
Siedlungsentwicklung: Nachhaltigkeitsbewertung
Dokumentinformationen
Autor | Sophie Schetke |
instructor/editor | Prof. Dr.-Ing. Theo Kötter |
Schule | Hohe Landwirtschaftliche Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn |
subject/major | Geographische Wissenschaften/Geoökologie (vermutlich) |
Dokumenttyp | Inaugural-Dissertation |
city_where_document_was_published | München |
Sprache | German |
Format | |
Größe | 12.13 MB |
Zusammenfassung
I.Das Paradox des Siedlungswachstums in Deutschland und der Bedarf an nachhaltiger Flächenentwicklung
Deutschland verbraucht täglich ca. 100 Hektar Fläche für Siedlungen und Verkehr (Landverbrauch). Gleichzeitig entstehen in vielen Agglomerationen brachliegende Brachflächen und Freiflächen in Innenstadtbereichen aufgrund von Bevölkerungsschwund und Strukturwandel. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und der Rat für Nachhaltige Entwicklung fordern eine Reduktion des Landverbrauchs auf 30 Hektar pro Tag bis 2020 und ein Verhältnis von Innenentwicklung zu Außenentwicklung von 3:1. Diese politischen Ziele zur Intensivierung der Innenentwicklung stoßen jedoch auf Bedenken hinsichtlich der ökologischen und sozialen Auswirkungen.
1. Der hohe tägliche Landverbrauch in Deutschland
Der Text beginnt mit der alarmierenden Feststellung, dass in Deutschland täglich etwa 100 Hektar an Flächen für Siedlungen und Verkehrszwecke verbraucht werden. Dieser anhaltende Landverbrauch führt zu einem kontinuierlichen Verlust an natürlichen Ressourcen. Die Entwicklung wird als besorgniserregend beschrieben, da der Verlust an Naturressourcen stetig zunimmt. Dies bildet den Ausgangspunkt der Untersuchung und verdeutlicht die Dringlichkeit, nachhaltige Strategien der Flächenentwicklung zu finden und umzusetzen. Die Thematik des Landverbrauchs wird als zentrale Herausforderung für die zukünftige Stadt- und Regionalplanung identifiziert, die im weiteren Verlauf des Dokuments ausführlicher betrachtet wird. Die Erhebung unterstreicht die Notwendigkeit, den Landverbrauch zu reduzieren und Alternativen zur traditionellen Flächenausweisung zu finden. Die hohe Zahl von 100 Hektar pro Tag verdeutlicht das Ausmaß des Problems und die Notwendigkeit, dieses Thema umfassend zu analysieren.
2. Das Paradox des Siedlungswachstums Suburbanisierung vs. Schrumpfung innerstädtischer Gebiete
Im zweiten Teil wird das paradoxe Siedlungswachstum in vielen deutschen Agglomerationen beschrieben. Während Planer und Kommunen kontinuierlichem Suburbanisierungdruck ausgesetzt sind, entstehen gleichzeitig in innerstädtischen Gebieten erhebliche Mengen an Brachflächen und Freiflächen. Dies ist auf den Rückgang der Bevölkerung, die mangelnde Marktfähigkeit von Wohnsiedlungen und den Strukturwandel zurückzuführen. Dieser Widerspruch zwischen Suburbanisierungstendenzen und der gleichzeitigen Verfügbarkeit von innerstädtischen Flächen stellt eine zentrale Herausforderung für die Stadtplanung dar. Die Autoren betonen die Notwendigkeit, diese komplexen und gegensätzlichen Entwicklungen zu verstehen und geeignete Strategien für eine nachhaltige Flächenentwicklung zu entwickeln. Die Situation wird als Paradoxon dargestellt, das die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung der Stadtentwicklung verdeutlicht.
3. Politische Ziele zur nachhaltigen Flächenentwicklung Der 30 Hektar Zielwert und die Förderung der Innenentwicklung
Der Rat für Nachhaltige Entwicklung in Deutschland propagiert quantitative und qualitative Ziele für ein zukunftsfähiges Flächenmanagement. Ein konkretes Ziel ist die Reduktion des Landverbrauchs auf 30 Hektar pro Tag bis zum Jahr 2020. Zusätzlich wird die Innenentwicklung gegenüber der Außenentwicklung im Verhältnis 3:1 bevorzugt. Diese politischen Vorgaben zielen auf eine Intensivierung der Innenentwicklung ab. Diese Ziele bilden den Rahmen der Studie und werden als Ausgangspunkt für die Untersuchung der sozio-ökologischen Auswirkungen verschiedener Strategien der Flächenentwicklung verwendet. Das 3:1 Verhältnis der Innen- zur Außenentwicklung wird als strategisches Ziel genannt, das die Notwendigkeit einer verstärkten Nutzung innerstädtischer Flächen unterstreicht. Die genannten Ziele werden im weiteren Verlauf kritisch diskutiert und anhand empirischer Daten evaluiert.
II.Bewertung der sozio ökologischen Voraussetzungen für zukünftige Wohnstandorte Qualität des Ortes QoP
Die Studie untersucht die sozio-ökologischen Voraussetzungen zukünftiger Wohnstandorte anhand des Konzepts der Qualität des Ortes (QoP). Ein innovativer Ansatz ist die Operationalisierung von QoP mittels eines Indikatorensatzes, der in Zusammenarbeit mit Stadtplanern entwickelt und getestet wurde. Dieser Indikatorensatz umfasst sowohl ökologische (z.B. Ressourcenschonung, Biotopqualität, Versiegelungsgrad) als auch soziale Aspekte (z.B. Zugang zu sozialer Infrastruktur). Die Stadt Essen dient als Fallstudie.
1. Qualität des Ortes QoP als Bewertungsgrundlage für nachhaltige Siedlungsentwicklung
Der erste Schritt des Konzepts zur Bewertung zukünftiger Wohnstandorte konzentriert sich auf die Beurteilung der sozio-ökologischen Voraussetzungen unter dem Begriff der ‚Qualität des Ortes‘ (QoP). Ziel ist es, den Beitrag potenzieller Wohnstandorte zu einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung zu ermitteln. Dieser Ansatz resultiert aus einer engen Zusammenarbeit zwischen Stadtplanern und Wissenschaftlern in einem Forschungsprojekt zur nachhaltigen Siedlungsentwicklung. Über einen Zeitraum von drei Jahren wurden Testläufe und Diskussionen mit Planern durchgeführt, um die Notwendigkeit sozio-ökologischer Indikatoren zu erörtern und deren Gewichtung zu definieren. Die QoP-Bewertung soll dabei helfen, die vage Definition von Nachhaltigkeit mit konkreten und umfassenden Maßnahmen zu verbinden und die Vision einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung in konkrete Planungsstrategien zu übersetzen. Die Berücksichtigung sozio-ökologischer Faktoren im Rahmen der QoP-Bewertung soll gewährleisten, dass Ressourcenschonung und ein gleichberechtigter Zugang zu Einrichtungen der sozialen Infrastruktur berücksichtigt werden.
2. Der Indikatorensatz zur Operationalisierung des QoP Konzepts
Ein innovativer Aspekt der Studie ist die Operationalisierung des QoP-Konzepts durch einen Indikatorensatz. Dieser wurde konsensual in Stakeholder-Workshops mit Stadtplanern aus drei Städten in Nordrhein-Westfalen erarbeitet und getestet. Die Komplexität, Struktur und Verständlichkeit des Indikatorensatzes wurden dabei an die Anforderungen kommunaler Planer angepasst. Die Auswahl und Gewichtung der Indikatoren erfolgte auf Basis dreijähriger Diskussionen und Testläufe mit Stadtplanern, um die Praxisrelevanz und Aussagekraft sicherzustellen. Der Indikatorensatz soll es ermöglichen, die willkürlich festgelegten politischen Ziele zur Reduzierung des Landverbrauchs in konkrete und umfassende Maßnahmen zur Umsetzung der nachhaltigen Siedlungsentwicklung zu überführen. Die Ergebnisse des dreijährigen Entwicklungsprozesses und die Einbeziehung der Stakeholder unterstreichen die Praxisorientierung des entwickelten Indikatorensatzes.
3. Stadt Essen als Fallstudie Bewertung zukünftiger Wohnstandorte im Regionalen Flächennutzungsplan
Die Stadt Essen im Ruhrgebiet dient als Pilotfallstudie für die Anwendung des entwickelten Konzepts. Essen, mit seiner Vergangenheit als Schwerindustrie-Stadt, hat in den letzten Jahren einen Bevölkerungsrückgang erfahren, verfügt aber über viele Industriebrachen (Brownfields) und steht gleichzeitig vor Herausforderungen bei der Greenfield-Entwicklung aufgrund der Verdichtung im Ruhrgebiet. Da die Wohnbebauung einen wichtigen Faktor im Landverbrauch darstellt, werden zukünftige Wohnstandorte, die im Entwurf des neuen Regionalen Flächennutzungsplans der Stadt Essen (Stand 2008) ausgewiesen sind, im Rahmen der Studie untersucht. Diese Standorte werden sowohl hinsichtlich der sozio-ökologischen Voraussetzungen als auch mittels einer Szenario-basierten Folgenabschätzung analysiert. Die Auswahl Essens als Fallbeispiel ist begründet durch den demografischen Wandel, die Verfügbarkeit von Brachflächen und die Herausforderungen bei der Flächenentwicklung in einem dicht besiedelten Ballungsraum. Die Untersuchung der ausgewiesenen Wohnbauflächen im Flächennutzungsplan ermöglicht eine frühzeitige Bewertung der Nachhaltigkeit der Planung.
III.Bewertung der sozio ökologischen Auswirkungen auf die Lebensqualität QoL und städtische Ökosystemleistungen UES
Der zweite Schritt der Analyse bewertet die Auswirkungen von Wohnbebauung unterschiedlicher Dichte auf die Lebensqualität (QoL) und städtische Ökosystemleistungen (UES), insbesondere die Rolle von städtischen Grünflächen. Die Studie verwendet ein Entscheidungsunterstützungssystem (DSS), um die Ergebnisse der QoP- und QoL/UES-Bewertung zu integrieren. Dabei werden die positiven und negativen Folgen von Innenentwicklung und Außenentwicklung (Greenfield-Entwicklung) untersucht. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Akzeptanz von Innenentwicklung bei Anwohnern.
1. Die Bedeutung von Lebensqualität QoL und Urbanen Ökosystemleistungen UES für die Bewertung von Siedlungsentwicklung
Der zweite Schritt der Studie umfasst eine Vor-Ort-Bewertung der sozio-ökologischen Auswirkungen von Wohnbebauung unterschiedlicher Dichte auf die Lebensqualität (QoL) und die Urbanen Ökosystemleistungen (UES). Dies geschieht im Kontext der politischen Ziele zur Reduktion des Landverbrauchs und der Förderung der Innenentwicklung. Die Berücksichtigung der QoL und UES soll die rein quantitativen Ziele der Flächenpolitik durch eine qualitative Perspektive ergänzen und die potenziellen positiven und negativen Auswirkungen auf die Bevölkerung und das städtische Ökosystem beleuchten. Die Untersuchung konzentriert sich auf die Auswirkungen unterschiedlicher Bebauungsdichten innerhalb verschiedener Wohnszenarien. Die Ergebnisse dieser Bewertung werden anschließend in ein Entscheidungsunterstützungssystem (DSS) integriert, um Planern eine fundierte Entscheidungsbasis zu bieten. Der Fokus liegt auf der Erfassung von sowohl positiven als auch negativen Auswirkungen, um ein ganzheitliches Bild der Siedlungsentwicklung zu gewährleisten. Die Berücksichtigung der UES, insbesondere die durch Grünflächen erbrachten Leistungen, spielt dabei eine zentrale Rolle.
2. Die Rolle von urbanen Grünflächen für die Lebensqualität und die Bereitstellung von Ökosystemleistungen
Ein zentraler Aspekt der Studie ist die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen urbanen Grünflächen und der Lebensqualität (QoL). Es wird eine breite Übereinstimmung bezüglich der positiven Einflüsse urbanen Grüns auf die QoL der Bewohner hervorgehoben. Städtische Grünflächen tragen zur Kompensation von Stressfaktoren im städtischen Umfeld bei und bieten Möglichkeiten zur Erholung und Freizeitgestaltung. Die Studie betont die Bedeutung von urbanen Grünflächen für die Bereitstellung von Urbanen Ökosystemleistungen (UES), wie z.B. die Regulierung des Stadtklimas, die Verbesserung der Luftqualität und die Förderung der Artenvielfalt. Die Quantifizierung dieser Leistungen und deren Einbezug in die Bewertung der Auswirkungen von Siedlungsentwicklung ist ein wichtiger Bestandteil der Forschungsarbeit. Die Studie geht über eine bloße Quantifizierung hinaus und betont die multidisziplinäre Natur des QoL-Konzepts, das ökologische, ökonomische und soziale Determinanten berücksichtigt. Die Integration von Aspekten der Landschaftswahrnehmung und der individuellen Lebensumfeldvorstellungen in die QoL-Studie wird ebenfalls hervorgehoben.
3. Integration der Bewertung in ein Entscheidungsunterstützungssystem DSS
Die Studie präsentiert einen Prototypen eines Entscheidungsunterstützungssystems (DSS), das die Ergebnisse der QoP- und QoL/UES-Bewertung integriert. Das DSS soll Planern dabei helfen, räumliche Entscheidungsprobleme quantitativ zu handhaben und einen Konsens zwischen verschiedenen Stakeholdern zu erleichtern. Das System bündelt Planungsalternativen und wissenschaftliches Wissen und unterstützt die Entscheidungsfindung durch die Identifizierung relevanter Indikatoren, die Bewertung von Handlungsoptionen und die analytische Zusammenführung dieser Bewertungen. Das DSS wurde im Rahmen des Forschungsprojekts FIN.30 getestet und erwies sich als praktikables Instrument. Es wird betont, dass das DSS keine objektive „beste“ Lösung liefert, sondern Entscheidungsträger durch eine strukturierte Analyse unterstützt. Die Integration qualitativer und quantitativer Indikatoren in einem dreistufigen ordinalen Klassifizierungssystem ermöglicht eine flexible und praxisorientierte Bewertung der verschiedenen Wohnstandorte.
IV.Ergebnisse der QoP und QoL UES Bewertung in Essen
Die Bewertung der zukünftigen Wohnstandorte in Essen zeigt, dass Standorte der Innenentwicklung im ökologischen Bereich in der Regel eine bessere QoP aufweisen als Greenfield-Standorte. Die UES, insbesondere die durch Grünflächen bereitgestellten, sind ein wichtiger Faktor. Die soziale Akzeptanz von Innenentwicklung ist jedoch ein kritischer Punkt. Die Studie untersucht den Einfluss von Faktoren wie der umgebenden Bebauungsstruktur und der vorherigen Flächennutzung auf die ökologischen und sozialen Auswirkungen der Bebauung. Die Ergebnisse werden mit Hilfe eines dreistufigen Bewertungssystems (uneingeschränkt geeignet, bedingt geeignet, ungeeignet) dargestellt.
1. Bewertung der sozio ökologischen Auswirkungen in Essen QoL und UES
Die Studie untersucht die Auswirkungen von Siedlungsentwicklung, sowohl Innen- als auch Außenentwicklung (Greenfield-Entwicklung), auf die Lebensqualität (QoL) und die Urbanen Ökosystemleistungen (UES) in Essen. Essen wurde aufgrund seines demografischen Wandels und der großen Anzahl an Industriebrachen als Fallbeispiel gewählt. Die Analyse fokussiert auf zukünftige Wohnstandorte, die im Entwurf des Regionalen Flächennutzungsplans (Stand 2008) ausgewiesen sind. Die Bewertung erfolgt anhand eines Indikatorensatzes, der sowohl ökologische als auch soziale Aspekte berücksichtigt. Der Indikatorensatz wurde in enger Zusammenarbeit mit Stadtplanern entwickelt und getestet, um die Praxisrelevanz sicherzustellen. Die Ergebnisse der Bewertung werden deskriptiv dargestellt, um eine klare und standortspezifische Interpretation zu ermöglichen, wobei eine weitere Aggregation der Ergebnisse durch statistische Verfahren (z.B. Clusteranalyse) vermieden wird, um die Aussagekraft der einzelnen Ergebnisse zu erhalten. Die Studie berücksichtigt die verschiedenen Auswirkungen der Siedlungsentwicklung auf die Bewohner und das städtische Ökosystem, um ein umfassendes Bild zu erhalten.
2. Vergleich von Innen und Außenentwicklung Infill vs. Greenfield Ökologische und soziale Auswirkungen
Ein zentraler Aspekt der Essener Fallstudie ist der Vergleich der ökologischen und sozialen Auswirkungen von Innen- und Außenentwicklung. Die Ergebnisse zeigen, dass Innenentwicklungsstandorte im ökologischen Bereich oft günstigere Voraussetzungen bieten als Greenfield-Standorte. Dies liegt unter anderem daran, dass ökologische Ressourcen und Ökosystemfunktionen an diesen Standorten oft bereits in einem Maße verändert wurden, dass eine weitere Bebauung weniger negative Auswirkungen hat als an unberührten Greenfield-Standorten. Die Studie hebt hervor, dass die Nutzung von bestehenden Infrastrukturen und die geringere Beanspruchung natürlicher Ressourcen bei der Innenentwicklung zu einer ressourcenschonenden und nachhaltigen Entwicklung beitragen kann. Allerdings wird auch betont, dass die soziale Akzeptanz von Innenentwicklung ein kritischer Faktor ist und differenziert betrachtet werden muss. Die Auswirkungen auf die Lebensqualität (QoL) der Bewohner stehen im Fokus der Analyse.
3. Einflussfaktoren auf die Auswirkungen von Siedlungsentwicklung Vorherige Flächennutzung und umgebende Bebauung
Die Studie identifiziert die vorherige Flächennutzung und die umgebende Bebauungsstruktur als wichtige Einflussfaktoren auf die sozio-ökologischen Auswirkungen von Siedlungsentwicklung. Es zeigt sich, dass die positiven Auswirkungen von Innenentwicklung besonders deutlich an Standorten mit vorheriger industrieller Nutzung (Brownfields) zu beobachten sind. Im Gegensatz dazu zeigen Standorte mit weniger intensiver vorheriger Nutzung und einer Einbettung in suburbanen Strukturen negative Auswirkungen auf die UES. Die Studie betont die Bedeutung der Berücksichtigung des Kontextes der umgebenden Bebauung bei der Bewertung der Auswirkungen von Siedlungsentwicklung. Die Einbeziehung von Pufferzonen um Schutzgebiete herum wird als wichtiger Aspekt für die Abschätzung der Auswirkungen genannt, um potentielle negative Einflüsse zu minimieren. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, bei der Planung von Siedlungsentwicklung sowohl die ökologischen als auch die sozialen Aspekte und die jeweiligen örtlichen Gegebenheiten zu berücksichtigen.
V.Schlussfolgerungen und Ausblick
Die Studie zeigt, dass quantitative Ziele zur Reduktion des Landverbrauchs allein nicht ausreichen. Eine qualitative Bewertung der sozio-ökologischen Auswirkungen von Innenentwicklung und Außenentwicklung unter Berücksichtigung der QoP, QoL und UES ist unerlässlich. Zukünftige Forschung sollte die Integration politischer Ziele in die QoP-Bewertung verbessern, die soziale Dimension der Innenentwicklung weiter untersuchen und die Akzeptanz der Innenentwicklung bei den Anwohnern berücksichtigen. Die Suche nach der optimalen Bebauungsdichte bleibt eine wichtige Aufgabe der Stadtplanung.
1. Zusammenfassende Bewertung der Ergebnisse in Essen
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass quantitative Ziele zur Landverbrauchsreduktion allein nicht ausreichen, um eine nachhaltige Siedlungsentwicklung zu gewährleisten. Die Ergebnisse der QoP- und QoL/UES-Bewertung in Essen zeigen, dass die Berücksichtigung sozio-ökologischer Faktoren entscheidend ist. Insbesondere die Bewertung der Qualität des Ortes (QoP) und der Lebensqualität (QoL) in Verbindung mit den Urbanen Ökosystemleistungen (UES) liefert wichtige Erkenntnisse für eine nachhaltige Planung. In Essen zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Innen- und Außenentwicklungsstandorten. Innenentwicklungsflächen weisen im ökologischen Bereich im Allgemeinen eine bessere QoP auf, Greenfield-Entwicklungen dagegen sind kritisch zu hinterfragen, besonders im Hinblick auf den Verlust von Biotopqualität und die Beeinträchtigung von Schutzgebieten. Die Gewichtung der Indikatoren durch Experten spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewertung der ökologischen Eignung von Wohnbauflächen. Die soziale Akzeptanz von Innenentwicklung stellt einen weiteren wichtigen Aspekt dar, der in der zukünftigen Forschung stärker berücksichtigt werden sollte.
2. Grenzen des entwickelten Indikatorensystems und zukünftiger Forschungsbedarf
Die Studie räumt ein, dass die sozio-ökologische QoP-Bewertung nicht immer eindeutig zwischen Innen- und Außenentwicklung unterscheidet, insbesondere in der sozialen Dimension. Es wird daher weiterer Forschungsbedarf auf ausgewählten, zusätzlichen Indikatoren gesehen, um weitere signifikante Unterschiede zu identifizieren. Die Datenbasis der Studie basiert auf öffentlich zugänglichen Daten und ersetzt keine detaillierten Vor-Ort-Untersuchungen. Die Ergebnisse der Studie zeigen die Notwendigkeit einer umfassenden Betrachtung, die sowohl ökologische als auch soziale Aspekte berücksichtigt. Die Einbeziehung der Bevölkerungswahrnehmung und der Bedeutung von UES für die individuelle Lebensqualität wird als unerlässlich für zukünftige Forschungsarbeiten genannt. Die Studie weist auf die Notwendigkeit hin, die komplexen Wechselwirkungen zwischen menschlichen und natürlichen Systemen in urbanen Gebieten besser zu verstehen, um eine wirklich nachhaltige Siedlungsentwicklung zu erreichen. Die Weiterentwicklung des Multi-Criteria-Analysis (MCA)-Schemas wird empfohlen, um die Integration politischer Zielsetzungen in die Planung zu verbessern.
3. Schlussfolgerung Die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Planungsansatzes
Die Studie unterstreicht, dass ein rein quantitativer Ansatz zur Reduktion des Landverbrauchs, wie das 30-Hektar-Ziel, nicht ausreicht. Es ist ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich, der lokale Rahmenbedingungen, demografische Aspekte und die Einbindung zukünftiger Wohnstandorte in ihre Umgebung berücksichtigt. Die Qualität des Ortes (QoP), die Lebensqualität (QoL) und die Urbanen Ökosystemleistungen (UES) müssen integraler Bestandteil der Planung sein. Es geht nicht nur um die bloße Menge an entwickelter Fläche, sondern vor allem um die effiziente Nutzung bestehender Infrastrukturen, die Schaffung adäquater Wohnumgebungen, den Schutz der Umwelt und die Sicherstellung einer guten Lebensqualität für die Bevölkerung. Die Studie bietet ein innovatives MCA-Schema, um ökologische und soziale Indikatoren für eine integrierte Bewertung zu kombinieren und so zu einer fundierteren Entscheidungsfindung in der Stadtplanung beizutragen. Die Suche nach der optimalen Bebauungsdichte bleibt weiterhin eine wichtige Herausforderung der urbanen Planung.