Nutzung und Zusammenspiel der Rechercheinstrumente an der Bibliothek der Evangelischen Hochschule Nürnberg

Hochschulbibliotheks-Recherche: Nutzung von RDS

Dokumentinformationen

Autor

Jaakko Kneissl

instructor Prof. Heidrun Wiesenmüller
Schule

Hochschule der Medien Stuttgart

Fachrichtung Bibliotheks- und Informationsmanagement
Dokumenttyp Bachelorarbeit
Ort Stuttgart
Sprache German
Format | PDF
Größe 2.43 MB

Zusammenfassung

I.Aktuelle Entwicklungen der Nutzerrecherche in Bibliotheken

Diese Arbeit untersucht die Nutzerrecherche an der Bibliothek der Evangelischen Hochschule Nürnberg (EVHN). Klassische OPACs (Online Public Access Kataloge) genügen den veränderten Nutzererwartungen nicht mehr. Die zunehmende Digitalisierung und die intuitive Benutzbarkeit von Suchmaschinen wie Google führen zu einer Erwartungshaltung nach einfachen, schnellen Recherchen mit relevanten Ergebnissen. Die Nutzer bevorzugen oft die ersten Treffer und beschäftigen sich selten mit der Optimierung ihrer Suchstrategien. Studierende weisen oft mangelnde Informationskompetenz auf. Daher setzen viele Bibliotheken auf Resource Discovery Systeme (RDS), um die gleichzeitige Suche in verschiedenen Beständen und Datenbanken zu ermöglichen. Die EVHN führte im Frühjahr 2017 ein RDS (OPACplus) ein, welches in dieser Studie evaluiert wird.

1. Wandel der Nutzererwartungen

Der Abschnitt beschreibt den grundlegenden Wandel in der Nutzererwartung bezüglich Bibliotheksrecherche. Die zunehmende Verbreitung intuitiver Webangebote wie Google hat die Erwartungen an die Benutzerfreundlichkeit von Rechercheinstrumenten stark beeinflusst. Nutzer sind einfache Suchinterfaces gewohnt und erwarten von Bibliothekskatalogen ähnliche, schnelle und effiziente Suchergebnisse ohne hohen Aufwand bei der Anfrageformulierung. Die Bereitschaft, sich intensiv mit komplexen Rechercheprozessen auseinanderzusetzen, ist gering; die ersten Treffer werden oft als ausreichend bewertet. Studierende, insbesondere zu Beginn ihres Studiums, zeigen oft mangelnde Informationskompetenz und Schwierigkeiten bei der Auswahl relevanter Literatur. Dieser Abschnitt betont die Diskrepanz zwischen den traditionellen, oft komplexen Bibliothekskatalogen (OPACs) und den Erwartungen der Nutzer an eine benutzerfreundliche und effiziente Recherche, ähnlich der Erfahrung mit Suchmaschinen. Die zunehmende Digitalisierung und Verbreitung von E-Medien verstärken diese Entwicklung.

2. Die Herausforderungen für klassische OPACs

Dieser Abschnitt analysiert die Schwierigkeiten, denen traditionelle Online Public Access Kataloge (OPACs) im Angesicht der veränderten Nutzererwartungen gegenüberstehen. OPACs wurden oft nach internen Bedürfnissen der Bibliothekare entwickelt und sind daher oft eher als Inventarisierungs- und weniger als intuitive Recherchehilfsmittel konzipiert. Die zahlreichen Suchfelder, die oft bibliothekarische Konventionen voraussetzen, verwirren Nutzer und führen bei kleinen Fehlern leicht zu Null-Treffer-Ergebnissen. Fehlende Funktionen wie Rechtschreibkorrektur, die bei kommerziellen Anbietern Standard sind, verstärken die Problematik. Die Nutzer sind an die Einfachheit von Suchmaschinen gewöhnt und fühlen sich von der Komplexität der OPACs oft überfordert. Der Abschnitt verdeutlicht, dass die klassische OPAC-Struktur und -Funktionalität nicht mehr den Bedürfnissen und Erwartungen der modernen Nutzer entspricht und somit zu Frustration und sinkender Bibliotheksnutzung führen kann. Die prominente Platzierung des OPACs verstärkt das Problem, da Nutzer oft annehmen, den gesamten Bibliotheksbestand darin zu finden, und dann enttäuscht sind.

3. Resource Discovery Systeme RDS als Lösung

Als Antwort auf die Herausforderungen der traditionellen OPACs werden Resource Discovery Systeme (RDS) vorgestellt. Im Gegensatz zu OPACs, die nach dem Prinzip des „exact match“ arbeiten, nutzen RDS ein „best match“-Prinzip und liefern Treffer, die der Suchanfrage am ähnlichsten sind. Die meist einzige, zentrale Suchleiste ähnelt der von Suchmaschinen wie Google und ermöglicht eine einfache, intuitive Suche. Technisch basieren RDS auf zentralen Suchindizes mit Metadaten aus verschiedenen Quellen, oft mit mehreren hundert Millionen Dokumenten. Die Nutzer können so gleichzeitig nach lokalen Medien und Inhalten aus lizenzierten Datenbanken und frei verfügbaren Online-Ressourcen suchen. Die Einbindung von Link Resolvern ermöglicht den direkten Zugriff auf lizenzierte Volltexte. Die große inhaltliche Abdeckung erlaubt die Recherche über den Bibliotheksbestand hinaus. RDS bieten oft zusätzliche Features wie Rechtschreibkorrektur und automatisches Vervollständigen von Suchanfragen. Obwohl RDS große Hoffnungen wecken, bleiben auch mit ihnen Herausforderungen bestehen, die in späteren Abschnitten genauer behandelt werden.

4. Veränderte Nutzergewohnheiten und die Notwendigkeit der Anpassung

Dieser Teil des Abschnitts betont die Notwendigkeit einer Anpassung der Bibliotheksangebote an die durch Suchmaschinen wie Google geprägten Nutzergewohnheiten. Die im Laufe der Jahre erlernte Suchstrategie der Nutzer ist schwer zu ändern, die Beibehaltung klassischer OPACs allein wird die Situation nicht verbessern. Das Erlernen der Bedienung veralteter Kataloge und verschiedener Datenbanken stellt eine hohe Hürde dar, schädigt das Image der Bibliotheken und trägt nicht zu einer höheren Informationskompetenz bei. Der Abschnitt unterstreicht die Bedeutung der Weiterentwicklung der Recherchetools und der Untersuchung der Nutzerakzeptanz als zentralen Aspekt zur Verbesserung der Bibliotheksnutzung. Die Anpassung an die Nutzergewohnheiten ist unerlässlich, um die Bibliotheken wettbewerbsfähig und attraktiv zu halten. Die Nutzer erwarten eine einfache, intuitive und schnelle Informationsbeschaffung und werden ihre Erwartungshaltung kaum verändern.

5. Die Rolle von Datenbanken im Rechercheprozess

Zusätzlich zu OPACs und RDS spielen Datenbanken eine wichtige Rolle im Rechercheprozess. Die Bibliothek der EVHN bietet zahlreiche lizenzierte Fachdatenbanken an, die den Studiengängen entsprechen (z.B. Beck-online, CINAHL, PsycINFO). Darüber hinaus werden Links zu frei verfügbaren Datenbanken (z.B. PubMed, Google Scholar) bereitgestellt. Der kirchliche Publikationsserver KiDokS, genutzt von verschiedenen hochschulbibliotheken, wird ebenfalls erwähnt. Der Abschnitt unterstreicht die Komplexität des Rechercheprozesses durch die Vielzahl an verschiedenen Datenbanken und die Notwendigkeit, Nutzer bei der Auswahl und Nutzung dieser Ressourcen zu unterstützen. Die Integration dieser Datenbanken in das RDS (OPACplus) und die korrekte Anzeige der Suchergebnisse stellt ebenfalls eine Herausforderung dar, wie später detaillierter erläutert wird.

II.Methodisches Vorgehen

Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurden eine Online-Nutzerbefragung, eine Fokusgruppe mit Bibliotheksmitarbeitern und die Auswertung statistischer Nutzungsdaten kombiniert. Die Online-Befragung umfasste 100 Teilnehmer (Studierende, Lehrende, Mitarbeiter). Die Fokusgruppe bot zusätzliche Einblicke in die Mitarbeiterperspektive und deren Erfahrungen mit den verschiedenen Rechercheinstrumenten.

1. Online Nutzerbefragung

Die Studie verwendete eine Online-Nutzerbefragung als primäre Methode zur Datenerhebung. Der Fragebogen umfasste Fragen zum allgemeinen Rechercheverhalten der Teilnehmer, zur gezielten Auswahl verschiedener Bibliotheks-Tools und zur allgemeinen Zufriedenheit. Spezifische Fragen richteten sich auf die Nutzung des OPAC, des OPACplus und verschiedener Datenbanken. Teilnehmer, die den OPACplus noch nicht genutzt hatten, wurden nach den Gründen gefragt. Zusätzliche Angaben zum Status der Teilnehmer (Studierende, Lehrende, Mitarbeiter) und bei Studierenden zum angestrebten Abschluss wurden erfasst. Die Fragen waren leicht verständlich formuliert, um auch Teilnehmer mit geringem Vorwissen zu erreichen. Bei Mehrfachauswahlfragen wurde eine zusätzliche Kategorie „Weitere“ angeboten, um die Motivation der Befragten zu erhalten. Die Kategorie „keine Angabe“ wurde bei allen Fragen integriert, um die freie Entscheidung der Teilnehmer zu gewährleisten. Die genaue Konzeption der Fragen und deren Auswertung werden in einem späteren Kapitel detailliert erläutert.

2. Mitarbeiterbefragung Fokusgruppe

Ergänzend zur Online-Nutzerbefragung fand eine Mitarbeiterbefragung in Form einer Fokusgruppe statt. Diese Methode wurde gewählt, um von den gruppendynamischen Effekten zu profitieren und zusätzliche Ideen und Aspekte zu beleuchten, die in Einzelbefragungen möglicherweise nicht zum Vorschein kommen. Der geringere Ressourceneinsatz im Vergleich zu Einzelinterviews war ein weiterer Vorteil. Ein Nachteil ist die geringere Zeit für individuelle Ausführungen der Teilnehmer. Die Auswertung der Fokusgruppe konzentrierte sich auf die inhaltlichen Aussagen der Mitarbeiter und verzichtete auf eine vollständige wörtliche Transkription. Stattdessen wurde ein Protokoll aus den Notizen des Verfassers und der Audioaufnahme erstellt, das als Grundlage für die kategorisierte Auswertung diente. Wörtliche Zitate der Teilnehmer ergänzten die inhaltliche Zusammenfassung jeder Kategorie. Die Fokusgruppe diente als Ergänzung zur Online-Befragung, um ein umfassenderes Bild der Nutzerperspektive zu erhalten.

3. Erhebung statistischer Nutzungsdaten

Um den Umfang der Nutzung der Recherchetools an der Bibliothek zu erfassen, wurden zusätzlich statistische Nutzungsdaten direkt aus den Systemen erhoben und analysiert. Diese Methode wird als Ergänzung zu den qualitativen Daten der Nutzer- und Mitarbeiterbefragungen gesehen und bietet, im Gegensatz zu Umfragen, ein umfassenderes Bild des tatsächlichen Nutzerverhaltens. Die Analyse umfasste die Betrachtung der Gesamtnutzungszahlen der verschiedenen Recherchetools (OPAC, OPACplus, Datenbanken). Es wurde untersucht, wie sich die Einführung des OPACplus auf die Nutzung der Datenbanken auswirkte. Dabei wurden aufgrund der EBSCO-Statistik nicht die Suchanfragen, sondern die „Requests“ (Interaktionen mit Treffern, z.B. Klick auf Volltext-Buttons) verglichen. Die Zahl der Suchanfragen in den Datenbanken stieg nach Einführung des OPACplus stark an, da EBSCO jede Suchaktion im OPACplus gleichzeitig als Suche in den im Index enthaltenen Datenbanken zählt. Der Vergleich der „Requests“ erlaubt daher eine realistischere Einschätzung der Datenbanknutzung.

III.Auswertung der Ergebnisse OPAC und OPACplus

Die Nutzer zeigen eine hohe Zufriedenheit mit dem traditionellen OPAC und dem neuen RDS (OPACplus). Probleme bestehen jedoch bei der Auswahl und Bedienung der Tools, insbesondere beim OPACplus. Die Mitarbeiter der EVHN sehen den OPACplus als unübersichtlich an, während Studierende ihn positiver bewerten. Probleme mit der Volltextverlinkung und der Benutzeroberfläche des OPACplus wurden sowohl von Nutzern als auch von Mitarbeitern gemeldet. Der OPAC hingegen leidet unter Problemen mit der Suchergebnisqualität, der Sitzungsdauer und der Handhabung mehrerer Browser-Tabs. Die Integration von E-Medien-Zugriff und Fernleihe im OPACplus ist nicht optimal, was zu Nutzerfrustration führt. Die Datenbanknutzung wurde ebenfalls untersucht, wobei die Ergebnisse durch die Zählmethode von EBSCO (Requests statt Suchanfragen) beeinflusst wurden.

1. Nutzerbewertung von OPAC und OPACplus

Die Auswertung zeigt eine insgesamt hohe Zufriedenheit der Nutzer sowohl mit dem traditionellen OPAC als auch mit dem neuen Resource Discovery System (RDS), dem OPACplus. Trotzdem traten bei beiden Systemen Probleme auf. Beim OPAC nannten die Nutzer vor allem unzufriedenstellende Suchergebnisse, Schwierigkeiten beim Verständnis der verschiedenen Funktionen und Felder sowie Probleme beim Zugriff auf elektronische Medien. Zusätzliche Frustrationsquellen waren die kurze Sitzungsdauer und die mangelnde Kompatibilität mit mehreren geöffneten Browser-Tabs. Die Bewertung des OPACplus fiel ebenfalls positiv aus, obwohl hier vor allem nicht funktionierende oder unintuitive Volltextzugänge sowie eine als unübersichtlich empfundene Benutzeroberfläche bemängelt wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass obwohl die allgemeine Zufriedenheit hoch ist, Verbesserungspotenzial bei beiden Systemen besteht, um die Nutzerfreundlichkeit und Funktionalität zu optimieren. Die unterschiedlichen Bewertungen von Studierenden und Mitarbeitern zeigen zudem den Bedarf an differenzierter Betrachtung der Nutzergruppen.

2. Mitarbeiterperspektive OPAC und OPACplus

Die Fokusgruppen mit Bibliotheksmitarbeitern ergaben differenzierte Perspektiven auf OPAC und OPACplus. Der OPAC wurde von den Mitarbeitern aufgrund seines umfassenden Funktionsumfangs (Vormerkungen, Magazinbestellungen, Fernleihe) und seiner Übersichtlichkeit positiv bewertet. Die langjährige Erfahrung der Mitarbeiter mit dem OPAC spielte dabei eine Rolle. Im Gegensatz dazu wurde der OPACplus, aufgrund seiner Neuheit, von den Mitarbeitern als unübersichtlich empfunden. Hauptkritikpunkt war die Benutzeroberfläche, insbesondere die Darstellung der Trefferliste, Symbole, Links und Buttons zur Volltextanzeige. Die Komplexität des Volltextzugriffs und mögliche Fehler bei der Weiterleitung über den Link Resolver wurden als besonders problematisch angesehen und als Hinderungsgrund für die Empfehlung an neue Nutzer identifiziert. Das Relevanzranking und die hohe Trefferanzahl, in der Literatur als problematisch dargestellt, wurden von den Nutzern überraschenderweise nicht explizit als Problem genannt. Die Mitarbeiter äußerten den Wunsch nach einem System, welches die Vorteile von OPAC und OPACplus vereint.

3. Detaillierte Probleme und Verbesserungsvorschläge

Die Auswertung enthüllte detaillierte Probleme bei der Nutzung beider Systeme. Beim OPAC wurden neben den oben genannten Punkten das Fehlen einer automatischen Rechtschreibkorrektur, unpassende Suchergebnisse und eine unübersichtliche Ergebnisdarstellung genannt. Beim OPACplus lag das Hauptproblem in defekten oder nicht intuitiv bedienbaren Volltextzugängen und der Unübersichtlichkeit der Benutzeroberfläche. Die Mitarbeiter berichteten von Problemen mit dem Volltextzugriff, fehlenden Volltexten trotz Volltextlink und Fehlern im Link Resolver. Im Vergleich zum OPAC zeigte sich eine höhere Unsicherheit bei den Nutzern, in Bezug auf die Anwendungsmöglichkeiten des OPACplus, was auf mangelnde Informationen oder zu allgemeine Formulierungen der Fragen im Fragebogen zurückzuführen sein könnte. Die Mitarbeiter wünschen sich neben der technischen Verbesserung auch eine bessere Einbindung des OPACplus in die Bibliotheksabläufe und eine optimierte Schulung der Nutzer. Der hohe Anteil an „Keine Angabe“ bei den OPACplus-Fragen deutet auf mangelnde Vertrautheit mit diesem System hin.

IV.Empfehlungen

Die Arbeit empfiehlt Verbesserungen an der Nutzeroberfläche des OPACplus, insbesondere bei der Volltextverlinkung und der Übersichtlichkeit. Eine gezielte Marketingstrategie soll die Akzeptanz und Nutzung des RDS fördern, um es langfristig zum Haupt-Rechercheinstrument auszubauen. Die Bibliothek sollte die Vorteile des OPAC und OPACplus kombinieren, eventuell durch den Umstieg auf ein anderes Bibliothekssystem mit integrierteren Funktionen. Schulungen sollten den OPACplus besser integrieren, ohne andere Tools zu vernachlässigen. Die EVHN sollte sich mit der Frage auseinandersetzen, ob der langfristige Fokus auf dem OPACplus oder der Umstieg auf ein anderes System wie Primo liegen sollte.

1. Verbesserung der Nutzeroberfläche des OPACplus

Die wichtigste Empfehlung bezieht sich auf die Verbesserung der Nutzeroberfläche des OPACplus. Die Ergebnisse der Nutzerbefragung und der Fokusgruppen zeigten deutlich, dass die Volltextzugänge und -verlinkungen nicht zuverlässig funktionieren. Defekte Links und eine als unübersichtlich empfundene Benutzeroberfläche, insbesondere die Darstellung der Trefferliste und die Vielzahl an verschiedenen Buttons und Symbolen zur Volltextanzeige, müssen dringend behoben werden. Die Verfügbarkeitsinformationen sollten übersichtlicher präsentiert werden, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Die Buttons sollten einheitlich gestaltet sein, um ihre Funktion besser erkennbar zu machen. Auch die wenig genutzten Facetten zur Treffermenge sollten überarbeitet werden; sie könnten beispielsweise auffälliger gestaltet oder standardmäßig ausgeklappt dargestellt werden. Die mangelnde Zuverlässigkeit der Facetten im OPACplus aufgrund heterogener Metadaten sollte durch eine engere Zusammenarbeit mit dem Anbieter EBSCO verbessert werden, um die Qualität der Metadaten zu erhöhen.

2. Marketingstrategie für den OPACplus

Eine weitere zentrale Empfehlung ist die Entwicklung und Umsetzung einer Marketingstrategie für den OPACplus. Ziel ist es, die Nutzer über die Anwendungsmöglichkeiten des Systems besser zu informieren und sie für die Nutzung in geeigneten Recherchesituationen zu sensibilisieren. Die Werbebotschaft sollte den OPACplus als einfach zu bedienendes Tool hervorheben, welches im Vergleich zum traditionellen OPAC einen deutlich größeren Suchraum bietet und den Zugriff auf wissenschaftliche Dokumente ermöglicht, die mit Suchmaschinen wie Google nicht auffindbar sind. Die Ansprache der verschiedenen Nutzergruppen (Studierende und Lehrende) sollte differenziert erfolgen. Neben bestehenden Werbemitteln wie Flyern und Plakaten können Give-aways und Artikel im Hochschulinformationsblatt eingesetzt werden. Eine grafische Darstellung der verschiedenen Tools und deren jeweiliger Suchraum könnte die Übersichtlichkeit verbessern. Die Verwendung bibliothekarischer Fachbegriffe sollte vermieden werden. Die Informationen darüber, welche Datenbanken der OPACplus durchsucht, sollten auf der Bibliothekswebsite verfügbar sein.

3. Change Management und Mitarbeiterintegration

Die Integration des OPACplus in die Arbeitsabläufe der Bibliothek und die Akzeptanz der Mitarbeiter erfordern ein gezieltes Change Management. Die Studie zeigt, dass die Mitarbeiter den OPACplus aufgrund seiner Komplexität und der fehlenden Integration klassischer OPAC-Funktionen (z.B. Ausleihkonto, Fernleihe, Vormerkungen) skeptisch betrachten. Die Empfehlung beinhaltet, die Meinungen und Probleme der Mitarbeiter zu erfassen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Methoden des Change Management, wie das Improvisational Model of Change Management, könnten dabei hilfreich sein. Es ist wichtig, die Vorbehalte und Unsicherheiten der Mitarbeiter durch offene Kommunikation und gemeinsame Problemlösung zu adressieren, um eine erfolgreiche Integration des OPACplus zu gewährleisten. Die zeitliche Belastung der Mitarbeiter durch fehlerhafte Links und die Notwendigkeit ständiger Korrekturen sollte reduziert werden – idealerweise durch die Eigeninitiative des Anbieters EBSCO.

4. Langfristige Ziele OPACplus als Hauptrecherchetool

Langfristig sollte angestrebt werden, den OPACplus zum Hauptrecherchetool der Bibliothek auszubauen. Der traditionelle OPAC kann zwar bestehen bleiben, sollte aber nicht mehr prominent beworben werden. Auch mit dieser Strategie bleiben Probleme bestehen, da der OPACplus keine Funktionen wie die Bibliothekskontoverwaltung bieten wird. Um die von Mitarbeitern gewünschte Kombination der Vorteile von OPAC und OPACplus zu erreichen, könnte ein Umstieg auf ein anderes Bibliothekssystem und ein anderes RDS wie Primo in Betracht gezogen werden. Primo bietet eine bessere Integration von Funktionen in die Nutzeroberfläche und ein responsives Design. Ein Umstieg auf ein Open-Source-Produkt wie VuFind ist ebenfalls denkbar, erfordert aber vermutlich einen erheblichen Aufwand. Die Studie schliesst mit dem Fazit, dass eine perfekte Lösung mit den derzeit verfügbaren Produkten möglicherweise nicht erreichbar ist. Die Weiterentwicklung von RDS bietet jedoch zukünftig Verbesserungspotential.

Dokumentreferenz