
Einführung in die Mathematische Optimierung: Die Geometrie der Linearen Optimierung
Dokumentinformationen
Autor | Volker Kaibel |
Schule | Otto-von-Guericke Universität Magdeburg |
Fachrichtung | Mathematische Optimierung |
Veröffentlichungsjahr | 2019/20 |
Ort | Magdeburg |
Dokumenttyp | Vorlesung |
Sprache | German |
Seitenanzahl | 30 |
Format | |
Größe | 833.88 KB |
- Mathematische Optimierung
- Lineare Optimierung
- Polyeder
Zusammenfassung
I. Polyeder und ihre Darstellungen
Dieses Kapitel befasst sich mit der Geometrie der linearen Optimierung, insbesondere mit Polyedern. Es werden zwei zentrale Darstellungsformen von Polyedern untersucht: die äußere Darstellung als Lösungsmenge eines linearen Ungleichungssystems ("Ax ≤ b") und die innere Darstellung als Minkowski-Summe der konvexen Hülle einer endlichen Punktmenge ("conv V") und des konischen Hüllenkegels einer endlichen Menge von Richtungsvektoren ("ccone U"). Der Dekompositionssatz für Polyeder (Satz 5.1) besagt, dass jede Menge genau dann ein Polyeder ist, wenn sie in dieser inneren Form dargestellt werden kann. Die Kodierungslängen der Vektoren in V und U sind im rationalen Fall polynomial in der Kodierungslänge von A und b beschränkt (Bemerkung 5.2). Die lineare Optimierung über Polyedern in innerer Darstellung lässt sich auf einfache Weise lösen (Bemerkung 5.4).
1.1. Äußere und innere Darstellung
Die äußere Darstellung "P = {x ∈ Rⁿ | Ax ≤ b}" definiert ein Polyeder durch die Schnittmenge von Halbräumen. Die innere Darstellung "P = conv V + ccone U" beschreibt das Polyeder als Kombination von konvexen und konischen Hüllen. Der Dekompositionssatz verknüpft diese beiden Darstellungen und bildet die Grundlage für viele weitere Untersuchungen. Die Äquivalenz beider Darstellungen ermöglicht es, zwischen ihnen zu wechseln, je nachdem, welche für das jeweilige Problem günstiger ist. Die rationale Darstellbarkeit spielt eine wichtige Rolle für die algorithmische Behandlung von Polyedern.
1.2. Konsequenzen für die lineare Optimierung
Die innere Darstellung erlaubt eine einfache Charakterisierung von Unzulässigkeit und Unbeschränktheit linearer Optimierungsprobleme. Existiert eine Optimallösung, so kann diese direkt aus der endlichen Menge V bestimmt werden. Die Polynomialität der Kodierungslängen hat wichtige Implikationen für die Komplexität linearer Optimierungsprobleme. Polynomiale Zertifikate für Optimalität können konstruiert werden. Die Existenz rationaler Optimallösungen mit polynomial beschränkter Kodierungslänge ist eine wichtige Konsequenz. Das Entscheidungsproblem der Lösbarkeit linearer Ungleichungssysteme liegt in NP ∩ coNP.
II. Eigenschaften von Polyedern
Dieser Abschnitt untersucht wichtige geometrische Eigenschaften von Polyedern, wie den charakteristischen Kegel (auch Rezessionskegel genannt), den Linealitätsraum, die affine Hülle und die Dimension. Polytope werden als spezielle Polyeder, nämlich beschränkte, eingeführt. Der charakteristische Kegel beschreibt die unbeschränkten Richtungen des Polyeders. Der Linealitätsraum ist der größte lineare Unterraum, der im Polyeder enthalten ist. Die affine Hülle ist der kleinste affine Raum, der das Polyeder enthält. Die Dimension des Polyeders ist die Dimension seiner affinen Hülle.
2.1. Charakteristischer Kegel und Polytope
Der charakteristische Kegel char(P) eines Polyeders P enthält alle Richtungsvektoren, die zu jedem Punkt in P addiert werden können, ohne P zu verlassen. Er ist selbst ein polyedrischer Kegel. Polytope sind genau die beschränkten Polyeder, was äquivalent zu einem trivialen charakteristischen Kegel ist (Bemerkung 5.9). Die Darstellung "P = Q + K" als Summe eines Polytops Q und eines polyedrischen Kegels K verdeutlicht die Bedeutung des charakteristischen Kegels.
2.2. Linealitätsraum affine Hülle und Dimension
Der Linealitätsraum lineal(P) ist der größte lineare Unterraum, der in P enthalten ist. Er charakterisiert die Richtungen, in denen sich P unbeschränkt ausdehnt. Die affine Hülle aff(P) ist der kleinste affine Raum, der P enthält. Die Dimension dim(P) ist die Dimension von aff(P). Diese Begriffe sind eng miteinander verbunden und liefern wichtige Informationen über die geometrische Struktur von P.
III. Seiten und Facetten von Polyedern
Der Fokus liegt hier auf den Seiten eines Polyeders, insbesondere den Facetten. Seiten entstehen als Schnitt des Polyeders mit einer Hyperebene. Facetten sind die maximalen nicht-trivialen Seiten. Es werden sowohl die äußere als auch die innere Darstellung von Seiten untersucht. Irredundante Darstellungen minimieren die Anzahl der Ungleichungen bzw. Erzeugenden.
3.1. Definition und Eigenschaften von Seiten
Seiten von Polyedern sind wiederum Polyeder. Sie entstehen durch die Restriktion des Polyeders durch zusätzliche Gleichungen. Die Menge der Optimallösungen eines linearen Optimierungsproblems ist eine Seite des zugehörigen Polyeders. Gültige Ungleichungen für ein Polyeder lassen sich durch Linearkombinationen der definierenden Ungleichungen darstellen (Satz 5.15). Die äußere Darstellung von Seiten erfolgt durch Gleichungen (Satz 5.16).
3.2. Facetten und irredundante Darstellungen
Facetten sind die inklusionsmaximalen nicht-trivialen Seiten eines Polyeders. Ihre Dimension ist um eins kleiner als die Dimension des Polyeders (Satz 5.21). Irredundante Darstellungen (sowohl äußere als auch innere) vermeiden redundante Informationen. Eine irredundante äußere Darstellung besteht aus Gleichungen für die affine Hülle und Ungleichungen für die Facetten (Satz 5.22).
Dokumentreferenz
- Einführung in die Mathematische Optimierung
- Theorie der linearen Optimierung
- Lineare Programmierung
- Kombinatorische Optimierung
- Konvexe Analysis