Umweltfreundlich mobil!

Verkehr: Klimawirkung im Vergleich

Dokumentinformationen

Autor

Michel Allekotte

instructor Dipl.-Ing. Christa Friedl, Wissenschaftsjournalistin
Schule

Umweltbundesamt

Fachrichtung Umweltwissenschaften / Verkehrswesen
Unternehmen

Umweltbundesamt

Ort Dessau-Roßlau
Dokumenttyp Broschüre
Sprache German
Format | PDF
Größe 4.37 MB

Zusammenfassung

I.Personenverkehr Umweltwirkungen und Kosten des individuellen und öffentlichen Verkehrs

Der Personenverkehr in Deutschland wird dominiert vom motorisierten Individualverkehr (Pkw, Motorrad) mit 79% der Verkehrsleistung (950 Mrd. Personenkilometer). Autofahren zeigt die größte Klima- und Umweltwirkung, gefolgt vom Flugverkehr, der trotz eines geringen Anteils an den Wegen (0,1%) einen erheblichen Anteil an den Treibhausgasemissionen (19%) hat. Im Gegensatz dazu weist der öffentliche Verkehr (Bus und Bahn) im Durchschnitt deutlich geringere Umweltkosten und Emissionen pro Personenkilometer auf. Die Umweltkosten pro Personenkilometer sind beim Fliegen am höchsten (knapp 8 Cent), während sie bei der Bahn deutlich niedriger liegen (ca. 1,4 Cent). Eine höhere Auslastung von Fahrzeugen, beispielsweise durch Mitfahrgelegenheiten, ist entscheidend zur Reduktion der Emissionen pro Person. Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs und die Verlagerung auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel wie Fahrrad und Bus sind zentrale Aspekte einer klimafreundlichen Verkehrspolitik.

1. Verkehrsmittelwahl und ökologische Auswirkungen

Der Abschnitt betont die Bedeutung der individuellen Verkehrsmittelwahl für die Umwelt. Die alltägliche Entscheidung, ob zu Fuß, mit dem Rad, Auto oder Bahn gefahren wird, hat direkte Auswirkungen auf die ökologischen Folgen des Verkehrs. Der Vergleich verschiedener Verkehrsmittel ist daher unerlässlich, um die negativen Umwelteinflüsse zu minimieren und eine moderne, umwelt- und klimaverträgliche Mobilität zu gewährleisten. Die Studie konzentriert sich auf die Analyse der Umweltwirkungen im Jahr 2017, da für dieses Jahr umfassende Daten vorliegen und sich das Verkehrsverhalten nur langsam verändert. Faktoren wie die Erneuerung des Fahrzeugparks, das Verhalten der Bürger und die Entwicklung von Warenströmen beeinflussen die Daten jedoch langfristig. Die im Text dargestellten Daten und Kennzahlen sind im Tabellenanhang zu finden. Neben den Umweltauswirkungen werden auch Lärm und Unfälle als negative Folgen des Verkehrs betrachtet, die in einer Hauptstudie vertieft werden.

2. Klimawirkung des Verkehrs

Ein zentraler Punkt ist die Klimawirkung des Verkehrs und die Notwendigkeit, die Treibhausgasemissionen (THG) zu reduzieren. Kohlendioxidemissionen durch die Verbrennung fossiler Kraftstoffe sowie andere klimarelevante Gase wie Methan und Lachgas werden als wichtige Indikatoren genannt. Der Flugverkehr wird aufgrund des Ausstoßes von Partikeln, Schwefel- und Stickoxiden und Wasserdampf in großen Flughöhen als besonders klimaschädlich hervorgehoben. Die Aussage, dass Bahnfahren umweltfreundlicher als Autofahren ist, wird relativiert, da die Besetzung des Pkw, die Fahrstrecke und die transportierte Gütermenge die Umweltbilanz stark beeinflussen. Eine detaillierte Betrachtung der verschiedenen Szenarien ist notwendig, um fundierte Aussagen treffen zu können. Luftverschmutzung durch den Verkehr trägt zu Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Problemen bei.

3. Flächenbedarf und Monetarisierung von Umweltwirkungen

Der Flächenverbrauch für den Bau von Verkehrsinfrastruktur (Straßen, Schienen, Flughäfen) stellt einen weiteren Aspekt der Umweltbelastung dar. Die Flächenumwandlung führt zu Veränderungen und oft zum Verlust von Ökosystemen und Biodiversität. Auch die laufende Nutzung der Infrastruktur beeinträchtigt Ökosysteme, z.B. durch Zerschneidung oder den Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln. Die Zuordnung der Flächennutzung zu verschiedenen Verkehrsarten (Allokation) erfolgt anhand der jährlichen Fahrleistung und der Fahrzeuggröße. Die Monetarisierung der Umweltwirkungen ist für Wirtschaftlichkeitsrechnungen, Investitionsentscheidungen und Umweltschutzmaßnahmen wichtig. Umweltkosten können so gezielt den Verursachern (z.B. durch Energiesteuern, CO2-Abgaben oder Mautgebühren) angelastet werden.

4. Lebenswegbetrachtung und Nutzungsphase

Die Umweltwirkungen des Verkehrs werden über den gesamten Lebensweg betrachtet – von der Herstellung der Fahrzeuge und der Infrastruktur über den Betrieb bis zur Entsorgung. Pauschale Aussagen zur Bedeutung einzelner Phasen sind schwierig, da die Umweltauswirkungen je nach Verkehrsmittel stark variieren. Bei Flugzeugen dominiert der Betrieb (vor allem der Kerosinverbrauch) die Umweltbilanz, während bei wenig genutzten Pkw die Herstellungsphase stärker ins Gewicht fällt. Die Nutzungsphase („Tank-to-Wheel“) ist durch den Energieverbrauch, Treibhausgas- und Luftschadstoffemissionen sowie Lärmemissionen gekennzeichnet. In dieser Phase sind Umweltwirkungen direkt an den Nutzen gekoppelt: Höhere Verkehrsleistung bedeutet höhere Umweltbelastung. Das Verkehrsmodell TREMOD dient als wichtige Datenquelle.

5. Systemänderungen und Umweltkennzahlen

Die dargestellten Umweltkennzahlen beschreiben die durchschnittlichen Umweltwirkungen und -kosten der Verkehrsarten in Deutschland. Sie ermöglichen Vergleiche und Schlussfolgerungen, z.B. dass Bahnfahren im Durchschnitt geringere Treibhausgasemissionen pro Personenkilometer aufweist als der Pkw. Diese Kennzahlen sind jedoch nicht für jede Situation gültig, da sie Systemänderungen (z.B. veränderte Auslastung von Bahn und Straße durch Modal Split) nicht vollständig abbilden können. Die Analyse berücksichtigt, dass bei einer Verlagerung von Auto auf Bahn die Bahnauslastung zunimmt, während die Emissionen auf der Straße sinken. Solche systemischen Effekte müssen bei der Bewertung von Verhaltensänderungen berücksichtigt werden.

6. Umweltkosten im Personenverkehr und Handlungsempfehlungen

Der Abschnitt analysiert die Umweltkosten verschiedener Verkehrsmittel. Flugzeuge verursachen die höchsten Kosten pro Personenkilometer, gefolgt von Pkw und internationalen Flügen. Bahn und Bus weisen deutlich niedrigere Umweltkosten auf. Die Unterscheidung zwischen Fern- und Nahverkehr ist wichtig, da Verkehrsmittel oft nur in einem Bereich eingesetzt werden. Die Nutzung von Bus und Bahn reduziert Emissionen im Vergleich zum Auto. Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs sollte Priorität haben. Eine höhere Auslastung von Fahrzeugen senkt die Emissionen pro Person. Mitfahrgelegenheiten und die Reduktion von Umwegen sind wichtige Maßnahmen. Die Vermeidung von Transporten (z.B. durch Homeoffice oder weniger Reisen) ist ebenso effektiv wie die Verlagerung auf Fuß- und Fahrradverkehr.

II.Güterverkehr Umweltbelastungen und Strategien zur Verbesserung

Der Güterverkehr ist ein wachsendes Segment mit erheblichen Umweltbelastungen. Lkw tragen mit 71% zur Transportleistung und 60% zu den THG-Emissionen bei. Der Güterstruktureffekt (wachsender Anteil an kleineren, hochwertigen Gütern) und steigende Transportentfernungen verstärken die Problematik. Umweltkosten pro Tonnenkilometer sind bei leichten Nutzfahrzeugen am höchsten (über 70 Cent). Im Güterfernverkehr verursacht der Luftverkehr die höchsten Umweltkosten (30-60 Cent/tkm). Strategien zur Reduktion der Umweltwirkungen umfassen die Vermeidung von Transporten (z.B. durch optimierte Transportlogistik), die Verlagerung von der Straße auf Schiene und Binnenschiff, und die Verbesserung der Infrastruktur für intermodale Transporte. Der Ausbau der Schieneninfrastruktur und der Einsatz von Elektro-Lastenrädern im innerstädtischen Bereich sind weitere wichtige Maßnahmen. Die Anrechnung der realen Umweltkosten auf Transporte ist entscheidend für eine nachhaltige Verkehrspolitik.

1. Umweltbelastungen des Güterverkehrs

Der Güterverkehr stellt ein stark wachsendes Segment dar, das mit zunehmenden Transportentfernungen, steigenden Fahrzeugzahlen und Tonnagen beträchtliche Umweltbelastungen verursacht. Zwei Trends verschärfen die Situation: Der Güterstruktureffekt beschreibt den wachsenden Anteil an kleineren, höherwertigen Gütern (z.B. Elektronik), die oft mit Lkw oder Flugzeug transportiert werden. Der zweite Trend ist das generelle Wachstum des Güterverkehrs. Im Güterverkehr überwiegen motorisierte Verkehrsmittel. Lkw transportieren 85% aller Güter, wobei ihr Anteil an der Transportleistung mit 71% etwas geringer ist, da viele Güter im Nahbereich transportiert werden. Lkw verursachen 60% der Treibhausgasemissionen (THG), leichte Nutzfahrzeuge 17%. Der Schienenverkehr hat einen Anteil von 9% am Güteraufkommen, erbringt 19% der Transportleistung, verursacht aber nur 4% der THG-Emissionen. Binnenschiffe liegen mit 5% Aufkommen, 8% Transportleistung und 2% THG-Emissionen etwa bei der Hälfte der Bahn. Der Flugverkehr ist im Gütertransport vernachlässigbar (0,06% des Aufkommens), hat aber einen Anteil von 16% an der Klimawirkung. Die Umweltkosten pro Tonnenkilometer sind bei kleineren Fahrzeugen höher; leichte Nutzfahrzeuge verursachen mit über 70 Cent/tkm die höchsten Kosten, während Lastenräder vergleichsweise niedrige Kosten aufweisen.

2. Umweltkosten im Güterverkehr

Im Güterfernverkehr verursacht der Luftverkehr mit 30 bis 60 Cent pro Tonnenkilometer die höchsten Umweltkosten. Beim landgebundenen Verkehr sind die Umweltkosten beim Schienengüterverkehr (ca. 1 Cent/tkm) und der Binnenschifffahrt (ca. 1,8 Cent/tkm) am niedrigsten. Schwere Lkw (über 34t) verursachen Kosten von etwa 2,8 Cent/tkm, der Durchschnitt aller Lkw liegt bei 3,4 Cent/tkm. Diese Daten unterstreichen die erheblichen Unterschiede in den Umweltkosten verschiedener Güterverkehrsmittel und die Notwendigkeit, diese bei der Verkehrspolitik zu berücksichtigen. Die Daten basieren auf Berechnungen aus dem Jahr 2017, wobei für einige Bereiche (z.B. Lastenräder) Annahmen zur Auslastung getroffen wurden. Für andere Verkehrsträger sind die Daten zum Teil unvollständig oder es gibt keine Datenbasis für die Berechnung der Gesamtemissionen.

3. Strategien für einen umweltfreundlicheren Güterverkehr

Um den Güterverkehr umwelt- und klimaverträglicher zu gestalten, werden Strategien in den Bereichen Vermeiden, Verlagern und Verbessern vorgeschlagen. Die Vermeidung von Transporten steht an erster Stelle, z.B. durch verbesserte Transportlogistik (Auslastung, Vermeidung von Leerfahrten), Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe und die Anrechnung der realen Umweltkosten. Die Verlagerung von der Straße auf Schiene und Binnenschiff ist ein weiterer wichtiger Hebel. Beim Infrastrukturausbau sollte der Schienenverkehr priorisiert und kundenorientierte Bedienkonzepte entwickelt werden. Die Infrastruktur für intermodale Transporte (Lkw, Bahn, Binnenschiff) muss verbessert werden, einschließlich leistungsfähiger Verladestationen und effizienter Kommunikationssysteme. Im innerstädtischen Bereich sollen Konzepte zur Verbesserung des Lieferverkehrs mit Elektro-Lastenrädern entwickelt werden. Auch im Güterverkehr ist die Einführung von Preissignalen, die die Umweltkosten widerspiegeln, und der Abbau umweltschädlicher Subventionen (z.B. Energiesteuerbefreiung für Kerosin oder Diesel) notwendig.

III.Gesamtfazit Ökologische Bewertung und politische Handlungsempfehlungen

Der Verkehrsartenvergleich zeigt signifikante Unterschiede in den Umweltwirkungen und Umweltkosten verschiedener Verkehrsmittel. Für eine klima- und umweltverträgliche Verkehrspolitik sind die Vermeidung von Transporten, die Verlagerung auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel, und die Verbesserung der Effizienz bestehender Systeme essentiell. Der Abbau umweltschädlicher Subventionen und die Einführung von Preissignalen, die die Umweltkosten widerspiegeln, sind wichtige politische Instrumente. Die dargestellten Durchschnittswerte dienen als Grundlage für die ökologische Bewertung, wobei individuelle Nutzungsbedingungen die Umweltwirkungen beeinflussen können. Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs, die Förderung von Radverkehr und die Optimierung der Güterlogistik sind zentrale Handlungsfelder für eine nachhaltige Mobilität.

1. Zusammenfassung der Ergebnisse Personen und Güterverkehr im Vergleich

Die Studie zeigt deutliche Unterschiede in den Umweltwirkungen und -kosten verschiedener Verkehrsmittel. Im Personenverkehr dominiert der motorisierte Individualverkehr, verursacht aber hohe Treibhausgasemissionen und Umweltkosten. Der öffentliche Verkehr hingegen weist deutlich geringere Werte auf. Ähnlich verhält es sich im Güterverkehr, wo Lkw die Hauptrolle spielen und hohe Umweltbelastungen verursachen, während Bahn und Binnenschiff umweltfreundlicher sind. Der Luftverkehr, sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr, trägt trotz geringen Anteils am Verkehrsaufkommen signifikant zu den Umweltbelastungen bei. Die Ergebnisse betonen die Notwendigkeit, den Verkehr nachhaltiger zu gestalten und umweltfreundlichere Verkehrsmittel zu fördern. Die Studie basiert auf Daten aus dem Jahr 2017 und die Ergebnisse spiegeln den damaligen Status Quo wider. Systemische Veränderungen im Mobilitätsverhalten können die Ergebnisse beeinflussen.

2. Politische Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Umweltbilanz

Um die Umweltbelastungen des Verkehrs zu reduzieren, werden verschiedene politische Maßnahmen empfohlen. Im Vordergrund steht die Vermeidung von Transporten durch Optimierung der Logistik, Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe und die Berücksichtigung der realen Umweltkosten bei Transportentscheidungen. Die Verlagerung von Transporten von der Straße auf die Schiene und das Binnenschiff soll durch gezielte Investitionen in die Infrastruktur und kundenorientierte Konzepte unterstützt werden. Der Ausbau des öffentlichen Personenverkehrs und die Förderung umweltfreundlicher Alternativen wie Fahrrad und Lastenrad werden als entscheidend angesehen. Die Einführung von Preissignalen, die die Umweltkosten der jeweiligen Verkehrsmittel widerspiegeln, und der Abbau umweltschädlicher Subventionen sind weitere wichtige Maßnahmen. Die Studie betont, dass die Durchschnittswerte nur einen ersten Anhaltspunkt bieten und die tatsächlichen Umweltwirkungen von der konkreten Nutzung der Verkehrsmittel abhängen.

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