
Ressourcenschonung im Gesundheitswesen
Dokumentinformationen
Autor | Katrin Ostertag |
Schule | Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI |
Fachrichtung | System- und Innovationsforschung |
Unternehmen | Umweltbundesamt |
Ort | Dessau-Roßlau |
Dokumenttyp | Abschlussbericht |
Sprache | German |
Format | |
Größe | 5.87 MB |
Zusammenfassung
I.Rohstoffverbrauch des deutschen Gesundheitssektors
Diese Studie analysiert den Rohstoffkonsum des deutschen Gesundheitssystems. Der jährliche Verbrauch liegt bei ca. 107 Millionen Tonnen (Stand 2016), wobei ein Drittel aus heimischer Ressourcenschonung stammt und zwei Drittel importiert werden. Dies entspricht etwa 5% des gesamten deutschen Rohstoffverbrauchs und ist seit 1995 um 80% gestiegen. Die Studie verwendet die EXIOBASE Datenbank für eine Input-Output-Analyse, um den Rohstoffkonsum entlang der Wertschöpfungskette zu verfolgen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem hohen Anteil an chemischen Erzeugnissen, der methodisch bedingt überschätzt sein könnte, und dem Bereich Medizinprodukte. Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen spielt für viele Stakeholder eine untergeordnete Rolle, obwohl erhebliche Einsparpotenziale bestehen.
II.Prioritäre Handlungsfelder für mehr Ressourceneffizienz
Die Analyse identifiziert vier prioritäre Handlungsfelder zur Steigerung der Ressourceneffizienz im Gesundheitssystem: Arzneimittel, Medizinprodukte, Krankenhausbau und Lebensmittel- und Getränkeversorgung. Im Bereich Arzneimittel liegt ein Fokus auf der Reduktion von Polypharmazie und der Optimierung der Haltbarkeit. Bei Medizinprodukten werden das Recycling und die Verlängerung der Nutzungsdauer von Geräten, insbesondere durch Refurbishing (z.B. Siemens Ecoline, General Electric GoldSeal, Philips Diamond Select), hervorgehoben. Im Krankenhausbau besteht großes Potenzial durch nachhaltiges Bauen und die Implementierung von DGNB Nachhaltigkeitsstandards. Die KfW Förderprogramme und Landesprogramme sollten hierfür besser genutzt werden. Die Lebensmittel- und Getränkeversorgung muss verbessert werden, um Lebensmittelverschwendung zu reduzieren und die Qualität der Verpflegung zu erhöhen.
1. Arzneimittel Ressourceneffizienz und Kostensenkung
Ein Schwerpunkt zur Steigerung der Ressourceneffizienz liegt im Bereich Arzneimittel. Die Studie hebt die Notwendigkeit der Reduktion des Arzneimitteleinsatzes hervor, insbesondere im Kontext von Polypharmazie (gleichzeitige Einnahme vieler Arzneimittel). Die aktuellen Kosten für Arzneimittel im deutschen Gesundheitssystem betragen 55 Mrd. Euro (zweitgrößte Position nach pflegerischen Leistungen), was erhebliche Einsparinteressen sowohl aus rohstofflicher als auch aus Kostenperspektive aufzeigt. Methodische Herausforderungen bestehen in der genauen Quantifizierung des Rohstoffverbrauchs von Arzneimitteln innerhalb des stark aggregierten Sektors "Chemische Erzeugnisse" in der EXIOBASE Datenbank. Die Studie nennt das Problem der oft zu niedrig angesetzten Haltbarkeitsangaben von Arzneimitteln durch Hersteller und die daraus resultierende Lebensmittelverschwendung. Initiativen wie das "Shelf Life Extension Programm" (SLEP) in den USA dienen als Beispiel für Maßnahmen zur Verlängerung der Haltbarkeit und Reduzierung von Arzneimittelverlusten. Weitere Ansätze zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit und zur Vermeidung von Polypharmazie, wie digitale Tools und angepasste Leitlinien, werden als vielversprechend angesehen und bieten eindeutige Synergien mit der Ressourcenschonung.
2. Medizinprodukte Refurbishing Einwegprodukte und nachhaltige Beschaffung
Im Bereich Medizinprodukte wird der hohe Rohstoffverbrauch, insbesondere durch die zunehmende Verwendung von Einwegprodukten, thematisiert. Der Anteil medizintechnischer Geräte am gesamten Rohstoffkonsum des Gesundheitssystems beträgt ca. 6% (ca. 6,4 Mio. Tonnen). Als positives Beispiel wird das Refurbishing von medizintechnischen Großgeräten (z.B. durch Firmen wie Siemens, General Electric und Philips) hervorgehoben, welches die Nutzungsdauer verlängert und die Ressourceneffizienz steigert. Die Studie betont jedoch auch die Herausforderungen, die durch die Globalisierung und die damit verbundene kostengünstige Herstellung von Einwegprodukten in Niedriglohnländern entstehen. Es gibt einen großen Handlungsbedarf, um den Trend zur Einweg-Nutzung umzukehren und die Wiederverwendung von Mehrwegprodukten zu fördern. Die Studie schlägt eine stärkere Orientierung an ökologischen Kriterien bei der Beschaffung von Medizinprodukten durch Krankenhäuser und eine Verbesserung der Kompetenz in ökologischer Bewertung (z.B. Interpretation von Ökobilanzen) vor. Die Entwicklung eines Umweltsiegels für Medizinprodukte, ähnlich dem "Blauen Engel", könnte den Einkäufern Orientierung bieten und die Nachhaltigkeit im Gesundheitssystem fördern.
3. Nachhaltiges Bauen im Gesundheitssektor und KfW Förderprogramme
Das Handlungsfeld Krankenhausbau bietet erhebliche Potenziale zur Ressourceneffizienzsteigerung durch nachhaltiges Bauen. Die Studie erwähnt die DGNB Nachhaltigkeitsstandards als Beispiel für umweltfreundliche Bauweisen. Die bestehenden Förderprogramme der KfW und der Länder sollten verstärkt genutzt und daraufhin überprüft werden, ob sie für alle Träger im Gesundheitssystem geeignet sind und die Ressourceneffizienz ausreichend berücksichtigen. Die Studie weist auf Hemmnisse hin, wie die geteilte Verantwortung für Investitions- und Betriebskosten und den Zeitmangel der Nutzergruppen bei der Bedarfsplanung. Als Lösung wird vorgeschlagen, die Leistungserbringer zusätzlich mit finanziellen Mitteln für medizinisches und pflegerisches Personal während der Planungs- und Bauphase zu unterstützen. Eine vorausschauende Haushaltsplanung auf Länderebene könnte ebenfalls die Situation verbessern. Die Nutzung von funktionalen Bauweisen und klimaschonendes Bauen wird besonders erwähnt und könnte durch eine bessere Vernetzung zwischen Bund, Ländern und Kommunen sowie weiteren Stakeholdern (z.B. Sozialversicherungen) vorangetrieben werden.
4. Lebensmittel und Getränkeversorgung Reduktion von Lebensmittelabfällen
Im Handlungsfeld Lebensmittel- und Getränkeversorgung liegt der Fokus auf der Vermeidung von Lebensmittelverschwendung. Lebensmittelabfälle machen im Durchschnitt etwa 30% der zubereiteten Lebensmittel und Getränke aus, wobei bis zu 80% theoretisch vermeidbar wären. Die Studie empfiehlt, an das sektorspezifische "Dialogforum Außer-Haus-Verpflegung" anzuknüpfen, das im Rahmen der Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung stattfindet. Erfolgreiche Maßnahmen zur Reduktion von Lebensmittelabfällen in einigen Einrichtungen zeigen, dass selbst einfache Maßnahmen wie die Abfallmengenmessung eine Sensibilisierung von Personal und Patienten bewirken und zu Einsparungen führen können. Es besteht jedoch Bedarf an der Entwicklung von Referenzwerten und einer guten Managementpraxis für verschiedene Verpflegungssysteme. Die Studie betont auch die Notwendigkeit für ein hochwertiges und attraktives Speisenangebot, das den ernährungsphysiologischen Bedürfnissen der Patienten entspricht. Eine Operationalisierung eines allgemeingültigen Referenzrahmens für eine umweltgerechte gesunde Ernährung in Form von Speiseplänen für Gesundheitseinrichtungen in Deutschland steht noch aus.
III.Stakeholder Analyse und Handlungsoptionen
Eine Stakeholder-Analyse zeigt zwei Gruppen: eine kleine, engagierte Gruppe mit langjähriger Erfahrung in Umweltschutz und Ressourcenschonung im Gesundheitswesen und eine größere Gruppe, die das Thema bisher weniger priorisiert. Es mangelt an der Bündelung von Einzelinitiativen und der Sensibilisierung von Entscheidungsträgern. Die Studie empfiehlt strategische Handlungsoptionen, wie die Einführung von Umweltmanagementsystemen (EMAS, ISO 14001), die Stärkung der Nachfrage nach ressourceneffizienten Produkten und Dienstleistungen, sowie die Nutzung von Synergien mit Kosteneinsparungen und der Verbesserung der Patientenversorgung. Die "Eco-Pharmaco-Stewardship" (EPS) der europäischen Pharma-Verbände und Projekte wie CHEM21 der Innovative Medicines Initiative (IMI) werden als positive Beispiele genannt.
1. Ergebnisse des Stakeholder Screenings
Die Stakeholder-Analyse identifiziert zwei Gruppen: eine kleine, engagierte Gruppe von Einzelakteuren, NGOs und Organisationen, die seit Jahrzehnten aktiv im Bereich Umweltschutz und Ressourcenschonung im Gesundheitssystem tätig ist und über ein starkes Netzwerk verfügt; und eine größere Gruppe von Stakeholdern, für die das Thema Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit eine eher untergeordnete Rolle spielt. Die aktiv engagierte Gruppe konzentriert sich hauptsächlich auf die praktische Implementierung ressourcenschonender Maßnahmen, vor allem in Krankenhäusern. Ihr Wissen und ihre Erfahrungen werden jedoch nur begrenzt verbreitet. Versuche, einflussreichere Akteure in Verbänden und der Politik für gemeinsame Initiativen zu gewinnen, blieben bisher wenig erfolgreich. Die Studie hebt hervor, dass es nicht an Know-how, sondern an der Bündelung und Verbreitung von Wissen sowie an der Motivation der Entscheidungsträger in den Organisationen mangelt. Synergien mit Kosteneinsparungen, besserer Patientenversorgung und Personalgewinnung könnten wichtige Anreize schaffen. Die Befragung der Stakeholder erfolgte anonym, um die Teilnahmebereitschaft zu erhöhen, da Bedenken hinsichtlich möglicher negativer Auswirkungen auf die Organisationen bestanden. Die Teilnehmenden des zweiten Stakeholder-Workshops betonten das Risiko für die Mitarbeitergewinnung, wenn das Thema Nachhaltigkeit vernachlässigt wird.
2. Handlungsoptionen und Strategien zur Ressourceneffizienzsteigerung
Die Studie beschreibt verschiedene Handlungsoptionen zur Steigerung der Ressourceneffizienz im Gesundheitssystem. Dazu gehört die Implementierung von Umweltmanagementsystemen wie EMAS oder ISO 14001, um die Ressourcenschonung systematisch zu fördern und Anreize für nachhaltiges Handeln zu setzen. Nachhaltigkeitsberichte können eine Wirkung erzielen, wenn die darin gesetzten Ziele konsequent verfolgt werden und die Nicht-Erreichung Konsequenzen hat. Konkrete Indikatoren, wie der Mindestanteil ressourcenschonender Lebensmittel oder Baumaterialien, werden empfohlen. Die Studie betont auch die Notwendigkeit des Aufbaus von Kompetenzen bei den Einkäufern von Medizinprodukten, um ökologische Kriterien bei Beschaffungsvorgängen zu berücksichtigen. Die Entwicklung eines Umweltsiegels für Medizinprodukte wird als wichtiger Schritt vorgeschlagen, um Orientierung zu schaffen. Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen für Architekten, Planer und technisches Leitungspersonal in stationären Einrichtungen werden empfohlen. Die KfW-Förderprogramme und ähnliche Programme sollten auf ihre Eignung und die Berücksichtigung der Ressourceneffizienz als Förderkriterium überprüft werden. Zusätzliche finanzielle Unterstützung für medizinisches und pflegerisches Personal während der Planungsphase könnte die Akzeptanz für ressourceneffizientes Bauen erhöhen. Die Studie betont auch die Bedeutung von Synergien mit Kosteneinsparungen und der Verbesserung der Patientenversorgung.
3. Beispiele guter Praxis und Herausforderungen
Die Studie nennt Beispiele guter Praxis, z.B. das "Weaning Center" am Otto-Wagner-Spital in Wien, das zeigt, wie vorhandene Ressourcen durch interne Prozessoptimierung effizienter genutzt werden können. Die "Eco-Pharmaco-Stewardship" (EPS) der europäischen Pharma-Verbände und das Projekt CHEM21 der Innovative Medicines Initiative (IMI) werden als positive Beispiele für nachhaltige Arzneimittelherstellung genannt. Weitere Beispiele guter Praxis für Ressourcenschonung sind im Anhang aufgeführt. Trotz dieser positiven Beispiele zeigt sich, dass das Thema Umweltschutz und Ressourcenschonung im Gesundheitssystem an Bedeutung verloren hat und in Konkurrenz zu anderen wichtigen Themen wie Kostendruck und Fachkräftemangel steht. Es gibt zwar engagierte Stakeholder, aber deren Aktivitäten sind meist auf einzelne Einrichtungen beschränkt und erreichen keine breite Implementierung. Die zunehmende Nutzung von Einweg-Medizinprodukten wird als großes Problem gesehen, das durch veränderte Arbeitsabläufe und die Förderung der Wiederverwendung von Mehrwegprodukten angegangen werden muss. Kommerzielle Interessen, notwendige Änderungen von Arbeitsabläufen und das geringe Problembewusstsein stellen jedoch Hemmnisse dar.
IV.Politische Handlungsempfehlungen und ein Round Table
Die Studie empfiehlt eine stärkere Verankerung des Themas Ressourcenschonung auf der politischen Agenda, ressortübergreifende Zusammenarbeit zwischen BMU und BMG sowie die Nutzung der Synergien mit dem Klimaschutz. Ein vorgeschlagener Round Table „Ressourcenschonung im Gesundheitswesen“ soll Stakeholder aus dem Gesundheitswesen (Leistungserbringer, Kostenträger, Industrie) und der Politik zusammenbringen, um eine gemeinsame Strategie zur Steigerung der Ressourceneffizienz zu entwickeln. Die Ostrava-Erklärung der WHO wird als ein Beispiel für die zunehmende Bedeutung der ökologischen Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen genannt. Der Round Table soll Roadmaps für die vier prioritären Handlungsfelder erstellen und ein umfassendes Wirkungsmonitoring ermöglichen.
1. Politische Handlungsempfehlungen zur Förderung der Ressourceneffizienz
Die Studie empfiehlt eine strategische und politische Einbindung des Themas Ressourcenschonung im Gesundheitssystem. Es wird eine Stärkung der Ressourceneffizienz gefordert, die über rein operative Maßnahmen hinausgeht. Die Ressourcenwende im Gesundheitssystem soll auf die politische Agenda gesetzt und strategisch besser verankert werden. Die Studie betont die Notwendigkeit, Stakeholder zu mobilisieren, um bestehende Hemmnisse zu überwinden und ein produktives Zusammenwirken verschiedener Maßnahmen zu gewährleisten. Die Studie weist auf die Notwendigkeit hin, Zielkonflikte zwischen Ressourcenschonung und der Qualität der Gesundheitsversorgung zu adressieren. Die Ostrava-Erklärung der WHO wird als Beispiel für ein zunehmendes Verständnis des Gesundheitssystems als Treiber des Ressourcenkonsums genannt, in dem nationale Maßnahmen zur ökologischen Nachhaltigkeit angestrebt werden. Es wird eine verstärkte ressortübergreifende Zusammenarbeit zwischen dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) und dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) empfohlen, da Ressourcenschonung eng mit dem Klimaschutz verknüpft ist und der Gesundheitsssektor von den Auswirkungen des Klimawandels direkt betroffen ist. Die Studie schlägt vor, die Dynamik der Klimadebatte für das Thema Ressourcenschonung zu nutzen und die Synergien zwischen beiden Politikzielen auszuschöpfen. Die Erreichung der Sustainable Development Goals (SDGs) bietet weitere Möglichkeiten, von bestehenden institutionellen Dynamiken zu profitieren.
2. Der Round Table Ein Instrument zur strategischen Zusammenarbeit
Ein zentraler Vorschlag der Studie ist die Einrichtung eines Round Table „Ressourcenschonung im Gesundheitswesen“. Dieser soll verschiedene Stakeholdergruppen des Gesundheitssystems (Leistungserbringer, Kostenträger, Industrie) und politische Akteure zusammenbringen, um eine ganzheitliche Strategie zur Steigerung der Ressourceneffizienz zu entwickeln. Der Round Table soll eine gemeinsame Problem- und Zieldefinition erarbeiten und Handlungsfelder priorisieren. Die Arbeit soll auf den bereits identifizierten Handlungsfeldern aufbauen und weitere Bereiche wie den Einsatz von Chemikalien und Maßnahmen zur Prävention und Gesundheitsförderung einbeziehen. Der Round Table soll Roadmaps zur Steigerung der Ressourceneffizienz in verschiedenen Handlungsfeldern erstellen, Synergien nutzen, Dopplungen vermeiden und eine Gesamtstrategie entwickeln. Zu den Teilnehmern des Round Table sollen neben den Leistungserbringern, Kostenträgern und der Industrie auch Institutionen gehören, die die Ressourcenschonung im Gesundheitssystem fördern, wie z.B. die Viamedica-Stiftung und die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit KLUG e.V. Die Perspektive der Bundesländer (z.B. über die Umweltministerkonferenz und die Gesundheitsministerkonferenz) sowie die Patientensicht (z.B. Verbraucherzentrale-Bundesverband oder BAG Selbsthilfe) sollten ebenfalls berücksichtigt werden. Der Round Table soll Fachgruppen bilden, um die Ausarbeitung der Roadmaps zu übernehmen und bestehende politische Strategien zur Ressourcenschonung zu berücksichtigen. Die Fachgruppen sollen fachliche Expertise aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft einbinden.
V.Weiterer Forschungsbedarf
Zukünftige Forschung sollte sich auf detailliertere Analysen des Ressourcenverbrauchs konzentrieren, die Wirkung der vorgeschlagenen Maßnahmen evaluieren und den Beitrag von Präventionsmaßnahmen zur Steigerung der Ressourceneffizienz quantifizieren. Die Analyse einzelner Einrichtungen, Teilsektoren oder Therapieansätze ist notwendig, um ein umfassendes Wirkungsmonitoring zu ermöglichen.
1. Notwendigkeit eines ganzheitlichen strategischen Ansatzes
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Synergien zwischen Ressourcenschonung und Gesundheit bisher unzureichend genutzt werden. Ein "Flickenteppich" an Einzelmaßnahmen reicht nicht aus, um die Ressourceneffizienz im Gesundheitssystem signifikant zu verbessern. Es bestehen viele Hemmnisse, die die Steigerung der Ressourceneffizienz behindern. Die vorhandenen Potenziale werden nur zögerlich und unvollständig genutzt. Die Interviews und Workshops zeigten deutlich, dass das Thema Ressourcenschonung stärker auf die politische Agenda gesetzt und strategisch im Gesundheitssystem verankert werden muss. Eine umfassendere Stakeholder-Einbindung ist notwendig, um ein gemeinsames Verständnis von Handlungsbedarfen und -möglichkeiten zu erreichen und einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen. Die Politik muss Stakeholder mobilisieren, Beharrungstendenzen überwinden, Zielkonflikte adressieren und das Zusammenwirken unterschiedlicher Maßnahmen gewährleisten. Die Studie verweist auf die Ostrava-Erklärung der WHO, die nationale Maßnahmen im Bereich Umwelt und Gesundheit anstrebt und damit ein solches Verständnis zumindest punktuell aufzeigt.
2. Der Round Table als Plattform für strategische Zusammenarbeit und Monitoring
Die Studie empfiehlt die Einrichtung eines Round Table „Ressourcenschonung im Gesundheitswesen“, um die Diskussion zu vertiefen und einen ganzheitlichen strategischen Ansatz zu verfolgen. Dieser soll Stakeholder aus dem Gesundheitssystem (Leistungserbringer, Kostenträger, Industrie) und der Politik zusammenbringen. Der Round Table soll eine gemeinsame Problem- und Zieldefinition erarbeiten, Handlungsfelder priorisieren und Roadmaps zur Steigerung der Ressourceneffizienz entwickeln. Zusätzlich zur Beteiligung der Haupt-Stakeholder sollten auch Organisationen wie die Viamedica-Stiftung und die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit KLUG e.V. eingebunden werden. Die Perspektive der Bundesländer (z.B. über die Umweltministerkonferenz und die Gesundheitsministerkonferenz) und die Patientensicht sind ebenfalls wichtig. Der Round Table soll die Synergien zwischen Ressourcenschonung und Klimaschutz explizit aufgreifen und die Debatten um die Sustainable Development Goals (SDGs) nutzen. Die Aufgabe des Round Table ist die Erstellung einer Gesamtstrategie, das Monitoring des Fortschritts und die Initiierung notwendiger Anpassungen. Fachgruppen innerhalb des Round Tables sollen die Ausarbeitung der Roadmaps für die einzelnen Handlungsfelder übernehmen und dabei fachliche Expertise aus der Wissenschaft und Zivilgesellschaft einbinden.