Prüfung möglicher Ansätze zur Stärkung des Recyclings, zur Schaffung von Anreizen zur Verwendung recycelbarer Materialien und zur verursachergerechten Zuordnung von Entsorgungskosten im Bereich der Bauprodukte

Recycling im Bauwesen: Ansätze stärken

Dokumentinformationen

Autor

Alexander Potrykus

Unternehmen

Ramboll Deutschland GmbH, Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP)

Ort Dessau-Roßlau
Dokumenttyp Abschlussbericht
Sprache German
Format | PDF
Größe 4.09 MB

Zusammenfassung

I.Herausforderungen beim Recycling von Bauprodukten

Der Bericht untersucht Herausforderungen und Förderfaktoren für das Recycling von Bauprodukten, speziell PVC-Fensterprofile, Flachglas und Porenbeton. Trotz hoher Recyclingquoten bei Bau- und Abbruchabfällen sind die Produktkreisläufe oft unvollständig. Die Studie analysiert produktspezifische Hemmnisse, wie z.B. Schadstoffbelastungen (z.B. Cadmium, Blei) und mangelnde Sammellogistik, und entwickelt Modellansätze zur Verbesserung des werkstofflichen Recyclings und der Nutzung von Sekundärrohstoffen. Wirtschaftliche Zumutbarkeit, ökologische und soziale Ziele sind dabei essentiell. Die Modelle beinhalten Ideen zur politischen Weiterverfolgung und berücksichtigen Beiträge aller Akteure entlang des Lebenszyklus eines Bauwerks.

1. Faktoren zur Beurteilung der Eignung für Recyclingverbesserung

Der einleitende Abschnitt präsentiert Faktoren zur Bewertung des Recyclingpotenzials von Bauprodukten. Diese Faktoren bilden die Grundlage für die Analyse von drei ausgewählten Beispielen: PVC-Fensterprofile, Flachglas und Porenbeton. Für jedes Material wird systematisch untersucht, welche Hemmnisse und Förderfaktoren das Recycling und die Verwendung von rezyklierten Materialien beeinflussen. Die wirtschaftliche Tragfähigkeit, ökologische Aspekte und soziale Ziele werden als essentielle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Recyclingwirtschaft hervorgehoben. Der Fokus liegt auf der Entwicklung produktspezifischer Modelle, die als Impulse für politische Entscheidungen dienen sollen, anstatt konkrete Regulierungsvorschläge zu liefern. Die Modelle sollen Ansätze und Ideen liefern, die politisch weiterverfolgt werden können. Es wird betont, dass es sich nicht um abschließend bewertete Maßnahmen handelt, sondern um einen Impulsgeber für zukünftige politische Strategien.

2. Beteiligte Akteure und ihre Beiträge im Lebenszyklus

Die erfolgreiche Umsetzung von Recyclingstrategien im Bausektor erfordert die abgestimmte Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure entlang des gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks und seiner Produkte. Der Lebenszyklus eines Baustoffs wird analog zum Lebenszyklus eines Gebäudes betrachtet. Es wird darauf hingewiesen, dass entscheidende Phasen (z.B. Produktdesign) oft abgeschlossen sind, bevor der Lebenszyklus des Bauwerks beginnt. Parallel oder sequentiell verlaufende Phasen müssen aufeinander abgestimmt sein. Das Beispiel Spezialbauteile wie Fensterrahmen, die bereits in der Planungsphase designt werden, veranschaulicht die Komplexität. Die unterschiedliche Lebensdauer von Bauprodukten im Vergleich zum Bauwerk selbst wird ebenfalls thematisiert. Es wird ein Bezugssystem skizziert, um produktspezifische Beiträge und Hemmfaktoren (z.B. fehlende Sammellogistik) zu identifizieren. Die Modellentwicklung zielt darauf ab, diese Lücken zu schließen und auch indirekte Beteiligte (Verwaltungen, Prüfinstitute) einzubeziehen.

3. Aktuelle Entsorgungssituation und Anforderungen an hochwertiges Recycling

Trotz einer hohen Recyclingrate von Bau- und Abbruchabfällen bleiben Produktkreisläufe oft unvollständig, da die Material- und technischen Eigenschaften des Abfalls nicht voll ausgeschöpft werden. Hochwertiges Recycling wird als mehrdeutig beschrieben, da die Anforderungen je nach Abfallstrom und Produkteigenschaften variieren – ob geschlossene Kreisläufe, Verbesserung der ökologischen Bilanz oder rein mechanisches Recycling priorisiert werden, hängt von diesen Faktoren ab. Eine individuelle, produktspezifische Betrachtung des Recyclings ist unerlässlich. Der Bericht analysiert die aktuelle Entsorgungssituation im Bausektor anhand von Beispielen, um Ansatzpunkte für die Stärkung des Recyclings zu entwickeln, Anreize für die Verwendung recyclingfähiger Materialien zu schaffen und die Entsorgungskosten fair auf die Erzeuger zu verteilen. Es werden Möglichkeiten für sektor- oder produktspezifische Anreize untersucht.

4. Rechtliche und institutionelle Rahmenbedingungen

Die europäische und nationale Abfallpolitik zielt auf die Förderung der Kreislaufwirtschaft und den Schutz von Mensch und Umwelt. Die Abfallhierarchie und die Vorgaben des § 6 Abs. 2 KrWG verdeutlichen den gewollten Ausgleich zwischen Ressourcenschonung und Umwelt-/Gesundheitsschutz. Recycling wird nicht priorisiert, wenn es zu unerwünschten Schadstoffkreisläufen führt. Die REACH-Verordnung (Anhang XVII, Eintrag 23) beschränkt die Verwendung von Cadmium in Kunststoffen, enthält aber Ausnahmen für Recycling-PVC in bestimmten Anwendungen (z.B. PVC-Fensterprofile), um das Recycling zu fördern. Die EU-POP-Verordnung (Anhang V) beschreibt verschiedene Behandlungs- und Verwertungsverfahren, einschliesslich Deponierung unter strengen Auflagen. Die deutsche Deponieverordnung (DepV) verbietet die Deponierung bestimmter gefährlicher Abfälle. Diese gesetzlichen Vorgaben bilden den rechtlichen Rahmen für die Recyclingaktivitäten.

5. Optimierung der Baustellenlogistik und Aufbereitung

Eine optimierte Baustellenlogistik ist entscheidend für die erfolgreiche Verwertung von Abbruchabfällen. Sie muss an die Bedingungen vor Ort und die angestrebte Verwertung angepasst sein und kombiniert meist Abbruch und selektiven Rückbau. Zentrale Elemente sind Methoden zur Detektion, Sortierung und Trennung von Baumaterialien, gefolgt von der Aufbereitung in mobilen oder stationären Anlagen. Spezialisierte Entsorger sind für bestimmte Abfälle erforderlich. Für Verbundwerkstoffe wie Beton gibt es vielversprechende Forschungsansätze, die aber noch nicht im industriellen Maßstab eingesetzt werden. Die Ermittlung von Schadstoffbelastungen ist bei unbekannter Herkunft der Baustoffe schwierig und oft nur stichprobenartig möglich. Für den Abriss von Bestandsgebäuden ist gemäß Gefahrstoffverordnung ein Abriss- und Schadstoffkataster mit Rückbau- und Entsorgungskonzept vorgeschrieben.

II.Recycling von PVC Fensterprofilen

Ein wesentlicher Hemmfaktor beim Recycling von PVC-Fensterprofilen ist die energetische Verwertung eines beträchtlichen Anteils (ca. 30% im Jahr 2018) aufgrund unwirtschaftlicher Sammlung kleiner Mengen. Die REACH-Verordnung regelt den Cadmiumgehalt in Recycling-PVC. Trotz funktionierender Recyclingstrukturen besteht ein großes Potenzial zur Steigerung der Recyclingquote. Die lange Nutzungsdauer der Fenster (30-40 Jahre) und die hohe historische Produktionsmenge (Produktionsspitze 1997 mit 12,6 Millionen Einheiten) führen zu einem wachsenden Abfallaufkommen. Modellansätze fokussieren auf Förderprogramme zur Steigerung der Sammlung und des Einsatzes von PVC-Rezyklat, unter Berücksichtigung ökologischer und sozio-ökonomischer Machbarkeit.

1. Hemmnisse beim Recycling von PVC Fenstern

Ein Hauptproblem beim Recycling von PVC-Fensterprofilen ist die geringe Wirtschaftlichkeit der Sammlung kleiner Mengen. Im Jahr 2018 wurden ca. 30% des PVC-Abfallaufkommens aus Altfenstern energetisch verwertet, anstatt werkstofflich recycelt. Dies liegt vor allem an den ökonomischen Herausforderungen bei der Sammlung kleiner Mengen, die aus dem privaten Bereich stammen. Obwohl eine funktionierende Recyclingstruktur besteht, schränkt diese ineffiziente Sammlung das Potenzial zur Steigerung der Recyclingquote erheblich ein. Die lange Lebensdauer von PVC-Fenstern (30-40 Jahre) und die hohe historische Produktionsmenge (Produktionsspitze 1997 mit 12,6 Millionen Einheiten) führen zu einem kontinuierlich wachsenden Abfallaufkommen in den kommenden Jahren, was die Herausforderung weiter verstärkt. Zusätzlich stellt die Verwendung von Cadmium und Blei als Stabilisatoren in älteren PVC-Fenstern ein Hindernis für das Recycling dar.

2. Förderpotenziale und Modellansätze für PVC Recycling

Trotz der Hemmnisse besteht ein erhebliches Potenzial zur Verbesserung des PVC-Fenster-Recyclings. Der Einsatz von rezykliertem Material reduziert Treibhausgasemissionen deutlich (ca. 1,8 t CO2-Äquivalente pro Tonne PVC-Rezyklat). Dieses Potenzial hängt jedoch von Transportdistanzen und -effizienzen ab. Als Lösungsansatz werden gezielte Förderprogramme der öffentlichen Hand vorgeschlagen, um die Sammlung von Kleinstmengen anzuregen und den Einsatz von Sekundärrohstoffen in Sanierungs- und Neubauprojekten zu fördern. Solche Programme könnten lokale Sammelstrukturen ausbauen und auch unwirtschaftliche Regionen abdecken. Die Preisdifferenz zwischen Primär-PVC und PVC-Rezyklat könnte durch Fördermaßnahmen erhöht werden, wobei die rechtliche Machbarkeit und die Einhaltung des Gleichbehandlungsgrundsatzes zu beachten sind. Die öffentliche Beschaffung könnte ökologisch vorteilhafte Produkte bevorzugen.

3. Schadstoffkontrolle und Kennzeichnung von Recyclingprodukten

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die zuverlässige Erfassung der Schadstoffgehalte in recycelten PVC-Produkten. Derzeit erfolgt die Kontrolle stichprobenartig, ein europaweites Normungsvorhaben („Controlled Loop PVC Recycling von Kunststofffenstern“) soll diesen Prozess verbessern. Eine Ausweitung der Kontrollmechanismen und Dokumentation beim Inverkehrbringen durch die Hersteller ist organisatorisch möglich. Um die Akzeptanz auf dem Absatzmarkt zu erhöhen, müssen Recyclingprodukte (RC-Produkte) einheitlich gekennzeichnet werden, in Bezug auf Qualitätsmerkmale und potentielle Risiken. Die Implementierung einer einheitlichen Kennzeichnung wird als sozio-ökonomisch machbar eingestuft. Nachhaltigkeitszeichen könnten die Absatzchancen verbessern, während die explizite Kennzeichnung von Risiken zu finanziellen Einbußen führen kann. Die sozio-ökonomische Machbarkeit wird daher als teilweise gegeben eingeschätzt.

4. Ökologische und Sozio ökonomische Machbarkeit von Maßnahmen

Die ökologische Machbarkeit von Förderprogrammen zur Erhöhung der Preisdifferenz zwischen Primär- und Recycling-PVC wird als teilweise gegeben bewertet. Die Ökobilanz muss die notwendigen Aufwendungen für Transport und Sammlung sowie potentielle Nachteile für Mensch und Umwelt berücksichtigen. Alternative Verwertungswege (z.B. energetische Verwertung) können im Einzelfall ökologisch sinnvoll sein. Die ökologische Vorteilhaftigkeit der derzeitigen Abfallbewirtschaftung ist heterogen und variabel. Die sozio-ökonomische Machbarkeit der Forschung und Entwicklung neuer Recyclingverfahren hängt von der Amortisation der Investitionen oder einem gesellschaftlichen Mehrwert ab. Beispiele wie das „ECO.PROFILE-Verfahren“ von aluplast zeigen, dass neue Verfahren unter ökonomischen Gesichtspunkten umsetzbar sind. Die Verhältnismäßigkeit wird durch Marktkräfte und gesellschaftliche Relevanz bestimmt.

III.Recycling von Flachglas aus Fenstern

Die Recyclingquote von Flachglas ist limitiert durch die Anforderungen an die Reinheit des Materials. Verunreinigungen durch andere Stoffströme auf Baustellen erschweren die Aufbereitung. Modellansätze beinhalten die Verbesserung der Sammellogistik (z.B. durch Container-Abholung und eine Online-Informationsplattform), Schulungsmaßnahmen für Rückbauunternehmen zur Verbesserung der Getrennthaltung und die Entwicklung effizienter Sortieranlagen. Die wirtschaftliche Machbarkeit hängt von der Nachfrage und der Bereitschaft der Bauverantwortlichen, für sauber getrenntes Flachglas höhere Preise zu zahlen, ab. Der Vergleich mit dem System Rewindo wird gezogen.

1. Herausforderungen beim Flachglasrecycling

Ein Haupthindernis beim Recycling von Flachglas aus Fenstern ist die unzureichende Trennung von anderen Abfällen auf Baustellen. Flachglas wird oft nicht in separaten Containern gesammelt, sondern vermischt mit Keramik, Metallen, organischen und mineralischen Abfällen. Diese Verunreinigung führt zu einem Mehraufwand bei der Aufbereitung und reduziert die Qualität des Sekundärrohstoffs. Das Problem liegt zum Teil im „Faktor Mensch“ und der mangelnden Aufklärung über die fachgerechte Entsorgung. Auf vielen Baustellen fehlen separate Behälter, oft mangels Platz. Die Verantwortlichkeiten für die Einhaltung der Vorschriften sind nicht immer klar geregelt, was die getrennte Sammlung erschwert. Rückbauunternehmen priorisieren oft nicht die Einhaltung der Vorschriften, wenn sie das Flachglas nicht selbst zum Recycler transportieren, sondern an andere Firmen weitergeben oder auf die Deponie bringen. Um dies zu verbessern, werden verpflichtende Rückbaukonzepte vorgeschlagen, die bereits in der Genehmigungsphase festgelegt werden.

2. Möglichkeiten zur Verbesserung des Flachglasrecyclings

Um die Qualität des Flachglasrecyclings zu verbessern, werden verschiedene Maßnahmen vorgeschlagen. Eine verbesserte Aufklärung über fachgerechte Entsorgungsmöglichkeiten ist essentiell. Schulungsmaßnahmen für Rückbauunternehmen, um das Wissen über die Bedeutung der Reinheit von Flachglasabfällen zu vermitteln, werden als wichtiger Schritt angesehen. Der „Glasrecyclingtag“ dient als positives Beispiel für erfolgreiche Aufklärungskampagnen und könnte thematisch erweitert werden, um auch Mitarbeiter von Rückbauunternehmen anzusprechen. Flachglashütten und aufbereitende Unternehmen sollten diese Maßnahmen federführend gestalten und finanzieren, unterstützt durch Verbände und das Bundesministerium für Umwelt. Eine Verbesserung der Sammellogistik durch die Abholung von Containern mit kleineren Mengen, ähnlich dem Rewindo-Modell, könnte die Effizienz steigern. Eine Online-Plattform zur Information über anfallende Flachglasmengen könnte die Koordination zwischen Rückbauern und Recyclern verbessern. Die Bereitstellung separater Container auf Baustellen ist organisatorisch möglich, aber durch Platzmangel erschwert. Eine geschickte Koordination der Behälterstandzeiten und verpflichtende Rückbaukonzepte können helfen.

3. Marktbedingungen und ökonomische Anreize

Die Marktsituation für Flachglas ist aktuell zufriedenstellend, da die Nachfrage nach Altglas hoch ist und etablierte Verwertungswege bestehen. Ein möglicher Interessenskonflikt besteht jedoch zwischen Rewindo-Partnern (interessiert an PVC-Rahmen) und Glasaufbereitungsanlagen. Bilaterale Vereinbarungen könnten diesen Konflikt lösen. Die zunehmende Rohstoffknappheit (Sand) könnte die Nachfrage nach Flachglasscherben erhöhen und den Wiedereinsatz in neuen Flachglasprodukten fördern. Alternativ könnte die Preisdifferenz zwischen Primärrohstoffen und Flachglasrezyklat durch gezielte Maßnahmen erhöht werden. Die Reinheit des Flachglasrezyklats ist entscheidend für den Wiedereinsatz in der Flachglasproduktion; derzeit fehlende Sortieranlagen, die Scherben nach chemischer Zusammensetzung unterscheiden können, sind ein Hemmnis. Die Entwicklung wirtschaftlicher Sortieranlagen mit Sensoren zur Detektion von Flachglas und Unterscheidung eisenreicher/eisenarmer Scherben ist daher sinnvoll, um die Verwendung von hochwertigen Scherben in der Flachglasproduktion zu erhöhen.

4. Ökologische und sozio ökonomische Aspekte

Die ökologische Machbarkeit der Maßnahmen wird differenziert bewertet. Eine geschlossene Kreislaufführung (Einsatz von Sekundärrohstoffen aus Flachglasabfällen in der Flachglasproduktion) kann zu mehr Transporten führen und die Ökobilanz negativ beeinflussen. Diese transportbedingten Emissionen sind jedoch im Vergleich zu den Einsparungen bei der Verwendung von importierten hochwertigen Sanden gering. Strukturelle Veränderungen wie der Ausbau der Recyclingkapazitäten können die ökologische Bilanz langfristig verbessern. Die sozio-ökonomische Machbarkeit von Schulungsmaßnahmen für Rückbauunternehmen ist gegeben, da diese zu einer verbesserten Abfallqualität und höheren Erlösen führen. Die Kosten der Schulungen könnten von verschiedenen Akteuren (Rückbauunternehmen, aufbereitende Unternehmen, Glashütten, Verbände) getragen werden. Es muss jedoch sichergestellt werden, dass die separaten Erfassung von Flachglas für die Bauverantwortlichen auch wirtschaftlich sinnvoll bleibt, um zu verhindern, dass Flachglas nicht recycelt, sondern beispielsweise auf der Deponie landet.

IV.Recycling von Porenbeton

Das Recycling von Porenbeton wird durch das Fehlen etablierter Sammelsysteme und Verwertungswege behindert. Die Abfallqualität ist aufgrund der inhomogenen Zusammensetzung des Bauabbruchmaterials schlecht. Modellansätze konzentrieren sich auf die Forschung und Entwicklung von industriellen Sortiertechniken (z.B. optische Kamerasysteme) und die Einführung eines eigenen Abfallschlüssels. Schulungen für Rückbauunternehmen zur Verbesserung der stofflichen Getrennthaltung und die verpflichtende Nutzung digitaler Informationssysteme (z.B. BIM) sind weitere wichtige Punkte. Die ökonomische Machbarkeit hängt stark von der Logistik und der Schaffung einer Nachfrage nach Porenbeton-Rezyklat ab.

1. Hemmfaktoren beim Porenbetonrecycling Mangelnde Sammel und Verwertungssysteme

Ein zentrales Problem beim Recycling von Porenbeton ist das Fehlen etablierter Sammel- und Verwertungssysteme. Im Gegensatz zu anderen Baustoffen, wie beispielsweise durch das Rewindo-System abgedeckte PVC-Fensterprofile, existieren für Porenbetonabbruch bislang keine industriell umgesetzten Verwertungswege. Obwohl Forschungsarbeiten vielversprechende Ansätze liefern, ist aktuell keine praxistaugliche Verwertung im industriellen Maßstab verfügbar. Die dezentrale Anfallstruktur des Materials stellt eine Herausforderung für die flächendeckende Sammlung und die Bereitstellung einer effizienten Verwertung dar. Die Analogie zu den Herausforderungen beim Recycling von Altfensterprofilen wird gezogen, wobei der wesentliche Unterschied im Fehlen etablierter Verwertungswege für Porenbeton liegt. Die gezielte Förderung von Forschung und Entwicklung zur Entwicklung industriell einsetzbarer Verwertungsprozesse wird als entscheidend für die Verbesserung der Situation erachtet.

2. Verbesserung der Abfallqualität durch sortenreine Erfassung

Eine entscheidende Voraussetzung für eine erfolgreiche Verwertung von Porenbetonabbruch ist die sortenreine Erfassung auf Baustellen. Der selektive Rückbau von Porenbeton spielt dabei eine wichtige Rolle. Der Abfallerzeuger (Bauverantwortlicher) ist gemäß § 9 KrWG für die getrennte Abfallhaltung verantwortlich. § 8 GewAbfV verpflichtet Abfallerzeuger und -besitzer zur getrennten Sammlung und Beförderung von Bau- und Abbruchabfällen und zur Priorisierung der Wiederverwertung oder des Recyclings. Um dies in der Praxis für Porenbetonabbruch zu gewährleisten, muss bereits auf der Baustelle eine Selektion des Mauerwerks stattfinden, um Porenbeton von anderen Materialien (Ziegel, Beton) zu trennen. Eine Vorerkundung des abzureißenden Bauwerks, inklusive Nutzungsgeschichte und Gebäudeanalyse, hilft bei der Lokalisierung von Porenbeton-Bauteilen. Eine Verpflichtung zum selektiven Rückbau wird als wenig sinnvoll erachtet, da Porenbeton oft nur in einzelnen Bauteilen verbaut ist. Die manuelle Sortierung ist aufwendig und unwirtschaftlich; Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass automatisierte Sortierung mittels optischer Kamerasysteme möglich und in bestehende Anlagen integrierbar ist.

3. Schadstoffregelungen und Abfallschlüssel

Die Verwertung von Porenbetonabbruch als Sekundärrohstoff ist durch die Schadstoffproblematik des Bauabbruchmaterials insgesamt erschwert. Bauabbruchmaterial ist ein inhomogenes Gemisch, dessen Bestandteile sich mit dem aktuellen Stand der Technik nicht vollständig trennen lassen. Dies führt zu einer ungewollten Überschreitung von Schadstoffgrenzwerten und einer damit erschwerten Verwertung. Gipshaltige Baustoffe können beispielsweise hohe Sulfatkonzentrationen und teerhaltige Anstriche PAKs enthalten. Gemäß § 9 Abs. 1 KrWG müssen Abfälle getrennt gehalten werden; Ausnahmen sind unter § 9 Abs. 2 Satz 2 Nr. 2 KrWG geregelt. Ein eigener Abfallschlüssel für Porenbetonabbruch könnte die Reinheit des Materials steigern und die Nutzung in Recyclingprozessen erleichtern. Die Einführung eines solchen Schlüssels würde auch zur Realisierung einer Produktverantwortung beitragen, indem klare Materialpfade generiert werden. Schulungen für Mitarbeitende von Rückbauunternehmen zur fachgerechten Trennung und Entsorgung der Abfälle werden vorgeschlagen, um die Abfallqualität zu verbessern.

4. Modellansätze und Maßnahmen zur Verbesserung des Porenbetonrecyclings

Um das Recycling von Porenbeton zu verbessern, werden verschiedene Maßnahmen vorgeschlagen. Zentrale, gesteuerte Sammelsysteme, analog zu Rewindo, könnten die Sammlung dezentral anfallender Materialien verbessern. Schulungen für Rückbauunternehmen zur fachgerechten Trennung und Entsorgung von Abfällen werden als umsetzbar und ökologisch sinnvoll angesehen. Die Schulungen könnten über etablierte Stellen (IHK, TÜV) angeboten und von den Unternehmen selbst finanziert werden. Für Neubauten könnte die verpflichtende Nutzung digitaler Informationssysteme wie BIM (Building Information Modelling) das Monitoring der verwendeten Baustoffe verbessern. Die Erzeugung einer Nachfrage nach Porenbetonabbruch als Sekundärrohstoff ist essentiell und erfordert die Überzeugung aller Beteiligten (Recyclingunternehmen, produzierende Unternehmen, Abrissunternehmen, private Bauverantwortliche). Die ökologische Machbarkeit der Schulungsmaßnahmen wird positiv bewertet, da die positiven ökologischen Folgeeffekte (Einsparung von Primärrohstoffen) die negativen Effekte (Reiseaufwand etc.) überwiegen. Die Maßnahmen werden als machbar eingestuft.