Sozioanalyse in der pädagogischen Arbeit: Ansätze und Möglichkeiten zur Bearbeitung von Bildungsungleichheit

Sozioanalyse in der pädagogischen Arbeit: Ansätze und Möglichkeiten zur Bearbeitung von Bildungsungleichheit

Dokumentinformationen

Autor

Sabrina Rutter

instructor Prof. Dr. Ullrich Bauer
Schule

Universität Bielefeld

Fachrichtung Erziehungswissenschaft
Veröffentlichungsjahr 2018
Ort Bielefeld
Dokumenttyp dissertation
Sprache German
Seitenanzahl 233
Format
Größe 1.86 MB
  • Bildungsungleichheit
  • Pädagogische Arbeit
  • Soziale Ungleichheit

Zusammenfassung

I. Soziale Ungleichheit im Bildungssystem

Die Analyse der sozialen Ungleichheit im Bildungssystem ist ein zentrales Thema der Dissertation. Der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg wird umfassend untersucht. Es wird festgestellt, dass die Rolle der Schule und der Lehrkräfte entscheidend zur Entstehung und Verstärkung dieser Ungleichheiten beiträgt. Die Dissertation zitiert den Rational-Choice-Ansatz von Raymond Boudon, der die Entscheidungen von Individuen in sozialen Kontexten beleuchtet. Zudem wird der Reproduktionsmechanismus sozialer Ungleichheit nach Pierre Bourdieu thematisiert. Diese theoretischen Ansätze bieten wertvolle Einsichten in die Mechanismen, die zur Bildungsungleichheit führen. Die empirische Bildungsforschung wird herangezogen, um die Praktiken der Lehrkräfte im Umgang mit sozial benachteiligten Schülerinnen zu analysieren. Die Ergebnisse zeigen, dass Lehrkräfte oft unbewusste Vorurteile haben, die ihre Interaktionen mit Schülerinnen beeinflussen. Diese Erkenntnisse sind von großer Bedeutung für die Entwicklung von Strategien zur Bearbeitung von Bildungsungleichheit.

1.1 Überblick über den Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildungserfolg

Der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg wird als komplex und vielschichtig beschrieben. Die Dissertation hebt hervor, dass Kinder aus benachteiligten sozialen Schichten oft schlechtere Bildungschancen haben. Diese Ungleichheiten manifestieren sich bereits in der frühen Kindheit und setzen sich durch das gesamte Bildungssystem fort. Die Analyse zeigt, dass Elternbildung und finanzielle Ressourcen entscheidende Faktoren sind, die den Bildungserfolg beeinflussen. Zudem wird die Bedeutung von sozialen Netzwerken und Kulturellem Kapital betont, die den Zugang zu Bildungsressourcen erleichtern oder erschweren können. Die Dissertation fordert eine kritische Auseinandersetzung mit diesen Themen, um gezielte Maßnahmen zur Förderung von Chancengleichheit zu entwickeln.

1.2 Erklärungen und Befunde zur Rolle der Schule und Lehrkräfte

Die Rolle der Schule und der Lehrkräfte wird als zentral für die Entstehung von Bildungsungleichheit identifiziert. Lehrkräfte sind oft unzureichend auf die Herausforderungen vorbereitet, die mit der Arbeit in heterogenen Klassen verbunden sind. Die Dissertation analysiert, wie Lehrkräfte durch ihre Erwartungen und Interaktionen die Bildungschancen von Schüler*innen beeinflussen. Es wird festgestellt, dass Lehrkräfte, die sich ihrer eigenen Vorurteile nicht bewusst sind, unbewusst zur Reproduktion von Ungleichheiten beitragen. Die Dissertation schlägt vor, dass eine sozioanalytische Perspektive, die auf Selbstreflexivität abzielt, notwendig ist, um diese Dynamiken zu verstehen und zu verändern. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit von Fortbildungsprogrammen, die Lehrkräfte in ihrer professionellen Entwicklung unterstützen und ihnen helfen, eine gerechtere Bildungsumgebung zu schaffen.

II. Forschungsdesign

Das Forschungsdesign der Dissertation ist methodisch fundiert und zielt darauf ab, die Dispositionen von Lehrkräften zur Unterstützung sozial benachteiligter Schülerinnen zu untersuchen. Die Dissertation beschreibt die Zielsetzung und die Fragestellungen, die den Rahmen der Untersuchung bilden. Ein zentraler Aspekt ist das Forschungsprojekt „Soziale Kompetenzen von Lehrkräften zur Entwicklung von Bildungschancen für Kinder in besonderen Lebenslagen (SKILL)“. Die Dissertation erläutert die Fallauswahl und die Zusammensetzung des Samples, um eine repräsentative Analyse zu gewährleisten. Die Verwendung von themenzentrierten Interviews und der dokumentarischen Methode ermöglicht eine tiefgehende Analyse der Erfahrungen und Perspektiven der Lehrkräfte. Diese methodischen Ansätze sind entscheidend, um die Kompetenzen und Herausforderungen der Lehrkräfte im Umgang mit sozial benachteiligten Schülerinnen zu erfassen.

2.1 Zielsetzung und Fragestellungen

Die Zielsetzung der Dissertation ist klar definiert. Sie zielt darauf ab, die sozialen Kompetenzen von Lehrkräften zu analysieren und deren Einfluss auf die Bildungschancen von Schüler*innen zu untersuchen. Die Fragestellungen sind so formuliert, dass sie eine umfassende Analyse der Dispositionen der Lehrkräfte ermöglichen. Die Dissertation betont die Notwendigkeit, die Herausforderungen zu identifizieren, mit denen Lehrkräfte konfrontiert sind, und die Strategien, die sie entwickeln, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Diese Erkenntnisse sind von großer Bedeutung für die Entwicklung von Fortbildungsprogrammen, die auf die spezifischen Bedürfnisse von Lehrkräften eingehen.

2.2 Untersuchungskontext das Forschungsprojekt SKILL

Das Forschungsprojekt SKILL bildet den Kontext für die Untersuchung. Es fokussiert auf die sozialen Kompetenzen von Lehrkräften und deren Bedeutung für die Bildungschancen von Kindern in besonderen Lebenslagen. Die Dissertation beschreibt die Methodik des Projekts und die Auswahl der Teilnehmenden. Die Ergebnisse des Projekts bieten wertvolle Einblicke in die Praktiken der Lehrkräfte und deren Einfluss auf die Bildungsgerechtigkeit. Die Dissertation hebt hervor, dass die Erkenntnisse aus diesem Projekt nicht nur für die akademische Diskussion von Bedeutung sind, sondern auch praktische Anwendungen in der Lehrerbildung und -fortbildung finden können.

Dokumentreferenz

  • Rational-Choice-Ansatz von Raymond Boudon (Raymond Boudon)
  • Schulischer Reproduktionsmechanismus sozialer Ungleichheit (Pierre Bourdieu)
  • Soziale Kompetenzen von Lehrkräften zur Entwicklung von Bildungschancen für Kinder in besonderen Lebenslagen (SKILL) (Uwe H. Bittlingmayer und Ullrich Bauer)
  • Modell für die Entstehung und Reproduktion von sozialer Ungleichheit der Bildungschancen (Becker)
  • Dimensionen sozialer Kompetenzen (Bittlingmayer & Bauer)