
Inszenierte Perspicuitas: Die Perspektivenstruktur im Gregorius Hartmanns von Aue
Dokumentinformationen
Autor | Britta Plaggemeier |
Schule | Universität Bielefeld |
Fachrichtung | Linguistik und Literaturwissenschaft |
Veröffentlichungsjahr | 2016 |
Ort | Bielefeld |
Dokumenttyp | dissertation |
Sprache | German |
Seitenanzahl | 234 |
Format | |
Größe | 1.30 MB |
- Mittelalterliche Literatur
- Erzähltheorie
- Hartmann von Aue
Zusammenfassung
I. Einleitung
Die Dissertation 'Inszenierte Perspicuitas: Die Perspektivenstruktur im Gregorius Hartmanns von Aue' untersucht die komplexe Perspektivenstruktur in Hartmanns Werk. Der Erzähler wird als subjektive Instanz dargestellt, die ihre auktoriale Rolle nicht vollständig erfüllt. Dies führt zu einem Spannungsverhältnis zwischen subjektiven Kommentaren und auktorialen Beurteilungen. Die Subjektivität der Wahrnehmungen wird auf einer Metaebene problematisiert. Der Rezipient wird aufgefordert, die Perspektiven zu vergleichen und die Handlungsmotivation der Figuren zu ergründen. Diese Analyse ist von Bedeutung, da sie die Erzähltheorie im Kontext des Mittelalters beleuchtet und die Relevanz der Erzählstruktur für das Verständnis der Literatur dieser Zeit herausstellt.
II. Die Perspektivenstruktur im Gregorius
Die Analyse der Perspektivenstruktur im Gregorius zeigt, dass die divergierenden Figurenwahrnehmungen und -perspektiven durch ein System von Verheimlichung und Lüge geprägt sind. Der Rezipient muss aktiv an der Interpretation teilnehmen, um die Leerstellen im Text zu füllen. Diese Mehrperspektivität führt zu einer komplexen Erzählsituation, die die Unzuverlässigkeit des Erzählers verstärkt. Die Dissertation argumentiert, dass die narrative Hybride des Gregorius nicht nur die Vita des Heiligen erzählt, sondern auch erzähltheoretische Fragestellungen behandelt. Diese Erkenntnisse sind für die moderne Literaturwissenschaft von Bedeutung, da sie die Wechselwirkungen zwischen Erzähler und Figuren in der mittelalterlichen Literatur verdeutlichen.
III. Erzähltheoretische Fragestellungen
Die Dissertation behandelt auch die Erzähltheorie und deren Anwendung auf Hartmanns Werk. Die Rezeptionsästhetik und die Wirkungsästhetik werden als zentrale Konzepte hervorgehoben. Die Analyse zeigt, dass die ästhetische Wirkung und die Sinnkonstitution des Textes stark von der Perspektivierung der Wahrnehmung abhängen. Der implizite Leser wird als aktiver Teilnehmer an der Textinterpretation betrachtet. Diese theoretischen Überlegungen sind nicht nur für die Analyse von Hartmanns Werk relevant, sondern bieten auch wertvolle Einsichten für die Literaturwissenschaft im Allgemeinen. Die Dissertation leistet somit einen Beitrag zur Erforschung der Erzählstrukturen im Mittelalter und deren Bedeutung für die moderne Literaturtheorie.
Dokumentreferenz
- Gregorius. Der arme Heinrich. Iwein (Volker Mertens)
- Programmatische Fiktionalität. Hartmanns von Aue Iwein-Prolog (Walter Haug)
- Tristan (Gottfried von Straßburg)
- Literaturtheorie im deutschen Mittelalter. Von den Anfängen bis zum Ende des 13.- Jahrhunderts (Walter Haug)
- Die Gesta Gregorii Peccatoris (Arnold von Lübeck)