Zwischen zwei Welten : Ausgewählte Untersuchungen zum Medienverhalten von türkischen Kindern und Jugendlichen in Deutschland

Medienkonsum türkischer Jugendlicher

Dokumentinformationen

Autor

Daniela Illek

instructor Prof. Dr. Horst Heidtmann
Schule

Fachhochschule Stuttgart – Hochschule der Medien

Fachrichtung Bibliotheks- und Medienmanagement
Dokumenttyp Bachelorarbeit
Ort Stuttgart
Sprache German
Format | PDF
Größe 1.03 MB

Zusammenfassung

I.Medienkonsum türkischstämmiger Kinder und Jugendlicher in Stuttgart

Diese Studie untersucht den Medienkonsum von türkischstämmigen Kindern und Jugendlichen in Stuttgart. Die Ergebnisse zeigen eine zweisprachige Mediennutzung, wobei deutsche Medien bevorzugt werden. Obwohl das Angebot an türkischsprachigen Medien ausreichend ist, entsprechen diese oft nicht den Bedürfnissen der türkischstämmigen Migranten in Deutschland. Die Studie wurde an zehn Stuttgarter Schulen durchgeführt und umfasste Kinder und Jugendliche verschiedener Altersgruppen und Schulformen. Ein wichtiger Aspekt ist die Frage nach der Integration und dem Einfluss der Medien darauf. Die ehemals homogene Gruppe der türkischen Gastarbeiter hat sich zu einer heterogenen Transkultur entwickelt, was eine differenzierte Medienlandschaft in ihrer Sprache erfordert.

1. Forschungsdesign und Zielsetzung

Die Studie untersucht den Medienkonsum türkischstämmiger Kinder und Jugendlicher in Stuttgart und Umgebung. Die Untersuchung fand an zehn Schulen statt und zielte darauf ab, einen Überblick über die Mediennutzung dieser Gruppe zu gewinnen und Tendenzen aufzuzeigen, die zu einem besseren Verständnis beitragen. Ein besonderes Augenmerk lag auf der zweisprachigen Mediennutzung (Deutsch und Türkisch) und der Frage, ob und wie die Medien den Integrationsprozess beeinflussen. Die Studie füllt eine Forschungslücke, da die Mediennutzung türkischstämmiger Kinder und Jugendlicher bisher nur unzureichend erforscht war, insbesondere im Vergleich zur gut dokumentierten Mediennutzung deutscher Kinder und Jugendlicher. Die Ergebnisse sollten auch im Kontext bestehender Studien zum Medienverhalten deutscher Kinder und Jugendlicher sowie zum Medienkonsum der türkischen Bevölkerung in Deutschland betrachtet werden. Die Studie bildet somit eine Grundlage für weiterführende Forschung zum Thema Mediennutzung, Integration und der deutsch-türkischen Gesellschaft.

2. Ergebnisse zur Mediennutzung Zweisprachigkeit und Präferenzen

Ein zentrales Ergebnis ist die zweisprachige Mediennutzung der Kinder und Jugendlichen. Obwohl ein ausreichendes Angebot an türkischsprachigen Medien in Deutschland besteht, wird deutlich, dass deutsche Medien bevorzugt genutzt werden. Türkischsprachige Medien, oft in der Türkei produziert, berücksichtigen die spezifischen Bedürfnisse türkischer Migranten in Deutschland nur unzureichend. Auch deutsche Medien haben hier Nachholbedarf. Die Studie stellt fest, dass die ehemals homogene Gruppe der türkischen Gastarbeiter sich zu einer heterogenen, eigenständigen Transkultur entwickelt hat. Dieser Wandel erfordert eine differenzierte Medienlandschaft in der türkischen Sprache, um den Bedürfnissen dieser Bevölkerungsgruppe gerecht zu werden. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, die Medienangebote sowohl auf deutscher als auch türkischer Seite an die Bedürfnisse dieser Gruppe anzupassen. Die Untersuchung unterstreicht die Komplexität der Integration und den Einfluss der Medien darauf.

3. Methodische Vorgehensweise und Limitationen

Die Datenerhebung erfolgte mittels Fragebögen, die an den zehn Stuttgarter Schulen eingesetzt wurden. Bei jüngeren Kindern (Klassen 3 und 4) fand die Befragung unter Aufsicht statt, ältere Schüler (ab Klasse 5) konnten die Fragebögen auch mit nach Hause nehmen. Aufgrund des Altersunterschieds und möglicher sprachlicher Schwierigkeiten wurde der Fragebogen einfach und übersichtlich gestaltet. Die Fokussierung auf Medien wie Fernsehen und Computer resultierte aus der Annahme, dass diese für türkische Kinder ebenso wichtig sind wie für deutsche Kinder. Zeitungen, Zeitschriften, Bücher und Radio wurden weniger stark thematisiert. Die geringe Teilnehmerzahl führte zur Rundung der Ergebnisse (ganze Zahlen statt Kommazahlen bei Prozentangaben). Diese methodischen Entscheidungen stellen Limitationen der Studie dar, die bei der Interpretation der Ergebnisse zu berücksichtigen sind. Zukünftige Forschungsarbeiten könnten diese Limitationen durch größere Stichproben und differenziertere Erhebungsinstrumente ausgleichen.

II.Medienausstattung und bindung türkischer Haushalte

Türkische Haushalte in Stuttgart sind im Medienbereich gut ausgestattet (98% Fernseher, 86% Computer). Das Fernsehen ist mit 55% die beliebteste Freizeitaktivität der Kinder, gefolgt von Musik (51%). Im Vergleich zu deutschen Kindern schauen türkische Kinder länger fern (138 Minuten im Vergleich zu 118 Minuten bei deutschen Kindern im Alter von 12-19 Jahren). Beliebte deutsche Sender bei den Kindern sind Super RTL und RTL, während bei der erwachsenen türkischstämmigen Bevölkerung RTL und Pro7 dominieren. Türkische Sender wie TRT-INT, ATV, Show TV und Kanal D werden ebenfalls genutzt, jedoch weniger stark als deutsche Sender. Diese Medienbindung und die Medienpräferenzen geben Aufschluss über Integrations- und Assimilationsprozesse.

1. Medienausstattung türkischer Haushalte

Die Studie zeigt eine hohe Medienausstattung in den untersuchten türkischen Haushalten. In 98% der Haushalte ist ein Fernseher vorhanden, 86% verfügen über einen Computer und 84% besitzen ein Radio. Die Ausstattung mit HiFi-Geräten ist ebenfalls weit verbreitet: Über zwei Drittel der Haushalte haben einen CD-Player, Kassettenrecorder oder eine Stereoanlage. DVD-Player (72%) haben Videorekorder (71%) bereits überholt, 60% der Kinder haben Zugang zu einer Spielkonsole, 53% besitzen einen Gameboy, und über die Hälfte der Haushalte hat einen Internetzugang. In 46% der Haushalte ist mindestens eine Tageszeitung vorhanden, und knapp ein Drittel der Haushalte hat einen Anschluss an Premiere oder Pay-TV – ein Wert, der deutlich über dem deutschen Durchschnitt liegt. Diese hohe Medienausstattung zeigt, dass türkische Familien in Stuttgart über einen guten Zugang zu verschiedenen Medien verfügen. Die Ergebnisse unterstreichen den hohen Stellenwert von Medien im Alltag der Familien.

2. Medienbindung und präferenzen von Kindern

Die Studie erfragte die Lieblingsaktivitäten der Kinder im Medienbereich. Mit 55% ist Fernsehen der klare Spitzenreiter, knapp gefolgt von Musik (Musikkassetten/CDs mit 51%). Kino und PC-Spiele belegen mit je 28% den dritten Platz. Bücher und Computer folgen mit je 26%. Weitere genannte Aktivitäten sind Handy-Spiele (24%), Internet-Surfen (20%), Radiohören (14%) und das Lesen von Comics (11%). Zeitschriften (6%) und Zeitungen (3%) werden deutlich seltener genannt. Es ist wichtig zu betonen, dass die Frage nach den Vorlieben und nicht nach der tatsächlichen Nutzungsdauer gestellt wurde. Daher kann die höhere Bewertung von Kino im Vergleich zum Lesen von Büchern mit den Vorlieben der Kinder erklärt werden, obwohl sie wahrscheinlich öfter lesen als ins Kino gehen. Ein Vergleich mit den Ergebnissen der KIM-Studie zeigt Unterschiede in der Rangfolge der Medienpräferenzen, wobei das Fernsehen in beiden Studien den ersten Platz einnimmt. Die Ergebnisse zeigen eine starke Präferenz für audiovisuelle Medien, wobei das Fernsehen eine zentrale Rolle spielt. Die Nutzung anderer Medien wie Bücher oder Zeitungen nimmt einen deutlich geringeren Stellenwert ein.

3. Fernsehkonsum im Detail und Senderpräferenzen

Die Studie zeigt, dass 70% der türkischen Kinder täglich fernsehen, weitere 28% geben an, nur gelegentlich fernzusehen. Realschüler schauen mit 78% am häufigsten täglich fern, gefolgt von Grundschülern mit 64%. Die durchschnittliche tägliche Sehdauer beträgt 138 Minuten und liegt damit über der Sehdauer deutscher Kinder und Jugendlicher (ca. 118 Minuten, Daten von Gerhards und Klingler, 2000). Ein Vergleich zwischen den Schularten zeigt Unterschiede in der täglichen Sehdauer: Gymnasiasten sehen 97 Minuten, Realschüler 145 Minuten und Hauptschüler sogar 176 Minuten täglich fern. Der Trend zu längerem Fernsehkonsum gilt auch für Erwachsene: Türkische Erwachsene sehen im Schnitt 100 Minuten länger fern als deutsche Erwachsene. Beliebte Sender bei den Kindern sind Super RTL, RTL, KIKA, RTL 2 und Pro7. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung türkischer Migranten in Deutschland, zeigt sich eine abweichende Senderpräferenz: Bei den Erwachsenen dominieren RTL und Pro7. Bei den Kindern ist Pro7 der beliebteste Sender. Der Vergleich von Kinder- und Erwachsenennutzung unterstreicht alters- und kulturspezifische Unterschiede im Fernsehkonsum und in den Senderpräferenzen.

III.Fernsehkonsum und Programmpräferenzen

70% der befragten Kinder sehen täglich fern. Beliebte Programmparten sind Popmusiksendungen (bevorzugt von Mädchen) und Actionfilme (bevorzugt von Jungen). Deutsche Sender wie RTL (mit Sendungen wie DSDS und Gute Zeiten, Schlechte Zeiten) sind beliebter als türkische Sender. Die Studie untersucht, ob die geringere Nutzung türkischer Sender an mangelndem Interesse oder sprachlichen Problemen liegt. Die Daten deuten darauf hin, dass deutsche Unterhaltungssendungen und Comedys stark bevorzugt werden, während türkische Unterhaltungsserien einen geringeren Stellenwert einnehmen. Dies wirft die Frage nach dem Einfluss der Medien auf die Integration auf.

1. Täglicher Fernsehkonsum und Sehdauer

Ein Großteil (70%) der befragten türkischstämmigen Kinder sieht täglich fern, wobei Realschüler mit 78% den höchsten Anteil bilden. Bereits 64% der Grundschüler schauen täglich fern. Der Vergleich mit einer Studie von Gerhards und Klingler (2000) zeigt, dass türkische Kinder und Jugendliche mit durchschnittlich 138 Minuten deutlich länger fernsehen als ihre deutschen Altersgenossen (118 Minuten bei 12- bis 19-Jährigen). Die Sehdauer variiert auch innerhalb der untersuchten Gruppe: Gymnasiasten sehen 97 Minuten, Realschüler 145 Minuten und Hauptschüler sogar 176 Minuten fern. Auch bei Erwachsenen setzt sich dieser Trend fort: Türkische Erwachsene schauen im Schnitt 100 Minuten länger fern als deutsche Erwachsene. Dieser signifikante Unterschied in der täglichen Fernsehnutzung wirft Fragen nach den Ursachen und den möglichen Auswirkungen auf die Entwicklung und Integration der Kinder auf.

2. Beliebte Sender und Programme Deutsche vs. Türkische Medien

Bei den Kindern sind deutsche Sender wie Super RTL (23,1% Marktanteil), RTL (12,2%), KIKA (12,1%), RTL 2 (9,1%) und Pro7 (8,9%) am beliebtesten. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung türkischer Migranten in Deutschland zeigt sich ein Unterschied: Hier dominieren RTL (54%), Pro7 (41%), TRT-INT (34%), Sat.1 (31%), ATV (30%), Show TV (30%) und Kanal D (26%). Kinder bevorzugen also anders als die erwachsene Bevölkerung Pro7 vor RTL. Ältere Migranten bevorzugen TRT-INT als ersten türkischen Sender, während es bei Kindern Kanal D ist. Diese Unterschiede in den Senderpräferenzen deuten auf unterschiedliche Bedürfnisse und Vorlieben innerhalb der deutsch-türkischen Bevölkerung hin und verdeutlichen die Bedeutung der Berücksichtigung von Altersgruppen bei der Analyse von Mediennutzungsmustern. Die Bevorzugung deutscher Sender könnte auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, darunter die Sprachkompetenz und die Verfügbarkeit von altersgerechten Programmen.

3. Programmpräferenzen und Lieblingssendungen

Die beliebtesten Programmparten bei den türkischstämmigen Kindern und Jugendlichen sind Popmusiksendungen (bevorzugt von Mädchen) und Actionfilme (bevorzugt von Jungen). Comedy-Sendungen, Zeichentrickfilme, Quizsendungen und Jugendsendungen folgen auf den nächsten Plätzen. Ein Vergleich mit den Präferenzen deutscher Kinder zeigt, dass auch bei ihnen Popmusiksendungen an erster Stelle stehen. Die Analyse der Lieblingssendungen zeigt jedoch teilweise abweichende Ergebnisse. Während Actionfilme in der Kategorie der Programmparten ganz oben stehen, werden sie als Lieblingssendung nur selten genannt. Im Gegensatz dazu wurden Comedy-Sendungen im Bereich der Lieblingssendungen verhältnismäßig oft genannt, obwohl sie in der Kategorie der Programmparten nur den dritten Platz belegen. Beispiele für oft genannte Sendungen sind „Was guckst du?“, „TV total“, „Arabella“, „taff“, „Art Attack“, „Charmed“, „Full House“ und „Das Jugendgericht“. Die hohe Anzahl an Nennungen deutscher und amerikanischer Serien unterstreicht die Präferenz für deutsches Fernsehen. Die Ergebnisse verdeutlichen eine komplexe Beziehung zwischen Programmpräferenzen und der tatsächlichen Senderwahl.

4. Sprachliche Aspekte des Fernsehkonsums und Schlussfolgerungen

Die Studie zeigt eine deutliche Bevorzugung des deutschen Fernsehens gegenüber dem türkischen Fernsehen. Ob dies auf mangelndes Interesse an türkischen Sendern oder auf sprachliche Schwierigkeiten zurückzuführen ist, konnte im Rahmen der Studie nicht abschließend geklärt werden. Der Stuttgarter Unternehmer Dr. Ahmet Ertekin verweist darauf, dass bei türkischen Migranten der dritten Generation Sprachkenntnisse in der Muttersprache oft geringer sind als bei den vorherigen Generationen. Ein Ungleichgewicht in der Nutzung von deutschen und türkischen Sendern wird beobachtet. Obwohl viele Kinder Sendungen verschiedener Sparten sowohl im deutschen als auch im türkischen Fernsehen anschauen, überwiegt in vielen Fällen die Bevorzugung deutscher Sendungen. Nur in wenigen Fällen werden überhaupt keine deutschen Sendungen geschaut. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Sprachkompetenz und das Angebot an relevanten und interessanten Programmen wesentliche Faktoren für die Medienwahl türkischstämmiger Kinder und Jugendlicher sind. Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit weiterer Forschung, um diese Zusammenhänge genauer zu untersuchen.

IV.Computer und Internetnutzung

Die Studie zeigt eine hohe Computer- und Internetnutzung in den untersuchten Haushalten. Das Abspielen von Musik (64%) ist die häufigste tägliche Aktivität am Computer, gefolgt von der Nutzung von CD-ROMs (38%). Der Internetzugang wird von über der Hälfte der Kinder genutzt, jedoch vor allem von älteren Schülern (ab Klasse 7). Die Nutzung für schulische Zwecke (26%) und Programmieren (24%) wird ebenfalls untersucht. Die Ergebnisse zeigen unterschiedliche Nutzungsgewohnheiten abhängig vom Alter und Geschlecht. Die Mediennutzung an Computern und im Internet steht im Zusammenhang mit der Integration und dem Zugang zu Informationen.

1. Computer und Internetzugang in türkischen Haushalten

Die Studie zeigt einen hohen Grad an Computer- und Internetzugang in den untersuchten türkischen Haushalten. 86% der Haushalte verfügen über einen Computer, und über die Hälfte der Kinder hat Zugang zum Internet. Zusätzlich sind in 84% der Haushalte Radios vorhanden. Mehr als zwei Drittel der Haushalte besitzen einen CD-Player, Kassettenrecorder oder eine Stereoanlage, was auf eine allgemein gute Ausstattung mit Unterhaltungselektronik hindeutet. DVD-Player (72%) haben die Videorekorder (71%) in den Haushalten bereits abgelöst. 60% der Kinder haben eine Spielkonsole zuhause, und 53% verfügen über einen Gameboy. Auch der Zugang zu Tageszeitungen ist relativ hoch (46%). Der Anteil der Haushalte mit Premiere oder Pay-TV liegt mit knapp einem Drittel zwar unter der Ausstattung mit anderen Medien, jedoch deutlich über dem deutschen Durchschnitt. Diese Daten illustrieren eine umfassende Medienausstattung in den untersuchten türkischen Haushalten, was die Möglichkeiten der Mediennutzung der Kinder und Jugendlichen in diesem Kontext beeinflusst.

2. Tägliche Aktivitäten am Computer und Internetnutzung

Die Befragung der Kinder zu ihren täglichen Aktivitäten am Computer ergab, dass das Abspielen von Musik mit 64% den größten Anteil einnimmt. Es besteht jedoch der Verdacht, dass die Kinder die Frage missverstanden haben und die allgemeine Musiknutzung anstatt der PC-Nutzung angegeben haben. Die Nutzung von CD-ROMs folgt mit 38%, wobei Jungen mit 50% einen höheren Anteil haben als Mädchen (26%). 26% nutzen den Computer täglich für schulische Zwecke, hier ist der Anteil der Mädchen (37%) deutlich höher als der der Jungen (14%). Auch das Programmieren (24%), Internetnutzung (22%) und das Schreiben von Texten (22%) werden als tägliche Aktivitäten genannt. Viele Aktivitäten werden jedoch hauptsächlich als „manchmal“ ausgeübt, darunter das Schreiben von Texten (56%), Allein-Computerspiele (47%), schulische Arbeiten (47%), Computerspiele mit anderen (46%), Malen und Zeichnen (44%) sowie die Nutzung von Lernprogrammen (43%). Die Internetnutzung ist mit 47% eher selten, ebenso die Bearbeitung von Bild- und Videodateien (48%), die Nutzung von PC-Lexika (50%) und Programmieren (51%). Die Internetnutzung steigt mit dem Alter an; Kinder der Klassen 3-6 nutzen das Internet nur selten, während die Mehrzahl der Kinder ab Klasse 7 es zumindest gelegentlich nutzt.

3. Computerbezogene Freizeitaktivitäten und Medienpräferenzen

PC-Spiele stellen für 28% der Kinder eine Lieblingsbeschäftigung dar, und 20% zählen das Internet zu ihren bevorzugten Medien. Trotzdem gehören diese Aktivitäten nicht zu den häufigsten täglichen PC-Aktivitäten. Die Diskrepanz zwischen den Angaben zur Lieblingsbeschäftigung und den täglichen Aktivitäten deutet auf eine mögliche Fehlinterpretation der Fragen hin. Die Ergebnisse zeigen eine unterschiedliche Gewichtung von Computeraktivitäten abhängig von Geschlecht und Alter. Jungen bevorzugen eher die Nutzung von CD-ROMs und spielen häufiger am Computer, während Mädchen eher schulische Arbeiten am Computer erledigen. Die Ergebnisse unterstreichen den Einfluss von Alter und Geschlecht auf die Art und Häufigkeit der Computer- und Internetnutzung. Die Präferenz für PC-Spiele und die Internetnutzung zeigen jedoch die zunehmende Bedeutung dieser Medien im Leben der Kinder und Jugendlichen auf, wobei die Nutzung jedoch nicht gleichmäßig über alle Altersgruppen und Aktivitäten verteilt ist.

V.Buch und Zeitschriftenleseverhalten

Harry Potter ist das beliebteste Buch (16%), wobei es hauptsächlich von Jungen gelesen wird. Zeitschriften wie Bravo und Yam werden hauptsächlich von Mädchen gelesen. Türkische Bücher und Zeitschriften spielen eine untergeordnete Rolle (3%). Die Ergebnisse verdeutlichen die Medienpräferenzen und die Rolle von deutschsprachigen Medien im Alltag der Kinder.

1. Lieblingsbücher und Lesegewohnheiten

Die Studie untersuchte die Lieblingsbücher der Kinder. Mit großem Abstand (16% der Stimmen) wurde Harry Potter genannt, wobei dieses Buch fast ausschließlich von Jungen ausgewählt wurde. Die Zeitschriften Bravo und Yam folgten mit jeweils 6%, wobei sie nur von Mädchen genannt wurden. Die Buchreihe „Gänsehaut“ erhielt 4% der Stimmen. Im Durchschnitt gab jedes Kind 1,4 Bücher/Zeitschriften an. Eine Einteilung nach Genres zeigt, dass Zeitschriften von 32% der Kinder genannt wurden, gefolgt von Kinderbüchern und Fantasyromanen (je 20%, wobei letztere durch die Beliebtheit von Harry Potter beeinflusst sind). Spannende Bücher und Krimis erreichten 13%, Comics 12% und Bücher/Zeitschriften zum Thema PC-Spiele 7%. Die Nennungen türkischer Bücher oder Zeitschriften waren mit nur 3% der Stimmen vernachlässigbar. Diese Ergebnisse verdeutlichen eine klare Präferenz für deutschsprachige und eher im Mainstream angesiedelte Bücher und Zeitschriften, was möglicherweise auf die Sprachkenntnisse und die verfügbaren Medienangebote zurückzuführen ist.

2. Vergleich mit anderen Medien und Schlussfolgerungen

Der geringe Anteil an türkischsprachigen Büchern und Zeitschriften steht im Kontrast zur zweisprachigen Mediennutzung der Kinder insgesamt. Während im Bereich Fernsehen und neuerer Medien eine gewisse Balance zwischen deutscher und türkischer Mediennutzung zu beobachten ist, ist die Lektüre türkischsprachiger Medien bei den untersuchten Kindern deutlich geringer. Dies könnte auf verschiedene Faktoren hinweisen: Mangel an altersgerechten türkischsprachigen Büchern und Zeitschriften, geringerer Stellenwert von Lesen im Vergleich zu anderen Medien, Sprachbarrieren. Die Ergebnisse unterstreichen den Einfluss des Medienangebots und der Sprachkompetenz auf die Lesegewohnheiten und Buchpräferenzen der Kinder. Die Dominanz von deutschsprachigen Medien im Bereich Lesen unterstreicht die Notwendigkeit einer differenzierten Medienlandschaft, die auch die Bedürfnisse türkischstämmiger Kinder und Jugendlicher in ihrer Muttersprache berücksichtigt. Weiterführende Forschung könnte hier die Ursachen für die geringen Nennungen türkischsprachiger Literatur genauer beleuchten.

VI.Medienangebot für türkischstämmige Migranten in Deutschland

Das Angebot an türkischsprachigen Medien in Deutschland hat sich seit den 1960er Jahren entwickelt. Zunächst gab es nur begrenzte Sendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Mit dem Aufkommen des privaten Fernsehens und des Satellitenfernsehens ist die Anzahl der türkischen Sender stark gestiegen (über 20 Sender). Der Sender TRT-Int spielt eine besondere Rolle, da er speziell für im Ausland lebende Türken produziert wird. Trotz des umfangreichen Angebots an Medien für Migranten, zeigen die Ergebnisse der Studie, dass die Nutzung türkischer Medien bei den Kindern deutlich geringer ist als die Nutzung deutscher Medien. Das Verhältnis zwischen den von türkischstämmigen Migranten bezahlten Rundfunkgebühren und den Programmkosten für türkischsprachige Sendungen wird kritisch hinterfragt.

1. Historische Entwicklung des Medienangebots

Die Bereitstellung türkischsprachiger Medien in Deutschland begann kurz nach der Ankunft der ersten türkischen Gastarbeiter in den 1960er Jahren. Diese frühen, sogenannten „Gastarbeitersendungen“, entstanden jedoch nicht aus eigenem Antrieb, sondern als Reaktion auf türkischsprachige Programme aus dem kommunistischen Osteuropa, die bereits seit 1950 ausgestrahlt wurden. Der Bau der Berliner Mauer und die damit verbundene Angst vor einem Krieg unter den Gastarbeitern führten dazu, dass die Bundesrepublik Deutschland ebenfalls, wenn auch unter Zeitdruck, mit der Produktion solcher Sendungen begann. Im Laufe der Zeit wurden die anfänglich zeitlich begrenzten Radioprogramme durch Fernsehsendungen der ARD und des ZDF ergänzt. Mit dem Aufkommen des privaten Fernsehens in den 1990er Jahren und der Möglichkeit des Satellitenempfangs, nahmen türkische Fernsehsender ihren Platz im deutschen Medienmarkt ein. Heute sind über 20 türkische Sender, etwa 10 Tageszeitungen und weiterhin Radiosendungen der öffentlich-rechtlichen Anstalten in Deutschland verfügbar. Jüngere Initiativen zielen auf die Gründung neuer türkischer Medien im Print- und Radiobereich ab, um die bestehende Medienlandschaft zu erweitern.

2. Analyse des Medienangebots TRT Int und andere Sender

TRT-Int, seit 1991 flächendeckend über Kabel verfügbar, produziert Programme speziell für im Ausland, insbesondere in Deutschland, lebende türkische Migranten. Die Inhalte orientieren sich stark an der türkischen Regierungspolitik und zielen auf die Bindung an die Heimat durch Unterhaltungssendungen, Volksmusik und Reportagen aus der Türkei ab. Trotz eines kleinen Produktionsteams in Deutschland mit der Möglichkeit schneller Reaktionen auf Ereignisse vor Ort, bleibt der Deutschlandbezug gering. Ein Interviewpartner sieht TRT-Int dennoch als positive Ausnahme unter den türkischen Sendern, da er auch informative Sendungen und – im Gegensatz zu vielen anderen Anbietern – Sendungen für Kinder und Jugendliche bietet, die über reinen Unterhaltungswert hinausgehen. Weitere Beispiele für türkischsprachige Medien sind das Magazin Türkiz, die Zeitschrift Gazete (Gruner und Jahr), die wöchentliche Beilage Persembe (taz) und die Wochenpost Haftalik Posta. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten bieten ebenfalls Programme an, die aber keine Vollprogramme sind und nur einige Stunden täglich in der jeweiligen Sprache senden. Die finanzielle Relation zwischen den von türkischstämmigen Migranten gezahlten Rundfunkgebühren und den Kosten für diese Programme wird kritisch hinterfragt.

3. Öffentlich rechtliche Angebote und private Initiativen

Radio Multi-Kulti beim SFB in Berlin und das Funkhaus Europa des WDR sind Beispiele für öffentlich-rechtliche Programme mit muttersprachlichen Sendungen für Migranten. Sie senden täglich mehrere Stunden in verschiedenen Sprachen, wobei der zeitliche Anteil einer Sprache von der Anzahl der jeweiligen Migrantengruppen vor Ort abhängig ist. Eine WDR-interne Studie ergab jedoch, dass nur noch 3% der türkischstämmigen Bevölkerung in Nordrhein-Westfalen das türkischsprachige Radioangebot nutzen. Der Radiosender metropol FM in Berlin verfolgt einen anderen Ansatz: Ein 24-stündiges Vollprogramm in türkischer Sprache mit deutsch-türkischem Charakter. Deutschsprachige O-Töne werden nicht übersetzt, und politisch kontroverse Themen werden vermieden. Der Sender erreicht nach eigenen Angaben 90% der türkischen Migranten in Berlin und plant eine Ausweitung nach Stuttgart (auf digitalen Frequenzen). Der Erfolg dieses Modells, das auf eine zielgruppenspezifische Ansprache in türkischer Sprache durch ein deutsch-türkisches Medium setzt, unterstreicht den Bedarf an Medien, die die kulturelle Vielfalt der Gesellschaft berücksichtigen. Die Entwicklung zeigt ein Spannungsfeld zwischen den Bedürfnissen der Migranten und den Angeboten der bestehenden Medienlandschaft.

4. Online Angebot und Fazit

Das Online-Portal Turkinfo (www.turkinfo.de) bietet seit 1999 Informationen zu Ausbildung, Recht, Medizin, Kunst, Kultur und konsularischen Dienstleistungen in deutscher und türkischer Sprache. Die Zielgruppe wird als eher intellektuelle Schicht beschrieben. Zusammenfassend zeigt sich eine Entwicklung vom Mangel an zielgruppenspezifischen Medien zu einem wachsenden, aber teilweise noch nicht optimal auf die Bedürfnisse der türkischstämmigen Bevölkerung abgestimmten Angebot. Die Studie verdeutlicht, dass die vorhandene Medienvielfalt nicht zwangsläufig zu einer zufriedenstellenden Mediennutzung bei den türkischstämmigen Kindern und Jugendlichen in Deutschland führt. Es besteht sowohl auf Seiten der türkischen als auch der deutschen Medien ein Nachholbedarf, um den Bedürfnissen dieser Gruppe besser gerecht zu werden und eine aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.

VII.Beitrag der Medien zur Integration und Medienwirkung

Die Studie untersucht den Beitrag der Medien zur Integration türkischstämmiger Migranten. Es werden verschiedene Integrationsmodelle (Assimilation, Pluralismus) diskutiert. Die Medienwirkung auf Kinder und Jugendliche wird in den Bereichen Kognition, Emotion und Sozialverhalten betrachtet. Die selektive Mediennutzung der Kinder – mit der Bevorzugung deutschsprachiger Medien – wird im Kontext ihrer Identitätsbildung und dem Wunsch nach Zugehörigkeit in der deutschen Gesellschaft diskutiert. Die Studie betont die Notwendigkeit einer differenzierten Medienlandschaft, die den Bedürfnissen der deutsch-türkischen Bevölkerung gerecht wird.

1. Integrationsbegriff und modelle

Der Text beleuchtet verschiedene Integrationskonzepte. Der Begriff „Integration“ wird als dynamischer Prozess des Zusammenfügens und als statischer Zustand der Einheit verstanden. Früher wurde Integration oft mit Assimilation gleichgesetzt, wobei die Minderheit ihre Besonderheiten aufgeben sollte. Im Gegensatz dazu steht das Modell der „Versäulung der Gesellschaft“, wobei die Gesellschaft aus unabhängigen Säulen besteht und der Respekt vor den Besonderheiten der Minderheiten im Vordergrund steht. Die „Politik der Anerkennung“ in einigen Ländern zielt auf eine formale Gleichstellung ab. Soziale Integration wird als Konsens mit bestehenden Normen und Werten, zugleich aber auch als Anerkennung individueller Besonderheiten definiert. Die Frage, ob und wie Medien zur Integration beitragen können, wird im Kontext dieser unterschiedlichen Integrationsmodelle diskutiert. Die Studie untersucht, ob Medien den Konsens der Werte und Normen stärken oder schwächen können und ob gemeinsame Werte zwischen der türkischen und deutschen Gesellschaft existieren, die eine soziale Integration ermöglichen.

2. Medienwirkung auf Kinder und Erwachsene

Der Einfluss der Medien wird in drei Bereichen betrachtet: Kognitiv, emotional und sozial. Die sozialen Wirkungen sind noch wenig erforscht, insbesondere bei Kindern. Bei Erwachsenen ist die Forschung umfassender. Medienwirkungen sind nicht ohne Berücksichtigung des kulturellen Umfelds übertragbar. Die Studie untersucht die Medienwirkung im Kontext der Integration türkischer Migranten, wobei die selektive Wahrnehmung durch Mechanismen wie selektive Zuwendung, selektive Wahrnehmung und selektives Vergessen berücksichtigt werden. Frühe Studien zur Medienwirkung zeigten, dass Medien zwar das Interesse an Themen verstärken, aber eher bestehende Meinungen verstärken als neue Meinungen schaffen. Im Kontext der Integration wird die Frage gestellt, ob Medien einen Beitrag zur Stärkung von Konsens und Werten leisten können oder ob sie eher bestehende Vorurteile verstärken. Die Studie untersucht die komplexe Interaktion zwischen Medien, Gesellschaft und Individuen, wobei Normen und Werte als langlebige Elemente betrachtet werden, die sich nicht schnell ändern.

3. Medienberichterstattung und Wahrnehmung von Migranten

Die Berichterstattung über Migranten in den deutschen Medien wird kritisch beleuchtet. Es wird bemängelt, dass die Betroffenen oft als Objekte und nicht als Subjekte dargestellt werden und vor allem Politiker zu Wort kommen. Meier-Braun kritisiert die Kulturferne und Unwissenheit der deutschen Medien, die zu einem verzerrten und oft negativen Bild von Migranten führen. Diese negative Berichterstattung kann Vorurteile verstärken anstatt sie abzubauen. Die Studie betont die Bedeutung einer differenzierten und ausgewogenen Berichterstattung, die die Lebensrealität und die kulturelle Vielfalt der Migranten berücksichtigt. Die Notwendigkeit einer wechselseitigen Integration, die nicht nur die Eingliederung der Migranten in die deutsche Gesellschaft, sondern auch die Auseinandersetzung der Mehrheitsgesellschaft mit den Migranten umfasst, wird herausgestellt. Der Text unterstreicht, dass eine erfolgreiche Integration sowohl Dissoziation (Auseinandersetzung mit der eigenen Identität) als auch Assoziation (Auseinandersetzung mit der neuen Kultur) erfordert.

4. Deutsch türkische Identität und Medienkonsum

Die Studie betrachtet den Medienkonsum im Kontext der deutsch-türkischen Identitätsbildung. Es wird argumentiert, dass der Konsum türkischer Medien nicht automatisch als mangelnde Integrationsbereitschaft interpretiert werden sollte, sondern auch als Ausdruck der eigenen kulturellen Identität und des Bedürfnisses nach Zugehörigkeit verstanden werden kann. Die deutsch-türkische Rap-Musik und andere deutsch-türkische Medien werden als Beispiele für „Dissoziationsmomente“ gesehen, die zur Integrationsfähigkeit beitragen können. Die Studie bezieht die Ergebnisse der Studie „Lebenswelten Deutschtürken 2002“ mit ein und zeigt, dass die deutsch-türkische Bevölkerung keine homogene Gruppe ist, sondern aus verschiedenen Gruppen mit unterschiedlichen Einstellungen und Mediennutzungsgewohnheiten besteht. Die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtungsweise wird hervorgehoben, die die verschiedenen Bedürfnisse und Perspektiven innerhalb der deutsch-türkischen Bevölkerung berücksichtigt. Die Studie plädiert für ein Verständnis des Medienkonsums vor dem Hintergrund der Beziehungen zur deutschen und türkischen Gesellschaft.

VIII.Deutsch Türkische Identitätsbildung und Medienkonsum

Die Studie analysiert die komplexe Identitätsbildung deutsch-türkischer Jugendlicher, die zwischen zwei Kulturen stehen. Musikrichtungen wie Turkish Pop und Oriental HipHop werden als Ausdruck dieser deutsch-türkischen Identität betrachtet. Diese Subkulturen entstehen in Deutschland und spiegeln ein neues Selbstbewusstsein wider, das weder eine vollständige Assimilation noch eine Abgrenzung von der deutschen Gesellschaft impliziert. Die Studie untersucht den Zusammenhang zwischen Medienkonsum, Identität und Integration. Die Ergebnisse der Studie 'Lebenswelten Deutschtürken 2002' werden herangezogen, um die verschiedenen Gruppen innerhalb der deutsch-türkischen Bevölkerung zu beleuchten (Materialisten, Konservative, Kosmopoliten, Skeptiker), welche unterschiedliche Mediennutzung aufweisen.

1. Die Studie Lebenswelten Deutschtürken 2002

Die Studie 'Lebenswelten Deutschtürken 2002' bietet einen wichtigen Kontext für das Verständnis der deutsch-türkischen Identität und des Medienkonsums. Sie schätzt die Anzahl türkischstämmiger Menschen in Deutschland mit 2,5 Millionen deutlich höher ein als offizielle Statistiken, da Einbürgerungen nicht ausreichend berücksichtigt werden. Die Studie basiert auf Expertengesprächen, Fokusgruppen und einer quantitativen Befragung von ca. 1000 deutsch-türkischen Haushalten. Die Ergebnisse zeigen, dass die Sicherheit der Familie das wichtigste Kriterium für die Befragten ist, gefolgt von Freiheit, Freundschaft und erfüllter Arbeit. Weitere wichtige Werte sind Ehre, Tradition, Ehrgeiz, Wohlstand und Selbstständigkeit. Die Studie untersuchte auch die Einstellung der Befragten zu anderen Kulturen und den Wunsch nach Abgrenzung. Der Medienkonsum wurde ebenfalls erfasst und im Kontext der anderen Lebensbereiche analysiert. Die Ergebnisse dieser Studie helfen, die verschiedenen Gruppen innerhalb der deutsch-türkischen Bevölkerung besser zu verstehen und deren Mediennutzungsverhalten einzuordnen.

2. Typologie der Deutsch Türken und Mediennutzung

Die Studie 'Lebenswelten Deutschtürken 2002' differenziert zwischen verschiedenen Gruppen innerhalb der deutsch-türkischen Bevölkerung: Materialisten (28%), Konservative (21%), Kosmopoliten (21%), und Skeptiker (15%). Diese Gruppen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Werte, Lebensstile, Einstellungen und Mediennutzung. Materialisten legen Wert auf Wohlstand und Status, bevorzugen türkische Printmedien und türkische Fernsehsender wie Show TV, nutzen aber auch deutsche Medien wie Pro7. Konservative bevorzugen hauptsächlich türkische Medien, vor allem TRT-Int, und leben eher traditionell. Kosmopoliten zeigen eine ausgeglichene Nutzung von türkischen und deutschen Medien und sind offen für beide Kulturen. Skeptiker zeigen ebenfalls eine gemischte Nutzung deutscher und türkischer Medien und sind weniger klar einer Nationalität zuzuordnen. Diese Typologie verdeutlicht, dass die deutsch-türkische Bevölkerung keine homogene Gruppe ist und die Mediennutzung stark von individuellen Faktoren und kulturellen Prägungen beeinflusst wird. Die Ergebnisse helfen, den Medienkonsum im Kontext der unterschiedlichen Lebenswelten und Identitätsbildungsprozesse zu verstehen.

3. Deutsch türkische Jugendkultur und Musik

Ein wichtiger Aspekt der deutsch-türkischen Identitätsbildung ist die Musik. Turkish Pop und Oriental HipHop haben die Jugendkultur stark geprägt. Turkish Pop verbindet Techno, Rock, Arabesk und Funk mit türkischen Texten, während Oriental HipHop orientalische Klänge mit HipHop vermischt. Bekannte Vertreter sind Rafet El Roman (Turkish Pop) und Aziza A. (Oriental HipHop). In den 1990er Jahren entstanden deutsch-türkische Discos, die fast ausschließlich Turkish Pop spielen und von Deutsch-Türken besucht werden. Es entwickelte sich ein eigener Kleidungsstil und eine spezifische Ästhetik. Die Zugehörigkeit zu dieser Szene erfordert ein tiefes kulturelles Wissen, was die geringe Beteiligung deutscher Jugendlicher erklärt. Diese Musikstile haben zwar ihren Ursprung in der Türkei, haben sich aber in Deutschland zu eigenen Subkulturen entwickelt, die den hiesigen Kontext widerspiegeln. Die Entwicklung dieser Subkulturen verdeutlicht, wie die deutsch-türkische Jugend beide Kulturen verbindet und ein neues Selbstbewusstsein entwickelt.

4. Neue Selbstwahrnehmung und gesellschaftliche Integration

Das neu entstandene Selbstbewusstsein der deutsch-türkischen Jugend führt zu einer veränderten Wahrnehmung durch die deutsche Gesellschaft. Sie erfahren zunehmend Respekt und positive Erwähnung in den Medien. Der Text betont, dass diese Integration nicht auf vollständiger Assimilation, sondern auf der kreativen Umsetzung kultureller Kompetenzen beruht. Die Schlussfolgerung ist, dass Deutsch-Türken keine Zwischenstufe darstellen, sondern eine stabile und dynamische kulturelle Mischform bilden. Diese Entwicklung zeigt, wie die deutsch-türkische Bevölkerung ihre Identität zwischen türkischen Ursprüngen und der deutschen Gesellschaft gestaltet und wie Medien dabei eine Rolle spielen. Der Text unterstreicht die Bedeutung der kulturellen Vielfalt für die deutsche Gesellschaft und die Notwendigkeit eines wechselseitigen Verständnisses und Respekts.

IX.Schlussfolgerung

Die Studie zeigt, dass türkischstämmige Kinder und Jugendliche in Stuttgart eine zweisprachige Mediennutzung aufweisen, wobei deutsche Medien bevorzugt werden. Dies ist nicht unbedingt ein Zeichen mangelnder Integrationsbereitschaft, sondern kann auch an einem unzureichenden Angebot an passenden türkischsprachigen Medien liegen, und an den Bedürfnissen der jüngeren Generationen. Die Studie betont die Notwendigkeit einer differenzierten Medienlandschaft und einer Auseinandersetzung mit den komplexen Aspekten der Integration türkischer Migranten in Deutschland.

1. Heterogenität der deutsch türkischen Bevölkerung und Integration

Die Schlussbetrachtung betont die Heterogenität der deutsch-türkischen Bevölkerung. Im Gegensatz zu früheren Zeiten, als von einer einheitlichen Gruppe gesprochen werden konnte, bestehen heute unterschiedliche Interessen und Einstellungen, die eine einheitliche Beurteilung von Integration oder Desintegration unmöglich machen. Es wird festgestellt, dass zwar teilweise ein Mangel an Integrationswillen zu beobachten ist, jedoch gleichzeitig in Deutschland noch keine optimalen Bedingungen für eine zufriedenstellende Integration aus Sicht der türkischstämmigen Bevölkerung geschaffen wurden. Ungleichheiten im Bildungssystem und im Beruf, Desinformation über Migrationshintergründe in der deutschen Bevölkerung und eine negativ geprägte Berichterstattung in den Medien werden als Hindernisse genannt. Trotz dieser Herausforderungen sehen viele Deutsch-Türken Deutschland als ihre Heimat an, ohne ihre türkische Identität aufzugeben. Sie engagieren sich aktiv und bereichern die deutsche Gesellschaft durch ihre Kreativität und Kultur, was auch in den Medien zunehmend positive Beachtung findet. Eine gelungene Integration wird als im Interesse aller Beteiligten gesehen, da sie sowohl der türkischen als auch der deutschen Bevölkerung zugutekommt.

2. Medienkonsum als Ausdruck kultureller Identität und Integrationsfähigkeit

Die Schlussfolgerung der Studie relativiert die Interpretation des bevorzugten Konsums türkischer Medien durch Deutsch-Türken als mangelnde Integrationsbereitschaft. Es wird stattdessen vorgeschlagen, den Medienkonsum im Kontext der Beziehungen sowohl zur deutschen als auch zur türkischen Gesellschaft zu verstehen. Der Wunsch nach einem Umfeld, in dem man sich wohlfühlt und verstanden wird, wird als natürliche Motivation für die Medienwahl genannt. Eine gemeinsame Sprache, Geschichte, Kultur, Umgangsformen und Rituale schaffen ein solches Umfeld, das die Kommunikation und das Verständnis erleichtert. Der Text plädiert dafür, die Komplexität der Identitätsfindung und die vielfältigen Integrationswege der Deutsch-Türken zu berücksichtigen. Es wird betont, dass der Medienkonsum ein wichtiger Aspekt der Identitätsbildung und der kulturellen Verortung der Deutsch-Türken ist, der weder als vollständige Assimilation noch als Ablehnung der deutschen Gesellschaft interpretiert werden sollte, sondern als dynamischer Prozess im Umgang mit zwei Kulturen.