbringen. Sie können Angebote schaffen, die von den Bibliothekaren allein nicht erfüllt werden können. Die Zusammenarbeit zwischen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitern wird als wichtig erachtet, regelmäßige Treffen und ein Austausch von Informationen werden empfohlen. Es wird jedoch auch Skepsis geäußert: Ehrenamtliche könnten als Konkurrenten gesehen werden und den Bibliotheksstandard senken. Argumente gegen die Einbindung von Ehrenamtlichen beinhalten die Furcht vor Arbeitsplatzverlust für Bibliothekare, unprofessioneller Arbeit und fehlender Verlässlichkeit. Bibliotheken werden aufgefordert, Konzepte zu entwickeln, wie Senioren mit ihrem Engagement und ihren Qualifikationen in die Arbeit integriert werden können.

IV.Praxisbeispiele Stadtbibliothek Schwäbisch Hall und Stadtteilbibliothek Feuerbach

Die Stadtbibliothek Schwäbisch Hall (ca. 60.000 Medieneinheiten, Online-Bibliothek Franken mit weiteren 16.000 Medien) bietet einen eigenen Bereich für die ältere Generation und vergibt E-Reader. Die Stadtteilbibliothek Stuttgart-Feuerbach führte eine Studie zur Akzeptanz ihres „Seniorenregals“ durch. 75% der Befragten befürworten den Bereich, 55% nutzen ihn. Die Studie hob die Bedeutung von Freundlichkeit des Personals, guter Beratung und Übersichtlichkeit hervor. Die Stadtbibliothek Traunstein bietet im Rahmen eines Projekts zur Medienkompetenz die Nintendo Wii zur Ausleihe an.

1. Stadtbibliothek Schwäbisch Hall Beispiel für einen integrierten Seniorenbereich

Die Stadtbibliothek Schwäbisch Hall, auch bekannt als "Bibliothek im Glashaus", die seit 2011 in einem Gebäude aus den 90er Jahren im Stadtzentrum untergebracht ist, bietet mit rund 60.000 Medieneinheiten einen umfassenden Bestand an Büchern, CDs, CD-ROMs, DVDs und anderen Medienformaten. Zusätzlich verfügt die digitale Zweigstelle, die Online-Bibliothek Franken, über 16.000 weitere Medien. Die Räumlichkeiten sind auf verschiedene Benutzergruppen aufgeteilt, darunter ein eigener Bereich für die ältere Generation. Für Leser über 18 Jahren stehen vier verschiedene E-Book-Reader zur kostenlosen Ausleihe bereit. Die Bibliothek bietet einen systematisch aufgearbeiteten Schwerpunkt zu Themen rund ums Älterwerden an, um die Generation 55+ in allen Fragen und Anliegen zu unterstützen und stellt Romane (auch in Großdruckschrift), Sachbücher, Bildbände und Hörbücher bereit. Der Fokus liegt auf einer umfassenden Medienversorgung und einer altersgerechten Aufteilung der Räumlichkeiten.

2. Stadtteilbibliothek Stuttgart Feuerbach Studie zum Seniorenregal und Nutzerverhalten

Die Stadtteilbibliothek Stuttgart-Feuerbach dient als Fallstudie zur Untersuchung der Akzeptanz und Nutzung seniorenspezifischer Angebote. Eine Kooperation ermöglichte die Erhebung von Daten zur Akzeptanz und Nutzung des bestehenden "Seniorenregals", sowie zum Nutzungsverhalten und zur Zufriedenheit mit den Gegebenheiten der Bibliothek. Die Studie zeigt, dass 75% der befragten Senioren den Regalbereich befürworten und über die Hälfte (55%) ihn auch nutzt. Ein Viertel der Befragten lehnt den separaten Bereich ab, u.a. weil sie das Bedürfnis haben, Medien selbst auszuwählen. Freundlichkeit des Personals, Übersichtlichkeit der Medien und die Raumatmosphäre werden als besonders wichtig bewertet, gefolgt von einer guten Beratung. Ruhe in der Bibliothek und Informationen über aktuelle Angebote spielen eine geringere Rolle. Die Ergebnisse unterstreichen die Akzeptanz des Seniorenregals und zeigen den Bedarf an guten Serviceleistungen. Eine flächenmäßige Erweiterung des Regals wird von den meisten Befragten nicht als notwendig angesehen, obwohl die Zufriedenheit mit den Lichtverhältnissen bei etwa einem Viertel der Befragten verbesserungswürdig ist.

3. Stadtbibliothek Traunstein Medienkompetenzprojekt mit der Nintendo Wii

Die Stadtbibliothek Traunstein wird als Beispiel für ein innovatives Projekt zur Vermittlung von Medienkompetenz für Senioren im digitalen Zeitalter genannt. Sie stellt die Nintendo Wii-Konsole inklusive des Spiels "Wii Sports" bereit, das von Mitarbeitern von Seniorenheimen zusammen mit einer Medienbox ausgeliehen werden kann. Dadurch sollen Senioren an den Umgang mit neuen Medien herangeführt werden und gemeinschaftliche Aktivitäten, wie z.B. Kegelturniere, ermöglicht werden. Die Einbindung von Jugendlichen in zukünftige Angebote ist geplant. Dieses Beispiel veranschaulicht einen kreativen Ansatz, um die ältere Generation an neue Medien heranzuführen und gleichzeitig soziale Interaktion zu fördern. Die Bibliothek Traunstein setzt auf praktische Anwendungen und gemeinschaftliche Spiele, um Hemmschwellen abzubauen.

V.Fazit Zukunftsperspektiven der Seniorenarbeit in Bibliotheken

Trotz bestehenden Initiativen besteht weiterhin Bedarf an innovativen und differenzierten Ansätzen in der Seniorenarbeit von öffentlichen Bibliotheken. Die Geschlechterdifferenzierung und die unterschiedlichen Bedürfnisse innerhalb der Zielgruppe Senioren müssen stärker berücksichtigt werden. Eine einfach additive Integration seniorenspezifischer Aspekte in bestehende Konzepte reicht nicht aus. Die öffentliche Bibliothek muss sich als zentraler Anlaufpunkt für die ältere Generation weiterentwickeln, um den demografischen Wandel aktiv zu gestalten.

1. Zusammenfassung der Praxisbeispiele Schwäbisch Hall Feuerbach und Traunstein

Der Abschnitt präsentiert drei Fallbeispiele, die unterschiedliche Ansätze der Seniorenarbeit in öffentlichen Bibliotheken veranschaulichen. Die Stadtbibliothek Schwäbisch Hall verfügt über einen eigenen Bereich für die ältere Generation und bietet neben einem umfangreichen Medienbestand auch E-Book-Reader zur Ausleihe an. Die Stadtteilbibliothek Stuttgart-Feuerbach führte eine Studie zur Akzeptanz und Nutzung ihres bestehenden "Seniorenregals" durch. Die Ergebnisse zeigen eine hohe Akzeptanz (75%), wobei die Freundlichkeit des Personals und die Übersichtlichkeit der Medien als besonders wichtig hervorgehoben werden. Die Stadtbibliothek Traunstein initiierte ein Projekt zur Vermittlung von Medienkompetenz bei Senioren, indem sie die Nintendo Wii inklusive des Spiels "Wii Sports" zur Ausleihe anbietet. Diese Beispiele verdeutlichen die Bandbreite an Ansätzen, die Bibliotheken verfolgen, um die Bedürfnisse älterer Menschen zu bedienen, zeigen aber auch die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung der Zielgruppe und deren Heterogenität.

2. Auswertung der Studie in der Stadtteilbibliothek Feuerbach Akzeptanz des Seniorenregals

Eine detaillierte Auswertung einer Studie der Stadtteilbibliothek Stuttgart-Feuerbach wird vorgestellt. Die Studie untersucht die Akzeptanz und Nutzung eines bereits bestehenden "Seniorenregals". 75% der befragten Senioren befürworten den Bereich, und 55% geben an, ihn zu nutzen. 25% lehnen den separaten Bereich ab, da sie das Bedürfnis haben, Medien selbst auszuwählen. Die Studie befragte die Senioren auch zur Wichtigkeit verschiedener Serviceaspekte der Bibliothek: Freundlichkeit des Personals, Beratung, Übersichtlichkeit der Medien, Informationen, Ruhe und Raumatmosphäre. Die Freundlichkeit des Personals wird von allen Befragten als sehr wichtig eingestuft, gefolgt von Übersichtlichkeit und Raumatmosphäre. Gute Beratung spielt ebenfalls eine große Rolle. Ruhe und Informationen über aktuelle Angebote werden als weniger wichtig erachtet. Trotz der unterschiedlichen Bewertungen der einzelnen Aspekte, sind alle abgefragten Punkte den Senioren von Bedeutung. Die Studie empfiehlt, den Seniorenbereich beizubehalten, da eine Erweiterung nicht als notwendig gesehen wird. Allerdings sollten die Lichtverhältnisse im Seniorenbereich ggf. optimiert werden.

3. Schlussfolgerungen aus den Praxisbeispielen Bedarf an innovativen Ansätzen

Die vorgestellten Praxisbeispiele zeigen zwar eine hohe Grundmotivation der Bibliotheken, die Zielgruppe der Senioren anzusprechen und adäquat zu bedienen. Gleichzeitig wird deutlich, dass viele seniorenspezifische Aspekte lediglich additiv zu bereits bestehenden Bibliothekskonzepten hinzugefügt werden, ohne ein grundlegendes Umdenken anzustoßen. Die fehlende Berücksichtigung der Geschlechterdifferenzierung und der Unterschied zwischen jüngeren und älteren Senioren wird kritisiert. Es mangelt an der Integration von lang vorliegenden Erkenntnissen über die Mannigfaltigkeit der Seniorengruppe in die Bibliothekspraxis. Die Verfasserin plädiert für eine analytisch gezielte Erfassung der Bedürfnisse dieser Nutzergruppe und für die Entwicklung von innovativen Ansätzen, um den erwarteten Anstieg des Seniorenanteils in den kommenden Jahrzehnten zu meistern.