
Leseförderung Vorschule: Bibliotheken
Dokumentinformationen
Autor | Brigitte Dorner |
instructor | Prof. Dr. Kuhlemann |
Schule | Fachhochschule Stuttgart – Hochschule der Medien |
Fachrichtung | Bibliotheks- und Medienmanagement |
Dokumenttyp | Diplomarbeit |
Sprache | German |
Format | |
Größe | 1.09 MB |
Zusammenfassung
I.Der Sankt Michaelsbund und die Leseförderung im Vorschulalter
Diese Arbeit untersucht den Einfluss von Faktoren auf das Lesenlernen im Vorschulalter und wie der Sankt Michaelsbund die Leseförderung in kirchlichen und öffentlichen Bibliotheken Bayerns unterstützen kann. Der Fokus liegt auf konkreten Aktionen zur Leseförderung, insbesondere in den überwiegend ehrenamtlich geführten Bibliotheken, die vom Sankt Michaelsbund betreut werden. Die Arbeit beinhaltet Vorschläge zur Verbesserung der bestehenden Aktivitäten des Sankt Michaelsbundes im Bereich Leseförderung und konkrete Handlungsempfehlungen für Bibliotheken.
1. Der Sankt Michaelsbund und seine Rolle in der Leseförderung
Der Sankt Michaelsbund, als ältester bayerischer Büchereiverband, nimmt eine zentrale Rolle in der Förderung des Lesens ein. Er betreut eine Vielzahl kirchlicher Bibliotheken in ganz Bayern und unterstützt diese fachlich und methodisch. Die Arbeit hebt hervor, dass viele dieser Bibliotheken ehrenamtlich geführt werden, was die Notwendigkeit einer intensiven Begleitung durch den Sankt Michaelsbund unterstreicht. Die Diplomarbeit untersucht, wie der Sankt Michaelsbund seine Aktivitäten im Bereich Leseförderung optimieren und gezieltere Aktionen im Vorschulalter durchführen kann. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der praktischen Umsetzung von Veranstaltungen und der Verbesserung der bestehenden Unterstützung für die ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Bibliotheken. Die Arbeit analysiert die Herausforderungen, denen sich der Sankt Michaelsbund und die von ihm betreuten Bibliotheken gegenübersehen, und liefert konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Leseförderung. Es wird deutlich, dass der Sankt Michaelsbund nicht nur die Infrastruktur, sondern auch die methodische und fachliche Kompetenz für eine erfolgreiche Leseförderung in den Bibliotheken bereitstellt. Die zukünftige Ausrichtung der Leseförderung durch den Sankt Michaelsbund wird als ein wichtiger Aspekt der Arbeit betrachtet und mit verschiedenen Vorschlägen untermauert.
2. Faktoren die das Lesenlernen im Vorschulalter beeinflussen
Ein zentraler Aspekt der Arbeit ist die Untersuchung der Faktoren, die das Lesenlernen im Vorschulalter beeinflussen. Die Bedeutung der Familie als früheste und wichtigste Instanz der Lesesozialisation wird betont. Der häufige Akt des Vorlesens, die Integration von Büchern in den Familienalltag und positive Lesevorbilder der Eltern werden als entscheidende Faktoren für die Entwicklung von Lesekompetenz und Lesefreude genannt. Neben dem direkten Einfluss der Familie wird auch die Bedeutung einer anregenden Leseumwelt hervorgehoben. Die Arbeit diskutiert, wie diese Faktoren optimiert werden können, um das Lesenlernen von Kindern im Vorschulalter zu fördern. Der Text bezieht sich auf die Erkenntnisse der Lesesozialisation und betont die Notwendigkeit, schon im frühen Kindesalter eine positive Beziehung zum Buch und zum Lesen zu schaffen. Das Vorlesen von Geschichten und das gemeinsame Betrachten von Bilderbüchern werden als besonders wirksame Methoden zur Förderung der Lesemotivation identifiziert. Es wird angemerkt, dass ein kritischer und aktiver Umgang mit Medien im Allgemeinen, und mit Büchern im Besonderen, entscheidend für eine positive Entwicklung der Lesekompetenz ist. Die Arbeit legt den Grundstein für die weitere Diskussion über konkrete Maßnahmen der Leseförderung, ausgehend von den identifizierten Einflussfaktoren.
3. Konkrete Beispiele und Vorschläge für die Leseförderung
Die Arbeit präsentiert praktische Beispiele aus der Praxis der kirchlichen und öffentlichen Bibliotheken, um die Möglichkeiten der Leseförderung zu verdeutlichen. Hierzu werden verschiedene erfolgreiche Veranstaltungen und Aktionen vorgestellt und analysiert. Der Fokus liegt auf Aktionen und Veranstaltungen, die speziell für Vorschulkinder konzipiert sind. Konkrete Beispiele umfassen Vorlesestunden mit Ausmalvorlagen, die eine Verbindung zwischen dem Gehörten und dem Gestalterischen schaffen. Weitere Beispiele sind Lesepartys, die in einem größeren Rahmen, zum Beispiel in Kooperation mit anderen Institutionen, stattfinden. Die Arbeit beschreibt auch das Konzept der Bücherkisten, die von Bibliotheken an Kindergärten und Schulen ausgeliehen werden können und den Buchbestand dort erweitern. Der Sankt Michaelsbund wird als unterstützende Institution dargestellt, die den Bibliotheken fachliche Beratung, methodische Anleitung und weiterführende Fortbildungsangebote zur Verfügung stellt. Der Text betont die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Bibliotheken, Schulen, Kindergärten und anderen Institutionen. Es wird deutlich, dass der Sankt Michaelsbund durch gezielte Unterstützung und die Bereitstellung von Ressourcen die Leseförderung in den von ihm betreuten Bibliotheken erheblich fördern kann. Die Arbeit liefert konkrete Handlungsempfehlungen für die Gestaltung von Veranstaltungen und die Auswahl geeigneter Medien für die Leseförderung.
II.Faktoren der Lesekompetenz und Lesesozialisation
Die Studie beleuchtet die Bedeutung der Lesekompetenz für die gesellschaftliche Teilhabe und untersucht die Ursachen mangelnder Lesefreude und Lesekompetenz. Hierbei spielt die Lesesozialisation im familiären Umfeld eine entscheidende Rolle: Vorlesen, der Umgang mit Büchern im Alltag und positive Lesevorbilder der Eltern prägen die Lesemotivation nachhaltig. Die Arbeit analysiert den Leseprozess selbst und betont die Bedeutung von Bilderbüchern und Vorlesen im Vorschulalter für die Entwicklung sprachlicher und kognitiver Fähigkeiten. In Deutschland leiden schätzungsweise vier Millionen Erwachsene unter funktionalem Analphabetismus. Der Einfluss von Mediennutzung auf das Leseverhalten wird ebenfalls beleuchtet.
1. Lesekompetenz als Grundlage gesellschaftlicher Teilhabe
Die Arbeit unterstreicht die fundamentale Bedeutung von Lesekompetenz für die Teilhabe an der Gesellschaft und die persönliche Entwicklung. Lesen wird als Basisqualifikation für den Wissenserwerb und lebenslanges Lernen dargestellt. Die Entwicklung von Phantasie, bildlicher Vorstellungskraft und Urteilsvermögen wird explizit mit der Lesefähigkeit verknüpft. Ein direkter Zusammenhang zwischen Sprach-, Schreib- und Leseentwicklung wird hervorgehoben, wobei eine aktive Sprechkultur einen positiven Einfluss auf die Leseentwicklung hat. Die Ausbildung der notwendigen neuronalen Strukturen für Sprache und Sprechen findet bis zum sechsten Lebensjahr statt, was die Bedeutung der frühkindlichen Förderung betont. Die erschreckenden Zahlen zum funktionalen Analphabetismus in Deutschland (ca. 4 Millionen Erwachsene, 6,3% der über 15-Jährigen), belegt durch Daten des Bundesverbands Alphabetisierung (2004) und OECD-Studien (1994-1998), unterstreichen die Dringlichkeit von Leseförderung. Die PISA-Studie bestätigt diese besorgniserregende Situation. Der Text zeigt die weitreichenden negativen Konsequenzen von Leseschwäche auf: erschwerte Bewältigung des Alltags, Integrationsprobleme im Berufsleben und eine verminderte Lebensqualität. Die Vererbung von Leseschwäche wird als ein weiteres Problem aufgezeigt.
2. Ursachen mangelnder Lesekompetenz und Lesefreude
Die Ursachen für mangelnde Lesekompetenz und Lesefreude werden im familiären und sozialen Umfeld gesucht. Versäumnisse oder Probleme im Elternhaus, fehlende Unterstützung und Zuwendung, Desinteresse oder mangelnde Fähigkeiten der Eltern können Analphabetismus als soziales Erbe nach sich ziehen. Eine soziale Umwelt mit literaler Abstinenz und fehlenden positiven Lesevorbildern verstärkt diese negative Entwicklung. Der Text betont im Gegensatz dazu die positive Wirkung von Familien, in denen Bücher zum Alltag gehören, regelmäßig vorgelesen wird und eine enge Bindung zum Buch aufgebaut wird. Diese Faktoren werden als wichtigster Garant zur Verhinderung von funktionalem Analphabetismus bezeichnet. Die Bedeutung einer positiven Grundhaltung im familiären Umfeld und das Vorbild der Eltern für die Lesefrequenz und -freude der Kinder werden hervorgehoben. Die aktive Einbindung von Gesprächen über Bücher in den Familienalltag und der Besitz von Büchern im eigenen Zuhause werden ebenfalls als förderliche Maßnahmen genannt. Im Gegensatz dazu werden negative Auswirkungen beschrieben, wenn der schulische Nutzen des Lesens überbewertet wird und der Aspekt der Lesefreude zu kurz kommt. Der Text legt den Fokus auf die Bedeutung von frühzeitiger und ganzheitlicher Leseförderung.
3. Der Leseprozess und seine Einflussfaktoren
Der Leseprozess wird als eine komplexe Fähigkeit beschrieben, graphische Gebilde visuell zu erfassen und ihre Bedeutung zu verstehen. Der Text benennt Teilprozesse wie das Erkennen von Buchstaben und Wörtern, die Analyse der Aussage und das Synthetisieren von Buchstaben zu Wörtern und Sätzen. Das Verständnis des wörtlichen und grammatikalischen Zusammenhangs sowie der Gesamtbedeutung des Textes sind weitere wichtige Aspekte. Diese Prozesse laufen meist parallel ab. Neben dem Vorwissen des Lesers beeinflussen auch dessen Ziele und Erwartungen den Leseprozess. Die Bedeutung von Bilderbüchern und Geschichtenvorlesen im Vorschulalter wird hervorgehoben. Gordon Wells' Forschungsergebnisse zum Zusammenhang zwischen Vorlesehäufigkeit und leserelevanten Kenntnissen (Leserichtung, Wortgrenzen, Satzzeichen, Buchstaben-erkennung) werden erwähnt. Das Erlernen von Geschichtenschemata durch häufiges Vorlesen verbessert die Leseflüssigkeit und das Leseverstehen. Durch das Betrachten von Bilderbüchern lernen Kinder, dass Buchinhalte die Realität repräsentieren und erfahren die Dekontextualisierung von Inhalten. Die Fähigkeit, Inhalte zu dekontextualisieren, und das Verständnis, dass Schriftzeichen Sprache repräsentieren, werden als fundamental für den Schriftspracherwerb angesehen. Kompetentes Vorlesen, das den Erfahrungshorizont des Kindes berücksichtigt und auf dessen Äußerungen eingeht, wird als besonders wichtig erachtet.
4. Wirkungen des Lesens auf Entwicklung und Leseverhalten
Der Text beschreibt die vielseitigen positiven Auswirkungen des Lesens auf die Persönlichkeitsentwicklung, die Umwelterkundung und den Spracherwerb von Kindern. Durch Identifikation mit Protagonisten und die Anteilnahme an deren Schicksalen können Kinder eigene Erlebnisse reflektieren und verarbeiten, Empathie entwickeln und Bezüge zur Realität herstellen. Lesen erweitert den Erfahrungsschatz und fördert die Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen und Perspektiven. Der Wortschatz und das Sprechvermögen werden durch Vorlesen erweitert und verbessert, wobei der exakte Wortlaut bekannter Geschichten für Kinder von Bedeutung ist. Die Lesesozialisation umfasst alle Gelegenheiten, bei denen Kinder und Jugendliche mit Texten und Büchern in Berührung kommen. Die Familie stellt dabei die wichtigste Instanz der Lesekulturvermittlung dar. Das Leseverhalten der Eltern beeinflusst maßgeblich die Lesemotivation und -kultur der Kinder. Eine positive Grundhaltung im familiären Umfeld, Gespräche über Bücher und der Besitz eines eigenen Bücherregals haben positive Auswirkungen. Ein überbewerteter schulischer Nutzen des Lesens kann dagegen kontraproduktiv sein, wenn die Lesefreude zu kurz kommt. Die zunehmende Bedeutung von Medien und deren Einfluss auf das Leseverhalten werden ebenfalls diskutiert.
5. Lesen und Mediennutzung im Wandel
Der Wandel der Medienlandschaft mit neuen audiovisuellen Medien und der gezielten Ansprache bestimmter Zielgruppen hat die Mediennutzung nachhaltig verändert. Die zunehmende Spezialisierung der Medienindustrie und deren Ausbreitung beeinflussen das Nutzungsverhalten der Konsumenten. Der Text nennt Beispiele wie das Umsatzplus im Bereich Hörbücher und die hohe Zukunftsprognose für DVDs, insbesondere im Kinderbuchbereich (AKEB-Studie 2003). Trotzdem expandiert auch der Buchmarkt weiter, wie die Frankfurter Buchmesse belegt. Der Anteil von Sachbüchern, Ratgebern, Belletristik und Kinder- und Jugendbüchern am Buchmarkt wird genannt. Die Lesemotivationen haben sich verändert: Der Wunsch nach Information und Orientierung in der Informationsflut gewinnt an Bedeutung. Die zunehmende Nutzung des Lesens zur Informationsaufnahme, -auswahl und -verarbeitung wird als Trend beschrieben. Der Text stellt eine Tendenz zur Sach- und Fachliteratur fest, die die erzählende Literatur etwas zurückdrängt und zu einer Kluft zwischen Viel- und Weniglesern führt. Der Vergleich von Lesezeit und Fernsehzeit (ca. 45 Minuten Lesen vs. 6 Stunden Fernsehen pro Tag) zeigt die weiterhin bedeutende Rolle des Fernsehens, obwohl die ungeteilte Aufmerksamkeit abnimmt.
III.Der Sankt Michaelsbund Struktur und Aktivitäten
Der Sankt Michaelsbund, der sich als ältester bayerischer Büchereiverband bezeichnet, betreut zahlreiche kirchliche Bibliotheken in Bayern. Seine Struktur umfasst eine Landesfachstelle, Diözesanstellen (z.B. Regensburg mit ca. 21.000 Medien im Angebot der Austauschbücherei), die Münchner Büchereizentrale (Spezialbuchhandlung mit über 12.000 Titeln) und Kreis-/Stadtarbeitsgemeinschaften (KAGs/SAGs) für den Erfahrungsaustausch. Der Bund bietet diverse Dienstleistungen an, wie z.B. die Bereitstellung von Medienblöcken zu verschiedenen Themen für Bibliotheken und unterstützt seine Mitglieder finanziell durch staatliche Fördermittel, wobei die Richtlinien für die Verwendung der Mittel (z.B. 1/3 für Sachbücher) beachtet werden müssen. Die Herausforderungen durch die Kürzung staatlicher Bibliotheksförderung werden ebenfalls angesprochen.
1. Geschichte und Entwicklung des Sankt Michaelsbundes
Der Sankt Michaelsbund, der sich selbst als 'ältester bayerischer Büchereiverband' bezeichnet, hat seine Wurzeln im 1901 gegründeten 'Katholischen Preßverein für Bayern'. Ursprünglich auf die Förderung katholischer Zeitungen und Zeitschriften fokussiert, erweiterte der Preßverein seine Aktivitäten zunehmend auf die Gründung von Volksbibliotheken. Im Jahr 1930 existierten bereits über 1000 solcher Einrichtungen unter seiner Trägerschaft, die der Allgemeinheit zugänglich waren, unabhängig von politischer Einstellung oder Konfession. Das Reichskulturkammergesetz von 1933 beendete diese positive Entwicklung abrupt. 1934 erfolgte die Umbenennung in 'Sankt Michaelsbund zur Pflege des katholischen Schrifttums in Bayern'. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Wiederaufbau erfuhr der Verband eine Neuorientierung: Die Ortsvereine wurden aufgelöst und in den Landesverband Bayern e.V. überführt. Eine Münchner Büchereizentrale wurde als Dienstleistungsunternehmen für die angeschlossenen Mitgliedsbüchereien aufgebaut. In den späten 70er Jahren folgte die Gründung der Landesfachstelle, und ab den 80er Jahren wurden die Aktivitäten in anderen Bereichen, einschließlich Radio und Online, verstärkt. Trotz des Engagements in neuen Medien bleibt die Betreuung der katholischen öffentlichen Bibliotheken das zentrale Anliegen des Verbandes.
2. Struktur und Aufgaben des Sankt Michaelsbundes
Der Sankt Michaelsbund verfügt über eine mehrschichtige Struktur, um seine Aufgaben effektiv zu erfüllen. Zentrale Elemente bilden die Landesfachstelle und die Diözesanstellen, die die Betreuung der Mitgliedsbüchereien in den einzelnen Bistümern übernehmen. Die Diözesanstellen, jeweils mit einem Diplom-Bibliothekar besetzt, bieten fachliche Beratung, Unterstützung beim Auf- und Ausbau des Büchereiwesens und organisieren Fortbildungsveranstaltungen. Ein wichtiger Service ist die Austauschbücherei, die kleineren Bibliotheken die Möglichkeit gibt, ihren Bestand aktuell zu halten. Die Diözesanstelle Regensburg beispielsweise bietet ca. 21.000 Medien an. Thematisch zusammengestellte Medienblöcke, sogenannte Schnupperpakete und Bilderbuchkinos, ergänzen das Angebot und sind besonders für Veranstaltungen geeignet. Die Münchner Büchereizentrale, eng mit der Landesfachstelle verbunden, fungiert als Spezialbuchhandlung mit über 12.000 laufend aktualisierten Titeln und bietet qualifizierte Beratung. Sie ist nicht ausschließlich den Mitgliedsbüchereien vorbehalten. Kreis- und Stadtarbeitsgemeinschaften (KAGs/SAGs) fördern den Austausch zwischen den Bibliotheken und dienen der Intensivierung von Beziehungen zu politischen und kirchlichen Vertretern.
3. Weitere Aktivitäten und Publikationen des Sankt Michaelsbundes
Neben der direkten Betreuung der Bibliotheken engagiert sich der Sankt Michaelsbund in verschiedenen weiteren Bereichen. Er veröffentlicht eigenständige Publikationen wie die 'Novitätenliste' (Kurzbesprechungen aktueller Titel in 'Bücherei aktuell') und die zweimal jährlich erscheinende 'Bavarica-Liste' (Überblick über altbayerische, fränkische und schwäbische Neuerscheinungen). Der Sankt Michaelsbund unterhält eine eigene öffentliche Buchhandlung in München ('lesetraum.de – Bücher für die Familie'), die sowohl Mitgliedsbüchereien als auch der Öffentlichkeit zugänglich ist. Der Schwerpunkt liegt auf qualitativ hochwertiger Literatur für Familien, mit ausgewählten Titeln aus den Bereichen Familie, Gesundheit, Sport, Pädagogik und Religion sowie Belletristik und Kinderbüchern. Der Verband verfolgt damit einen eigenständigen Weg, der sich vom trivialen Massengeschmack abgrenzt. Die Zusammenarbeit mit den KAGs und SAGs wird durch die Bereitstellung von aktuellen Themenvorschlägen und Referenten auf der Homepage unterstützt. Die finanzielle Unterstützung der Bibliotheken erfolgt durch staatliche Fördermittel, deren Verwendung an Richtlinien gebunden ist (z.B. 1/3 für Sachbücher, darunter auch Kindersachbücher).
4. Herausforderungen für den Sankt Michaelsbund Finanzielle Aspekte
Die Arbeit beschreibt die herausfordernde Situation des Sankt Michaelsbundes angesichts drastischer Kürzungen der staatlichen Zuschüsse für öffentliche Bibliotheken in Bayern seit 2004. Die Kürzungen im Büchereiwesen waren deutlich stärker als in anderen kulturpolitischen Bereichen. Diese Entwicklung wird als 'massive Schädigung der Lesekultur' bewertet. Durch Intervention und Lobbyarbeit konnte der Sankt Michaelsbund die Kürzungen zwar etwas abschwächen, dennoch droht weiterhin eine Reduzierung der Mittel um mindestens 50%. Die bisherige staatliche Büchereiförderung als Anreiz- und Selbsthilfemaßnahme wird in Frage gestellt, da vor allem kleinere Büchereien in ihrer Existenz gefährdet sind. Die geringeren Zuschüsse für Erwerbungsetats führen zu einer niedrigeren Aktualisierungsrate der Bestände und stellen eine große Herausforderung für den Sankt Michaelsbund dar. Die Notwendigkeit, diese schwierige Situation zu bewältigen und die Zukunft der von ihm betreuten Bibliotheken zu sichern, wird als zentraler Aspekt hervorgehoben.
IV.Konkrete Maßnahmen zur Leseförderung in Bibliotheken
Die Arbeit präsentiert verschiedene Ansätze zur Leseförderung in Bibliotheken, wie z.B. Lesepartys (Beispiel Stuttgart), regelmäßige Vorlesestunden mit Ausmalvorlagen (Beispiel Borromäusverein), die „Goldene Vorlesebär“-Kampagne und die Bereitstellung von Bücherkisten (Medienkoffer) für Kindergärten und Schulen. Der Sankt Michaelsbund könnte seine Rolle in der Leseförderung durch Schulungen von Vorlesern, die Erstellung von zentralen Medienempfehlungen und die Integration des Themas in Fortbildungsveranstaltungen stärken. Die Bedeutung von Bibliotheksführungen für die Kinder wird hervorgehoben.
1. Die Rolle öffentlicher Bibliotheken in der Leseförderung
Öffentliche Bibliotheken betrachten Leseförderung als eine ihrer zentralen Aufgaben. Der Fokus liegt dabei besonders auf der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Neben dem Bereitstellen und Erschließen von Medienvielfalt, unterstützen Bibliotheken gezielt Eltern und andere Institutionen bei deren Leseförderung. Dies geschieht durch die Auswahl und Vermittlung geeigneter Literatur und die Durchführung eigener oder kooperativer Veranstaltungen. Die Arbeit unterscheidet drei Varianten des Engagements von Bibliotheken in der Leseförderung. Der Text unterstreicht die wichtige Rolle der Bibliotheken nicht nur als Anbieter von Medien, sondern auch als aktive Partner in der Leseförderung. Die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Organisationen ist essentiell für eine erfolgreiche Leseförderung. Der Text betont die Bedeutung der individuellen Anpassung von Angeboten an die Bedürfnisse und Interessen der Zielgruppen. Die Arbeit liefert später konkrete Beispiele für erfolgreiche Leseförderungsmaßnahmen in Bibliotheken.
2. Beispiele erfolgreicher Leseförderungsmaßnahmen
Die Arbeit präsentiert verschiedene Beispiele für erfolgreiche Leseförderungsmaßnahmen in Bibliotheken. Ein Beispiel ist das Stuttgarter Vorleseprojekt mit seinen Lesepartys (2002), das in Kooperation mit der Breuninger Stiftung, dem Literaturhaus Stuttgart, der Stadtbücherei Stuttgart und dem Jugendamt Stuttgart durchgeführt wurde. Das flexible Konzept der Lesepartys berücksichtigt Alter und Anzahl der Teilnehmer, die Räumlichkeiten und den maximalen Aufwand. In Stuttgart fanden fünf Lesepartys mit unterschiedlicher Konzeption statt, die auf Programmeinheiten für kleinere Gruppen fokussierten. Ein weiteres Beispiel ist das Projekt 'Kinder lieben Bilderbücher' des Borromäusvereins, bei dem Kindergartengruppen regelmäßige Vorlesestunden in der Bibliothek besuchen und Ausmalvorlagen erhalten, die die vorgelesenen Geschichten veranschaulichen. Über 120 Bibliotheken beteiligten sich am ersten Teil des Projekts (Feb.-März 2002) und bestellten 1190 Kopiervorlagen. Die Anzahl der teilnehmenden Bibliotheken und der angebotenen Titel wurde im Sommer 2002 erweitert. Die Ausmalvorlagen stehen auch online zum Download zur Verfügung. Die 'Goldene Vorlesebär'-Kampagne (2002, Deutsche Bahn AG und Stiftung Lesen) fördert die Lesemotivation in Kindergärten und Horte durch einen Wettbewerb und die Vergabe von Preisen. Die Einreichung von Dokumentationen (Bilder, Fotos etc.) der Vorleseaktionen ist Teil des Wettbewerbs.
3. Vorlesestunden Bücherkisten und Bibliotheksführungen
Der Text beschreibt verschiedene weitere Maßnahmen zur Leseförderung in Bibliotheken. Vorlesestunden werden als wichtige Aktivität hervorgehoben, wobei der Sankt Michaelsbund eine aktive Rolle bei der Schulung der Vorleser übernehmen könnte. Es werden bundesweite Projekte wie 'Wir lesen vor' und 'Vorlesepaten' (Stiftung Lesen) erwähnt, die bereits ehrenamtliche Vorleser einsetzen. Bücherkisten (oder Medienkisten, -koffer) stellen eine weitere Möglichkeit dar, Medien themenbezogen an Kindergärten und Schulen auszuleihen, um den dortigen Bestand zu erweitern oder den Unterricht zu ergänzen. Der Sankt Michaelsbund bietet ähnliche Konzepte über die Diözesanstellen an, jedoch mit möglichen Wartezeiten aufgrund der Ausleihfrist. Die Vorbestellung der Medienblöcke wird empfohlen, um Verzögerungen zu vermeiden. Eine Publikation der in den Medienblöcken enthaltenen Titel könnte die Büchereien bei der Zusammenstellung eigener Bücherkisten unterstützen. Bibliotheksführungen dienen als erster Kontakt zu potentiellen Nutzern. Bei Vorschulkindern sollte der Fokus auf der Freude am Lesen und der Neugier auf die Bibliothek liegen, während bei älteren Schülern die selbständige Recherche- und Informationskompetenz im Vordergrund steht. Verschiedene Konzepte für unterschiedliche Altersgruppen werden empfohlen, um einen positiven Eindruck zu hinterlassen.
4. Der Sankt Michaelsbund und die Unterstützung der Bibliotheken
Der Text diskutiert, wie der Sankt Michaelsbund die Bibliotheken bei der Leseförderung besser unterstützen kann. Im Bereich der Vorlesestunden könnte der Bund Schulungen für Vorleser anbieten, sowohl für Büchereimitarbeiter als auch externe Freiwillige. Bei der Erstellung von Medienempfehlungen für Bibliotheken könnte eine zentrale Zusammenstellung durch den Sankt Michaelsbund den Arbeitsaufwand reduzieren. Empfehlenswerte Titel sollten in den Bibliotheken vor Ort verfügbar sein, um die Nutzung zu vereinfachen. Alternativ könnten Publikationen anderer Einrichtungen als Vorschlagslisten übernommen und an die eigenen Bestände angepasst werden. Die Verteilung von Broschüren, wie 'Neue Medien für Ihr Kind III' der Stiftung Lesen, wird als weitere Möglichkeit genannt. Die Arbeit betont, dass die Leseförderung aktuell beim Sankt Michaelsbund keine hohe Priorität hat, da finanzielle Kürzungen im Vordergrund stehen. Trotzdem werden Vorschläge zur Integration der Leseförderung in Fortbildungen und den Bestandsaufbau der Bibliotheken gemacht. Die Zusammenarbeit mit anderen kulturellen Einrichtungen wird als unerlässlich für eine erfolgreiche Leseförderung betrachtet.
V.Zusammenfassung und Ausblick Leseförderung beim Sankt Michaelsbund
Die Leseförderung hat beim Sankt Michaelsbund derzeit keine hohe Priorität, was im Zusammenhang mit drastischen Kürzungen staatlicher Bibliotheksförderung gesehen wird. Die Arbeit plädiert für eine stärkere Integration des Themas Leseförderung in die Aktivitäten des Sankt Michaelsbundes, z.B. durch gezielte Jahresthemen für den Bestandsaufbau, die Erweiterung der Fortbildungsangebote und die verstärkte Zusammenarbeit mit anderen Institutionen. Die Zusammenarbeit aller öffentlichen Bibliotheken untereinander ist dabei unerlässlich.
1. Aktuelle Situation der Leseförderung beim Sankt Michaelsbund
Die Arbeit stellt fest, dass die Leseförderung beim Sankt Michaelsbund derzeit keine besondere Priorität genießt. Dies liegt vor allem an den drastischen Kürzungen der staatlichen Zuschüsse, die als weitaus dringlicheres Problem angesehen werden. Die Reduzierung der staatlichen Förderung für öffentliche Bibliotheken in Bayern im Jahr 2004, die im Büchereiwesen stärker ausfiel als in anderen kulturpolitischen Bereichen, wird als 'massive Schädigung der Lesekultur' beschrieben. Obwohl der Sankt Michaelsbund durch intensive Lobbyarbeit die Kürzungen teilweise abfedern konnte, droht immer noch eine Reduktion der Mittel um mindestens 50%. Die bisherige Anreizförderung, verstanden als 'Hilfe zur Selbsthilfe', gefährdet vor allem kleinere Büchereien in Pfarreien und Gemeinden, da die geringeren Zuschüsse zu einer geringeren Aktualisierung der Bestände führen. Die Arbeit unterstreicht die Notwendigkeit, die Leseförderung trotz der finanziellen Schwierigkeiten stärker in den Fokus zu rücken und konkrete Maßnahmen zu ergreifen.
2. Vorschläge zur Verbesserung der Leseförderung
Um die Leseförderung beim Sankt Michaelsbund zu stärken, werden verschiedene Vorschläge unterbreitet. Das Thema Leseförderung soll weiterhin fest im Programm der Fortbildungsveranstaltungen verankert werden, wie es bereits in der Praxis geschieht (Jahrestagungen, Regensburger Diözesankurs). Durch die Vermittlung von Referenten für KAG- und SAG-Sitzungen könnten gezielt Themen zur Leseförderung angeboten werden. Um die begrenzte Teilnehmerzahl bei Fortbildungen zu kompensieren, sollten die Themen und Ergebnisse allen Mitarbeitern zugänglich gemacht werden (bisher nur zusammenfassender Bericht in 'Bücherei aktuell'). Der gezielte Bestandsaufbau in den Bibliotheken durch die Festlegung von Jahresthemen wird als hervorragende Chance zur Leseförderung gesehen. Das Beispiel des Jahresthemas 'Familie' (2002) zeigt das Potential, das jedoch stärker auf Leseförderung hätte ausgerichtet werden können. Für die Zukunft werden weitere thematische Schwerpunkte empfohlen (z.B. 'Bibellesen' 2003, 'Leben in Bayern' 2004). Die Zusammenarbeit aller öffentlichen Bibliotheken untereinander und mit anderen kulturellen Einrichtungen wird als unerlässlich für eine erfolgreiche Leseförderung hervorgehoben.