Der Arbeitsmarkt für besonders qualifizierte Fach- und Führungskräfte : Jahresbericht 2002

Fach- & Führungskräfte Arbeitsmarkt

Dokumentinformationen

Autor

Bundesanstalt Für Arbeit

Fachrichtung Arbeitsmarktforschung, Wirtschaftswissenschaften
Unternehmen

Bundesanstalt für Arbeit

Ort Bonn
Dokumenttyp Jahresbericht
Sprache German
Format | PDF
Größe 1.95 MB

Zusammenfassung

I.Der deutsche Arbeitsmarkt 2002 Überblick und Herausforderungen für Akademiker

Der Bericht analysiert den deutschen Arbeitsmarkt im Jahr 2002, das von schwachem Wirtschaftswachstum und steigender Arbeitslosigkeit, trotz eines niedrigen Ausgangsniveaus, geprägt war. Die Unsicherheit bezüglich der weltwirtschaftlichen Entwicklung und der anstehenden Reformen verstärkte die Verunsicherung. Besonders der Akademiker-Arbeitsmarkt zeigte einen Abwärtstrend, wobei die Nachfrage nach Führungskräften um 9,6% zurückging, während die Zahl der Bewerber um 43,3% stieg. Die Arbeitsmarktpolitik reagierte mit verstärkter Prüfung der Wirtschaftlichkeit von Fördermaßnahmen, was zu einem Rückgang des Förderumfangs führte. Existenzgründungsinitiativen gewannen an Bedeutung.

1. Gesamtwirtschaftliche Lage und Arbeitsmarktentwicklung 2002

Das Jahr 2002 war in Deutschland von einem Wirtschaftswachstum nahe der Nulllinie geprägt. Trotzdem stieg die Arbeitslosigkeit, obwohl sie auf einem relativ niedrigen Niveau begann. Die Preise blieben stabil, und der Außenhandel zeigte einen starken Leistungsbilanzüberschuss. Das Verhalten der Wirtschaftssubjekte wurde von großer Unsicherheit bestimmt: Die weltwirtschaftliche Entwicklung, das Ergebnis der Bundestagswahl, anstehende Reformen, die Krise der öffentlichen Haushalte und die Eskalation der Irakkrise beeinflussten die Stimmung negativ. Der Anstieg des Preisniveaus fiel moderat aus, obwohl die Einführung des Euro anfänglich von Verbrauchern als starke Verteuerung empfunden wurde. Diese allgemeine Unsicherheit und die schwache Binnennachfrage hatten negative Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Der Bericht hebt hervor, dass die Arbeitslosigkeit, trotz des niedrigen Ausgangsniveaus, zunahm. Die Unsicherheit über die Zukunft, sowohl wirtschaftlich als auch politisch, prägte das Jahr 2002 stark und wirkte sich auf das Verhalten der Wirtschaftssubjekte aus. Die Kombination aus geringem Wachstum, Unsicherheit und Haushaltsproblemen schuf ein herausforderndes Umfeld für den Arbeitsmarkt.

2. Der Akademikerarbeitsmarkt Abwärtstrend und geänderte Anforderungen

Der Akademikerarbeitsmarkt befand sich 2002, mit wenigen Ausnahmen, in einem Abwärtstrend. Die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) verzeichnete einen Rückgang offener Stellen für Führungskräfte der oberen und obersten Leitungsebenen um 9,6%, während die Zahl der Bewerber um 43,3% zunahm. Die Vermittlungszahlen sanken ebenfalls um 9,1%. Arbeitgeber stellten hohe Anforderungen an Bewerber: aktuelles Fachwissen, praktische Erfahrungen, moderate Gehaltsvorstellungen, Lernbereitschaft, Ehrgeiz und regionale Mobilität waren entscheidend. Gute Englischkenntnisse und Kenntnisse gängiger Office-Programme waren weitere wichtige Kriterien. Fast die Hälfte der gemeldeten Stellen entfiel auf Ingenieure (26,7%) und qualifizierte kaufmännische und Verwaltungsberufe (22,2%). Innerhalb dieser Gruppen waren Maschinenbauingenieure (11,1%), IT-Experten (6,6%) und Elektroingenieure (6%) besonders gefragt. Auch Sozialarbeiter/Sozialpädagogen (12,6%) und Humanmediziner (7,1%) waren stark nachgefragt. Die Entwicklung war jedoch nicht einheitlich: während das Stellenangebot für viele Berufe schrumpfte (IT-Experten: -44,2%), stieg es in anderen, wie z.B. Systemprogrammierer (+110,1%), gegen den Trend an. Die Arbeitsmarktlage spiegelte die allgemeine wirtschaftliche Situation wider, mit sinkender Nachfrage und gleichzeitig steigendem Bewerberaufkommen.

3. Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und ihre Auswirkungen

Im Jahr 2002 spielte der Einsatz arbeitsmarktpolitischer Instrumente weiterhin eine wichtige Rolle. Die Berater und Vermittler prüften jedoch verstärkt die Wirtschaftlichkeit der Fördermaßnahmen und suchten nach dem kosteneffektivsten Weg zur Wiedereingliederung in den ersten Arbeitsmarkt. Die schwierige wirtschaftliche Lage erschwerte die Eingliederung selbst von zielgerichtet Geförderten. Dies führte zu einem Rückgang des Förderumfangs. In einigen Fällen wurden spezielle Weiterbildungsmaßnahmen für Akademiker eingestellt, während Hilfestellungen zur Existenzgründung, wie Seminare und Überbrückungsgeld, an Bedeutung gewannen. Die Evaluierung der Wirtschaftlichkeit und die schwierige wirtschaftliche Lage führten dazu, dass der Umfang der arbeitsmarktpolitischen Förderung im Jahr 2002 zurückging. Die Maßnahmen zur Unterstützung von Existenzgründungen wurden im Vergleich zu den Weiterbildungsmaßnahmen verstärkt. Der Fokus verlagerte sich von traditionellen Förderprogrammen hin zu Initiativen, die die Selbstständigkeit fördern sollten.

II.Stark betroffene Sektoren IT und Finanzdienstleistungen

Der IT-Sektor erlebte einen drastischen Rückgang an Stellenangeboten (-44,2%), besonders bei IT-Experten. Die Zahl der arbeitslosen IT-Fachleute stieg um 86%. Im Finanzdienstleistungssektor führten schwache Kundengeschäfte und Kostensenkungsmaßnahmen zu Stellenabbau. Die Nachfrage richtete sich eher auf Spezialisten als auf Führungskräfte. Die Arbeitslosigkeit unter Bank- und Sparkassenfachleuten stieg überproportional, wobei die tatsächliche Zahl der Arbeitslosen durch die unterschiedliche Berichtsweise der Arbeitsämter verfälscht wurde. Der Neue Markt und die Börsenbaisse verschärften die Situation.

1. Der IT Sektor im Jahr 2002 Ein drastischer Einbruch

Der IT-Sektor erfuhr im Jahr 2002 einen starken Einbruch. Der Rückgang der Stellenangebote war drastisch; für IT-Experten betrug er 44,2%. Dieser Rückgang ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, darunter der Zusammenbruch des Neuen Marktes und die allgemeine Börsenbaisse. Die euphorischen Erwartungen im Telekommunikationsbereich (UMTS) erfüllten sich nicht, was zu Zurückhaltung bei Neueinstellungen führte. Die Zahl der arbeitslosen IT-Fachleute stieg immens an; Ende September 2002 lag der Bestand um 86% über dem Vorjahreswert. Besonders auffällig war der Anstieg der Bewerber unter 40 Jahren um nahezu 100% und der Anteil von Führungskräften ohne Hochschulabschluss, der um 87% zunahm. Die ZAV vermittelte deutlich mehr IT-Führungskräfte aus der Arbeitslosigkeit oder nach Kündigungen. Trotz des allgemeinen Rückgangs gab es Ausnahmen: Der Bereich Systemprogrammierer verzeichnete einen Anstieg des Stellenangebots von 110,1%. Die Entwicklung verdeutlicht die Auswirkungen des Platzens der IT-Blase Ende der 90er Jahre und die damit einhergehende Unsicherheit im Sektor.

2. Finanzdienstleistungen Stellenabbau und veränderte Nachfrage

Der Finanzdienstleistungssektor wurde im Jahr 2002 von einer stark verschlechterten Arbeitsmarktlage geprägt. Schwache Kundengeschäfte und der Druck zur Kostenreduktion führten zu Stellenabbauprogrammen, die auch filiallose Unternehmen betrafen. Die Nachfrage nach Personal konzentrierte sich verstärkt auf Spezialisten, während die Nachfrage nach Führungskräften mit Personalverantwortung zurückging. Der Rückgang an zu besetzenden Positionen auf der ersten Managementebene ging einher mit einem Anstieg an Positionen mit einem Jahresgehalt knapp unter 50.000 Euro. Unternehmensberatungen litten ebenfalls unter der schlechten Konjunktur. Die ZAV registrierte einen Rückgang der Vakanzen im Bereich betriebswirtschaftlicher Dienstleistungen um 33% und im IT-Bereich um 40%. Viele Angebote betrafen Interim Management. Kleinere Unternehmen (unter 100 Mitarbeiter) zeigten eine geringere Stellenreduzierung (nur 6%). Interessant war die gute Vermittlungsquote von Kandidaten mit Fachhochschulabschluss im Bereich betriebswirtschaftlicher Dienstleistungen (+13%). Die Kombination aus schwacher Konjunktur, Kostendruck und Fokus auf Spezialisten führte zu einem negativen Trend im Finanzsektor, der sich auch in der Arbeitslosenstatistik niederschlug. Die unscharfe Erfassung der Arbeitslosenzahlen durch die Arbeitsämter erschwert eine genaue Analyse der Situation weiter.

III.Ingenieure und Naturwissenschaftler Nachfrage und Herausforderungen

Für Ingenieure, insbesondere Maschinenbauingenieure (11,1%) und Elektroingenieure (6%), gab es einen starken Rückgang an Stellenangeboten. IT-Kenntnisse wurden als entscheidend für die erfolgreiche Stellensuche angesehen. Ältere Elektroingenieure mit mangelnder regionaler Mobilität und veralteten Fachkenntnissen waren besonders betroffen. Bei Naturwissenschaftlern waren Absolventen, insbesondere mit praxisorientierter Ausbildung, weniger von Arbeitslosigkeit betroffen als Berufserfahrene. Die Situation für Biologen blieb schwierig. Chemiker mit regionaler und beruflicher Mobilität fanden meist schnell eine Stelle, jedoch verlagerte sich die Stellenbesetzung weg vom Arbeitsamt hin zu direkter Bewerbung.

1. Ingenieure Rückläufige Nachfrage und Bedeutung von IT Kenntnissen

Der Bericht zeigt einen deutlichen Rückgang des Stellenangebots für Ingenieure im Jahr 2002, wobei die negative Entwicklung bei IT-Experten besonders stark ausfiel (-44,2%). Insgesamt entfielen fast die Hälfte der gemeldeten Stellen auf Ingenieure (26,7%) und kaufmännische/verwaltende Berufe (22,2%). Innerhalb der Ingenieurgruppen waren Maschinenbauingenieure (11,1%), IT-Experten und Elektroingenieure (6%) am stärksten vertreten. Die Arbeitgeber verlangten neben aktuellen Fachkenntnissen umfangreiche IT-Kenntnisse, da ohne diese kaum Beschäftigungsmöglichkeiten bestanden. Berufserfahrung, betriebswirtschaftliche Kenntnisse und gute Fremdsprachenkenntnisse (vor allem Englisch) steigerten die Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Praktika waren kaum noch ein Wettbewerbsvorteil geworden. Ältere Elektroingenieure (über 50 Jahre) hatten besonders Schwierigkeiten, da ihnen oft die aktuellen Fachkenntnisse und die regionale Mobilität fehlten. Auch Aussiedler und Kontingentflüchtlinge waren durch fehlende Kenntnisse und Anerkennungs-probleme benachteiligt. Der Frauenanteil unter den arbeitslosen Elektroingenieuren war mit 12,8% relativ gering und sank im Vergleich zum Vorjahr leicht. Die beschriebenen Herausforderungen zeigen die zunehmende Spezialisierung und den hohen Stellenwert von IT-Kompetenzen auf dem Ingenieurarbeitsmarkt.

2. Naturwissenschaftler Unterschiedliche Entwicklungen nach Fachrichtung und Erfahrung

Bei Naturwissenschaftlern zeigte sich 2002 eine differenzierte Arbeitsmarktsituation. Absolventen waren – mit Ausnahme von Biologen und Geographen – meist ohne Arbeitsamtsvermittlung in eine adäquate Beschäftigung gelangt, besonders wenn ihr Studium durch Praktika und praxisorientierte Abschlussarbeiten berufsnah gestaltet war. Die Situation für Biologiestudenten blieb hingegen problematisch, mit einem nicht unerheblichen Anteil an Arbeitslosigkeit direkt nach dem Studium oder nach befristeten Tätigkeiten. Chemiker verzeichneten einen geringen Anstieg der Arbeitslosigkeit (+2,8%), wobei Berufsanfänger mit regionaler und beruflicher Mobilität schnell eine Stelle fanden. Die Stellenbesetzung erfolgte zunehmend außerhalb des Arbeitsamtes über Fachpresse, regionale Zeitungen und Internetbörsen. Physiker fanden vor allem im öffentlichen Dienst (Hochschulen, Forschung) Beschäftigung, meist in befristeten Positionen. Die Industrie bot nur vereinzelt Stellen, vor allem für anwendungsorientierte Spezialisten in Bereichen wie Halbleitertechnologie, Kernphysik oder Medizintechnik. Die unterschiedlichen Erfahrungen verdeutlichen, wie stark die Arbeitsmarktchancen im naturwissenschaftlichen Bereich von der Fachrichtung, der Berufserfahrung und der individuellen Mobilität abhingen. Der direkte Zugang zum Arbeitsmarkt über alternative Kanäle gewann an Bedeutung.

IV.Gesundheitswesen und Sozialberufe Kontrast zwischen Fachärzten und anderen Berufsgruppen

Die Nachfrage nach Fachärzten blieb hoch, während Assistenzärzte und AiP ebenfalls kaum Probleme bei der Stellensuche hatten. Die Vermittlung durch Arbeitsämter erwies sich jedoch als schwierig, besonders in Ostdeutschland und ländlichen Regionen. Im Sozialwesen war die Nachfrage nach Sozialarbeitern und Sozialpädagogen (12,6%) hoch, wobei die größten Arbeitgeber die Kirchen und deren angeschlossene Einrichtungen waren. Die Arbeitslosigkeit unter Sozialarbeitern variierte regional stark.

1. Der Arbeitsmarkt für Ärzte Hohe Nachfrage aber regionale Unterschiede

Im Gesundheitswesen zeigte sich 2002 ein gegensätzliches Bild. Während die Nachfrage nach Fachärzten aller Fachrichtungen und auch nach Assistenzärzten und AiPs (Ärzte im Praktikum) sehr hoch blieb und diese kaum Probleme bei der Stellensuche hatten, berichteten Stellenanbieter von Schwierigkeiten bei der Besetzung von Stellen durch die Arbeitsämter. Dies betraf vor allem Ostdeutschland und ländliche Regionen Westdeutschlands, obwohl auch an attraktiven Standorten Probleme auftraten. Die Vermittlungsquote durch die Arbeitsämter war angesichts der historisch niedrigen Arbeitslosenzahl gering. Die Situation wurde durch das hohe Interesse junger Ärzte an nicht-kurativen Tätigkeiten oder Auslandsaufenthalten verschärft. Fachärzte, die länger als sechs Monate arbeitslos gemeldet waren, gehörten oft zu problematischen Gruppen, wie Frauen mit eingeschränkter Mobilität aufgrund familiärer Bindungen oder Fachärzten aus dem Reha-Bereich, die aufgrund geänderter Gesetzgebung den Anschluss verloren hatten. Ausländische Bewerber mit eingeschränkter Berufserlaubnis stellten ebenfalls eine Herausforderung dar. Die Diskrepanz zwischen der hohen Nachfrage und den Schwierigkeiten der Arbeitsamtsvermittlung unterstreicht die Herausforderungen des Sektors und die Bedeutung regionaler Faktoren.

2. Sozialberufe Hohe Nachfrage insbesondere bei den Kirchen

Im Sozialwesen war die Nachfrage nach Sozialarbeitern und Sozialpädagogen im Jahr 2002 hoch (12,6% der Stellenangebote). Die größten Arbeitgeber waren die Kirchen und deren Einrichtungen (Caritas, Diakonie), gefolgt von regionalen Vereinen und Verbänden, die ihre Arbeit teilweise durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen finanzierten. Der öffentliche Dienst, mit reduzierten Haushaltsmitteln, spielte eine kleinere Rolle. Die wichtigsten Einsatzgebiete umfassten Jugend- und Familienhilfe, Arbeit mit Randgruppen, Suchtberatung, Schulsozialarbeit und Maßnahmen zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit. Die Nachfrage nach Fachkräften für klassische Rehabilitations- und Resozialisierungsbereiche war geringer. Regionale Unterschiede waren deutlich: Während in westdeutschen Ballungszentren ein angespannter Arbeitsmarkt herrschte, waren die Vermittlungsaussichten in ländlichen Regionen und in Ostdeutschland günstiger, wobei die Nachfrage dort das Angebot teilweise deutlich überstieg. Gegen Ende des Jahres 2002 ging die Zahl der Stellenangebote in allen Regionen aufgrund reduzierter Haushaltsmittel und zurückgehender Förderungen durch die Arbeitsämter zurück. Das Angebot an Stellen für das Anerkennungsjahr war jedoch höher als die Nachfrage. Arbeitgeber stellten neben fachlicher Kompetenz hohe Anforderungen an Soft Skills wie Teamfähigkeit, Selbstständigkeit und soziales Engagement.

V.Weitere Berufsgruppen Wirtschaft Recht Geistes und Kulturwissenschaften

Im Bereich Wirtschaft war die Nachfrage nach Controllern und Rechnungswesenexperten mit SAP-Kenntnissen und Berufserfahrung gestiegen. Für Juristen stieg die Zahl der Bewerber deutlich an, was mit längeren Wartezeiten zwischen erstem Staatsexamen und Referendariat zusammenhing. Die Arbeitslosigkeit unter Juristen nahm ebenfalls stark zu. Der Arbeitsmarkt für Geisteswissenschaftler war schwierig, wobei Soft Skills wie Präsentationskompetenz und interkulturelle Kompetenz an Bedeutung gewannen. Der Agenturbereich war ein wichtiger Arbeitgeber für Grafiker und Designer, wobei die Arbeitslosigkeit besonders bei älteren Bewerbern hoch war. Auch für Journalisten gab es ein starkes Überangebot, welches die Honorare drückte.

1. Wirtschaftswissenschaftler und Betriebswirte Hohe Anforderungen und zunehmende Spezialisierung

Der Arbeitsmarkt für Wirtschaftswissenschaftler und Betriebswirte war 2002 von steigenden Anforderungen geprägt. Unternehmen suchten oft Allrounder mit mehreren Spezialgebieten, Fremdsprachenkenntnissen (insbesondere Englisch, aber auch Französisch und Spanisch), IT-Kenntnissen und hoher Mobilität. Berufserfahrung, idealerweise in der jeweiligen Branche, war ebenfalls ein wichtiges Kriterium. Ein kurzes, zielgerichtetes Studium mit guten Noten wurde bevorzugt, und bei jüngeren Berufserfahrenen sollte das Gehaltsniveau noch moderat sein. Größere Unternehmen legten Wert auf Auslandserfahrung. Der Trend zur Nachfrage nach Controllern und Rechnungswesenexperten verstärkte sich, wobei SAP-Kenntnisse und Berufserfahrung unerlässlich waren. Betriebswirte waren auch im Vertrieb, in der Logistik und im Steuerwesen gefragt. Für Berufsanfänger boten sich gelegentlich gute Einstiegschancen als Assistent der Geschäftsleitung. Die Anforderungen spiegelten den verschärften Wettbewerb und den Wunsch nach schnell einsetzbaren Fachkräften wider. Die Kombination aus fachlicher Expertise und Soft Skills wie Erfolgsorientierung und Teamfähigkeit war entscheidend für den Erfolg auf dem Arbeitsmarkt.

2. Juristen Steigende Arbeitslosigkeit trotz hoher Bewerberzahlen

Die Zahl der Bewerber mit Jurastudium stieg Ende 2002 um 27% im Vergleich zum Vorjahr, deutlich stärker als der allgemeine Zuwachs bei Hochschulabsolventen (+7%). Dies ist unter anderem auf die längeren Wartezeiten zwischen erstem Staatsexamen und Referendariat (durchschnittlich sechs Monate) zurückzuführen. Noch stärker als die Bewerberzahlen stieg die Arbeitslosigkeit unter Juristen um 34% innerhalb eines Jahres. Ein Grund hierfür war die Reduzierung der Verbeamtung von Juristen während des Vorbereitungsdienstes in vielen Bundesländern. Die Ausbildung erfolgte verstärkt in öffentlich-rechtlichen Ausbildungsverhältnissen mit Sozialversicherungspflicht, was zu niedrigeren Personalkosten führte, aber gleichzeitig zu einem Anspruch auf Arbeitslosengeld nach dem Referendariat. Der Zugang zum Arbeitsmarkt war für Juristen ohne zwei Prädikatsexamina stark eingeschränkt, insbesondere für den öffentlichen Dienst und große Unternehmen. Arbeitgeber bevorzugten Kandidaten mit breiter fachlicher Kompetenz anstatt spezialisierten Experten.

3. Geistes und Kulturwissenschaften Herausforderungen für Absolventen

Absolventen geisteswissenschaftlicher Studiengänge sahen sich 2002 einem schwierigen Arbeitsmarkt gegenüber. Die ohnehin schon eingeschränkten Berufsperspektiven verschlechterten sich weiter. Seiteneinstiege, beispielsweise in die IT-Branche, waren kaum möglich. Sozialwissenschaftler waren in der Konkurrenz mit Wirtschaftswissenschaftlern benachteiligt, selbst bei guten Soft Skills und EDV-Kenntnissen. Für Soziologen gab es zwar mehr Stellenangebote als für Politologen, jedoch war der Anteil der Angebote, die ein Soziologiestudium explizit verlangten, geringer. Diese Angebote konzentrierten sich auf Forschungsprojekte, die Begleitung von Veränderungsprozessen oder Dozententätigkeiten. Im Agenturbereich, der fast zwei Drittel aller Angebote umfasste, waren die Anforderungen besonders hoch. Neben fachlichen Qualifikationen wurden Kreativität, Ideenreichtum und Berufserfahrung verlangt. Viele Angebote erfolgten auf Honorarbasis oder im Rahmen von Werkverträgen. Ältere Grafiker und Designer hatten besonders große Schwierigkeiten, wieder eine Festanstellung zu finden. Absolventen hatten oft Schwierigkeiten, selbst mit schlecht bezahlten Tätigkeiten.