
Universtätsverlage: Kritik & Perspektiven
Dokumentinformationen
Autor | Heinz Pampel |
Schule | Hochschule der Medien Stuttgart |
Fachrichtung | Bibliotheks- und Medienmanagement |
Dokumenttyp | Diplomarbeit |
Sprache | German |
Format | |
Größe | 0.99 MB |
Zusammenfassung
I.Die Krise der wissenschaftlichen Literaturversorgung und die Open Access Bewegung
Die Arbeit untersucht die Herausforderungen der wissenschaftlichen Literaturversorgung, ein Spannungsfeld zwischen Wissenschaft, Verlagen und Bibliotheken. Die Open-Access-Bewegung wird als Lösungsansatz hervorgehoben, der von Bibliotheken stark unterstützt wird. Angelehnt an erfolgreiche anglo-amerikanische Universitätsverlage wird die Forderung nach verstärkter verlegerischer Aktivität deutscher Universitäten diskutiert. Die Arbeit analysiert die Situation deutscher Universitätsverlage, bewertet deren Dienstleistungen anhand qualitativer Interviews und beleuchtet die Rolle des elektronischen Publizierens im Kontext von Open Access.
1. Die Krise der wissenschaftlichen Literaturversorgung
Der Text beginnt mit der Beschreibung einer Krise in der wissenschaftlichen Literaturversorgung. Diese Krise wird als Spannungsfeld zwischen drei Hauptgruppen dargestellt: der wissenschaftlichen Gemeinschaft, den Verlagen und den Bibliotheken. Das traditionelle System der wissenschaftlichen Veröffentlichung wird als problematisch dargestellt, da es zu hohen Kosten und eingeschränktem Zugang führt. Die unzureichende Informationsversorgung von Hochschulen wird als Gefährdung für den volkswirtschaftlichen Standort angesehen (vgl. Sietmann 2006a). Bibliotheken diskutieren verschiedene Lösungsansätze, darunter Konsortien, Anpassung des Erwerbungsbudgets und neue Wege im Kontext der Open-Access-Bewegung (Zimmel 2002). Der Konsens liegt letztlich auf der Open-Access-Bewegung als der einzigen sinnvollen Lösung für Bibliotheken, um alternative Publikationsstrukturen zu schaffen und die Chancen des elektronischen Publizierens zu nutzen. Die Bereitstellung alternativer Publikationsstrukturen durch Bibliotheken, inklusive der Gründung von Universitätsverlagen, wird als ein wichtiges neues Aktionsfeld beschrieben, um die wissenschaftliche Literaturversorgung neu zu gestalten und den Bedürfnissen der Wissenschaftler gerecht zu werden.
2. Die Open Access Bewegung als Lösungsansatz
Als Reaktion auf die beschriebene Krise hat sich die Open-Access-Bewegung gebildet. Diese Bewegung wird als zentraler Ansatz zur Verbesserung der Interaktion zwischen Wissenschaft, Verlagen und Bibliotheken präsentiert. Die Open-Access-Bewegung findet breite Unterstützung im Bibliothekswesen. Die Arbeit verweist auf die erfolgreiche Tradition anglo-amerikanischer Universitätsverlage und argumentiert, dass deutsche Universitäten ebenfalls verlegerisch aktiv werden sollten. Dieser Aspekt wird als Hauptfokus der Arbeit genannt, neben der Beschreibung der Ausgangssituation und einem Überblick über anglo-amerikanische Universitätsverlage. Die Arbeit untersucht kritisch deutsche Universitätsverlage anhand qualitativer Interviews, um deren Dienstleistungen und deren Rolle im Kontext der Open-Access-Bewegung zu beurteilen. Ein Exkurs beleuchtet fachspezifische Verlagsaktivitäten im Rahmen der Open-Access-Bewegung, bevor die Problemfelder deutscher Universitätsverlage diskutiert und ein Ausblick auf die zukünftige Entwicklung der Branche gegeben wird. Das Zitat von Daniel Coit Gilman unterstreicht die traditionelle und weiterhin aktuelle Mission von Hochschulen, Wissen weitreichend zu verbreiten, was die aktuelle Entwicklung von Universitätsverlagen im Kontext der Publikationskrise als Wiederentdeckung dieser Mission darstellt.
3. Der Wandel im Publikationsprozess und die Rolle des elektronischen Publizierens
Der Text beschreibt den traditionellen Publikationsprozess, beginnend mit der Manuskriptselektion (Peer Review für Zeitschriften, Lektorat für Monographien) bis hin zur Distribution über verschiedene Kanäle. Der Verleger spielt dabei eine zentrale Rolle (Rautenberg 2003). Die Veröffentlichung von Dokumenten in digitaler Form wird in verschiedene Typen unterteilt: primäre, parallele, elektronische Reprints und Preprints (Röhl 2003). Die Vorteile und Nachteile des E-Publishings werden angedeutet. Der Text betont, dass elektronisches Publizieren in Hochschulen ein fester Bestandteil des Dienstleistungsportfolios geworden ist, sichtbar an Förderprogrammen wie dem der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für elektronische Publikationen. Beispiele wie das DissOnline-Projekt und die Weiterentwicklung von GAP werden genannt. Langzeitarchivierung digitaler Objekte durch Bibliotheken wird als wichtiges Feld hervorgehoben. Die Arthur D. Little Studie (2002) wird als weitere Quelle erwähnt, die die Aktivitäten von Universitätsverlagen als Reaktion auf den traditionellen Publikationsprozess und als Weiterentwicklung von Publikationsservern, mit zusätzlichen Qualitäts- und Selektionsaufgaben, bewertet. Die Studie betont jedoch, dass deutsche Universitätsverlage noch keine wesentliche Größe und Wirkung erreicht haben und auf die Wirtschaftlichkeit und mögliche Wettbewerbsverzerrungen hingewiesen wird. Eine Pflichtveröffentlichung öffentlich finanzierter Forschungsergebnisse wird als ein Mittel genannt, um alternative Publikationsstrukturen, einschließlich Universitätsverlage, zu stärken.
II.Deutsche Universitätsverlage Eine kritische Bestandsaufnahme
Der Schwerpunkt liegt auf einer kritischen Analyse deutscher Universitätsverlage. Es werden verschiedene Verlage und ihre angebotenen Dienstleistungen im Bereich Wissenschaftliches Publizieren und E-Publishing beschrieben und bewertet. Die Untersuchung zeigt eine große Bandbreite an Organisationsformen, von hochschulinternen Verlagen bis hin zu Kooperationen mit kommerziellen Verlagen. Die Zugänglichkeit der Publikationen (gedruckt und elektronisch), die Qualitätssicherung (Peer Review, Herausgebergremien) und die Rechtsformen der Verlage werden untersucht. Die finanzielle Situation, insbesondere die Rolle der Personalkosten, und die Herausforderungen bei der Autorenakquise werden ebenfalls beleuchtet. Bis August 2006 gab es ca. 17 hochschuleigene Verlage in Deutschland, gegenüber ca. 240 Hochschulen. Beispiele für untersuchte Verlage sind der Universitätsverlag Göttingen, Hamburg University Press, Universitätsverlag Karlsruhe und der Verlag der Bauhaus-Universität Weimar.
1. Organisationsformen und Anzahl der Universitätsverlage
Die Studie untersucht die Organisationsstrukturen deutscher Universitätsverlage. Sie differenziert zwischen hochschulinternen und -externen Verlagen. Die meisten der untersuchten Verlage wurden in den letzten zehn Jahren gegründet, als Reaktion auf die Publikationskrise. Bis August 2006 existierten bereits neun Universitätsverlage vor den Empfehlungen des Wissenschaftsrates von 2001, weitere acht wurden bis August 2006 gegründet. Der Anteil staatlicher Hochschulen mit Eigenverlagen ist gering: Von etwa 240 staatlichen Hochschulen in Deutschland im September 2006 verfügten lediglich 13 über einen unmittelbar verbundenen Verlag (hochschulintern), weitere vier betrieben einen hochschulexternen Verlag, meist in Kooperation mit einem Privatverlag. Die Zahl der Verlage steigt jedoch kontinuierlich. Die Gründung von Verlagen wird oft durch lokale Gegebenheiten und Bedürfnisse beeinflusst. Beispiele für untersuchte Verlage sind der Universitätsverlag Göttingen, die Hamburg University Press, der Universitätsverlag Karlsruhe, und der Verlag der Bauhaus-Universität Weimar. Das German Academic Publishers (GAP) Portal bietet eine Suchfunktion für Publikationen verschiedener Universitätsverlage, darunter die Hamburg University Press, der Universitätsverlag Göttingen und der Universitätsverlag Karlsruhe. Seit November 2005 ist GAP als Verein organisiert und unterstützt kooperative Verlagsaktivitäten, insbesondere im Bereich E-Publishing.
2. Dienstleistungen Publikationstypen und Open Access Strategien
Die Studie analysiert die Dienstleistungen, Publikationstypen und Open-Access-Strategien verschiedener Universitätsverlage. Die meisten hochschulinternen Verlage bieten sowohl gedruckte als auch elektronische Publikationen an, wobei die frei zugängliche elektronische Version (PDF) oft obligatorisch ist. Der Universitätsverlag Karlsruhe wird als Beispiel für ein „Digital Information Portal“ genannt, das sich auf die medienneutrale Aufbereitung, Verbreitung und Erschließung konzentriert. Die Verlagsprogramme umfassen ein breites Spektrum an Publikationstypen wie Dissertationen, Schriftenreihen, Forschungsergebnisse, Tagungsbände und, in einigen Fällen, auch Zeitschriften. Dissertationen bilden oft den Schwerpunkt. Der Universitätsverlag Karlsruhe beispielsweise veröffentlicht vorwiegend Dissertationen und bietet sich als preiswerte Alternative zu kommerziellen Anbietern an. Die Akzeptanz für elektronische Medien variiert, ist aber an einigen Hochschulen (z.B. der Technischen Hochschule) relativ hoch. Die Open-Access-Strategien unterscheiden sich. Einige Verlage bieten Open Access als Option an, begründen die Zurückhaltung der Autoren mit Vorbehalten gegen den offenen Zugang und setzen auf persönliches Marketing und Fortbildungsmaßnahmen (z.B. Universitätsverlag Karlsruhe). Andere Verlage definieren sich explizit als Teil der Open-Access-Bewegung (z.B. Universitätsverlag Göttingen, Hamburg University Press).
3. Finanzierung Personalsituation und Profilbildung
Die Studie untersucht die Finanzierung, Personalsituation und Profilbildung der Universitätsverlage. Die Personalkosten werden als Hauptkostenfaktor identifiziert, wobei die meisten hochschulinternen Verlage mit maximal zwei Personalstellen arbeiten. Oft übernehmen die Mitarbeiter zusätzliche Aufgaben, und es wird im Bereich Lektorat, Korrektorat und Layout auf Outsourcing zurückgegriffen. Die Studie betont, dass ein qualitativ hochwertiger Verlag nicht nebenbei betrieben werden kann, insbesondere in der Startphase. Die langfristige Tragfähigkeit der Strategie, alternative Publikationsstrukturen mit geringem Personalaufwand aufzubauen, bleibt fraglich. Die Profilbildung der Verlage ist unterschiedlich. Einige Verlage, wie Göttingen und Karlsruhe, streben keine starke Profilbildung an, sondern sehen ihre Stärke in der Abbildung des breiten Fächerspektrums der Universität. Andere, wie die Hamburg University Press, haben ein spezifischeres Profil (z.B. Geistes- und Sozialwissenschaften), was mit den Publikationsinteressen der Wissenschaftler zusammenhängt. Die Anzahl der jährlich veröffentlichten Medien variiert stark (z.B. über 60 beim Universitätsverlag Karlsruhe, ca. 10 bei der Hamburg University Press), was auf unterschiedliche Dienstleistungen und Personalsituationen zurückzuführen ist. Die Durchschnittsauflagen gedruckter Ausgaben liegen meist zwischen 50 und 100 Exemplaren, wobei eine Auflage von über 100 als Erfolg gewertet wird. Die Gewinnung renommierter Wissenschaftler, die üblicherweise in kommerziellen Verlagen publizieren, stellt eine Herausforderung dar.
III.Open Access und alternative Publikationswege
Die Arbeit beleuchtet verschiedene Strategien zum Umgang mit Open Access. Einige Verlage setzen auf eine konsequente Open-Access-Strategie, während andere zurückhaltender sind. Die Diskussion über die Wirtschaftlichkeit von Universitätsverlagen und mögliche Wettbewerbsverzerrungen wird angesprochen. Die Rolle der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) bei der Förderung von elektronischen Publikationen wird hervorgehoben. Initiativen wie das Project Euclid
und HighWire Press
(beide im angloamerikanischen Raum) dienen als Beispiele für erfolgreiche Plattformen für elektronisches Publizieren.
1. Open Access als Reaktion auf die Publikationskrise
Der Text beschreibt Open Access als einen zentralen Lösungsansatz für die Krise der wissenschaftlichen Literaturversorgung. Die Bewegung wird als Reaktion auf die bestehenden Konflikte zwischen Wissenschaft, Verlagen und Bibliotheken dargestellt. Die Unterstützung durch Bibliotheken wird hervorgehoben. Der Erfolg anglo-amerikanischer Universitätsverlage im Open-Access-Bereich dient als Vorbild für Deutschland. Die deutschen Hochschulen werden aufgefordert, selbst verlegerisch aktiv zu werden und alternative Publikationswege zu etablieren. Die Studie untersucht, wie verschiedene deutsche Universitätsverlage auf Open Access reagieren, einige setzen konsequent darauf, andere zeigen sich zurückhaltender. Die Frage der Wirtschaftlichkeit von Universitätsverlagen und mögliche Wettbewerbsverzerrungen durch kommerzielle Interessen werden angesprochen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) spielen eine wichtige Rolle bei der Förderung des elektronischen Publizierens und Open Access. Die DFG sieht Bibliotheken als zukünftigen Nukleus für nichtkommerzielles elektronisches Publizieren (DFG 2004).
2. Modelle und Initiativen im Open Access
Der Abschnitt beleuchtet verschiedene Modelle und Initiativen im Bereich Open Access. Die Studie erwähnt Project Euclid
der Cornell University Library als Beispiel für eine Plattform für Non-Profit-Verleger, die den Produktionsprozess und die Zugänglichkeit von wissenschaftlichen Publikationen, auch im Open Access, erleichtert. HighWire Press
wird als großes Repository für frei zugängliche, begutachtete Inhalte präsentiert, das von vielen wissenschaftlichen Gesellschaften und Universitätsverlagen genutzt wird und verschiedene Zugangsmodelle, inklusive Open Access, anbietet. Die Untersuchung betont, dass die Einführung von Open Access nicht nur technische, sondern auch kulturelle Veränderungen erfordert. Die Zurückhaltung einiger Autoren gegenüber Open Access wird als Herausforderung genannt, die durch persönliches Gespräch und Fortbildungsmaßnahmen adressiert werden kann. Einige Universitätsverlage setzen auf eine optionale Open-Access-Strategie, um die Wissenschaftler schrittweise an das Konzept heranzuführen (beispielsweise durch Zugangsbeschränkungen wie die Nicht-Ausdruckbarkeit von PDF-Dateien). Die Studie betont die Notwendigkeit einer klaren strategischen Ausrichtung der Wissenschaft, um durch Universitätsverlage einen Mehrwert gegenüber kommerziellen Verlagen zu schaffen. Eine Pflichtveröffentlichung von öffentlich finanzierten Forschungsergebnissen wird als ein Mittel diskutiert, um die Position von Open-Access-Strukturen und Universitätsverlagen zu stärken.
3. Herausforderungen und Perspektiven im Open Access Kontext
Die Studie diskutiert die Herausforderungen für Universitätsverlage im Kontext von Open Access. Die Wirtschaftlichkeit von Universitätsverlagen und die Vermeidung von Wettbewerbsverzerrungen werden als wichtige Punkte genannt. Die Studie analysiert die unterschiedlichen Motivationen hinter der Gründung von Universitätsverlagen. Manche Verlage fokussieren primär auf die Kostenreduktion und die Bereitstellung innovativer Strukturen, andere engagieren sich explizit für die Verbreitung wissenschaftlicher Informationen mit minimalen Zugangsbeschränkungen im Sinne der Open-Access-Bewegung. Die Kooperation mit kommerziellen Verlagen wird als eine mögliche Strategie betrachtet, aber kritisch hinsichtlich der Unabhängigkeit der Universitätsstruktur bewertet. Der Rückhalt des Universitätspräsidiums und eine Open-Access-Resolution durch die Universität werden als essentiell für den Erfolg von Universitätsverlagen angesehen. Es wird hervorgehoben, dass eine aktive Beteiligung der Hochschulleitung, inklusive Publikationen im Universitätsverlag, die Bekanntheit und das Ansehen des Verlags in der Wissenschaftscommunity stärken kann. Die Studie erwähnt auch die rechtlichen Rahmenbedingungen (Körperschafts-, Gewerbe- und Umsatzsteuerpflicht) für verlegerisch aktive Universitäten und die Wahl der Rechtsform (z.B. GmbH oder Betrieb gewerblicher Art). Die Kassel University Press (KUP) wird als Beispiel für einen Verlag mit der Rechtsform GmbH genannt.
IV.Herausforderungen und Zukunftsperspektiven für Universitätsverlage
Die Arbeit identifiziert Problemfelder für Universitätsverlage, einschließlich des Urheberrechts, der Langzeitarchivierung digitaler Objekte (z.B. mit Projekten wie Kopal) und der notwendigen Gewährleistung von Authentizität und Integrität der elektronischen Publikationen. Die Zusammenarbeit mit Fachgesellschaften und die Bedeutung von Marketingstrategien werden als entscheidend für den Erfolg der Verlage betrachtet. Die Rolle der Bibliotheken als Partner und potenzielle Akteur im Bereich des E-Publishings wird betont, wobei sowohl positive als auch kritische Stimmen berücksichtigt werden. Die Arbeit schliesst mit einem Ausblick auf zukünftige Entwicklungen, unter Berücksichtigung der Bedeutung von Profilbildung, der Gewinnung renommierter Autoren, und der Nutzung innovativer Marketinginstrumente (z.B. Blogs). Die zunehmende Bedeutung des elektronischen Publizierens für die Zukunft der wissenschaftlichen Kommunikation wird unterstrichen.
1. Urheberrecht und digitale Sicherheit
Ein wichtiges Problemfeld für Universitätsverlage ist das Urheberrecht. Die aktuelle Urheberrechtsreform wird kritisch betrachtet, sowohl von Wissenschaft und Bibliotheken als auch von kommerziellen Verlagen, jedoch aus unterschiedlichen Gründen. Wissenschaft und Bibliotheken befürchten eine Einschränkung des freien Zugriffs auf Informationen und eine Erschwerung der Forschungs- und Lehrarbeit (DFG u.a. 2006). Verlage sehen hingegen eine „Selbstbedienung“ der Wissenschaft und eine Benachteiligung durch die öffentliche Sparpolitik (Börsenverein des Deutschen Buchhandels). Für Universitätsverlage im Bereich E-Publishing ist die sichere Verfügbarkeit von Publikationen entscheidend. Das DINI-Zertifikat (Deutsche Initiative für Netzwerkinformation) definiert zwei Sicherheitsebenen: Serverseite (Dokumentation, Betriebssicherheit, Datensicherung, SSL-Zertifizierung) und Dokumentebene (Persistent Identifiers, digitale Signaturen). Die Gewährleistung von Authentizität und Integrität ist wichtig, um das Sicherheitsrisiko von Open Access und E-Publishing zu minimieren. Die Zertifizierung von Verlagsservern durch DINI wird als wichtiger Schritt zur Etablierung von hochwertigem E-Publishing unter Open-Access-Bedingungen empfohlen. Die Studie zeigt, dass viele Universitätsverlage noch nicht alle Möglichkeiten zur Gewährleistung der Sicherheit ihrer Server und E-Publikationen nutzen.
2. Das Peer Review Verfahren und alternative Qualitätskontrolle
Das traditionelle Peer-Review-Verfahren wird kritisch hinterfragt. Der Fall des koreanischen Stammzellenforschers Hwang Woo-Suk wird als Beispiel für dessen Versagen genannt (Publikationen in Science und Nature). Vier Gründe für das Versagen werden aufgeführt: hoher Spezialisierungsgrad, falsche Wahl der Gutachter, geringer Zeitaufwand für die Begutachtung und Behinderung durch Konkurrenzsituation (Pöschel, zitiert nach Andermann und Degkwitz 2004). Die lange Durchlaufzeit bis zur Veröffentlichung wird ebenfalls kritisiert (BMBF 2002). Es wird sogar die Abschaffung der „Peer-Review-`Zensur´“ in Betracht gezogen (Fröhlich 2006). Als Gegenmodell wird ein zweistufiger Publikationsprozess der Zeitschrift Biogeosciences (EGU) erwähnt, der eine frühere Diskussion und Kommentierung von Artikeln auf der Plattform Biogeosciences Discussions (BGD) ermöglicht. Dies verkürzt den Prozess und ermöglicht frühere Korrekturen. Die Studie untersucht auch die Qualitätssicherung in Universitätsverlagen. In Göttingen gibt es beispielsweise eine dreistufige Publikationspyramide mit abgestuften Zugriffsmodalitäten und Qualitätsprüfungen. Die inhaltliche Qualitätssicherung erfolgt durch Herausgebergremien oder die jeweiligen Herausgeber von Reihen. Die Sparte „Universitätsdrucke“ in Göttingen erlaubt die Veröffentlichung von Hochschulschriften ohne erneute Begutachtung, da diese in der Regel bereits einen Begutachtungsprozess durchlaufen haben.
3. Zusammenarbeit mit Bibliotheken und Fachgesellschaften Marketing und Zukunftsperspektiven
Die Rolle von Bibliotheken und Fachgesellschaften wird als wichtig für Universitätsverlage betont. Bibliotheken fungieren seit den 90er Jahren als Dienstleister für E-Publishing und stellen Publikations- und Dokumentenserver bereit (Dörr u.a. 2004). Der Ruf nach aktiver verlegerischer Tätigkeit durch Bibliotheken wird hervorgehoben (Raffelt und Sühl-Strohmenger 2002). Die Zusammenarbeit mit Fachgesellschaften wird als förderlich angesehen, da sie ein hohes Vertrauen in der Wissenschaftsgemeinde genießen. Die Kassel University Press wird als Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit einer Fachgesellschaft genannt. Marketingstrategien sind ebenfalls wichtig. Der Text empfiehlt die Nutzung von Blogs und die Einbindung der Autoren in Marketingaktivitäten. Die Herausforderung besteht darin, renommierte Wissenschaftler zur Veröffentlichung in Universitätsverlagen zu bewegen. Eine Profilbildung des Verlags kann dazu beitragen, die Bekanntheit in der Scientific Community zu steigern. Der Fachhochschulverlag Frankfurt am Main wird als Beispiel für einen wirtschaftlich erfolgreichen Verlag mit klarem Profil genannt. Die Studie zeigt auch verschiedene Ansätze bei der Finanzierung, z.B. Autorengebühren oder Druckkostenzuschüsse (z.B. Universitätsverlag Weimar, Universitätsverlag Potsdam). Die Langzeitarchivierung von elektronischen Publikationen (z.B. mit Hilfe des Archivservers der Deutschen Nationalbibliothek) und die optimale Zitierbarkeit (durch Persistent Identifiers) werden als weitere wichtige Aufgaben für Universitätsverlage hervorgehoben. Die Studie schließt mit einem Ausblick auf zukünftige Herausforderungen und Möglichkeiten für Universitätsverlage.