Entwicklungsperspektiven metropolitaner Peripherien im Rahmen stadtregionaler Planungs- und Entwicklungsprozesse am Beispiel Nordrhein-Westfalen

Metropolregionen-Peripherien: NRW

Dokumentinformationen

Autor

Nils Leber

instructor/editor Prof. Dr.-Ing. Theo Kötter
school/university Hohe Landwirtschaftliche Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn
subject/major Raumordnung/Stadtplanung (likely)
Dokumenttyp Inaugural-Dissertation (Doctoral Dissertation)
city where the document was published München
Sprache German
Format | PDF
Größe 14.82 MB

Zusammenfassung

I.Räumliche Disparitäten und die Bedeutung der Peripherie in Nordrhein Westfalen

Die Studie untersucht räumliche Disparitäten in Nordrhein-Westfalen, wobei die negativen Entzugseffekte von Metropolen deren positive Ausbreitungseffekte übersteigen. Dies verstärkt großräumige und regionale Disparitäten, was eine Stärkung der Region als Handlungs- und Entscheidungsebene erforderlich macht. Die metropolitanen Peripherien nehmen dabei einen wichtigen Platz ein und bedürfen genauerer Untersuchung. Der Begriff Peripherie wird dabei funktional neu bewertet, um über die bisherige negative Konnotation hinauszugehen. Es wird argumentiert, dass eine erweiterte Definition von Peripherie notwendig ist, die sowohl räumliche als auch strukturelle Aspekte berücksichtigt und sich an den spezifischen Gegebenheiten von Nordrhein-Westfalen orientiert.

1. Verstärkte räumliche Disparitäten durch Metropolen

Die Studie beginnt mit der Beobachtung, dass die negativen Entzugseffekte (Humankapital etc.) von Metropolen ihre positiven Ausbreitungseffekte (Wertschöpfung, Arbeitsplätze etc.) deutlich übersteigen. Diese Feststellung führt zu einer Verstärkung räumlicher Disparitäten, die sowohl großräumig als auch regional betrachtet werden müssen. Die daraus resultierende Erkenntnis unterstreicht die Notwendigkeit eines Zugewinns an Bedeutung der Region als eigenständige Handlungs- und Entscheidungsebene. Innerhalb dieses Kontextes der Regionalisierung nehmen die metropolitanen Peripherien einen wichtigen strukturellen und funktionalen Platz als räumliche Teilmenge ein, der einer detaillierteren Untersuchung bedarf. Neben der Auseinandersetzung mit den Auswirkungen der Metropolen auf die Peripherie, steht die funktionale Bewertung des Begriffs 'Peripherie' im Mittelpunkt. Die Arbeit zielt darauf ab, die oft negative Konnotation des Begriffs aufzubrechen und eine neue, funktionsorientierte Betrachtungsweise zu etablieren. Die vielschichtigen Definitionen von Peripherie in der Literatur (z.B. Zwischenstadt, Suburbia) verdeutlichen die Notwendigkeit einer umfassenderen, sowohl räumlich als auch strukturell gefassten Definition im Kontext Nordrhein-Westfalens. Es wird jedoch gleichzeitig betont, dass diese Definition ortspezifisch zu betrachten ist und in anderen räumlichen Zusammenhängen an die jeweilige Struktur angepasst werden muss.

2. Begriffliche Klärung und funktionale Neuinterpretation von Peripherie

Der Begriff der Peripherie wird etymologisch vom spätlateinischen Wort „peripheria“ abgeleitet, welches Randgebiete, Randbezirke und Randzonen bezeichnete. Diese Bedeutung ist bis heute gebräuchlich (Duden 2006). Das Adjektiv „peripher“ beschreibt eine im Vergleich zum Zentrum deutliche Randlage. Die Verwendung des Begriffs in der Mathematik (Kreisumfang) unterstreicht die semantische Ambivalenz. Im räumlichen Kontext ist der Begriff Peripherie jedoch meist negativ konnotiert. Die vorliegende Arbeit strebt eine Abkehr von dieser negativen Bedeutung an und möchte zu einer funktionalen Bewertung von Peripherien beitragen. Die Vielzahl an Begriffen und „Etiketten“, die in der Literatur für Peripherie-ähnliche Räume verwendet werden (z.B. Zwischenstadt, Suburbia), unterstreicht die Notwendigkeit einer präziseren und umfassenderen Definition. Der Verfasser plädiert für eine räumlich und strukturell weiter gefasste Peripherie-Definition, die sich explizit auf Nordrhein-Westfalen bezieht, aber gleichzeitig betont, dass diese Definition an andere räumliche Kontexte angepasst werden muss, um den unterschiedlichen räumlichen Strukturen Rechnung zu tragen.

II.Endogene Regionalentwicklung und Strukturpolitik

Die endogene Regionalentwicklung wird als Antwort auf die Globalisierung verstanden, um die regionale Substanz nachhaltig zu sichern. Programme der regionalisierten Strukturpolitik sollen Impulse zur Reaktion auf und Prophylaxe gegen die Auswirkungen der Globalisierung setzen. Nordrhein-Westfalen befindet sich aufgrund des tiefgreifenden Strukturwandels in einer schwierigen Lage. Die Diversifizierung der Wirtschaft, insbesondere im Dienstleistungssektor und der IKT-Branche, stellt die strukturpolitischen Instrumente vor Herausforderungen. Eine differenzierte Evaluierung der Maßnahmen und die Rolle der Begleitforschung (z.B. Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung Dortmund) sind essentiell.

1. Endogene Regionalentwicklung als Antwort auf die Globalisierung

Der Abschnitt positioniert die endogene Regionalentwicklung als regionale Antwort auf den Prozess der Globalisierung. Das zentrale Ziel ist die nachhaltige Sicherung und Stärkung der regionalen Substanz, um gegenüber globalen Krisen ein deutlich höheres Reaktionspotential zu entwickeln als gegenwärtig der Fall ist. Diese Strategie erfordert ein erhebliches Engagement und stellt die Regionen vor eine Herausforderung, die als ressourcenintensiver Spagat beschrieben wird. Programme und Maßnahmen der regionalisierten Strukturpolitik werden als Instrumente und Impulse zur Reaktion und Prophylaxe gegen die Auswirkungen der Globalisierung betrachtet. Sie sind stark an dem Gedanken endogener Potentiale ausgerichtet. Das bedeutet, dass die Entwicklung aus den Regionen selbst heraus angestoßen und gefördert werden soll, im Gegensatz zu externen Impulsen. Der Abschnitt hebt die besondere Herausforderung für Nordrhein-Westfalen hervor, das aufgrund seines tiefgreifenden Strukturwandels in den letzten Dekaden in einer besonders schwierigen Lage ist. Die zunehmende Diversifizierung der Wirtschaft, besonders im Dienstleistungssektor und in der Informations-, Wissens- und Kommunikationsindustrie, hat die Zahl der verfügbaren strukturpolitischen Instrumente stark eingeschränkt und die Existenz solcher Programme gefährdet. Die Notwendigkeit einer differenzierten Evaluierung regionaler Maßnahmen und die Hervorhebung ihres Mehrwerts wird betont. Die Begleitforschung, aktuell vom Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung in Dortmund durchgeführt (MBV NRW/ILS NRW 2006), spielt dabei eine entscheidende Rolle. Trotz empirisch belegbarer positiver Wirkungen der Regionalpolitik wird die Notwendigkeit ihrer Reform und Anpassung an zukünftige Herausforderungen hervorgehoben.

2. Herausforderungen für die Strukturpolitik in Nordrhein Westfalen

Der Abschnitt konzentriert sich auf die spezifischen Herausforderungen, vor denen die Strukturpolitik in Nordrhein-Westfalen steht. Der tiefgreifende Strukturwandel, der das Land in den letzten Jahrzehnten und auch weiterhin prägt, wird als Hauptgrund für die schwierige Lage genannt. Die enorme Diversifizierung der Wirtschaft, insbesondere im Bereich der Dienstleistungen und der Informations-, Wissens- und Kommunikationsindustrie, führt zu einer Einschränkung der traditionellen strukturpolitischen Instrumente. Dies gefährdet die Existenz bestehender Programme. Zukünftig wird eine differenzierte Evaluierung der regionalen Maßnahmen und die Hervorhebung ihres Mehrwerts als entscheidend wichtig erachtet. Die Begleitforschung, insbesondere die Arbeit des Instituts für Landes- und Stadtentwicklungsforschung in Dortmund (MBV NRW/ILS NRW 2006), nimmt eine wichtige Rolle bei dieser Evaluierung ein. Trotz nachweislich positiver Wirkungen der Regionalpolitik wird betont, dass eine Reform und Anpassung des Instruments an zukünftige Entwicklungen notwendig ist, um seine Wirksamkeit aufrechtzuerhalten. Der Abschnitt impliziert, dass der bisherige Ansatz der Strukturpolitik nicht ausreichend ist, um den Herausforderungen eines sich wandelnden Wirtschafts- und Gesellschaftssystem zu begegnen. Eine Anpassung an die neue wirtschaftliche Realität ist daher unabdingbar, um die regionale Entwicklung nachhaltig zu sichern.

III.Demographische Entwicklung und Mobilität

Die Studie analysiert die demographische Entwicklung in Nordrhein-Westfalen, wobei Regionen wie Münster und Köln-Bonn als Boom-Regionen identifiziert werden. Ein West-Ost- und Nord-Süd-Gefälle ist auf Bundesebene erkennbar, verdeckt aber regionale Unterschiede. Der Wanderungssaldo zeigt zwischen 1995 und 2009 deutliche Schwankungen, mit einem negativen Trend seit 2008. Die Mobilität, insbesondere der motorisierte Individualverkehr, wird besonders in ländlichen Gemeinden und Umlandgemeinden untersucht, wo ein hoher PKW-Besatz im Vergleich zu Ballungsräumen festgestellt wird.

1. Demographische Entwicklung Boom Regionen und regionale Heterogenität

Der Abschnitt beschreibt die demographische Entwicklung in Nordrhein-Westfalen und hebt die räumliche Heterogenität hervor. Die Regionen Münster und Köln-Bonn werden explizit als "Boom-Regionen" identifiziert, die eine relativ stabile und positive demographische Entwicklung aufweisen. Im Gegensatz dazu verdeckt der auf Bundesebene sichtbare Trend eines West-Ost- und Nord-Süd-Gefälles die differenzierten Entwicklungen auf regionaler Ebene. Das Begriffspaar Schrumpfung und Wachstum spiegelt diese Heterogenität wider. Während auf Bundesebene noch ein relativ deutliches Gefälle erkennbar ist, verschleiert dieser großmaßstäbliche Trend die kleineren, regionalen und sehr differenzierten Bewegungen. Die Analyse konzentriert sich auf die demographischen Entwicklungen und deren Ungleichgewichte zwischen verschiedenen Regionen. Der Fokus liegt dabei auf dem Verständnis der unterschiedlichen demographischen Dynamiken und deren Auswirkungen auf die regionale Entwicklung. Die Untersuchung der demographischen Daten dient als Grundlage für die Analyse weiterer Aspekte der regionalen Entwicklung und Planung.

2. Wanderungsbewegungen Negativer Trend seit 2008

Die Analyse der Wanderungsbewegungen in Nordrhein-Westfalen zwischen 1995 und 2009 zeigt deutliche Wellenbewegungen mit einer Hochphase um 1995 herum, nach der deutschen Wiedervereinigung. Bis 2007 wurden stetige Wanderungsgewinne verzeichnet, seit 2008 schlägt die Entwicklung jedoch in den negativen Bereich aus (Abb. 21). Nordrhein-Westfalen zeigt somit einen deutlich negativen Trend bezüglich des Wanderungssaldos. Neben den Wanderungsbewegungen über die Landesgrenzen werden auch innerstaatliche Wanderungen innerhalb Nordrhein-Westfalens berücksichtigt. Der Abschnitt verdeutlicht die Bedeutung von Wanderungsbewegungen als wichtigen Faktor für die regionale Entwicklung. Ein negativer Wanderungssaldo kann zu Problemen wie Bevölkerungsrückgang und wirtschaftlichem Abschwung führen. Die Analyse dieser Daten dient der Beurteilung der regionalen Attraktivität und der Identifizierung von Faktoren, die die Wanderungsbewegungen beeinflussen. Die Daten werden verwendet, um die Dynamik der Bevölkerung in unterschiedlichen Regionen des Landes zu verstehen.

3. Mobilität Dominanz des motorisierten Individualverkehrs

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Analyse der Mobilität, insbesondere der Dominanz des motorisierten Individualverkehrs. Der Ballungsraum weist einen hohen Motorisierungsgrad auf (knapp 505 PKW je 1000 Einwohner), jedoch erreichen ländliche Gemeinden und Umlandgemeinden teilweise doppelt so hohe Werte. Dies unterstreicht die Dominanz des motorisierten Individualverkehrs in diesen Gebieten. Die unzureichende Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in diesen Teilräumen führt dazu, dass das Auto weiterhin als dominierendes Transportmittel eine hohe Bedeutung einnimmt. Die Entwicklung des PKW-Bestands von 1987 bis 2009 zeigt die deutlichsten Zuwächse in ländlichen Gemeinden und Umlandgemeinden, während die Zuwächse im Ballungsraum marginal bzw. moderat sind (Abb. 26). Die Analyse der Mobilität ist wichtig, um das Verkehrsverhalten in unterschiedlichen räumlichen Kontexten zu verstehen und um die Planungen für den öffentlichen Verkehr zu optimieren. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer verbesserten Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs, um die Abhängigkeit vom Automobil zu reduzieren, besonders in ländlichen Regionen.

IV.Wirtschaftliche Strukturen und Arbeitsmarkt

Die Analyse der wirtschaftlichen Strukturen betrachtet die Beschäftigung und das Verhältnis von Beschäftigten zu Arbeitslosen. Städte wie Düsseldorf, Köln, Bonn, Dortmund, Duisburg und Essen weisen die höchsten Anteile an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten auf. Die Verteilung der Beschäftigungsentwicklung zeigt ein Nebeneinander von Schrumpfung und Wachstum. Weitere arbeitsmarktbezogene Daten wie das Verhältnis von Arbeitsplätzen zu Bevölkerung werden untersucht. Die Pro-Kopf-Verschuldung der Kommunen und die damit verbundene kommunale Handlungsfähigkeit werden als wichtige Aspekte hervorgehoben. Städte wie Duisburg und Münster zeigen hohe Steigerungen der Verschuldung.

1. Verteilung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Nordrhein Westfalen

Die Analyse der wirtschaftlichen Strukturen beginnt mit der Betrachtung der Verteilung sozialversicherungspflichtiger Beschäftigter in Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf und Köln weisen den höchsten Besatz auf, gefolgt von Bonn, Dortmund, Duisburg und Essen. Aachen, Bielefeld und Münster befinden sich ebenfalls in den oberen Rängen. Auch wichtige Ober- und Mittelzentren wie Hagen, Hamm oder Wuppertal zeigen einen relativ hohen Besatz. Das direkte Umland der Ballungsräume weist ebenfalls einen hohen Besatz an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten auf. Diese Daten verdeutlichen die ungleiche Verteilung der Arbeitsplätze in Nordrhein-Westfalen mit einer klaren Konzentration in den Großstädten und deren unmittelbarem Umfeld. Die Konzentration der Beschäftigung in bestimmten Regionen kann zu regionalen Disparitäten führen, da andere Gebiete weniger von wirtschaftlichem Wachstum profitieren. Die Analyse dieser Daten dient als Ausgangspunkt für die weiterführende Untersuchung der wirtschaftlichen Strukturen und der Arbeitsmarktentwicklung in Nordrhein-Westfalen.

2. Beschäftigungsentwicklung Nebeneinander von Schrumpfung und Wachstum

Die Beschäftigungsentwicklung in Nordrhein-Westfalen zeigt ein klares Nebeneinander von gegensätzlichen Tendenzen – Schrumpfung und Wachstum. Während sich Beschäftigungszuwächse überwiegend im Ballungsraum manifestieren, lassen sie sich nicht automatisch mit diesen gleichsetzen. Auch ländliche Gemeinden weisen ein Anwachsen der Beschäftigung auf. Es lassen sich daher bis auf die dargestellten Muster keine generalisierbaren Aussagen über die Verteilung der Beschäftigungsentwicklung treffen. Diese Beobachtung unterstreicht die Komplexität der wirtschaftlichen Entwicklung und die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtungsweise. Die Analyse der Beschäftigungsentwicklung ist wichtig, um das wirtschaftliche Wachstum und die Entwicklung des Arbeitsmarktes in den verschiedenen Regionen zu verstehen. Die ungleiche Entwicklung in unterschiedlichen Regionen kann zu regionalen Disparitäten und Ungleichgewichten führen.

3. Arbeitsmarktbezogene Strukturdaten und wirtschaftliche Beurteilung

Für eine umfassendere Bewertung der wirtschaftlichen Strukturen werden weitere arbeitsmarktbezogene Strukturdaten herangezogen. Das Verhältnis von Beschäftigung zu Nicht-Beschäftigung (Arbeitslosigkeit) und das Verhältnis von Arbeitsplätzen zur Bevölkerung sind von besonderer Bedeutung. Abbildung 31 zeigt das Verhältnis von Arbeitslosen zu sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten pro Gemeinde im Jahr 2009. Dieser Indikator ermöglicht in Verbindung mit anderen Merkmalen eine bessere Beurteilung der wirtschaftlichen Strukturen und der damit verbundenen Problemzusammenhänge. Zusätzlich wird die Dynamik der Unternehmensgründungen und -aufgaben betrachtet. Gemeinden mit positiven Salden und überdurchschnittlichen Neugründungen im Jahr 2010 (im Vergleich zum Durchschnitt 2001-2010) zeigen eine hohe Dynamik (Abb. 37). Im Gegensatz dazu weisen Gemeinden mit negativen Salden und unterdurchschnittlichen Werten problematischere Situationen auf. Die Analyse dieser Daten dient der umfassenden Beurteilung der wirtschaftlichen Lage der Gemeinden und der Identifizierung von Stärken und Schwächen verschiedener Regionen in Nordrhein-Westfalen. Die Daten liefern wichtige Informationen für die regionale Wirtschaftsförderung und die Entwicklung gezielter Maßnahmen zur Stärkung der wirtschaftlichen Strukturen.

4. Kommunale Finanzlage und Pro Kopf Verschuldung

Die kommunale Finanzlage und die Pro-Kopf-Verschuldung werden als wichtige Faktoren für die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinden betrachtet. Die Zunahme des Pro-Kopf-Schuldenstandes, insbesondere in Städten wie Duisburg und Münster sowie einigen ländlichen Gemeinden, wird als auffällig hervorgehoben. Viele Städte und Gemeinden konnten ihre Pro-Kopf-Verschuldung zwischen 1995 und 2009 jedoch senken, was auf die sich verschärfende finanzielle Lage der Kommunen und den damit einhergehenden Sparzwang zurückzuführen ist (Abb. 45). Der Schuldenstand beeinflusst direkt die kommunale Handlungsfähigkeit und führt zu einem ressourcenintensiven Spagat. Eine hohe Verschuldung kann die Möglichkeiten der Gemeinden zur Investition in Infrastruktur und andere wichtige Projekte einschränken und somit die wirtschaftliche Entwicklung beeinträchtigen. Die Analyse der kommunalen Finanzlage ist essentiell für das Verständnis der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Handlungsspielräume der Gemeinden. Diese Informationen sind wichtig für die Entwicklung von Strategien zur Verbesserung der kommunalen Finanzsituation und zur Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung.

V.Energiepolitik und Nachhaltigkeit

Die Studie thematisiert die Bedeutung von Klima und Energie in Nordrhein-Westfalen, einem traditionell von der Kohleindustrie geprägten Bundesland. Die Energiewende und die Erschließung neuer Energiequellen spielen eine Schlüsselrolle. Die energetische Gebäudesanierung wird als wichtiges Instrument zur Verringerung des Energieverbrauchs genannt. Die Komplexität des Themas und die damit verbundenen Erfordernisse werden hervorgehoben.

1. Nordrhein Westfalen als Energieland Herausforderungen im Spannungsfeld von Ökologie und Wirtschaft

Der Abschnitt thematisiert die Bedeutung von Energiepolitik und Klimawandel für Nordrhein-Westfalen, ein traditionell als Energieland bezeichnetes Bundesland, dessen Wirtschaft über ein Jahrhundert vom Energieträger Kohle geprägt war. Die Themen Energie und Klimawandel stehen seit Jahren auf der Agenda von Politik, Gesellschaft und Planung und gewinnen durch Ereignisse wie die Atomkatastrophe von Fukushima im März 2011 nochmals an Aktualität. Für Nordrhein-Westfalen spielen diese Themen sowohl aus ökologischer als auch aus wirtschaftlicher Sicht eine große Rolle. Das demographische Gewicht des Landes wird das Spannungsfeld zwischen ökologischen Zielen und wirtschaftlichen Interessen in Zukunft wahrscheinlich noch verstärken. Die Erschließung und Realisierung neuer Energiequellen erlangt daher für Nordrhein-Westfalen als bevölkerungsstärkstes Bundesland eine Schlüsselrolle für die Zukunft. Der Abschnitt betont den historischen Einfluss der Kohleindustrie auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und die daraus resultierenden ökologischen Herausforderungen. Die Notwendigkeit einer nachhaltigen Energiepolitik wird im Kontext des Klimawandels und der wirtschaftlichen Entwicklung deutlich gemacht. Die Suche nach neuen Energiequellen und die Reduzierung des Energieverbrauchs stehen im Mittelpunkt der Diskussion.

2. Energieeinsparpotentiale und energetische Gebäudesanierung

Ein wichtiger Aspekt im Kontext der Energiepolitik ist die energetische Sanierung von Gebäuden. Diese Maßnahme wird als zentrales Instrument zur Verringerung des Energieverbrauchs und zur Erschließung erheblicher Einsparungspotentiale hervorgehoben. Die energetische Sanierung bietet somit ein bedeutendes Potential für zukünftige Planungen. Trotz der kurzen Darstellung energiebezogener Aspekte wird deutlich, dass der Bereich Klima und Energie ein dringliches Thema für Nordrhein-Westfalen bleibt. Obwohl sich in Bezug auf die Energiepolitik für das bisherige und zukünftige Energieland Nordrhein-Westfalen nicht viel getan hat, ist die Thematik komplexer und umfangreicher geworden, was zu enormen Erfordernissen und Restriktionen führt. Der Abschnitt fokussiert auf die Notwendigkeit einer aktiven Energiepolitik, die sowohl ökonomische als auch ökologische Aspekte berücksichtigt. Die energetische Gebäudesanierung wird als ein Beispiel für eine Maßnahme genannt, die sowohl zum Klimaschutz als auch zur Kostenreduktion beiträgt.

VI.Raumordnung Governance und Metropolentwicklung

Die Studie untersucht das Verhältnis von Stadt, Peripherie und Land im Kontext der Metropolentwicklung und der Novelle des Raumordnungsgesetzes. Die Stärkung der Länderkompetenzen und die damit verbundene Aufweichung der Raumordnung werden kritisch betrachtet. Der Begriff Governance wird im Zusammenhang mit der Zusammenarbeit zwischen Kommunen, regionalen Organisationen und staatlichen Verwaltungen erläutert. Die Studie beleuchtet die Bedeutung von Regional Governance und die Herausforderungen bei der Einbindung metropolitaner Peripherien in die Raumentwicklung.

VII.Empirische Befunde und Schlussfolgerungen

Die Studie basiert auf einer Online-Befragung von nordrhein-westfälischen Gemeinden und Wissenschaftler*innen. Die Ergebnisse zeigen eine räumliche und strukturelle Heterogenität der Perspektiven auf metropolitane Peripherien. Die Befragung ermittelte verschiedene Bewertungen zu Stabilität, Solidarität, räumlicher Verantwortung und Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse. Es wird die Notwendigkeit eines soliden Ausgleichs zwischen wachsenden und schrumpfenden Räumen betont, sowie ein ausgewogenes Verhältnis von formellen und informellen Planungsinstrumenten gefordert. Die Studie unterstreicht die Bedeutung einer funktionalen Betrachtungsweise von Peripherien und kritisiert die eingeschränkte Problemorientierung der bestehenden Raumordnungspolitik.

1. Der Begriff der Metropolitanen Peripherien Kritik und Anwendung

Die Schlussfolgerungen beginnen mit einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Begriff der „metropolitanen Peripherien“. Es wird deutlich, dass der Begriff zwar durchaus kritisch zu betrachten ist, aber unter der Bedingung einer inhaltlichen Ausfüllung auch angewendet werden kann. Die Studie zeigt auf, dass es sehr vielfältige und differenzierte Einschätzungen hinsichtlich des Wesens sowie der Herausforderungen und Perspektiven dieser räumlichen Einheit gibt, was den Umgang mit dieser Kategorie deutlich komplizierter macht. Die Vielfalt der Perspektiven zeigt die Notwendigkeit einer präzisen Definition und einer differenzierten Betrachtungsweise. Die Studie betont die Notwendigkeit einer inhaltlichen Präzisierung des Begriffs, um ihn sinnvoll anwenden zu können. Die unterschiedlichen Perspektiven und Herausforderungen unterstreichen die Komplexität der Thematik und machen deutlich, dass eine vereinfachte Kategorisierung nicht ausreicht, um die Realität adäquat zu erfassen.

2. Ergebnisse der Befragung von Wissenschaftler innen und Gemeinden

Die Studie basiert auf einer Befragung von Wissenschaftlerinnen und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen. Die Befragung der Wissenschaftlerinnen diente der ersten Annäherung an das Phänomen der metropolitanen Peripherien und der Darstellung der von dieser Begrifflichkeit ausgehenden Einschätzungen. Der quantitative Rücklauf der Befragung lag bei ca. 31% (19 von 60 kontaktierten Wissenschaftler*innen). Die Ergebnisse der Befragung der Gemeinden zeigen eine große Bandbreite an Einschätzungen zu den Funktionen und Herausforderungen metropolitaner Peripherien. Der Begriff „metropolitan“ wurde in der Online-Befragung häufig als nicht zweckmäßig angesehen, was auf das potenzielle Fehlen von Metropolen im klassischen Sinne in Deutschland und die Überprägung der Raumentwicklungspolitik durch normative Metropolenkonzepte zurückgeführt wird. Die Studie betont die Bedeutung der kommunalen Praxis und deren Einbeziehung in die Modellbildung. Die Ergebnisse zeigen die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtungsweise, die die spezifischen Gegebenheiten verschiedener Raumtypen berücksichtigt.

3. Zusammenhang von Zentrum und Rand Emanzipation und Wechselwirkungen

Die Entstehung von metropolitanen Peripherien wird im Kontext von Vororten diskutiert. Diese Vororte haben sich teilweise von der „Mutterstadt“ emanzipiert, was aber nicht unbedingt ein Abnabeln bedeutet, sondern vielmehr Wechselwirkungen mit der „Mutterstadt“ impliziert. Es wird ein starker Zusammenhang zwischen der Entwicklung von Zentrum und Rand sowie des Restraumes gesehen. Dieser gesamträumliche Kontext wird hervorgehoben. Die Studie zeigt auf, dass die Entwicklung von Vororten und deren Beziehung zu den zentralen Städten komplex und von wechselseitigen Einflüssen geprägt ist. Eine einfache Unterscheidung zwischen Zentrum und Peripherie greift daher zu kurz. Die Entwicklung der Peripherien wird maßgeblich durch Faktoren wie veränderte Zeitbudgets und eine gestiegene Mobilität beeinflusst. Die Studie geht von einem weiten Begriff der Peripherie aus, der sehr unterschiedliche Räume umfasst und eine dynamische Komponente beinhaltet. Auch räumlich weiter entfernte, schwächer strukturierte ländliche Räume werden in die Betrachtung einbezogen.

4. Schlussfolgerungen zur Raumentwicklungspolitik

Die Studie plädiert für eine Stärkung der Motive von Stabilität, Solidarität (Ausgleich), räumlicher Verantwortung und Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in der Raumentwicklungspolitik. Diese Motive sollen als Gegenpol zum Wachstums-Paradigma stärker betont werden. Ein System zentraler Orte kann hilfreich sein, jedoch nur mit Modifikationen hinsichtlich flexibler und problemorientierter Mindeststandards. Finanzielle Anreizsysteme können eine wichtige Rolle spielen. Die Rolle der Landes- und Regionalplanung wird kritisch gesehen, da es an Realitätsnähe und Problemorientierung mangelt. Die Planung ist oft auf Wachstum ausgerichtet und berücksichtigt die aktuellen Schrumpfungsprozesse und das Bedürfnis nach Stabilität nur unzureichend. Der Begriff der Resilienz wird im Kontext der Herausforderungen der Raumentwicklung diskutiert. Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit einer ganzheitlichen und flexiblen Raumentwicklungspolitik, die sowohl Wachstum als auch Stabilität berücksichtigt und die unterschiedlichen Bedürfnisse verschiedener Raumtypen berücksichtigt. Die Bedeutung von informellen Planungsinstrumenten und einem geeigneten Mix aus formellen und informellen Ansätzen wird betont.