OPUS 4 | Schulprogramme in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek – Empfehlungen für eine Erschließung unter Berücksichtigung entsprechender Projekte an deutschen Bibliotheken

Schulprogramm-Erschließung: Bestandsanalyse & Katalogisierung

Dokumentinformationen

Autor

Simone Roob

Schule

Hochschule der Medien Stuttgart

Fachrichtung Bibliotheks- und Informationsmanagement
Dokumenttyp Bachelorarbeit
Sprache German
Format | PDF
Größe 0.93 MB

Zusammenfassung

I.Die Problematik der Bestandserschließung von Schulprogrammen in deutschen Bibliotheken

Die Arbeit untersucht die Herausforderungen der Online-Katalogisierung von Schulprogrammen, insbesondere in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek (HAAB). Schulprogramme, historisch gesehen oft Jahresberichte oder Einladungsschriften mit beigefügten wissenschaftlichen Abhandlungen, sind in vielen Bibliotheken unsortiert und unerschlossen. Dies erschwert den Zugang zu wertvollen Informationen für Regionalhistoriker, Biographen und Wissenschaftshistoriker. Die Arbeit analysiert verschiedene Methoden der Erschließung in deutschen Bibliotheken und deren Anwendung auf die Sammlung der HAAB.

1. Der aktuelle Zustand der Schulprogrammsammlungen

Die Bestandserschließung von Schulprogrammen in deutschen Bibliotheken gestaltet sich als schwierig. Schulprogramme, oft unsortiert in Magazinen gelagert, sind für Bibliothekare selbst nur unzureichend bekannt. Die detaillierte Zusammensetzung der Sammlungen bleibt daher weitgehend unbekannt. Dies führt dazu, dass Schulprogramme in modernen Katalogen fehlen und somit unzugänglich sind. Dabei enthalten sie wertvolle Informationen zur Regionalgeschichte, zur Entwicklung des Bildungssektors und bieten wichtige Quellen für Biographen. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf die Katalogisierungsprojekte deutscher Bibliotheken, insbesondere die Bestände der Herzogin Anna Amalia Bibliothek (HAAB), und entwickelt Vorschläge für eine effizientere Katalogisierung unter Berücksichtigung von Vergleichbarkeit und leichter Zugänglichkeit. Die mangelnde Online-Katalogisierung erschwert den Zugriff auf einen wichtigen Bestand an historischen Dokumenten. Das Ziel ist die Entwicklung von Empfehlungen zur Erschließung der Schulprogramme, speziell für die HAAB, um deren Nutzung zu verbessern.

2. Herausforderungen der Online Katalogisierung

Die Online-Katalogisierung von Schulprogrammen stellt sich aufgrund ihrer heterogenen Natur als komplex heraus. Die Definition eines Schulprogramms hat sich im Laufe der Zeit verändert; früher oft Jahresberichte oder Einladungsschreiben, heute vor allem Steuerungselemente der Schulverwaltung. Die beigefügten wissenschaftlichen Abhandlungen haben an Bedeutung gewonnen und stellen oft einen zentralen Bestandteil dar. Die unterschiedlichen Erscheinungsformen und die Entwicklung über Jahrhunderte hinweg erschweren die einheitliche Katalogisierung. Die Vielzahl an historischen Bezeichnungen für Schulen und die häufigen Namensänderungen der Schulen selbst stellen zusätzliche Hürden für die Katalogisierung dar. Die Arbeit analysiert die verschiedenen Herausforderungen, die mit der Erfassung und der Bereitstellung dieser historischen Daten für die Forschung verbunden sind. Die Einbeziehung der verschiedenen Bestandteile der Schulprogramme, wie Jahresberichte und wissenschaftliche Abhandlungen, in die Katalogisierung erfordert spezifische Strategien. Die Problematik der 'Titelsplits' wird als ein wichtiges Hindernis hervorgehoben, welches durch die häufigen Namensänderungen der Schulen und Programme entsteht.

3. Bestandsaufnahme und Vergleich verschiedener Bibliotheken

Eine Umfrage unter sechs größeren wissenschaftlichen Bibliotheken (Universitätsbibliothek Rostock, Forschungsbibliothek Gotha, Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Staatsbibliothek zu Berlin, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen) zeigt eine uneinheitliche Praxis der Bestandserschließung von Schulprogrammen. Die Bibliotheken wenden unterschiedliche Methoden an, oft existiert ein Nebeneinander von Zettelkatalogen (nach Preußischen Instruktionen) und Online-Katalogen (mit Retrokonversion). Die Behandlung der einzelnen Bestandteile (Jahresbericht, wissenschaftliche Abhandlungen) variiert stark. Manche Bibliotheken verzeichnen nur die Abhandlungen, andere nur die Programme als Periodika in der ZDB, wieder andere versuchen beide Bestandteile zu erfassen und zu verknüpfen. Die Universitätsbibliothek Gießen besitzt beispielsweise eine umfangreiche Sammlung, erschließt aber hauptsächlich nur die wissenschaftlichen Abhandlungen. Die Stadtbibliothek Lübeck fokussiert auf die Katalogisierung der Programme als Periodika in der ZDB. Die ULB Düsseldorf hingegen verknüpft Serientitel mit Stücktitelaufnahmen und Aufsätzen – ein Ansatz, der als besonders effizient für die Nutzerfreundlichkeit und die Einhaltung der aktuellen Regelwerke (RAK) bewertet wird. Diese unterschiedlichen Methoden illustrieren die Notwendigkeit einer einheitlicheren Vorgehensweise für die Bestandserschließung. Die Arbeit zeigt die Notwendigkeit einer Standardisierung in diesem Bereich auf, um die Zugänglichkeit und Vergleichbarkeit der Daten zu verbessern. Die verschiedenen Ansätze sind auch im Kontext der verschiedenen Regelwerke (Preußische Instruktionen, RAK) zu sehen.

II.Historische Entwicklung der Schulprogramme

Die historische Entwicklung der Schulprogramme wird von ihren Anfängen im 16. Jahrhundert als Einladungsschreiben bis zu ihrem Niedergang nach dem Ersten Weltkrieg nachgezeichnet. Im 19. Jahrhundert erlangten sie durch den verstärkten Tauschverkehr und die Einbindung wissenschaftlicher Abhandlungen eine größere Bedeutung. Die politische Regulierung und die kriegsbedingte Papierknappheit führten zu Veränderungen in Form und Inhalt. Die wissenschaftliche Relevanz nahm im 20. Jahrhundert ab, wobei die Programme zunehmend nur noch der Informationspflicht gegenüber den Schulbehörden dienten.

1. Frühe Schulprogramme und ihr Wandel

Die Anfänge der Schulprogramme werden im 16. Jahrhundert verortet, zunächst als Einladungsschreiben zu Jubiläen oder Prüfungen. Die Herausgabe war oft verpflichtend, die Form jedoch nicht festgelegt. Wohlhabende Schulen ließen diese Einladungen drucken und ergänzten sie oft mit Texten wie Rektorreden. Andere Programme enthielten pädagogische Abhandlungen und fungierten als Vorläufer der modernen Fachpresse. Mit zunehmendem Tauschverkehr und der Häufigkeit des Erscheinens (und Umfangs) entstand ein großer Arbeitsaufwand in den Bibliotheken. Die Definition des Schulprogramms hat sich über die Zeit verändert: Vor knapp 80 Jahren (um 1933) konnten sie Jahresberichte oder Einladungsschreiben sein; moderne Schulprogramme hingegen sind vor allem Steuerungselemente in der Schulverwaltung. Der Aspekt der Einladung ist in neueren Definitionen nicht mehr zentral, wohl aber die wissenschaftlichen Abhandlungen, die im Laufe der Zeit an Bedeutung gewonnen haben.

2. Standardisierung und Zentralisierung im 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert, insbesondere nach einem Erlass von 1875 im Norddeutschen Bund, wurde das Programmwesen in vielen deutschen Ländern vereinheitlicht. Bayern und Württemberg blieben hiervon zunächst ausgenommen. Die Verbreitung von Schulprogrammen war hauptsächlich im deutschsprachigen Raum anzutreffen, wobei andere deutsche Staaten preußische Regelungen übernahmen (Bayern 1825, Sachsen 1833, Hessen 1853). Ob und wann das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach ähnliche Bestimmungen einführte, ist jedoch nicht belegt. Die einheitliche Gestaltung vieler Schulprogramme des 19. Jahrhunderts aus dem Großherzogtum deutet jedoch auf ähnliche Regelungen hin. Diese Phase der Standardisierung und des verstärkten Austausches von Programmen führte zu einer wachsenden Anzahl an Dokumenten und damit zu einer großen Herausforderung für die Bibliotheken.

3. Der Niedergang der wissenschaftlichen Relevanz im 20. Jahrhundert

Nach dem Ersten Weltkrieg verloren Schulprogramme ihre wissenschaftliche Relevanz. Kriegsbedingte Papierknappheit (1915-1920) führte zu einem vollständigen Verbot. Höhere Schulen mussten stattdessen Jahresberichte verfassen, ohne beigefügte Abhandlungen. Diese wurden nur noch in einfacher schriftlicher Form an die Schulbehörde abgegeben (in Preußen in zweifacher Ausfertigung). Die wenigen noch erscheinenden Abhandlungen wurden vorab angemeldet und in einem Verzeichnis veröffentlicht, so dass die Schulen auswählen konnten, welche für ihren Bestand relevant waren. Die Entwicklung der Schulprogramme spiegelt die politischen Veränderungen wider: Die uneinheitliche Schulführung im 16. und 17. Jahrhundert führte zu einer Vielzahl von Schulschriften. Die Gründung eines Kultusministeriums im frühen 19. Jahrhundert brachte einen grundlegenden Wandel. Die massenhafte Verbreitung von Schulprogrammen führte zu neuen Bestimmungen, um die Flut an Dokumenten zu bewältigen. Die politische Instabilität der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts führte letztendlich zum Verschwinden dieser Literaturgattung.

III.Unterschiedliche Ansätze zur Katalogisierung von Schulprogrammen in deutschen Bibliotheken

Die Arbeit vergleicht die unterschiedlichen Ansätze zur Katalogisierung von Schulprogrammen in sechs großen wissenschaftlichen Bibliotheken (u.a. Staatsbibliothek zu Berlin, Universitätsbibliothek Gießen, Universitätsbibliothek Rostock). Es zeigt sich eine Uneinheitlichkeit in der Erschließung, sowohl in der Ordnung (Zettelkataloge nach Preußischen Instruktionen (PI) vs. Online-Kataloge, RAK-konform) als auch in der Behandlung der Bestandteile (Jahresberichte, wissenschaftliche Abhandlungen). Die ZDB (Zeitschriftendatenbank) spielt eine wichtige Rolle, wird aber nicht einheitlich genutzt.

1. Uneinheitliche Katalogisierungspraktiken

Eine Untersuchung der Katalogisierung von Schulprogrammen in sechs großen deutschen wissenschaftlichen Bibliotheken (u.a. Staatsbibliothek Berlin, Universitätsbibliothek Gießen, Universitätsbibliothek Rostock) zeigt eine bemerkenswerte Uneinheitlichkeit. Die Bibliotheken verwenden unterschiedliche Methoden, oft ein Nebeneinander von traditionellen Zettelkatalogen (basierend auf den Preußischen Instruktionen – PI) und modernen Online-Katalogen (mit Retrokonversion). Die Ordnung der Bestände variiert ebenso stark wie die Behandlung der Bestandteile: Jahresberichte und wissenschaftliche Abhandlungen werden unterschiedlich gewichtet und erschlossen. Einige Bibliotheken konzentrieren sich auf die wissenschaftlichen Abhandlungen, andere katalogisieren die Schulprogramme als Periodika in der Zeitschriftendatenbank (ZDB), während wieder andere beide Teile erfassen, jedoch ohne einheitliche Verknüpfung. Die Staatsbibliothek zu Berlin verweist auf Vorschriften der Preußischen Instruktionen, während andere Bibliotheken ein Nebeneinander von PI- und RAK-konformen Aufnahmen aufweisen. Die Forschungsbibliothek Gotha etwa gibt an, sowohl komplette Hefte als auch nur die wissenschaftlichen Abhandlungen zu besitzen, was die Uneinheitlichkeit innerhalb einer einzigen Bibliothek verdeutlicht. Die fehlende einheitliche Vorgehensweise erschwert die Recherche und den Vergleich von Beständen erheblich.

2. Regelwerke und ihre Anwendung

Die Arbeit untersucht den Umgang verschiedener Bibliotheken mit den Regelwerken der formalen Katalogisierung, sowohl veralteten (Preußische Instruktionen – PI) als auch aktuellen (Regeln für die alphabetische Katalogisierung – RAK). Die RAK enthalten keine expliziten Regeln für Schulprogramme, sodass die Erscheinungsform (fortlaufende Sammelwerke) entscheidend ist. Die ZDB bietet eine Katalogisierungshilfe für Schulschriften, die jedoch Abhandlungen und Schulnachrichten explizit aus der Erfassung ausnimmt. In der Praxis zeigen sich die Ergebnisse der Retrokonversion, bei der alte Zettelkataloge nur abgeschrieben, aber nicht an die aktuellen Regeln angepasst wurden. Fußnoten als einziger Hinweis auf das Schulprogramm in vielen Online-Katalogen sind für moderne Recherchen ungeeignet. Die Universitätsbibliothek Gießen, die hauptsächlich die Abhandlungen erschließt, steht den PI noch sehr nahe, während die Stadtbibliothek Lübeck nur die Programme in der ZDB katalogisiert. Die ULB Düsseldorf verfolgt einen umfassenderen Ansatz, indem sie Serientitel mit Stücktitelaufnahmen verbindet; ein Vorgehen, das als am besten geeignet für die Nutzerfreundlichkeit und die Einhaltung der Regelwerke gilt. Die unterschiedlichen Ansätze unterstreichen das Bedürfnis nach einer einheitlichen und nutzerfreundlichen Katalogisierungsstrategie.

3. Beispiele und Schlussfolgerungen

Die Arbeit präsentiert verschiedene Beispiele aus verschiedenen Bibliotheken, um die uneinheitlichen Katalogisierungspraktiken zu veranschaulichen. Die Universitätsbibliothek Gießen verfügt über etwa 48.000 wissenschaftliche Abhandlungen und schätzt mindestens 30.000 Jahresberichte ohne Abhandlungen. Die Universitätsbibliothek Marburg verzeichnet etwa 70.000 Abhandlungen, viele davon jedoch nur bibliographisch ohne Bestandsnachweis. Die Häufigkeit von Fremddaten, oft noch nach PI erschlossen, bedeutet nicht automatisch eine Arbeitserleichterung, da wichtige Verknüpfungen fehlen. Die Arbeit vergleicht die Methoden der UB Gießen (erschließt nur Abhandlungen), der Stadtbibliothek Lübeck (katalogisiert nur als Periodika) und der ULB Düsseldorf (verknüpft Serientitel mit Stücktitelaufnahmen). Die ULB Düsseldorf wird als vorbildhaft angesehen, da sie die zeitliche Entwicklung der Programme und das Auffinden relevanter Abhandlungen erleichtert. Der hohe Katalogisierungsaufwand aufgrund der Namensänderungen von Schulen und Programmen (Titelsplits) wird als zentrales Problem identifiziert. Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit einer standardisierten, nutzerorientierten und vergleichbaren Katalogisierung von Schulprogrammen in deutschen Bibliotheken.

IV.Die Schulprogrammsammlung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek HAAB Bestand und Erschließung

Die HAAB besitzt eine umfangreiche Sammlung von Schulprogrammen, geschätzt auf über 1800 Exemplare, darunter viele aus dem ehemaligen Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Die Arbeit beschreibt den Bestand, analysiert die unterschiedlichen Erschließungsstufen (OPAC, Zettelkataloge, ZDB-Einträge) und zeigt die Problematik der Titelsplits und der uneinheitlichen Katalogisierung (Monographien, Stücktitel, Aufsätze). Ein Schwerpunkt liegt auf der Verknüpfung von Jahresberichten und wissenschaftlichen Abhandlungen im Online-Katalog. Die Arbeit empfiehlt ein verbessertes System der Online-Katalogisierung zur Erhöhung der Zugänglichkeit und Vergleichbarkeit mit anderen Bibliotheken.

1. Umfang und Zusammensetzung des Bestandes

Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek (HAAB) verfügt über eine umfangreiche, jedoch heterogen erschlossene Sammlung von Schulprogrammen. Die Schätzung des Gesamtbestandes liegt bei über 1850 Programmen. 860 Programme befinden sich in der Signaturengruppe „Schul“, weitere 165 wurden durch Recherche in diesem Bereich gefunden (davon ca. 80% Dubletten). Zusätzlich wurden 790 Programme über den OPAC und 37 weitere über den alphabetischen Zettelkatalog bzw. Titelverknüpfungen identifiziert. Der Bestand enthält Programme verschiedener Schulen, wobei der Schwerpunkt auf dem 19. Jahrhundert liegt. Neben Programmen aus dem Deutschen Reich sind auch Schriften aus Österreich-Ungarn, der Schweiz und den Niederlanden vorhanden. Ein großer Teil der Sammlung stammt aus der Region des ehemaligen Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, was auf eine mögliche Pflichtabgabe an die HAAB (ehemals Landesbibliothek Thüringens) hindeutet. Die Sammlung des Wilhelm-Ernst-Gymnasiums zu Weimar ist mit über hundert Jahren relativ vollständig vorhanden und vermutlich als zusammenhängender Bestand in die Bibliothek gelangt. Die Analyse zeigt ein erhebliches Problem durch die 'Zersplitterung' des Bestandes und die uneinheitliche Erschließung.

2. Derzeitige Erschließungsstufen und ihre Probleme

Die Schulprogramme der HAAB weisen unterschiedliche Erschließungsstufen auf. Die meisten Programme haben eine Gesamtaufnahme in der Zeitschriftendatenbank (ZDB), jedoch fehlen für einige wenige Schulen Einträge. Die Katalogisierung kann aufwendig sein, da Namensänderungen und Lücken in den Daten berücksichtigt werden müssen. Die wissenschaftlichen Abhandlungen werden oft als Monographien behandelt und stehen im Online Public Access Catalog (OPAC) einzeln, oft lediglich mit einer Fußnote, die auf das zugehörige Schulprogramm verweist. Diese Fußnoten, meist Ergebnis der Retrokonversion und typisch für Aufnahmen nach den Preußischen Instruktionen (PI), sind für moderne Online-Recherchen unzureichend. Die Verknüpfung zwischen Abhandlungen und Gesamtaufnahmen fehlt größtenteils. In der ZDB sind zwar viele Gesamtaufnahmen vorhanden, aber die Abhandlungen sind zumeist nicht erschlossen oder nur unzureichend mit den Gesamtaufnahmen verknüpft. Die Problematik der Titelsplits (häufige Namensänderungen) erschwert die Recherche und einen umfassenden Überblick über die Sammlung. Die ungenügende Verknüpfung der Einzelteile (Abhandlungen und Jahresberichte) behindert die Nutzbarkeit des Bestandes.

3. Analyse der Signaturengruppe Schul und Schlussfolgerungen

Eine detaillierte Untersuchung der Signaturengruppe „Schul“ zeigt, dass etwa 15% der Jahrgänge (123 Hefte) ohne wissenschaftliche Abhandlung erschienen sind; bei einigen weiteren ist die Abhandlung als fehlend verzeichnet. Vor allem im 20. Jahrhundert wurden vermehrt Jahresberichte ohne Abhandlungen herausgegeben. Eine Themenanalyse der Abhandlungen wurde aufgrund des Umfangs auf die gebundene Ausgabe der Programme des Wilhelm-Ernst-Gymnasiums Weimar (1816-1900) beschränkt. Die Analyse dieses Bestandes zeigt eine anfänglich regelmäßige Herausgabe von Abhandlungen, mit einer Häufung von Ausgaben ohne Abhandlungen zwischen 1888 und 1892. Die behandelten Themen zeigen eine Aufsplitterung, anstatt einer Schwerpunktverschiebung, über die Jahre hinweg. Die unterschiedlichen „Erschließungsstufen“ der HAAB-Sammlung verdeutlichen die Notwendigkeit einer verbesserten Katalogisierung. Die meisten Programme haben zwar eine Gesamtaufnahme in der ZDB, jedoch sind die Abhandlungen oft nicht erschlossen oder nicht mit den Gesamtaufnahmen verknüpft. Die Lagerung der Programme in ungeeigneten Schachteln (Signaturengruppe „Schul“) stellt ebenfalls ein Problem dar. Eine verbesserte Lagerung in Kapseln oder Mappen wird vorgeschlagen.

V.Empfehlungen zur Optimierung der Erschließung der Schulprogrammsammlung der HAAB

Die Arbeit empfiehlt eine optimierte Bestandserschließung der HAAB, die auf den vorhandenen ZDB-Einträgen aufbaut und die Verknüpfung von Jahresberichten und wissenschaftlichen Abhandlungen verbessert. Die Methode der ULB Düsseldorf, die Serientitel mit Stücktitelaufnahmen verknüpft, wird als vorbildhaft angesehen. Die Arbeit betont die Bedeutung der Vergleichbarkeit mit anderen Bibliotheken und plädiert für ein System, das sowohl die Gesamtaufnahme im OPAC als auch den Zugang zu den einzelnen wissenschaftlichen Abhandlungen ermöglicht. Die Verbesserung der physischen Lagerung der Dokumente wird ebenfalls vorgeschlagen.

1. Ausnutzung bestehender Daten und Verbesserung der Verknüpfung

Die Arbeit empfiehlt, die bereits vorhandenen Gesamtaufnahmen der Schulprogramme in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) für die Optimierung der Erschließung in der HAAB zu nutzen. Viele Gesamtaufnahmen existieren bereits, sodass ein erheblicher Arbeitsaufwand eingespart werden kann. Der Schwerpunkt sollte daher auf der Katalogisierung der Abhandlungen und ihrer Verknüpfung mit den Bandaufführungssätzen und der zugehörigen Zeitschrift liegen. Die ZDB-Identnummern können zur Recherche von Beispielaufnahmen verwendet werden. Dieses Vorgehen entspricht den vorgeschriebenen Regeln (Kapitel 3.3.2). Zusätzlich wird die Unterscheidung zwischen Aufsatz und selbstständig erschienener Beilage, wie in der ULB Düsseldorf praktiziert, empfohlen, um die Vergleichbarkeit mit anderen Bibliotheken zu erhöhen und die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Die Methode der UB Gießen (nur Abhandlungen erschließen) und die der Stadtbibliothek Lübeck (nur Zeitschriften verzeichnen) werden als weniger effizient bewertet. Die Kombination aus Zeitschrift und Aufsatz bietet die beste Lösung für eine komfortable Nutzung.

2. Optimierung der Datenstruktur und der physischen Aufbewahrung

Die Arbeit identifiziert die Problematik der 'Zersplitterung' der Programme im Bestand und empfiehlt Maßnahmen zur Verbesserung der Datenstruktur. Der Sortierstring (%...%) in Kat. 4241 sollte automatisch aus den Informationen in Kat. 4070 generiert werden. Die Verknüpfung der Abhandlungen mit den Bandaufführungssätzen ermöglicht eine einfache Zuordnung zur richtigen Signatur und erleichtert die Ausleihe. Die derzeitige Lagerung der Schulprogramme der Signaturengruppe „Schul“ in Schachteln, die oft nicht ganz gefüllt sind, führt zu Beschädigungen der Hefte. Eine optimierte Lagerung in Kapseln oder einzelnen Mappen wird vorgeschlagen, um die Handhabung zu verbessern und die Dokumente zu schützen. Die Arbeit betont die Bedeutung der Vergleichbarkeit mit anderen Bibliotheken und schlägt eine Methode vor, die die Kombination aus Zeitschriften- und Aufsatzkatalogisierung nutzt. Die Arbeit unterstreicht, dass die verbesserte Online-Katalogisierung nicht nur die Forschung, sondern auch die Ausleihe vereinfachen wird.

Dokumentreferenz

  • 26. Sitzung der Arbeitsgemeinschaft Alte Drucke beim GBV (AAD) (Arbeitsgemeinschaft Alte Drucke beim GBV)