Konzeption eines Lernzentrums in der Stadtbibliothek Herrenberg

Lernzentrum Bibliothek: Konzeption Herrenberg

Dokumentinformationen

Autor

Jael Victoria Ramsden

instructor Prof. Dr. Martin Götz
Schule

Hochschule der Medien Stuttgart

Fachrichtung Bibliotheks- und Informationsmanagement
Dokumenttyp Bachelorarbeit
Sprache German
Format | PDF
Größe 4.28 MB

Zusammenfassung

I.Der Wandel der Bibliothek Vom traditionellen Informationsort zum modernen Lernzentrum

Die vorliegende Arbeit untersucht die Transformation von Bibliotheken vom traditionellen Ort der Literatur- und Informationsversorgung hin zum innovativen Lernzentrum für außerschulisches Lernen. Angetrieben durch die „digitale Verunsicherung der Bibliothekswelt“ und den steigenden Bedarf an lebenslangem Lernen, müssen Bibliotheken sich anpassen und neue Konzepte entwickeln, um weiterhin relevant zu bleiben. Der Fokus liegt auf der Vermittlung von Schlüsselkompetenzen, insbesondere Medienkompetenz und Informationskompetenz, sowie der Schaffung attraktiver Lernumgebungen für verschiedene Zielgruppen, von Schülern und Studenten bis hin zu Erwachsenen.

1. Der Wandel der Bibliothekslandschaft im digitalen Zeitalter

Die Einleitung beschreibt den tiefgreifenden Wandel, dem Bibliotheken aller Größenordnungen ausgesetzt sind. Die traditionelle Rolle der Bibliothek als zentrale Anlaufstelle für Literatur und Information wird durch das Aufkommen neuer Medien und des Internets herausgefordert. Der einfache und schnelle Zugriff auf Informationen im Internet verändert das Verhalten der Informationssuchenden und stellt neue Anforderungen an Bibliotheken. Um im Wettbewerb mit den Neuen Medien nicht unterzugehen, müssen sich Bibliotheken anpassen und teilweise neu erfinden. Dieser Anpassungsprozess ist zentral für die zukünftige Rolle der Bibliothek und ihre Transformation zum modernen Lernzentrum. Die zunehmende Verfügbarkeit von Informationen online stellt die traditionellen Bibliotheksfunktionen in Frage und macht die Anpassung an neue Bedürfnisse unerlässlich. Die Entwicklung neuer Medien und Technologien erfordert eine umfassende Neuausrichtung der Bibliotheksarbeit, um weiterhin attraktiv für die Nutzer zu bleiben.

2. Die Bibliothek als Lernort im Kontext des außerschulischen Lernens

Die Entwicklungen in der Bibliothekswelt und der Pädagogik führen dazu, dass außerschulisches Lernen zunehmend an Bedeutung gewinnt. Änderungen im Verhalten und den Bedürfnissen der Lernenden sowie die wandelnden Rollen von Lehrern und Schülern fördern dieses Konzept. Der Fokus verschiebt sich auf selbstbestimmtes und unabhängiges Lernen des Einzelnen, wobei der Lehrende eher eine unterstützende Rolle einnimmt. Lebenslanges Lernen wird als Reaktion auf den demografischen Wandel und das schnelle Veralten von Wissen, insbesondere technischem Wissen, hervorgehoben. Die Notwendigkeit, sich kontinuierlich weiterzubilden, wird betont. Das Konzept des lebenslangen Lernens wird als Chance betrachtet, um den Bedarf an Kompetenzerwerb und -erweiterung, vor allem bei der älteren Generation, zu decken. Es werden Fortbildungs- und Schulungsangebote entwickelt, die auf interessensorientiertes Lernen ausgerichtet sind. Dieser Wandel fordert die Anpassung und Weiterentwicklung der traditionellen Lernumgebungen und die Entwicklung neuer Lernkonzepte.

3. Neue Lernumgebungen und die Rolle der Bibliothek

Die veränderten Lernbedürfnisse und der Wandel der Rollen von Lehrenden und Lernenden erfordern eine Anpassung oder Verlagerung traditioneller Lernumgebungen. Außerschulische Lernorte gewinnen an Bedeutung und werden verstärkt gefördert. Die zunehmende Eigenverantwortlichkeit im Lernprozess erfordert eine Umstrukturierung der Lernumgebungen. Das Konzept des lebenslangen Lernens und die Kritik an traditionellen Schulsystemen, die oft als fremdbestimmt und praxisfern wahrgenommen werden, prägen die Diskussion. Trotz steigender Bildungsnachfrage und höherer Bildungsabschlüsse bleiben die Grenzen traditioneller Schulen bestehen. Außerschulische Lernorte ermöglichen den Erwerb von Schlüsselkompetenzen, sogenannte Soft Skills, die im Berufsleben benötigt werden. Die Methode des außerschulischen Lernens wird als besonders motivierend und abwechslungsreich dargestellt, da sie den Schülern mehr Freiraum und Eigenverantwortung bietet und auf deren Interessen eingeht. Allerdings werden auch die Grenzen dieser Methode, wie der erhöhte Planungsaufwand und die Schwierigkeit der Leistungsbewertung, angesprochen.

4. Die Bibliothek als integrativer Lernort Kultur Begegnung und Vernetzung

Der Text betont die Rolle von Bibliotheken als Lernorte, die die Aspekte der Kulturwelt und der Begegnungsstätten vereinen. Viele kulturelle Einrichtungen sind noch durch starre Lernstrukturen geprägt, während Bibliotheken mit dem Konzept des entdeckenden Lernens und der Interaktion mit Menschen punkten können. Die Digitalisierung und Technisierung haben viele kulturelle Institutionen herausgefordert, bieten aber gleichzeitig neue Möglichkeiten im Kontext des außerschulischen Lernens. Die Entwicklungen hin zu außerschulischem Lernen bieten Bibliotheken Chancen, gestärkt aus der traditionellen Rolle hervorzugehen. Der kontinuierliche Wandel der Bildungslandschaft, beeinflusst durch die Weiterentwicklung von Massenmedien und die zunehmende Individualisierung des Wissenserwerbs, führt zu einer Verschwimmung der Grenzen zwischen Bildungseinrichtungen. Die Rolle der Bibliothek als ein Ort, der den selbstgesteuerten Lernprozessen der Nutzer unterstützend zur Seite steht, wird betont. Die Bereitstellung von Lernmaterialien, Informationen, einer geeigneten Umgebung und persönlicher Hilfestellung sind zentrale Aufgaben. Der sinnorientierte und selbstorganisierte Aufbau der Angebote im Gegensatz zum formalen Aufbau der Schule wird als wichtiges Merkmal hervorgehoben.

5. Internationale Vergleiche und der Stand des deutschen Bibliothekswesens

Der Text vergleicht das deutsche Bibliothekswesen mit anderen Ländern, insbesondere den USA, Großbritannien und skandinavischen Ländern. Es wird festgestellt, dass internationale Bibliotheken oftmals attraktivere Öffnungszeiten und eine größere Verbreitung von Schulbibliotheken und anderen freien Lernorten aufweisen. Deutsche Bibliotheken integrieren die Veränderungen im Bereich der Lernanforderungen zwar zunehmend, jedoch oft nur punktuell und technikorientiert. Die Entwicklung der Bibliotheken vom Ort der Wissensicherung und Literaturversorgung hin zu einem Ort mit freiem Zugang für alle, wird nachgezeichnet. Die Entwicklung wurde beeinflusst durch die Übernahme von Konzepten aus anderen Ländern, wie dem der amerikanischen Public Library. Trotz Fortschritten waren Bibliotheken lange Zeit von sozialpädagogischen Ansprüchen geprägt, die den freien Zugang zu Büchern und moderner Literatur einschränkten. Der Text betont, dass deutsche Bibliotheken im Vergleich zu anderen Ländern in der Anpassung an die aktuellen Entwicklungen etwas hinterherhinken, aber der Anpassungsprozess in die richtige Richtung verläuft. Eine ständige Bereitschaft zum Lernen und zur Veränderung von Seiten der Nutzer und der Bibliotheken wird als entscheidend für die Zukunft angesehen.

II.Außerschulisches Lernen Neue Anforderungen an Bildungseinrichtungen

Die zunehmende Bedeutung von außerschulischem Lernen wird im Kontext des demografischen Wandels und des schnellen Veraltens von Wissen diskutiert. Der Wandel der Rollen von Lehrenden und Lernenden erfordert eine Umstrukturierung traditioneller Lernumgebungen. Außerschulische Lernorte bieten die Möglichkeit, selbstgesteuerte Lernprozesse zu fördern, Eigenverantwortung zu stärken und interessensorientiertes Lernen zu ermöglichen. Herausforderungen liegen in der Planung, Organisation und Leistungsbewertung solcher Lernformen.

1. Der Aufstieg des außerschulischen Lernens

Der Abschnitt behandelt den wachsenden Trend zum außerschulischen Lernen als Reaktion auf Entwicklungen in der Bibliothekswelt und der Pädagogik. Veränderte Verhaltensweisen und Bedürfnisse der Lernenden sowie die sich wandelnden Rollen von Lehrern und Schülern werden als treibende Kräfte genannt. Obwohl die Methode auf die Reformpädagogik des frühen 20. Jahrhunderts zurückgeht, hat sie erst in den letzten Jahrzehnten durch veränderte Bildungssysteme an Bedeutung gewonnen. Der Lernende agiert unabhängiger und selbstbestimmter, während der Lehrende eher eine unterstützende Funktion übernimmt. Der demografische Wandel und das damit verbundene Älterwerden der Gesellschaft tragen zum systematischen Ausbau des lebenslangen Lernens bei. Gleichzeitig steigt der Bedarf an Kompetenzerwerb und -erweiterung, insbesondere durch das Aufkommen neuer Medien. Ferchhoff verweist auf das schnelle Veralten von Wissen, besonders technischem Wissen, welches den lebenszeitlichen Erfahrungsvorsprung älterer Generationen schmälert. Lebenslanges Lernen soll Erwachsenen die Möglichkeit und den Anreiz bieten, sich kontinuierlich weiterzubilden, wobei interessensorientiertes Lernen im Vordergrund steht.

2. Neue und veränderte Lernumgebungen

Der Abschnitt thematisiert die notwendigen Anpassungen traditioneller Lernumgebungen angesichts veränderter Lernbedürfnisse und -anforderungen sowie des Wandels der Rollen von Lehrenden und Lernenden. Außerschulische Lernorte gewinnen an Bedeutung und werden gezielt gefördert. Die zunehmende Eigenverantwortlichkeit beim Lernen erfordert eine Umstrukturierung der Lernumgebungen. Das Konzept des lebenslangen Lernens in der Erwachsenenbildung und die Kritik an traditionellen Schulen, die als fremdbestimmt und praxisfern betrachtet werden, beeinflussen die Entwicklung neuer Lernorte. Trotz steigender Bildungsnachfrage und höherer Bildungsabschlüsse wird die Notwendigkeit außerschulischer Lernorte hervorgehoben, um den Erwerb wichtiger Schlüsselkompetenzen (Soft Skills) für das spätere Berufsleben zu gewährleisten. Außerschulisches Lernen bietet eine willkommene Abwechslung zum Schulalltag, ist motivierender und verringert den Leistungsdruck. Die Einbindung mehrerer Wahrnehmungssinne ermöglicht ein besseres Verständnis und die langfristige Speicherung von Wissen. Das Verlernen sozialer Fähigkeiten wird als Folge des Konsums von Massenmedien und Konsumgütern kritisiert, wobei außerschulisches Lernen als Gegenmittel angesehen wird. Es fördert fächerübergreifendes Lernen, selbstständiges Handeln und Problemlösen, regt vernetztes Denken an und hat einen hohen Praxisbezug.

3. Grenzen und Herausforderungen des außerschulischen Lernens

Dieser Abschnitt beleuchtet die Grenzen des außerschulischen Lernens, insbesondere im Kontext von Bildungseinrichtungen. Die Planung, Organisation und Genehmigung von Exkursionen verursachen einen höheren Aufwand für Schulen, ebenso wie die Nachbereitung. Eine faire Leistungsbewertung bei selbstständiger und Gruppenarbeit gestaltet sich schwierig. Nicht immer wird ausreichend Interesse und Motivation bei den Jugendlichen geweckt, was dazu führen kann, dass die gegebenen Freiräume nicht genutzt werden. Der Text betont die Bedeutung von Lernorten in der Kulturwelt und an Stätten menschlicher Begegnung, wobei viele kulturelle Einrichtungen durch starre Lernstrukturen geprägt sind. Entdeckendes Lernen, bei dem der Lernende aktiv teilnimmt, findet zunehmend Anklang. Der Mangel an Begegnung und Interaktion mit Menschen in vielen kulturellen Einrichtungen wird als Defizit gesehen. Bibliotheken werden als Einrichtungen hervorgehoben, die Kultur und Begegnung vereinen. Die aktuellen Entwicklungen weg von traditionellen Bildungseinrichtungen bieten den kulturellen Institutionen zahlreiche Chancen, gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Trotz der vor über einem Jahrzehnt festgestellten Entwicklungen, die die Bildungslandschaft verändern, bleiben Anpassungsbedarf und Herausforderungen bestehen, insbesondere im deutschen Bibliothekswesen.

III.Die Bibliothek als sozialer Treffpunkt und Lernort

Moderne Bibliotheken entwickeln sich zu vielseitigen sozialen Räumen und Lernzentren. Sie streben ein vielfältiges Raumprogramm an, um nicht nur einen Ort des stillen Lernens zu sein, sondern auch einen sozialen und kulturellen Treffpunkt zu bieten. Die Vermittlung von Medien- und Informationskompetenz sowie Selbstlernkompetenz wird als zentrale Aufgabe gesehen. Die individuelle Nutzerberatung und Schulungen spielen dabei eine entscheidende Rolle.

1. Der Wandel der Bibliothek zum sozialen Raum

Moderne Bibliotheken bemühen sich um einen Wandel hin zum sozialen Raum, weg vom traditionellen Bild der stillen und eher düsteren Institution. Diese Bemühungen zielen darauf ab, die Bibliothek für alle Alters- und Zielgruppen einladender zu gestalten und ein vielfältiges Raumprogramm anzubieten. Der Wunsch, über einen Ort des stillen Lernens und der Einzelarbeit hinauszugehen, wird deutlich. Die Bibliothek soll als sozialer und kultureller Treffpunkt wahrgenommen werden, was durch Bezeichnungen wie „Treffpunkt“, „meeting place“, „living room“ oder sogar „Kontaktbörse“ unterstrichen wird. Diese Bezeichnungen verdeutlichen sowohl die Vielfältigkeit der Konzepte als auch die Aktualität und Bedeutung der sozialen Dimension moderner Bibliotheken. Der Wandel zum sozialen Raum ist ein wichtiger Aspekt der Bibliotheksentwicklung und trägt zur Steigerung der Attraktivität und Nutzungsfrequenz bei. Die Schaffung eines einladenden Ambientes soll die Nutzer motivieren, die Bibliothek nicht nur zum Lernen, sondern auch zur Begegnung und zum Austausch zu nutzen. Dies ist ein wichtiger Bestandteil des modernen Bibliothekskonzepts und trägt zur Stärkung der sozialen Funktion der Bibliothek bei.

2. Die Bibliothek als Lernort Vermittlung von Schlüsselkompetenzen

Der Abschnitt betont die wachsende Bedeutung von Bibliotheken als Lernorte und die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen als eine der zentralen Aufgaben. Die Unterstützung des lebenslangen Lernens und der Aufbau wichtiger Kompetenzen werden als zentrale Funktionen eines Lernarrangements in der Bibliothek gesehen. Die Lernumgebung soll flexibel und individuell gestaltet sein, um den Bedürfnissen der Einzelnen gerecht zu werden und Raum für Kreativität und Spontanität zu bieten. Zeit- und Ortsflexibilität der Angebote ist entscheidend, um den Nutzern jederzeit und überall den Zugriff zu ermöglichen. Selbstgesteuertes und informelles Lernen wird als ideales Lernmodell für die Bibliothek angesehen, da es auf der Freiwilligkeit der Nutzer basiert. Neben dem vorhandenen Lernstoff selbst spielen die Vermittlung von Lernkompetenzen, der Kontakt zu anderen Lernenden und konkrete Lernangebote wie Medien oder Kurse eine wichtige Rolle. Die Möglichkeit der ununterbrochenen Recherche, des Auffindens und der Verarbeitung von Informationen sowie der Zugang zu persönlicher Beratung und Schulungen werden hervorgehoben. Die gemeinsame Nutzung von Lernzentren stärkt den Gemeinschaftssinn und die Eigenverantwortung der Lernenden und fördert den Wissensaustausch. Bibliotheken müssen didaktisch-methodische Konzepte entwickeln, Lernprozesse moderieren und die Lernenden individuell beraten.

3. Konzeption und Umsetzung Nutzerberatung Schulungen und Kooperationen

Die individuelle Nutzerberatung und Schulungen rücken in den Fokus moderner Bibliotheksarbeit und stärken die Bedeutung der Bibliothek als Lernort. Universitäts- und Hochschulbibliotheken sind im Bereich der Nutzerschulungen weiter fortgeschritten, benötigen aber aufgrund größerer Nutzergruppen und regelmäßiger Schulungen mehr Personal. Die Planung, Organisation und Durchführung von Schulungen sind zeit- und arbeitsintensiv, wodurch die Abstimmung und Kommunikation der Mitarbeiter eine wichtige Rolle spielen. Partnerschaften mit anderen Bildungs- und Kultureinrichtungen werden als wesentlich für den Erfolg der Bibliothek als Lernort betrachtet, insbesondere hinsichtlich selbstgesteuerten und lebenslangen Lernens. Kooperationen ermöglichen den Ausgleich von Defiziten in Kompetenzen und Fachwissen. Die Vernetzung ist eine wichtige Voraussetzung für die Vermittlung von Informations-, Medien- und Selbstlernkompetenzen sowie die Betreuung der Lernenden und die Gestaltung von Lernsettings. Vielseitige Angebote, die eine einzelne Bibliothek alleine nicht leisten kann, werden durch die Bündelung von Kompetenzen ermöglicht und erleichtern den Nutzern den Zugang zu Informationen. Die Bibliothek kann sich als Informations- und Dienstleistungszentrum positionieren, um neue Kunden zu gewinnen und die Auslastung zu erhöhen. Die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen ist wichtig für die Teilhabe an der Gesellschaft und kann die Lücke schließen, die durch die Vernachlässigung informellen Lernens in Schulen entsteht. Kooperationen mit Schulen und anderen Einrichtungen ermöglichen es Bibliotheken, in diesem Bereich aktiv zu werden und ihren Stellenwert zu stärken.

IV.Erfolgsbeispiele und Herausforderungen für Bibliotheken als Lernzentren

Die Arbeit präsentiert verschiedene Ansätze zur Entwicklung von Bibliotheken als Lernzentren. Die 'Idea Stores' in London dienen als Beispiel für zukunftsweisende Modellbibliotheken, die lebenslanges Lernen umfassend fördern. Die Herrenberger Stadtbibliothek wird als Beispiel für erfolgreiche Kooperationen mit lokalen Einrichtungen und ein gezieltes Marketing vorgestellt. Herausforderungen bestehen in der Finanzierung, der Ausstattung (technische Ausstattung wie Computer, WLAN, Drucker etc.) und der Entwicklung eines ganzheitlichen Konzepts für Lernarrangements. Der Vergleich mit dem Bibliothekswesen in anderen Ländern (USA, Großbritannien, Skandinavien) zeigt die Notwendigkeit weiterer Entwicklungen im deutschen Kontext.

1. Erfolgsbeispiel Idea Stores in London

Als besonders innovatives Konzept werden die Idea Stores in London vorgestellt. Diese Bibliotheken realisieren die Idee des Lernorts in großem Umfang und integrieren das lebenslange Lernen umfassend. Sie gelten als zukunftsweisende Modellbibliotheken. Seit 2002 wurden fünf Einrichtungen im East End von London errichtet, einem armen Bezirk mit hoher Arbeitslosenquote. Die Idea Stores sollen zur Aufwertung des Viertels beitragen und attraktive Lern- und Bildungsangebote für Migranten bieten. Die Strategie der Idea Stores lässt sich zusammenfassen als: neue Zielgruppen gewinnen (engage), auf deren Bedürfnisse eingehen und aktive Teilhabe ermöglichen (empower). Um dies zu erreichen, wurden Routineaufgaben automatisiert, um mehr Zeit für Nutzerbetreuung und individuelle Beratung zu haben. Essen und Trinken sind überall erlaubt, Gespräche sind erwünscht, um eine offene und angenehme Atmosphäre zu schaffen. Die Informationsvermittlung erfolgt über traditionelle Medien, kostenlose Beratungen, Kurse und Seminare.

2. Die Herrenberger Stadtbibliothek als Beispiel für Kooperation und Marketing

Die Herrenberger Stadtbibliothek (ca. 30.000 Einwohner, Durchschnittsalter 43,1 Jahre) dient als Beispiel für eine erfolgreiche Umsetzung des Lernort-Konzepts. Sie legt Wert auf die Zusammenarbeit mit anderen lokalen Kultur- und Bildungseinrichtungen, wie der Volkshochschule, die sich in unmittelbarer Nähe befindet. Werbung in Form von Flyern und Broschüren wird eingesetzt. Kooperationen bestehen für Veranstaltungen wie Lesungen und Ausstellungen, sowie bei der Organisation des kommunalen Kinos. Mit Schulen und Kindertageseinrichtungen arbeitet die Bibliothek beim Erwerb von Bibliotheksführerscheinen und Medienpaketen zusammen. Eine Kooperationsvereinbarung mit einer lokalen Realschule wurde unterzeichnet. Die Bibliothek engagiert sich in verschiedenen Netzwerken (Frauennetzwerk, Arbeitskreis Teilhabe) und stellt ihre Räumlichkeiten für Ausstellungen und Lesungen zur Verfügung. Für größere Veranstaltungen (Interkulturelle Wochen) arbeitet die Bibliothek mit vielen Partnern zusammen und unterstützt Projekte wie die „Buch-AG“ und „Gerechtigkeit weltweit – Fair Trade“. Auch Kooperationen mit Buchhandlungen und der Lokalen Agenda werden genannt (z.B. Aktionswoche zum Welttag des Buches, Energiesparpaket). Marketingaktivitäten umfassen Banner, Informationsbroschüren und schwarze Bibliotheks-Taschen mit Logo.

3. Herausforderungen und Konzepte für Bibliotheken als Lernzentren

Der Abschnitt beschreibt Herausforderungen bei der Entwicklung von Bibliotheken zu Lernzentren. Mittel- und Personalkürzungen schränken die Leistungsfähigkeit vieler Einrichtungen ein. Geräumige und gut ausgestattete Lernzentren benötigen geeignete Räumlichkeiten und eine platzeffiziente Anordnung. In kleineren Bibliotheken ist die Bereitstellung eines umfangreichen Lernquellenpools und die Abgrenzung verschiedener Lernbereiche schwierig. Der Erfolg informellen Lernens hängt stark von der Motivation und Unterstützung durch das Personal und die Lernumgebung ab. Es mangelt oft an einem fundierten Gesamtkonzept. Im Vergleich zu anderen Ländern (Skandinavien, Großbritannien, USA) wird die schwächere staatliche Unterstützung in Deutschland und die Schwierigkeit der Kooperation mit anderen Institutionen aufgrund politischer Strukturen kritisiert. Trotz vorhandener Faktoren für die Förderung von Informations- und Medienkompetenz im Bildungssystem existieren diese in unterschiedlichen politischen Ressorts, was eine Vernetzung erforderlich macht. Die Bedeutung von kompetentem Personal und integrierten Lernzentren, um einen praktischen Kontext zur Wissens- und Kompetenzvermittlung zu schaffen, wird betont. Öffentliche Bibliotheken haben die Möglichkeit, sich stärker an den Interessen der Nutzer zu orientieren.

V.Konzeption eines Lernzentrums in der Herrenberger Stadtbibliothek

Dieser Abschnitt beschreibt die konkrete Planung eines Lernzentrums in der Herrenberger Stadtbibliothek (ca. 30.000 Einwohner, Durchschnittsalter 43,1 Jahre). Der geplante Bereich im zweiten Obergeschoss (ca. 1100m² Nutzfläche) soll mit geeigneten Möbeln (Sitzsäcke, Sofa etc.) und technischer Ausstattung (Computer, WLAN, Drucker) ausgestattet werden. Die Kooperation mit der Volkshochschule und anderen lokalen Einrichtungen spielt eine wichtige Rolle. Eine Umfrage zeigt den Bedarf an einem solchen Lernzentrum für Weiterbildung, schulische/studentische Zwecke und berufliche Entwicklung.

1. Bedarfsermittlung und Zielgruppenanalyse

Ein entscheidender Schritt in der Konzeption des Lernzentrums in der Herrenberger Stadtbibliothek ist die Bedarfsermittlung und die Analyse der Zielgruppen. Eine durchgeführte Umfrage zeigt, dass ein Lernzentrum von den meisten Befragten positiv aufgenommen wird und ein deutlicher Bedarf besteht. Nur 5,5% der Befragten gaben an, ein solches Angebot nicht nutzen zu wollen. Der Hauptgrund für die Nutzung ist die allgemeine Weiterbildung (23,4%), gefolgt von der Nutzung für schulische und studentische Zwecke (jeweils 20%). Für berufliche Zwecke und private Weiterbildung möchten jeweils 15,2% das Lernzentrum nutzen. Die Mehrheit der Befragten waren berufstätige Frauen mittleren Alters, die das Lernzentrum sowohl für ihre eigene Weiterbildung als auch zur Unterstützung ihrer Schulkinder nutzen möchten. Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit und das Potential eines Lernzentrums in der Herrenberger Stadtbibliothek, das auf die Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen eingeht.

2. Raumkonzept und Integration bestehender Strukturen

Das Raumkonzept des Lernzentrums wird auf Basis des Grundrisses des zweiten Obergeschosses der Herrenberger Stadtbibliothek geplant und mit der 3D-Software SketchUp visualisiert. Das zweite Obergeschoss beherbergt bereits den Sachbuchbestand der Bibliothek (neun Regale und ein Ausstellungstisch), der in das Lernzentrum integriert werden soll. Zusätzlich vorhandene Tische und Stühle sowie Sessel sollen in das neue Lernkonzept eingebunden werden. Der Grundriss zeigt die räumlichen Gegebenheiten und wichtige Merkmale wie Heizkörper, Stützbalken und den Notausgang. Der Aufzug, der Heuabwurf und zwei Steinwände dienen als Abgrenzung zum Rest des Obergeschosses. Auf der offenen Fläche ist Platz für Gruppentische, Stühle und eine gemütliche Leseecke mit Sesseln, Sofa und Couchtisch. Es werden zwei verschiedene Modellvorschläge präsentiert. Der erste Vorschlag sieht eine offene Gestaltung vor, während der zweite Vorschlag die Regale in die Mitte des Raumes stellt, um zwei Bereiche zu schaffen.

3. Möblierung und technische Ausstattung des Lernzentrums

Die Möblierung der Stadtbibliothek orientiert sich am Farbkonzept der renovierten Hofscheuer. Im vorgesehenen Bereich befinden sich bereits neun Regale mit orangefarbenen Holzbrettern und Stahlrahmen, ein Ausstellungstisch und ein Bücherturm zum Thema „Älterwerden“. Zusätzliche Sitzmöglichkeiten wie Sitzsäcke und ein Sofa sollen für eine gemütliche „Chill-Zone“ sorgen. Die Wahl der Möbel soll das Lernsetting attraktiv gestalten und sich von der historischen Einrichtung abheben. Die technische Ausstattung ist ein wichtiger Aspekt, wobei Computerarbeitsplätze mit WLAN-Zugang als essentiell gelten. Die Umfrage bestätigt dies, da der PC-Arbeitsplatz als zweitwichtigstes Ausstattungsmerkmal genannt wird. Die Bibliothek plant die Einrichtung eines WLAN-Anschlusses. Für die Anschaffung von Laptops werden Preis-Leistungs-Vergleiche empfohlen, wobei Geräte von Acer Aspire als Beispiel genannt werden. Tablets von Apple und Samsung werden ebenfalls in Betracht gezogen, wobei die Kosten und die individuellen Gestaltungsmöglichkeiten berücksichtigt werden müssen. Mehrfachsteckdosen, tragbare Akkus (Powerbanks) und die Möglichkeit zum Aufladen von Smartphones werden als sinnvolle Ergänzungen genannt. Ein kompakter WLAN-Drucker wird empfohlen, um den Nutzern das Ausdrucken von Informationen zu ermöglichen. Ein vorhandener Projektor und eine Leinwand können für Workshops im dritten Obergeschoss verwendet werden. Die Anschaffung von Laptops wird gegenüber Desktop-PCs bevorzugt, da diese leichter zu transportieren sind.

4. Softwareauswahl und Lernkonzepte

Die Softwareauswahl konzentriert sich auf die Microsoft Office Anwendungen (Word, Excel, PowerPoint etc.), die für die Arbeit mit elektronischen Geräten unerlässlich sind. Eine Jahreslizenz für das „Office 365 Business“-Paket wird empfohlen, um die Programme auf mehreren Geräten unter einem Gastzugang für Kunden zu installieren. Der Zugang zu Datenbanken und Verbundkatalogen (KVK, SWB, DBIS, EZB, EBSCO) wird als wichtig erachtet, wobei Kundenschulungen im Umgang damit empfohlen werden. Für die Nutzung auf Tablets wird die Webseite Schule-Apps.de genannt, die Lern-Apps testet und bewertet. Programme wie Babbel und Phase 6, die in Jahresabonnements erworben werden können, eignen sich für kurze, unabhängige Lerninhalte. Lernprogramme auf CD-ROMs werden eher zum Ausleihen empfohlen. Das Raumkonzept des Lernzentrums wurde mit SketchUp geplant und visualisiert. Dabei wurden die genauen Maße und wichtige Merkmale des Raumes berücksichtigt (Heizkörper, Stützbalken, Notausgang). Zwei Raumkonzepte werden vorgestellt: eines mit offenen Flächen und eines mit Regalen in der Mitte, um den Raum zu zonieren.