
Altbestände erschließen: Bachelorarbeit
Dokumentinformationen
Autor | Hannes Schwarzendorfer |
school/university | Hochschule der Medien Stuttgart |
subject/major | Bibliotheks- und Informationsmanagement |
Dokumenttyp | Bachelorarbeit |
city where the document was published | Stuttgart |
Sprache | German |
Format | |
Größe | 638.24 KB |
Zusammenfassung
I.Herausforderungen der Altbestandserschließung in deutschen Bibliotheken
Die Arbeit untersucht die inhaltliche Erschließung historischer Bestände, insbesondere alter Drucke. Es wird deutlich, dass die Sacherschließung von alten Drucken in deutschen Bibliotheken trotz des Bedarfs der Geisteswissenschaften stark vernachlässigt ist. Hauptgründe sind hohe Kosten und Personalaufwand, fehlende Retrokonversion und die Schwierigkeit, die Terminologie früherer Jahrhunderte mit modernen Schlagwörtern (z.B. RSWK) zu vereinbaren. Die bestehenden nationalen Bibliographien wie VD 16 und VD 17 konzentrieren sich meist auf die formale Erschließung, während die inhaltliche Erschließung oft fehlt. Die Arbeit beleuchtet den dringenden Bedarf an verbesserter Inhaltserschließung und untersucht verschiedene Ansätze.
1. Mangelnde Literatur und Ressourcen
Die Arbeit beginnt mit der Feststellung, dass es zwar viel Literatur zur allgemeinen, formalen Erschließung von Bibliotheksbeständen gibt, aber ein Mangel an Literatur zur inhaltlichen Erschließung von Altbeständen besteht. Abhandlungen zu diesem Thema sind rar und behandeln die konkrete Erschließung meist nur als Teilaspekt. Ein umfassendes Standardwerk fehlt. Die Autoren mussten daher auf verschiedene Teilbereiche des Bibliothekswesens zurückgreifen und eigenständig recherchieren, um die notwendigen Grundlagen für das Projekt zu sammeln. Dies unterstreicht die Schwierigkeit, sich in diesem Forschungsgebiet zurechtzufinden und die fehlende systematische Aufarbeitung des Themas der inhaltlichen Altbestandserschließung.
2. Finanzielle und Personelle Engpässe
Ein zentrales Problem ist der hohe finanzielle und personelle Aufwand für die inhaltliche Altbestandserschließung. Die Autoren verweisen auf fehlende personelle und finanzielle Ressourcen als Hauptgrund für die bestehenden Rückstände in diesem Bereich. Der Versuch, Drittmittel für die Sacherschließung gedruckter Bücher des Erscheinungszeitraums 1500 bis 1800 zu erhalten, würde wahrscheinlich scheitern, da solche Projekte aufgrund des hohen Aufwands und des Mangels an Fremdleistungen von Förderinstitutionen als zu teuer und zu zeitaufwendig eingestuft werden. Die geringe Chance auf Förderung für groß angelegte Sacherschließungsprojekte, egal ob verbal oder systematisch, verdeutlicht die strukturellen Hürden bei der Bewältigung dieser Aufgabe.
3. Wandelnde Wahrnehmung von Altbeständen
Altbestände wurden in der Vergangenheit oft als nutzlos betrachtet. In Zeiten knapper öffentlicher Kassen und eines verstärkten wirtschaftlichen Denkens in Bibliotheken besteht die Gefahr, dass Altbestände als Ballast gesehen werden. Der Siegeszug der Natur- und Ingenieurwissenschaften verstärkt diese Tendenz, da diese Disziplinen ihren Bedarf an Literatur nicht in historischen Beständen decken. Im Gegensatz dazu betonen die Geisteswissenschaften die Bedeutung dieser Bestände und fordern von Bibliotheken eine verbesserte inhaltliche Auffindbarkeit. Dieser Konflikt zwischen ökonomischen Zwängen und wissenschaftlichem Bedarf zeigt die Notwendigkeit, die Bedeutung der Altbestände neu zu bewerten und Strategien zur Bewältigung der Erschließungsprobleme zu entwickeln.
4. Sprachliche und Inhaltliche Herausforderungen
Die Erschließung von Altbeständen wird durch sprachliche und inhaltliche Besonderheiten erschwert. Werke des 16. und 17. Jahrhunderts sind oft in Latein oder Französisch verfasst, während deutschsprachige Drucke eine frühere, nicht normierte Schreibweise aufweisen. Das 18. Jahrhundert ist durch eine große Zahl bibliographisch schwer zu verzeichnender Gattungen (Klein- und Kleinstdrucke, Gelegenheitschriften etc.) gekennzeichnet. Die Erschließung von Sammelbänden gestaltet sich ebenfalls aufwändig, da oft nur der erste Band erschlossen ist. Diese vielfältigen Herausforderungen unterstreichen den hohen intellektuellen Aufwand, der für eine umfassende und korrekte inhaltliche Erschließung notwendig ist.
5. Mangelnde Standardisierung und Harmonisierung
Die unterschiedlichen Methoden der Sacherschließung in verschiedenen Bibliotheken führen zu einer mangelnden Standardisierung und Harmonisierung der Daten. Es gibt Kataloge ohne jegliche sachliche Erschließung, aber auch Aufnahmen mit hochwertigen Daten. Zwischen diesen Extremen existiert eine große Vielfalt an Klassifikationen, Schlagwortketten, kontrollierten Deskriptoren und freien Schlagwörtern. Vereinbarungen zur Normierung sind wünschenswert, aber mit erheblichem Aufwand verbunden. Die Heterogenität der Inhaltserschließung erschwert übergreifende Suchprozesse und unterstreicht die Notwendigkeit von Absprachen und Standards zur Verbesserung der Datenqualität und der Recherchierbarkeit. Der fehlende einheitliche Ansatz in der Altbestandserschließung stellt eine erhebliche Hürde für die Forschung dar.
II.Nationale und Internationale Praxis der Altbestandserschließung
Die Analyse der Sacherschließungspraxis in verschiedenen Bibliotheken zeigt ein uneinheitliches Bild. Während die Österreichische Nationalbibliothek eine umfassende Retrokatalogisierung nach RSWK betreibt, nutzen andere Bibliotheken wie die Staatsbibliothek zu Berlin ihren Alten Realkatalog mit historischer Systematik. Die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel und die Bayerische Staatsbibliothek verfügen ebenfalls über eigene, teilweise systematisch erschlossene Bestände, jedoch oft nur in Teilbereichen und mit unterschiedlichen Methoden. Internationale Beispiele wie der ESTC (mit LCSH) zeigen alternative Ansätze der Inhaltserschließung, jedoch auch dort besteht der Bedarf an Verbesserung der Retrokonversion und der Vereinheitlichung der Metadaten.
1. Nationale Entwicklungen seit 1979 Gesamtverzeichnisse und ihre Grenzen
Die nationale Entwicklung der Altbestandserschließung wird anhand des Gesamtverzeichnisses des deutschsprachigen Schrifttums (GV) 1700-1900 (GV-alt) und des GV 1911-1965 (GV-neu) beleuchtet. Das GV-alt, mit ca. 2 Millionen Titeln aus 178 Bibliographien und Katalogen, erfolgte rein formal; eine inhaltliche Erschließung fehlte. Der hohe Rationalisierungseffekt wurde durch die Beibehaltung bestehender Fehler erkauft. Die Diskussion um die Methode der sachlichen Erschließung von Altbeständen zeigt die Herausforderungen: Die Vielfalt an bestehenden Systematiken (z.B. Eppelsheimer, Hartwig) erschwert eine Einigung auf eine einheitliche Klassifikation. Die Regeln für den Schlagwortkatalog (RSWK), entwickelt für neuere Publikationen, sind für alte Bestände ungeeignet. Der immense Aufwand und die damit verbundenen Kosten werden als Hauptgründe für die mangelnde inhaltliche Erschließung genannt. Die Arbeitsgemeinschaft Sammlung Deutscher Drucke (AG SDD), ein Zusammenschluss deutscher Bibliotheken zur Schaffung einer virtuellen Nationalbibliothek, wird als Beispiel für eine koordinierte, aber dennoch in der Sacherschließung limitierte Initiative genannt.
2. Internationale Praxis Vergleichende Betrachtung verschiedener Kataloge
Der Text vergleicht die Sacherschließungspraxis im Ausland, unter anderem mit dem Short Title Catalogue Netherlands (STCN), dem Short Title Catalogue Vlaanderen (STCV), dem English Short Title Catalogue (ESTC) und der Library of Congress (LOC). Der ESTC, hervorgegangen aus dem Eighteenth Century Short Title Catalogue (ECSTC), nutzt Library of Congress Subject Headings (LCSH) und Genre Terms der American Library Association (ALA) für die inhaltliche Erschließung. Die komplette Sacherschließung nach denselben Regeln wie für moderne Bestände wird als zu aufwändig für viele Bibliotheken beschrieben, was auf die sprachlichen Schwierigkeiten (Latein, etc.), die Komplexität der Druckbilder und die heute nicht mehr existierenden Wissenschaftszweige zurückzuführen ist. Die meisten Bibliotheken priorisieren zunächst den elektronischen Nachweis der Bestände, oft mittels retrospektiver Konversion, während eine detaillierte inhaltliche Erschließung nur in Ausnahmefällen (z.B. Drucke des 16./17. Jahrhunderts oder besonders wertvolle Werke) per Autopsie erfolgt. Der Vergleich unterstreicht die internationale Heterogenität in den Methoden und die Notwendigkeit von überregionalen und internationalen Standards.
3. Fallstudien Deutscher Bibliotheken Methoden und Bestandserschließung
Der Abschnitt präsentiert Fallstudien verschiedener deutscher Bibliotheken, die unterschiedliche Ansätze der Altbestandserschließung aufzeigen. Die Staatsbibliothek zu Berlin nutzt ihren Alten Realkatalog (ARK), der zwischen 1501 und 1955 erschienene Titel durchgehend inhaltlich-sachlich erschließt, basierend auf der Systematik des 19. Jahrhunderts. Die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel hat die Fachgebiete Medizin, Naturwissenschaften, Jurisprudenz und Mathematik (ca. 45.000 Titel) sowie einen Großteil der Theologie (ca. 80.000 Titel) systematisch erschlossen, jedoch aus finanziellen Gründen nicht vollständig. Die Bayerische Staatsbibliothek verwendet den Schrettinger-Katalog (verbal) und den Alten Realkatalog (systematisch), die beide den Bestand von 1501-1856 abdecken. Die Österreichische Nationalbibliothek wird als Ausnahme hervorgehoben, da sie ihre Altbestände übergreifend nach den RSWK erschlossen hat. Diese Beispiele verdeutlichen die Vielfalt der Methoden und die oft begrenzte Reichweite der Erschließungsprojekte aufgrund von Kosten und Ressourcen.
III.Methoden der Inhaltserschließung und ihre Grenzen
Die Arbeit diskutiert verschiedene Methoden der Inhaltserschließung, darunter die Verwendung von Gattungsbegriffen, Schlagwörtern (inkl. SWD), historischen Klassifikationen (z.B. Basisklassifikation, RVK) und Konkordanzen. Die Anwendung von RSWK wird als aufwändig, aber effektiv für eine detaillierte Sacherschließung beschrieben. Historische Klassifikationen ermöglichen zwar einen lokalen Zugriff, erschweren aber die überregionale Recherche. Die Verwendung von Gattungsbegriffen bietet einen schnellen, aber groben Zugang zum Inhalt. Das Problem der unterschiedlichen Terminologie und die Notwendigkeit der Autopsie (manuelle Prüfung) bei der Retrokatalogisierung bleiben zentrale Herausforderungen.
1. Schlagwortvergabe und Klassifizierung RSWK RVK Basisklassifikation und DDC
Die Arbeit untersucht verschiedene Methoden der Inhaltserschließung, mit Fokus auf die Schwierigkeiten bei der Anwendung moderner Systeme auf historische Bestände. Die Regeln für den Schlagwortkatalog (RSWK), obwohl für detaillierte Inhaltsbeschreibungen geeignet, erweisen sich als aufwändig und für ältere Literatur nicht optimal erprobt. Moderne Klassifikationssysteme wie die Regensburger Verbundklassifikation (RVK) und die Basisklassifikation werden diskutiert. Die RVK punktet durch weite Verbreitung und die Möglichkeit der Nutzung von Fremddaten, während die Basisklassifikation eher grob strukturiert ist, aber in Kombination mit Schlagwörtern effektiv eingesetzt werden kann. Die Dewey Decimal Classification (DDC) spielt bisher eine untergeordnete Rolle. Die Wahl des geeigneten Systems hängt von den Ressourcen und den Zielen der Erschließung ab. Die Kompatibilität der modernen Systeme mit der alten Terminologie stellt eine wesentliche Herausforderung dar. Die Tauglichkeit der RSWK und RVK für die alten Begrifflichkeiten wird explizit in Frage gestellt.
2. Gattungsbegriffe als vereinfachte Inhaltserschließung
Die Verwendung von Gattungsbegriffen wird als Methode der groben inhaltlichen Erschließung vorgestellt. Der Vorteil liegt im geringen Aufwand bei der Vergabe und der Möglichkeit, große Mengen an Literatur schnell zu erschließen. Dies ermöglicht eine gezielte Recherche, auch wenn die Genauigkeit im Vergleich zu detaillierteren Methoden eingeschränkt ist. Eine Untersuchung anhand der Systematikgruppe IV.18 (Geschichte der skandinavischen Reiche) zeigt, dass die Anwendung von Gattungsbegriffen eine hohe Auffindbarkeit (85,19%) ermöglicht, jedoch nur auf einer groben Ebene. Der Vergleich mit der detaillierten Schlagwortvergabe nach RSWK (Nordische Staaten; Altertumswissenschaft; Einführung) verdeutlicht den Unterschied zwischen schnellem, aber grobem Überblick und präziser, aber aufwändiger Beschreibung des Inhalts. Die Wahl zwischen diesen Methoden hängt stark von den verfügbaren Ressourcen und den Anforderungen an die Genauigkeit ab.
3. Herausforderungen der Terminologie und die Notwendigkeit der Autopsie
Ein zentrales Problem der Inhaltserschließung alter Bestände ist die unterschiedliche Terminologie vergangener Jahrhunderte im Vergleich zur modernen Sprache. Der Bedeutungswandel von Begriffen (am Beispiel 'Polizei' veranschaulicht) erschwert die Zuordnung von Schlagwörtern und die einheitliche Klassifizierung. Die nicht normierte Orthographie und Grammatik älterer Texte sowie die Verwendung von Abkürzungen und Ligaturen erhöhen den Aufwand der Erschließung. Die Notwendigkeit der Autopsie (manuelle Prüfung des Originals) wird als unverzichtbar für eine qualitativ hochwertige Sacherschließung hervorgehoben, besonders bei der Vergabe von Schlagwörtern. Dieser Aufwand, die sprachliche Vielfalt und die Notwendigkeit, sich in die historischen Kontexte einzuarbeiten, erklären die oft unzureichende inhaltliche Erschließung.
4. Konkordanzen und die Nutzung historischer Systematiken
Als Lösungsansatz wird die Nutzung von Konkordanzen zwischen verschiedenen Thesauri und Klassifikationen vorgeschlagen. Das Projekt CARMEN wird als Beispiel für die Entwicklung von Crosskonkordanzen zwischen RVK und DDC genannt. Der Zweck besteht darin, begriffliche Unterschiede zwischen verschiedenen Systemen zu überwinden und eine effiziente, datenbankübergreifende Recherche zu ermöglichen. Zusätzlich wird die Nutzung von sprechenden Signaturen historischer, sachlich-systematischer Aufstellungsordnungen alter Bibliothekskataloge (z.B. Alte Realkataloge) empfohlen, um einen verbesserten sachlichen Zugang zu den Altbeständen zu schaffen. Die Verlinkung des VD 17 mit den Aufstellungssystemen der beteiligten Bibliotheken würde den Forschern einen spezifischeren Zugang ermöglichen und die Recherche über die vorhandenen Gattungsbegriffe hinaus erweitern.
IV.Technologische Unterstützung der Altbestandserschließung
Die Arbeit erörtert den Einsatz neuer Technologien zur Optimierung der Recherche in historischen Beständen. Methoden wie Drill-Down und virtuelle Dublettenzusammenführung ermöglichen eine effizientere Suche. Die Integration von Suchmaschinen-Technologien in Bibliothekskataloge, inklusive Relevance Ranking und Ähnlichkeitssuche, wird als vielversprechend dargestellt. Die Nutzung von Konkordanzen zwischen verschiedenen Klassifikationen und Thesauri (z.B. im Projekt CARMEN) verbessert die datenbankübergreifende Recherche. Auch die automatische Inhaltserschließung mittels automatischer Indexierung wird als zukünftiges Potential zur Lösung des Problems des hohen Aufwands der manuellen Sacherschließung genannt.
1. Suchmaschinen Technologien im Bibliothekskontext
Der Text beschreibt die Übertragung von Suchmaschinen-Technologien auf Bibliothekskataloge zur Optimierung der Recherche, insbesondere für Altbestände. Einfache Suche über ein Feld für alle Kategorien, Relevance Ranking (automatische Relevanzbewertung der Suchergebnisse), Berücksichtigung der Nähe von Suchbegriffen und deren Häufigkeit im Dokument (besonders bei Volltexten), Ähnlichkeitssuche (Fuzzy Search) und automatische Rechtschreibvorschläge durch linguistische Verfahren werden als Vorteile hervorgehoben. Das Drill-Down-Verfahren erlaubt die Kategorisierung von Suchergebnissen nach Sprache, Themen (Schlagwörter), Publikationstypen und Jahren, um Trefferlisten gezielt einzugrenzen. Der InfoGuide der Universitätsbibliothek Bayreuth, basierend auf FAST-Technologie, bietet ähnliche Funktionen, inklusive Filterung nach Schlagwortketten. Virtuelle Dublettenzusammenführung (Match- und Merge-Verfahren) ermöglicht die automatische Erkennung und Zusammenfassung identischer Werke aus verschiedenen Bibliotheken, basierend auf der qualitativ guten inhaltlichen Erschließung in mindestens einer Bibliothek.
2. Konkordanzen und die Nutzung historischer Systematiken
Die Arbeit betont die Bedeutung von Konkordanzen zur Verbesserung der Recherche in historischen Beständen. Die Verknüpfung von VD 17 mit den Aufstellungssystemen der beteiligten Bibliotheken wird als Möglichkeit zur Erweiterung der Recherche über die üblichen Gattungsbegriffe hinaus vorgeschlagen. Der Zugang zu systematisch geordneten Altbeständen über die Internetpräsenzen verschiedener Bibliotheken wird positiv bewertet. Thomas Bürger plädiert für die transparentere und komfortablere Recherchierbarkeit von 'sprechenden Signaturen' historischer Aufstellungssysteme (z.B. in Realkatalogen). Diese ermöglichen Rechercheergebnisse, die mit anderen Methoden nicht erzielt werden können. Die Methodik von Crosskonkordanzen (z.B. im Projekt CARMEN) soll Brücken zwischen intensiv erschlossenen Dokumenten und fremden Suchumgebungen mit Online-Klassifikationen bauen, insbesondere für RVK und DDC.
3. Automatische Inhaltserschließung und Indexierung
Als Lösung für den hohen Aufwand der manuellen Inhaltserschließung wird die automatische Inhaltserschließung bzw. Indexierung diskutiert. Automatische Indexierung wird definiert als die Methode, bei der ein Computer Deskriptoren oder Notationen zu einem Dokument ermittelt. Verschiedene Verfahren, die Dokumente vollautomatisch analysieren und Terme extrahieren oder Deskriptoren einer kontrollierten Indexierungssprache zuweisen, werden erwähnt. Diese automatisierten Methoden sollen den enormen manuellen Aufwand reduzieren und die Effizienz der Inhaltserschließung verbessern, insbesondere für die großen Mengen an Altbeständen. Die Arbeit skizziert damit ein zukunftsweisendes Potential, die aktuellen Defizite in der inhaltlichen Erschließung historischer Bestände durch technologische Innovationen zu beheben.
V.Zusammenfassung und Ausblick Zukunft der Altbestandserschließung
Zusammenfassend zeigt die Arbeit, dass die inhaltliche Erschließung historischer Bestände in deutschen Bibliotheken erheblichen Nachholbedarf hat. Eine vollständige Retrokatalogisierung nach RSWK erscheint unrealistisch, daher sollten die vorhandenen historischen Systematiken besser genutzt und verbale Sucheinstiege ausgebaut werden. Die Kombination von Gattungsbegriffen, kontrollierten Deskriptoren (SWD) und ggf. Basisklassifikation oder RVK bietet ein praktikables Vorgehen. Die technologische Entwicklung, insbesondere die Automatisierung der Inhaltserschließung und der Einsatz von Konkordanzen, bietet großes Potential für eine verbesserte Recherche und den Zugang zu wertvollen historischen Beständen.
1. Optimierung von Bibliothekskatalogen durch Suchmaschinen Technologien
Die Integration von Suchmaschinen-Technologien in Bibliothekskataloge wird als wichtiger Schritt zur Verbesserung der Recherche in Altbeständen gesehen. Funktionen wie Relevance Ranking, Ähnlichkeitssuche und automatische Rechtschreibkorrektur verbessern die Benutzerfreundlichkeit und die Effizienz der Suche. Das Drill-Down-Verfahren ermöglicht eine gezielte Eingrenzung der Suchergebnisse nach verschiedenen Kriterien (z.B. Sprache, Jahr, Schlagwörter). Die virtuelle Dublettenzusammenführung, die identische Werke aus verschiedenen Bibliotheken zusammenfasst, wird als besonders nützlich für die Altbestandserschließung hervorgehoben, da sie die Notwendigkeit einer vollständigen inhaltlichen Erschließung in jeder einzelnen Bibliothek reduziert. Diese technologischen Ansätze zielen darauf ab, die Heterogenität der Daten zu überwinden und die Auffindbarkeit zu steigern, auch wenn die inhaltliche Erschließung in einigen Bibliotheken noch unzureichend ist.
2. Konkordanzen und die Erschließung historischer Systematiken
Die Nutzung von Konkordanzen zwischen verschiedenen Klassifikationen und Thesauri wird als entscheidend für eine übergreifende Recherche in verteilten Datenbeständen betrachtet. Das Beispiel des Projekts CARMEN, das Crosskonkordanzen für RVK und DDC entwickelt, wird genannt. Die Arbeit plädiert für die verbesserte Zugänglichkeit und Recherchierbarkeit historischer Aufstellungssysteme (z.B. in Realkatalogen) über die jeweiligen Bibliotheksinternetseiten. Die Verknüpfung von nationalen Bibliographien wie VD 17 mit den Aufstellungssystemen der beteiligten Bibliotheken würde den Nutzern einen erweiterten sachlichen Zugang zu den Altbeständen ermöglichen und die Recherche über die alleinigen Gattungsbegriffe hinausführen. Die 'sprechenden Signaturen' historischer Systematiken bieten somit ein wertvolles Potential für die Verbesserung der Recherche.
3. Automatische Inhaltserschließung als Zukunftsperspektive
Aufgrund des hohen Aufwands der manuellen Inhaltserschließung wird die automatische Inhaltserschließung und Indexierung als zukunftsweisende Methode diskutiert. Der Einsatz von Computerprogrammen zur automatischen Extraktion von Indextermen oder zur Zuweisung von Deskriptoren aus einer kontrollierten Indexierungssprache soll den manuellen Aufwand reduzieren. Die Arbeit erwähnt verschiedene Verfahren der automatischen Indexierung und betont deren Potential, die bestehenden Defizite in der inhaltlichen Erschließung von Altbeständen zu beheben. Die Automatisierung bietet die Möglichkeit, große Datenmengen effizient zu verarbeiten und die Recherche in historischen Beständen deutlich zu verbessern. Diese Technologie wird als wichtiger Baustein für eine zukünftig umfassendere und effizientere Altbestandserschließung dargestellt.