OPUS 4 | Zukunftsrollen öffentlicher Bibliotheken-Eine Untersuchung zur internationalen Entwicklung

Zukunftsrollen öffentlicher Bibliotheken

Dokumentinformationen

Autor

Tina Schurig

instructor/editor Prof. Dr. Martin Götz
Schule

Hochschule der Medien Stuttgart

Fachrichtung Bibliotheks- und Informationsmanagement
Dokumenttyp Bachelorarbeit
Ort Stuttgart
Sprache German
Format | PDF
Größe 1.10 MB

Zusammenfassung

I.Begriffsklärung und Auffassungen von Bibliotheksrollen

Die Arbeit untersucht die Zukunftsrollen öffentlicher Bibliotheken, ausgehend von bestehenden Rollenmodellen. Das Modell der American Library Association (ALA) aus den 1980er Jahren, basierend auf Lowell Martins Arbeit, dient als Grundlage. Es beschreibt einen Prozess der Rollenfindung in sieben Phasen, inklusive Zielgruppendefinition, Medienauswahl und der Festlegung von Zielen und Umsetzungsstrategien für die Bibliotheksfunktionen. Die Bedeutung regelmäßiger Analysen des Bibliotheksbedarfs und der Erstellung von Gemeindeprofilen zur Anpassung des Angebots wird betont. Die Bibliotheksrollen sind dynamisch und müssen im Hinblick auf zukünftige Entwicklungen ständig hinterfragt werden.

1. Das ALA Rollenmodell und der Rollenfindungsprozess

Der zentrale Punkt dieses Abschnitts ist die Auseinandersetzung mit dem Rollenmodell der American Library Association (ALA), das auf Lowell Martins Arbeit aus den 1980er Jahren basiert. Dieses Modell soll öffentlichen Bibliotheken in Amerika helfen, ihr Dienstleistungsangebot gezielt auf bestimmte Zielgruppen innerhalb der Kommune auszurichten. Der Prozess der Rollenfindung wird als mehrstufiger Zyklus beschrieben, der sieben Phasen umfasst. Diese Phasen beinhalten die Definition der Rollen, die Festlegung der wichtigsten Zielgruppen und Medienangebote, die Bewertung der Zweckmäßigkeit der Medienauswahl und die Definition von Zielen und messbaren Ergebnissen. Besonders hervorgehoben wird die Notwendigkeit, in der vierten Phase („writing goals and objectives“) die zukünftige Umsetzung der festgelegten Rollen zu planen. Die ALA bietet zusätzliche Anhaltspunkte zur genaueren Bestimmung der Bibliotheksrollen und deren Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Community. Diese methodische Herangehensweise dient als Grundlage für die weitere Untersuchung von Bibliotheksrollen und deren zukünftiger Entwicklung.

2. Methoden zur Erschließung des Bibliotheksumfelds

Neben dem ALA-Modell werden weitere Methoden zur Analyse des Bibliotheksumfelds vorgestellt. Im Mittelpunkt steht die Erfassung des Informations- und Bibliotheksbedarfs der Kommune durch geeignete Methoden. Hierbei wird die Notwendigkeit betont, regelmäßig Analysen durchzuführen, da sich die Erwartungen der Kommune im Laufe der Zeit verändern. Ein wichtiger Aspekt ist die Erstellung eines Gemeindeprofils mithilfe von Umfragen. Dieses Profil soll das Umfeld der Bibliothek detailliert beschreiben, indem es Faktoren wie unterschiedliche Einrichtungen, das Bildungsniveau und das Wirtschaftspotenzial der Stadt berücksichtigt. Die gewonnenen Daten dienen nicht nur der Beschreibung des Umfelds, sondern auch als Grundlage für Argumentationen und die Leistungsmessung der Bibliothek. Die gewonnenen Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit, die bestehenden Bibliotheksrollen regelmäßig zu überprüfen und im Kontext zukünftiger Entwicklungen zu betrachten.

3. Dynamik von Bibliotheksrollen und Anpassung an den Wandel

Ein Kerngedanke des Abschnitts ist die Dynamik von Bibliotheksrollen. Es wird deutlich gemacht, dass die Rollen nicht statisch sind, sondern sich im Laufe der Zeit verändern. Dies wird begründet mit der sich verändernden Nachfrage der Kommune und den sich stetig wandelnden gesellschaftlichen Bedingungen. Daher ist die kontinuierliche Hinterfragung der bestehenden Rollen und deren Einordnung in Bezug auf zukünftige Rollen unerlässlich. Öffentliche Bibliotheken müssen sich flexibel an die Bedürfnisse ihrer Kommune anpassen, und dies wird als wichtiger Aspekt für eine erfolgreiche Profilbildung der Bibliotheken angesehen. Die Notwendigkeit, das eigene Angebotsspektrum an Dienstleistungen, Medienauswahl und Veranstaltungen an den spezifischen Bedürfnissen der jeweiligen Kommune auszurichten, wird als Schlüssel für den Erfolg der Bibliothek unterstrichen. Die Anpassung des Angebots und die Vermeidung einer Überlastung der Ressourcen werden als wichtig für die Aufrechterhaltung der Arbeitsqualität dargestellt.

II.Europaweites Projekt Library Ranking Europe LRE

Das 2015 gestartete Library Ranking Europe (LRE) bewertet die Qualität der Bibliotheksarbeit, hebt Stärken im sozialen Engagement, der Leseförderung und der digitalen Vermittlung hervor und verdeutlicht die Bedeutung von Bibliotheken im Bildungsbereich für die EU und nationale Politiker. Die Studie beinhaltet Interviews mit Bibliotheksleitern und Nutzern, die die Wichtigkeit von formelle und informellem Lernen in europäischen Bibliotheken hervorheben. Die Studie dient als Vergleichsmaßstab für die Bibliotheksentwicklung in Europa.

1. Überblick zum Library Ranking Europe LRE

Das Library Ranking Europe (LRE), das 2015 nach erfolgreichen Testläufen startete, stellt einen neuen Ansatz im europäischen Bibliotheksvergleich dar. Im Gegensatz zu einer reinen Definition von Bibliotheksrollen konzentriert sich LRE auf die Bewertung der Bibliotheksarbeit anhand verschiedener Kriterien. Ziel ist es, die Bedeutung von Bibliotheken im sozialen und digitalen Kontext in Europa zu verdeutlichen und ihre wichtige Rolle im Bildungsbereich sowohl bei der EU als auch bei den Politikern der einzelnen Mitgliedsstaaten hervorzuheben. Das Ranking hebt insbesondere die Stärken von Bibliotheken im sozialen Engagement, in der Leseförderung und in der digitalen Vermittlung hervor, und liefert somit wertvolle Daten für die zukünftige strategische Ausrichtung öffentlicher Bibliotheken in Europa. Durch den europaweiten Vergleich soll ein umfassenderes Bild der Bibliothekslandschaft und ihrer Herausforderungen gewonnen werden.

2. Ergebnisse der LRE Studie und Interviews

Ergänzend zum Ranking wurden Interviews mit Bibliotheksnutzern und -leitern sowie Diskussionsgruppen durchgeführt. Ein wichtiger Aspekt der Studie war die Erforschung der zukünftigen Ziele der Bibliotheken. Die Ergebnisse der Interviews unterstreichen die bedeutende Rolle von Bibliotheken in Europa bei der Bereitstellung von Zugang zu formellem und informellem Lernen. Das breite Angebot an Dienstleistungen im Bildungsbereich wird von den Nutzern stark frequentiert, wobei die Services im Bereich der Informationstechnologie und der digitalen Vermittlung besonders hervorgehoben wurden. Diese Befunde untermauern die Notwendigkeit, die digitalen Kompetenzen des Bibliothekarischen Personals weiter zu fördern und die Bereitstellung digitaler Ressourcen auszubauen. Die gewonnenen Daten und Eindrücke liefern eine wichtige Grundlage für die Entwicklung zukünftiger Strategien und die Anpassung der Bibliotheksarbeit an die Anforderungen der digitalen Gesellschaft.

III.Ländervergleich Dänemark England Australien Finnland USA

Die Arbeit analysiert verschiedene nationale Ansätze zur Bibliotheksentwicklung. In Dänemark unterstützt die Nationale Bibliotheksbehörde und die Carina-Kommission Bibliotheken bei der Rollenfindung. In England hilft das Arts Council England bei der Verbesserung des Einkommens und der Entwicklung innovativer Dienstleistungen. In Australien beleuchtet das Projekt „The Edge“ den Zugang zu Informationen und Kommunikationstechnologien. Die Studie „The Library Divided“ der State Library of Queensland ermittelt Stärken und zukünftige Trends. In Finnland gewährleistet das Kulturministerium die Qualität durch zehn empfohlene Managementfaktoren und die Vernetzung mit anderen Einrichtungen. Die USA zeigen vielfältige Bibliotheksrollen, von der Ausleihe populärer Medien bis hin zur Rolle als Lernort und Partner im Bildungsbereich, wie die Studie von Kenneth Shearer (North Carolina University, 1992) aufzeigt. Diese Studien liefern wertvolle Einblicke in verschiedene Modelle der Bibliotheksarbeit.

1. Dänemark Nationale Unterstützung und Förderung

In Dänemark existieren verschiedene Steuerungsmaßnahmen zur Unterstützung von Bibliotheken. Die Nationale Bibliotheksbehörde kümmert sich um alle Belange der Bibliotheks- und Medienarbeit und fördert innovative Projekte über einen Entwicklungsfonds. Zusätzlich unterstützt die Carina-Kommission die Bibliotheken bei der Bestimmung ihrer Rolle in der heutigen Wissensgesellschaft, unter Berücksichtigung der Globalisierungsstrategie und mit Fokus auf Ausbildung und lebenslanges Lernen. Diese staatliche Unterstützung und die aktive Beteiligung von Kommissionen zeigen ein hohes Maß an Engagement für die Weiterentwicklung des Bibliothekswesens in Dänemark. Die Bereitstellung von finanziellen Mitteln für innovative Projekte ermöglicht es den Bibliotheken, sich an gesellschaftliche Veränderungen anzupassen und neue Dienstleistungen zu entwickeln. Die Kombination aus staatlicher Regulierung und finanzieller Förderung schafft ein günstiges Umfeld für die Weiterentwicklung der Bibliothekslandschaft.

2. England Arts Council England und die Zusammenarbeit

In England spielt das Arts Council England eine zentrale Rolle bei der Unterstützung von Bibliotheken. Das Council steht im ständigen Dialog mit den Bibliotheken, führt regelmäßig Besuche durch und evaluiert die Ausstattung der Einrichtungen. Es identifiziert Herausforderungen und fördert die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren, um das Einkommen der Bibliotheken zu verbessern und die Entwicklung gezielterer und innovativer Dienstleistungen zu ermöglichen. Das Engagement des Arts Council England in verschiedenen Projekten unterstreicht die Bedeutung von Bibliotheken für die Gesellschaft und die Bereitschaft, diese aktiv zu fördern. Die Unterstützung bei der Verbesserung des Einkommens ermöglicht den Bibliotheken die Finanzierung von neuen Projekten und die Erweiterung ihres Dienstleistungsangebots. Die Fokussierung auf Kooperation unterstreicht die Bedeutung von Netzwerken für die Weiterentwicklung des Bibliothekswesens.

3. Australien Initiativen zur Stärkung des Bibliothekswesens

Die australische Betrachtungsweise der Bibliotheksentwicklung zeigt sich in verschiedenen Initiativen. Das Projekt „The Edge“ der Regierung, in Zusammenarbeit mit bibliothekarischen Organisationen, verbessert den Zugang zu Informationen und Kommunikationstechnologien. Die State Library of Queensland initiierte die Studie „The Library Divided“, um Stärken von Bibliotheken zu identifizieren und zukunftsweisende Trends zu entwickeln. Zusätzlich wurde ein Programm zur Berechnung des Gewinnanteils von Bibliotheksservices innerhalb der Kommune geschaffen. Das „five stages“-Projekt analysiert globale Trends und deren Einfluss auf das Bibliothekswesen. Interviews mit Interessensvertretern, Workshops und Szenarienanalysen („backcasting“) werden als Methoden zur Entwicklung zukunftsorientierter Strategien eingesetzt. Diese multi-faceted Ansätze zeigen ein starkes Bestreben, die Rolle der Bibliotheken in der Gesellschaft zu stärken und die Anpassung an zukünftige Herausforderungen zu gewährleisten.

4. Finnland Managementregeln und Vernetzung

In Finnland wird die Bibliotheksarbeit durch klare Managementregeln gesteuert, die vom Ministerium für Kultur und Bildung herausgegeben werden. Zehn Managementfaktoren sollen die Qualität der Bibliotheken gewährleisten, wobei Aspekte wie Arbeitsumfeld, Nutzergruppen und soziale Verantwortung berücksichtigt werden. Besondere Bedeutung wird der Vernetzung mit anderen Einrichtungen beigemessen, um bessere Dienstleistungen anbieten zu können. Die klare Strukturierung der Bibliotheksarbeit und die Förderung von Kooperationen zeigen eine systematische Herangehensweise an die Weiterentwicklung und Qualitätssicherung des Bibliothekswesens. Die Fokussierung auf Vernetzung unterstreicht die Bedeutung von Kooperation als Schlüssel für den Erfolg der Bibliotheken in der Zukunft. Das Engagement des Ministeriums zeigt die große Wertschätzung des finnischen Staates für die Rolle der öffentlichen Bibliotheken.

5. USA Rollenschwerpunkte und innovative Ansätze

In den USA wurden nach der Veröffentlichung der Methodik der Rollenmodelle verschiedene Rollenschwerpunkte festgestellt. Kenneth Shearers Vergleich (1992) zeigt die Dominanz der Rolle der Ausleihe populärer Materialien, gefolgt von der Auskunftsbibliothek und der Rolle als Lernort für Schüler. Das Bibliothekssystem wurde neu strukturiert, mit Fokus auf zentrale Zugänglichkeit, Netzwerkarbeit (national und international) und Kooperation mit anderen Einrichtungen. Die Ausleihe von Medien, digitale Vermittlung und Leseförderung sind zentrale Bereiche der Bibliotheksarbeit. Bibliotheken gelten als kreative und innovative Einrichtungen, die zu Hauptpartnern im Bildungsbereich geworden sind. Die Unterstützung durch die Regierung, Wohltätigkeitsorganisationen und eine starke Lobby schafft gute Voraussetzungen für Innovationen. Die vielfältigen Rollen und die starke Unterstützung unterstreichen das hohe Ansehen und die wichtige Funktion der Bibliotheken in den USA.

IV.Beispielhafte und zukunftsweisende Dienstleistungen

Der Abschnitt präsentiert innovative Bibliotheksangebote. In Dänemark wird die Webseite „Litteratursiden.dk“ und die Kooperation mit „Copenhagen Bombay“ hervorgehoben. In Finnland wird die Onlineplattform „Libraries.fi“ als Beispiel für die Vernetzung und den Zugang zu Wissen genannt. Die Spezialbibliotheken in Helsinki (Soft-/Hardware und Musik) und die Sello Library in Espoo (multikulturelles Angebot) illustrieren innovative Raumkonzepte und Dienstleistungen. In England wird das Projekt „Waiting Room“ mit „Maker-Sessions“ vorgestellt. In Singapur werden „Cybrarian Kiosks“ und die Auslagerung von Sortierarbeiten erwähnt. In den USA wird der „4th Floor“ der Chattanooga Public Library als Beispiel für einen „Maker Space“ und die „Charlotte and Mecklenberg Library“ mit ihrem Theaterprojekt „ImaginOn“ hervorgehoben. Diese Beispiele demonstrieren die kreative Umsetzung von Bibliotheksangeboten und den Rollendesign Bibliotheken im digitalen Zeitalter.

1. Dänemark Digitale Angebote für Kinder und Kooperationen

In Dänemark wird eine nationale Bibliothekswebsite für Kinder als zukunftsweisendes Beispiel genannt. Diese Plattform bietet nicht nur den Zugang zu digitalen Ressourcen, sondern fördert auch die Kooperation mit anderen Einrichtungen, hier konkret mit der Animations- und Filmproduktionsfirma „Copenhagen Bombay“. Die Webseite beinhaltet interaktive Elemente wie das „Ask Olivia-Fragetool“, das Kindern die Möglichkeit bietet, Fragen an Bibliothekare zu stellen. Das Projekt demonstriert die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Bibliotheken und anderen Akteuren und zeigt, wie digitale Medien für Bildungszwecke bei Kindern eingesetzt werden können. Die „Danish Agency for Libraries and Media“ spielte eine zentrale Rolle bei der Initiierung und Organisation dieser Zusammenarbeit. Die Plattform wird als Beispiel für frühzeitige Einbindung von Kindern in das digitale Bibliotheksangebot und die Förderung von Kreativität und digitaler Kompetenz genannt.

2. Dänemark Innovative Testphasen und Nutzerintegration

Fünf Organisationsteams führten Testphasen mit Nutzern durch, die in fünf Installationsphasen gegliedert waren. Der „Literature Lap“ fokussierte auf Literatur und Romane, sowohl in physischer als auch in digitaler Form, inklusive der Präsentation eigener Texte und Diskussionen mit Autoren. Der „Exhibition Lap“ betonte die aktive Einbindung der Nutzer in Ausstellungen und Diskussionen (z.B. „Monday University“). Das Konzept der „Bibliothek ohne Bibliothekare“ in Städten wie Silkeborg und Aalborg ermöglichte den Zugang zu Bibliotheken außerhalb der regulären Öffnungszeiten, unter Nutzung von Zugangscodes oder Krankenversicherungskarten. Die Regierung Dänemarks unterstützt dieses Konzept finanziell. Diese Beispiele zeigen eine aktive Auseinandersetzung mit neuen Technologien und Methoden der Nutzerintegration, um die Bibliotheken attraktiver und zugänglicher zu gestalten. Die Testphasen dienen der Evaluierung von Innovationen und der Verbesserung des Bibliotheksangebots.

3. Finnland Digitale Plattformen und städtische Integration

Finnland präsentiert mit der Onlineplattform „Libraries.fi“ ein Beispiel für eine zentrale Anlaufstelle für verschiedene Bibliotheksdienste. Diese Plattform verbindet traditionelle Services mit digitalen Angeboten und ermöglicht den freien Zugang zu Wissen. Bibliothekare nutzen die Plattform zum Austausch von Informationen und Erfahrungen. Die Spezialbibliothek in Helsinki, die sich auf Soft- und Hardware sowie Computertechnologie konzentriert, zeigt die Integration der Bibliothek in das städtische Geschehen. Das Personal besteht aus Bibliothekaren und Informatikern und bietet Kompetenzschulungen im informationstechnologischen Bereich an (z.B. „Laptop Doctor“). Die „Library 10“ in Helsinki, eine Spezialbibliothek für Musik, unterstreicht den Aspekt der Bibliothek als musikalischen Lernort. Die Sello Library in Espoo, ein „Cultural Department Store“, zeigt eine räumliche Aufteilung nach Schwerpunkten (Lernen, Information, virtuelle Infrastruktur, Kulturcafé, Kultur und Information). Diese Beispiele zeigen eine gelungene Kombination aus digitalen und physischen Angeboten und die bewusste Einbindung der Bibliotheken in das städtische Leben.

4. England und Singapur Maker Spaces und Nutzerpartizipation

In England wird das Projekt „Waiting Room“ als Beispiel für einen „Maker Space“ genannt, das die Zusammenarbeit zwischen kreativen Unternehmen, Organisationen und Bibliotheken fördert (Maker-Wednesdays). In Singapur zeigt die Bishan Library den Trend zur Automatisierung von Prozessen mittels „Cybrarian Kiosks“ (90% des Ausleihvorgangs). Die Auslagerung der Rücksortierung von Medien an externe Firmen freigibt Ressourcen für andere Tätigkeiten. Die Bibliotheken in Singapur konzentrieren sich auf die Bedürfnisse der Nutzer und schaffen einen Ort der Geborgenheit und Sicherheit. In den USA wird die „4th Floor“ der Chattanooga Public Library als Beispiel für einen Maker Space genannt und die „Charlotte and Mecklenberg Library“ mit ihrem Theaterprojekt „ImaginOn“ für Kinder. Diese Beispiele illustrieren, wie Bibliotheken durch Nutzerbeteiligung, innovative Räume (Maker Spaces) und Kooperationen ihr Angebot erweitern und zukunftsfähig gestalten.

5. Zukunftsweisende Trends und Herausforderungen

Die IFLA definiert Schwerpunkte für die zukünftige Bibliotheksarbeit: zukunftsorientierte Technologien (z.B. elektronische Bildungsangebote) und die Notwendigkeit, Nutzer sowohl an den physischen Ort als auch an die digitalen Angebote zu binden. Die Rolle der Bibliothek als kommunaler Treffpunkt und digitaler Vermittler wird hervorgehoben. Zukünftige Services werden zunehmend digitalisiert und rund um die Uhr verfügbar sein. Dies beeinflusst auch die Ausleihe von Medien, die verstärkt als virtuelle Angebote bereitgestellt werden. Die Herausforderungen der Zukunft erfordern neue Strategien und die Akquisition neuer Befürworter für die neuen Rollen. Die Notwendigkeit, die Bibliotheken als wertvolle Partner und Ressourcen für die Gemeinden zu positionieren, wird von June Garcia (USA) betont. Eine zukünftige, einheitliche Bibliotheksrolle wird es nicht geben, stattdessen ist die individuelle Anpassung an die Bedürfnisse der jeweiligen Kommune unerlässlich.

V.Potenzielle Zukunftsrollen öffentlicher Bibliotheken

Die Zukunftsrollen öffentlicher Bibliotheken sind vielfältig und ortspezifisch. June Garcia (Bibliotheksberaterin, USA) betont die Wichtigkeit der Anpassung an die Bedürfnisse der jeweiligen Kommune. Die Studie identifiziert die Rolle als digitaler Vermittler, kommunaler Treffpunkt und Lernort als wichtige Bibliotheksfunktionen der Zukunft. In Australien wird die Bibliothek als digitaler „Trendsetter“ gesehen, der Kompetenzschulungen und Online-Zugänge anbietet. Die Finanzierung und die Qualifikation des Bibliotheksmanagements werden als wichtige Herausforderungen der Zukunft genannt. Die Notwendigkeit, den Wert öffentlicher Bibliotheken für die Steuerzahler zu demonstrieren, wird hervorgehoben. Die Studie zeigt, dass der Verbleib in dem traditionellen Bibliotheksangebot mit der Ausleihe an physische Medien alleine nicht ausreicht, sondern dass eine Anpassung an die aktuellen Technologien und Bibliotheksbedarf notwendig ist.

1. Beispiele aus Dänemark Erweiterung des Bibliothekskonzepts

Der Abschnitt präsentiert innovative Beispiele aus Dänemark, die über die traditionellen Bibliotheksfunktionen hinausgehen. Die nationale Webseite für Kinder, in Zusammenarbeit mit „Copenhagen Bombay“, verbindet den Zugang zu digitalen Medien mit der Förderung von Kreativität und digitaler Kompetenz. Die Testphasen mit verschiedenen Installationen („Literature Lap“, „Exhibition Lap“) zeigen den Versuch, Bibliotheken lebendiger und interaktiver zu gestalten und die Nutzer aktiv einzubeziehen. Das Konzept der „Bibliothek ohne Bibliothekare“ ermöglicht den Zugang zu Bibliotheksressourcen außerhalb der regulären Öffnungszeiten. Diese Initiativen demonstrieren die kreative Umsetzung neuer Technologien und die Erweiterung der Bibliotheksrolle über die reine Medienausleihe hinaus, in Richtung Lernort, kultureller Begegnungsstätte und digitaler Anlaufstelle. Die Beispiele verdeutlichen, wie Bibliotheken durch flexible Öffnungszeiten und innovative digitale Angebote attraktiver für ein breiteres Publikum werden können. Die finanzielle Unterstützung durch die dänische Regierung unterstreicht die Bedeutung dieser Entwicklungen.

2. Finnland Digitale Vernetzung und innovative Raumkonzepte

Finnland präsentiert mit „Libraries.fi“ ein Beispiel für eine erfolgreiche digitale Plattform, die verschiedene Services in einer Anlaufstelle zusammenführt. Dies erleichtert den Zugriff auf Informationen und den Austausch zwischen Bibliothekspersonal und Nutzern. Die Spezialbibliothek in Helsinki mit dem Fokus auf Soft- und Hardware sowie die „Library 10“ mit Schwerpunkt Musik zeigen innovative Raumkonzepte, die Bibliotheken als aktive Akteure im städtischen Geschehen positionieren. Die Sello Library in Espoo mit ihrer multikulturellen Ausrichtung und räumlicher Gliederung nach unterschiedlichen Funktionen demonstriert ein flexibles Bibliotheksmodell, das auf die Bedürfnisse einer multikulturellen Bevölkerung eingeht. Diese Beispiele zeigen, wie Finnland digitale Technologien und innovative Raumkonzepte nutzt, um die Bibliotheksrolle im 21. Jahrhundert neu zu definieren und die Bibliotheken als zentralen Orte der Begegnung, Information und Weiterbildung zu etablieren. Die Integration in das städtische Leben und die Vernetzung verschiedener Angebote wird dabei besonders betont.

3. England und Singapur Maker Spaces und Automatisierung

In England wird das „Waiting Room“-Projekt mit seinen wöchentlichen „Maker-Sessions“ als Beispiel für einen modernen „Maker Space“ vorgestellt. Die Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen und Künstlern fördert Kreativität und Innovation. In Singapur zeigt die Bishan Library den Trend zur Automatisierung von Prozessen durch „Cybrarian Kiosks“. Die Auslagerung der Rücksortierung von Medien an externe Firmen zeigt einen effizienzorientierten Ansatz. Die Fokussierung auf die Bedürfnisse der Nutzer und die Schaffung eines sicheren und einladenden Raums wird ebenfalls betont. Diese Beispiele belegen, wie Bibliotheken durch die Integration von Maker Spaces, die Automatisierung von Prozessen und die Fokussierung auf die Nutzerbedürfnisse ihre Rolle in der Gesellschaft stärken und ihre Zukunftsfähigkeit sichern können. Der Trend geht dabei hin zu einer stärkeren Zusammenarbeit mit externen Partnern.

4. USA Maker Spaces Theaterprojekte und Community Engagement

Die USA werden als Beispiel für die gelungene Verbindung von klassischen Traditionen und Innovationen in der Bibliotheksarbeit genannt. Die „4th Floor“ der Chattanooga Public Library, ein öffentlicher „Maker Space“, bietet Nutzern die Möglichkeit, praktische Erfahrungen im Bereich Design, Technologie und Naturwissenschaften zu sammeln. Die „Charlotte and Mecklenberg Library“ verbindet die Bibliotheksarbeit mit einem lokalen Theaterprojekt („ImaginOn“), um Kunst, Kultur und Bildung für Kinder erlebbar zu machen. Das hohe Engagement im Bereich des Community Engagements, mit öffentlichen Umfragen und „embedded librarians“, die aktiv an der Lösung von kommunalen Problemen beteiligt sind, wird als besonders positiv hervorgehoben. Diese Beispiele zeigen, wie amerikanische Bibliotheken durch innovative Projekte, Kooperationen und ein starkes Community Engagement ihre Rolle als zentrale Institutionen der Bildung, Kultur und Gemeinschaft stärken.

5. Zukunftsperspektiven und Herausforderungen

Der letzte Abschnitt betont die Bedeutung von zukunftsorientierten Technologien und der Anpassung an die sich verändernden Bedürfnisse der Nutzer. Die IFLA hebt die Integration neuer Technologien, wie elektronische Bildungsangebote, hervor. Bibliotheken müssen dabei sowohl den physischen Ort als auch die digitalen Angebote attraktiv gestalten. Die Rolle als digitaler Vermittler, kommunaler Treffpunkt und Lernort wird als zentral für die Zukunft gesehen. Die zunehmend digitale Ausrichtung der Services und die rund um die Uhr verfügbaren Angebote verändern die Bibliotheksarbeit. Die Herausforderung besteht darin, neue Dienstleistungen zu entwickeln und diese mit geeigneten Finanzierungsmodellen zu unterstützen. June Garcia unterstreicht die Notwendigkeit, die Qualität der Dienstleistungen lokal zu bestimmen und auf die individuellen Bedürfnisse der jeweiligen Kommune abzustimmen.