
Flächenverbrauch Ernährung
Dokumentinformationen
Autor | Norbert Jungmichel |
editor | Michel Frerk |
Unternehmen | Umweltbundesamt |
Ort | Dessau-Roßlau |
Dokumenttyp | Broschüre |
Sprache | German |
Format | |
Größe | 4.86 MB |
Zusammenfassung
I.Der ökologische Fußabdruck unseres Lebensmittelkonsums
Die Studie untersucht die Umweltbelastung, die mit dem deutschen Lebensmittelkonsum verbunden ist. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Flächenverbrauch für die Nahrungsmittelproduktion, sowohl in Deutschland als auch im Ausland. Der hohe Anteil an Lebensmittelimporten führt zu einer erheblichen Landnutzung in anderen Ländern, oft mit negativen Folgen für die Umwelt, beispielsweise durch Abholzung von Regenwäldern für Sojaanbau und Weideflächen. Der Studie zufolge beansprucht der deutsche Lebensmittelkonsum im Jahr 2016 insgesamt 18,3 Millionen Hektar landwirtschaftliche Fläche, wobei 11,7 Millionen Hektar (64%) außerhalb Deutschlands liegen. Der Fleischkonsum, insbesondere der Rindfleischkonsum, trägt erheblich zum Flächenverbrauch bei. Auch der Konsum von Milchprodukten und Genussmitteln wie Kakao und Kaffee hat einen großen Einfluss auf die globale Landnutzung.
1. Flächenverbrauch für die Nahrungsmittelproduktion
Der deutsche Nahrungsmittelkonsum beansprucht eine enorme Fläche. Im Jahr 2016 waren es insgesamt 18,3 Millionen Hektar, wobei 11,7 Millionen Hektar (64%) im Ausland lagen. Dieser Wert stieg von 2008 (19,8 Millionen Hektar) auf 2016 an, obwohl die benötigte Fläche insgesamt um 7% sank aufgrund gestiegener Erträge. Der Großteil der in Deutschland landwirtschaftlich genutzten Fläche (16,7 Millionen Hektar im Jahr 2016) dient dem Futtermittelanbau (57%), während nur ein Viertel für pflanzliche Nahrungsmittel verwendet wird. Der Konsum tierischer Produkte, insbesondere Rindfleisch, führte zu einem Anstieg der Flächennutzung um 2% zwischen 2008 und 2016. Der hohe Fleischkonsum, besonders Rindfleisch, benötigt deutlich mehr Fläche als der Konsum von Schweine- und Geflügelfleisch. Für die Rinderhaltung werden sogar Regenwälder gerodet, z.B. im Amazonasgebiet (über zwei Drittel der Rodungen für Weideflächen). Der Import von Sojaschrot aus Südamerika, vor allem zur Schweinemast, trägt erheblich zum Flächenverbrauch außerhalb Deutschlands bei. Die Studie verdeutlicht, dass selbst bei ausschließlicher Nutzung der deutschen landwirtschaftlichen Fläche der Bedarf an Nahrungsmitteln nicht gedeckt wäre.
2. Der Einfluss von Importen auf den ökologischen Fußabdruck
Der Importanteil an Lebensmitteln für deutsche Privathaushalte betrug 2014 wertmäßig 28%, wobei Vorprodukte wie Futtermittel, Rohkakao und Rohkaffee nicht berücksichtigt sind. Die Abhängigkeit von Importen ist erheblich, da viele Produkte, wie beispielsweise vitaminreiche Früchte im Winter, Gewürze und Genussmittel, nicht in Deutschland angebaut werden können. Der Konsum von Kakao, Kaffee, Tee und Gewürzen beansprucht beispielsweise 203 Quadratmeter pro Kopf (2016), deutlich mehr als der Reiskonsum (14 Quadratmeter pro Kopf). Der Import von Lebensmitteln und Futtermitteln belegt 11,7 Millionen Hektar landwirtschaftliche Fläche außerhalb Deutschlands – mehr als die Hälfte des gesamten Flächenbedarfs für den deutschen Nahrungsmittelkonsum. Ein Beispiel ist der hohe Kakaoverbrauch Deutschlands, der 7% der weltweiten Anbaufläche beansprucht, vor allem in Ländern wie der Elfenbeinküste, wo der Anbau stark zunimmt und zulasten der natürlichen Lebensräume und der Biodiversität geht. Auch der Kaffeeimport beansprucht eine Fläche von 1,2 Millionen Hektar, fast so groß wie Schleswig-Holstein. Der steigende Rindfleischbedarf wird großteils durch Importe gedeckt, wobei Südamerika (Argentinien, Brasilien, Uruguay) mit etwa 11% der importierten Menge eine wichtige Rolle spielt.
3. Flächenverbrauch durch Milchprodukte und Genussmittel
Der Konsum von Milchprodukten benötigte 2016 etwa 4,4 Millionen Hektar Fläche (540 Quadratmeter pro Kopf), da Rindern sowohl Milch als auch Fleisch liefern und die Fläche für Rinderfutter im Verhältnis 9:1 zu Milch und Rindfleisch zugeordnet ist. Butter macht ein Drittel des Flächenkonsums für Milchprodukte aus, gefolgt vom Käseverzehr (20%) und Trinkmilch (9%). Ein Viertel der benötigten Fläche für den Futtermittelanbau unseres Milchkonsums wurde 2016 außerhalb Deutschlands beansprucht. Auch der Genussmittelkonsum beansprucht erhebliche Flächen. Kakao hat einen hohen Flächenanteil, obwohl die Importmenge gering ist, da für ein Kilogramm Kakao etwa zwanzig Quadratmeter Anbaufläche benötigt werden. Der deutsche Kakaoverbrauch beansprucht pro Kopf knapp 100 Quadratmeter im Jahr (2016). Die Anbaufläche für Kakao in der Elfenbeinküste, dem größten Kakaoproduzenten, stieg zwischen 2008 und 2016 um über 43%. Deutschland gehört zu den Hauptabnehmerländern neben den Niederlanden und den USA.
II.Wasserverbrauch und Wasserstress
Der Wasserverbrauch für die Herstellung unserer Lebensmittel ist enorm: Pro Kopf werden ca. 1,2 Millionen Liter Wasser pro Jahr verbraucht, wobei ein erheblicher Teil in Regionen mit hohem Wasserstress (z.B. Indien, Mittelmeerraum) anfällt. Der Anbau von Lebensmitteln in wasserarmen Gebieten verstärkt die dortige Wasserknappheit und kann Konflikte um die Wasserressourcen verschärfen. Insbesondere der Anbau von Futtermitteln für die Tierhaltung, insbesondere für Rinder, ist wasserintensiv.
1. Gesamtwasserverbrauch für die Nahrungsmittelproduktion
Die Studie beziffert den jährlichen Wasserverbrauch pro Kopf für die Herstellung von Nahrungsmitteln auf ca. 1,2 Millionen Liter (2014). Dies entspricht täglich 3.350 Litern oder 22 Badewannen (à 150 Liter). Etwa 15 dieser Badewannen entfallen auf Wasserverbrauch außerhalb Deutschlands. Die Berechnung des globalen Wasserverbrauchs ist methodisch komplex und die Ergebnisse sind als Größenabschätzung zu verstehen, da der Konsum in Hotels und Gastronomie nicht berücksichtigt wurde. Die angegebenen Werte können je nach Annahmen variieren.
2. Wasserstress in Produktionsregionen
Ein erheblicher Teil des täglichen Wasserverbrauchs pro Kopf (321 Liter) findet in Regionen mit saisonalem oder ganzjährigem Wassermangel statt. Diese Gebiete leiden unter hohem oder sehr hohem Wasserstress. Beispiele sind Spanien und die Türkei (Obst und Gemüse), sowie Indien und der Mittlere Osten inklusive Nordafrika (Tee, Früchte, Reis, Soja). Die künstliche Bewässerung in diesen Trockengebieten führt zu sinkenden Grundwasserspiegeln und kann zu lokalen Verteilungskonflikten führen. Der Wasserverbrauch für die Lebensmittelproduktion beeinträchtigt die Trinkwasserversorgung der lokalen Bevölkerung und den dortigen Lebensmittelanbau für den Eigenbedarf. Der Water Scarcity Index (WSI) dient als Indikator für die Wasserknappheit, wobei Werte über 0,5 als hoher und Werte über 0,9 als sehr hoher Wasserstress gelten.
III. Treibhausgasemissionen und Klimawandel
Der Lebensmittelkonsum trägt signifikant zum Klimawandel bei, wobei über die Hälfte der Treibhausgasemissionen außerhalb Deutschlands entsteht. Der Fleischkonsum, insbesondere der Rindfleischkonsum, ist ein Hauptverursacher von Methanemissionen. Ein bewussterer Konsum, insbesondere die Reduktion des Fleischkonsums und der Milchkonsums, kann die persönlichen Treibhausgasemissionen reduzieren.
1. Treibhausgasemissionen durch Nahrungsmittelkonsum
Die Studie zeigt, dass die Produktion der konsumierten Lebensmittel einen erheblichen Beitrag zum Klimawandel leistet. Mehr als die Hälfte der Treibhausgasemissionen (in Kohlendioxidäquivalenten) entstehen dabei außerhalb Deutschlands. Die Erzeugung von Lebensmitteln, die in Hotels und Restaurants konsumiert werden, konnte aus methodischen Gründen nicht in die Berechnung einbezogen werden. Ein erheblicher Anteil der Emissionen ist auf den Konsum von Fleisch und Milchprodukten zurückzuführen. Der erhöhte Rindfleischkonsum in Deutschland ist ein Hauptfaktor für den Anstieg der Treibhausgasemissionen, da sowohl der Futtermittelanbau als auch die Rinderhaltung selbst hohe Mengen an Treibhausgasen, insbesondere Methan (CH4), produzieren. Methan entsteht durch Fermentationsprozesse im Magen von Wiederkäuern und wird auch bei der Abwasser- und Klärschlammbehandlung freigesetzt. Im Jahr 2014 entfiel etwa ein Drittel der Treibhausgasemissionen unseres Nahrungsmittelkonsums auf Methan.
2. Möglichkeiten zur klimafreundlicheren Ernährung
Um den persönlichen Beitrag zum Klimawandel durch die Ernährung zu reduzieren, empfiehlt die Studie, den Konsum von Fleisch und Wurst, insbesondere Rindfleisch, einzuschränken. Ein bewussterer Konsum von Milchprodukten reduziert ebenfalls den Treibhausgasausstoß. Produkte mit kurzer Haltbarkeit sollten so eingekauft werden, dass sie rechtzeitig verbraucht und nicht weggeworfen werden. Die Studie betont, dass weggeworfene Lebensmittel, insbesondere Fleisch und Milchprodukte, besonders teuer für die Umwelt sind, da der gesamte Ressourcenverbrauch und die Umweltbelastungen bei der Herstellung umsonst waren. Die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung wird als wichtiger Beitrag zum Klimaschutz hervorgehoben, da die Produktion von Lebensmitteln einen hohen Ressourcenverbrauch und Umweltbelastungen verursacht. Konkrete Tipps umfassen die Planung des Einkaufs, die richtige Lagerung von Lebensmitteln im Kühlschrank und die Nutzung von Resten.
IV.Schadstoffemissionen und Lebensmittelverschwendung
Die massenhafte Produktion von Lebensmitteln, besonders tierischer Produkte, führt zu hohen Emissionen von Schadstoffen wie Stickoxiden und Ammoniak. Diese tragen zur Luftverschmutzung bei und schädigen die Umwelt. Ein erheblicher Teil der Schadstoffemissionen findet außerhalb Deutschlands statt. Die Studie hebt zudem die Problematik der Lebensmittelverschwendung hervor. Jährlich werden pro Kopf 75 kg Lebensmittel weggeworfen, was einen unnötigen Ressourcenverbrauch und Umweltbelastung bedeutet. Besonders problematisch ist die Verschwendung von Fleisch und Milchprodukten aufgrund ihres hohen Flächenverbrauchs und ihrer hohen Umweltbelastung.
1. Schadstoffemissionen durch die Nahrungsmittelproduktion
Die Produktion und Verarbeitung von Nahrungsmitteln verursacht erhebliche Schadstoffemissionen. Etwa ein Fünftel der Stickoxidemissionen des deutschen Konsums gehen auf diesen Sektor zurück. Stickoxide reizen die Atemwege, tragen zur Ozonbildung bei und beeinflussen die Feinstaubentstehung. Ähnliches gilt für Ammoniakemissionen, die zu Überdüngung und Versauerung von Böden und Gewässern führen und für viele Wasserorganismen toxisch sind. Ammoniak kann sich mit anderen Gasen zu Feinstaub verbinden und somit auch die menschliche Gesundheit beeinträchtigen. Ein Drittel der Ammoniakemissionen unserer Lebensmittel entsteht außerhalb Deutschlands. Etwa ein Drittel der Feinstaubemissionen unseres Konsums sind auf Nahrungsmittel zurückzuführen, wobei Ammoniakemissionen, die vor allem in der Tierhaltung entstehen (z.B. durch die Zersetzung von Gülle), Hauptvorläuferstoffe sind. Ein Großteil der Feinstaubemissionen unserer Lebensmittel entsteht außerhalb Deutschlands und gefährdet dort Umwelt und Gesundheit.
2. Lebensmittelverschwendung und ihre Umweltfolgen
Ein erheblicher Teil der produzierten Lebensmittel wird nicht konsumiert und landet im Müll. Laut einer Studie des Thünen-Instituts wirft jeder Deutsche durchschnittlich 75 kg Lebensmittel pro Jahr weg (über 1 kg pro Woche). Dies betrifft nicht nur verdorbene Ware, sondern auch Lebensmittel, die nicht mehr appetitlich erscheinen. Weggeworfene Lebensmittel belasten die Umwelt enorm, da die Herstellung mit Flächenverbrauch, Wasserverbrauch, Treibhausgas- und Schadstoffemissionen verbunden ist. Diese Ressourcen wurden für die weggeworfenen Lebensmittel unnötig verbraucht. Besonders gravierend ist die Verschwendung von Fleisch und Milchprodukten, da diese hohe Mengen an Fläche und Wasser beanspruchen und die Tierhaltung zusätzliche Treibhausgase und Schadstoffemissionen verursacht. Milchprodukte machen 9% des Lebensmittelabfalls aus, Fleisch und Fisch 4%. Die Studie empfiehlt daher, Lebensmittelreste zu verwerten, den Kühlschrank ordentlich zu organisieren, beim Einkauf auf Nachhaltigkeitssiegel zu achten und den Fleisch- und Milchkonsum zu reduzieren.