Bibliotheksräume für Lernende

Lernraumgestaltung in Bibliotheken

Dokumentinformationen

Autor

Philipp Merth

instructor Prof. Dr. Stang
Schule

Hochschule der Medien Stuttgart

Fachrichtung Bibliotheks- und Informationsmanagement
Dokumenttyp Bachelorarbeit
Ort Stuttgart
Sprache German
Format | PDF
Größe 3.20 MB

Zusammenfassung

I.Theoretische Grundlagen der Lernraumgestaltung in öffentlichen Bibliotheken

Diese Arbeit untersucht die Gestaltung von Lernstudios in öffentlichen Bibliotheken, insbesondere in den Stuttgarter Stadtteilbibliotheken Zuffenhausen und Neugereut. Theoretische Grundlagen bilden verschiedene Lerntypen (auditiv, visuell, haptisch, abstrakt-verbal) und die von Christian Mikunda definierten „sieben Hochgefühle“ (Glory, Joy, Power, Desire, Bravour, Intensity, Chill) für die Raumgestaltung. Diese Konzepte sollen positive Lernumgebungen schaffen und die Nutzerbedürfnisse berücksichtigen.

1. Verschiedene Lerntypen und Lernumgebungen

Dieser Abschnitt legt die theoretischen Grundlagen für die Lernraumgestaltung, indem er verschiedene Lerntypen nach Frederic Vester vorstellt: den auditiven, den visuellen, den haptischen und den abstrakt-verbalen Lerntyp. Jeder Lerntyp bevorzugt unterschiedliche sensorische Kanäle zur Informationsaufnahme. Auditive Lerner profitieren von Dialogen und Vorlesungen, visuelle Lerner vom Sehen und Lesen, haptische Lerner vom Anfassen und Handeln, und abstrakt-verbale Lerner von Formeln und abstrakten Konzepten. Die Arbeit betont, dass der Lernprozess individuell und von der Lernumgebung beeinflusst wird. Einige Lerner bevorzugen konzentriertes Einzelarbeiten, während andere von Gruppenarbeiten profitieren; manche benötigen absolute Ruhe, andere arbeiten besser mit Hintergrundgeräuschen. Diese individuellen Unterschiede im Lernverhalten müssen bei der Gestaltung von Lernräumen berücksichtigt werden, um eine optimale Lernumgebung für alle Nutzer zu schaffen. Es gibt kein einheitliches Raumkonzept für alle Bibliotheken; die Gestaltung muss sich an den spezifischen Bedürfnissen der jeweiligen Benutzer orientieren, die wiederum durch Alter, Bildungsstand und soziokulturellen Hintergrund beeinflusst werden. Prototypische Beispiele erfolgreicher Lernraumkonzepte, wie die Lernwelt der Hochschule der Medien (HdM), dienen als Inspiration und Orientierungshilfe.

2. Die sieben Hochgefühle nach Christian Mikunda

Ein zentraler Aspekt der theoretischen Grundlagen ist die Anwendung der von Christian Mikunda entwickelten „sieben Hochgefühle“ auf die Lernraumgestaltung. Diese sieben positiven Emotionen – Glory, Joy, Power, Desire, Bravour, Intensity und Chill – bieten einen Ansatzpunkt zur gezielten Gestaltung von Räumen, die positive Emotionen und ein Wohlfühlambiente hervorrufen. Mikunda analysierte verschiedene Einrichtungen (Shops, Malls, Freizeitparks etc.) und identifizierte diese Gefühle als entscheidend für deren Erfolg und hohe Frequentierung. Im Gegensatz zu den sieben Todsünden, die negativ behaftet und selbstzerstörerisch sein können, zielen die sieben Hochgefühle auf positive, konstruktive Emotionen ab. Das Konzept der sieben Hochgefühle wird im Detail erläutert. „Power“, beispielsweise, wird durch tempo- und kraftbetonte Aktivitäten ausgelöst und kann in Lernräumen durch Aktionsflächen (z.B. Konsolenspiele) oder Inszenierungen der Elemente (Wasser, Feuer) erreicht werden. „Intensity“ entsteht durch Verdichtung und konzentriertes Erleben und kann durch Gemälde, Symbole oder gezielte Raumgestaltung (z.B. Spiegel, rahmenbildende Möbel) verstärkt werden. Die Anwendung der sieben Hochgefühle soll zur Schaffung einer inspirierenden und motivierenden Lernatmosphäre beitragen und die Nutzer positiv beeinflussen. Die Arbeit nutzt dieses Konzept als fundierte Grundlage für konkrete Gestaltungsempfehlungen.

3. Praxisbeispiel Lernwelt der Hochschule der Medien HdM

Die Lernwelt der HdM dient als konkretes Beispiel für die erfolgreiche Integration der „sieben Hochgefühle“ in die Lernraumgestaltung. Eröffnet im Juli 2015, bietet sie Studierenden verschiedene Einzel- und Gruppenarbeitsplätze mit Fokus auf Flexibilität, Multifunktionalität und Aufenthaltsqualität. Die Nutzerperspektive stand bei der Konzeption im Vordergrund, um unterschiedliche Lernformen und -anlässe zu ermöglichen. Die Lernwelt bietet Platz für ca. 199 Personen auf 440 m² und ermöglicht neben Einzel- und Gruppenarbeit auch Seminare und Kurse. Das Beispiel der HdM-Lernwelt unterstreicht die Bedeutung einer nutzerorientierten Gestaltung von Lernräumen, die sowohl funktionale Aspekte als auch die Schaffung einer harmonischen und inspirierenden Atmosphäre berücksichtigt. Die erfolgreiche Umsetzung der Lernwelt zeigt, wie die theoretischen Konzepte der sieben Hochgefühle und die Berücksichtigung unterschiedlicher Lernstile in der Praxis erfolgreich umgesetzt werden können, um eine optimale Lernumgebung für die Studierenden zu schaffen. Die positiven Erfahrungen der HdM sollen als Vorbild für die Gestaltung der Lernstudios in den Stuttgarter Stadtteilbibliotheken dienen.

II.Analyse der sozialen Situation in Zuffenhausen und Neugereut

Die soziokulturellen Strukturen der Stadtbezirke Zuffenhausen und Mühlhausen (Neugereut) werden analysiert, um die Raumkonzeption der Lernstudios anzupassen. Zuffenhausen weist einen überdurchschnittlichen Anteil an unter 18-Jährigen auf (17,5%), während Neugereut der drittälteste Stuttgarter Stadtbezirk ist. Diese demografischen Daten beeinflussen die Bedürfnisse der Nutzer und die angebotenen Lernangebote.

1. Vergleich der soziokulturellen Strukturen in Zuffenhausen und Neugereut

Dieses Kapitel untersucht die soziokulturellen Strukturen der Stuttgarter Stadtbezirke Zuffenhausen und Mühlhausen (wo sich Neugereut befindet), um die zukünftige Gestaltung der dortigen Lernstudios zu beeinflussen. Der Vergleich dieser Strukturen ist essentiell für die Entwicklung einer passenden Raumkonzeption. Es wird herausgestellt, dass die Stadtteilbibliothek Zuffenhausen und die Stadtteil- und Schulbibliothek Neugereut unterschiedliche soziale Umfelder aufweisen, die sich auf die Bedürfnisse der Nutzer auswirken. Der demografische Unterschied wird besonders betont: Zuffenhausen hat einen überdurchschnittlich hohen Anteil an unter 18-Jährigen (17,5% gegenüber dem Stuttgarter Durchschnitt), was auf eine hohe Nachfrage nach Lernangeboten für Kinder und Jugendliche hindeutet und die Berücksichtigung von Menschen mit Migrationshintergrund notwendig macht. Im Gegensatz dazu ist Neugereut der drittälteste Stadtbezirk Stuttgarts, was auf einen höheren Anteil älterer Nutzer und dementsprechend andere Bedürfnisse schließen lässt. Diese Erkenntnis unterstreicht die Notwendigkeit, die Lernstudios an die spezifischen soziokulturellen Gegebenheiten der jeweiligen Stadtteile anzupassen. Die Analyse der sozialen Strukturen dient als Grundlage für die Entwicklung von individuellen und bedürfnisorientierten Lernraumkonzepten, die die jeweilige Zielgruppe optimal ansprechen. Die Berücksichtigung dieser Faktoren ist entscheidend für den Erfolg der Lernstudios.

2. Stadtteil und Schulbibliothek Neugereut Besonderheiten

Die Stadtteil- und Schulbibliothek Neugereut weist eine Besonderheit auf: Sie fungiert gleichzeitig als Stadtteilbibliothek und Schulbibliothek. Die räumliche Nähe zur Jörg-Ratgeb-Schule wird hervorgehoben, mit zwei separaten Eingängen und Öffnungszeiten. Der Haupteingang dient den Stadtteilbewohnern, der zweite Eingang ausschließlich den Schülern der Schule. Diese enge Verbindung erfordert eine intensive Zusammenarbeit zwischen den Verantwortlichen des Lernstudios und der Schule. Die inhaltliche Kooperation soll die Synergie zwischen den beiden Einrichtungen nutzen und ein ganzheitliches Lernangebot für die Schüler und die Gemeinde schaffen. Die räumliche Integration der Bibliothek und der Schule in einem Gebäude komplex – es ist wichtig die Nutzergruppen zu berücksichtigen und diese in die Planung einzubeziehen. Die Analyse der spezifischen Situation der Stadtteil- und Schulbibliothek Neugereut betont, dass die Lernstudiogestaltung die Bedürfnisse beider Nutzergruppen, Schüler und Anwohner, berücksichtigen muss. Die enge Zusammenarbeit zwischen Bibliothek und Schule soll sich auch in der Gestaltung und den Angeboten des Lernstudios widerspiegeln.

III.Lernortsituation und Ist Analyse der Lernstudios

Die Lernstudios der Stadtteilbibliotheken Zuffenhausen und Neugereut werden im Hinblick auf ihre Lernumgebung, Ausstattung und Nutzung analysiert. Die Stadtteilbibliothek Zuffenhausen verfügt bereits über ein Lernstudio mit PC-Arbeitsplätzen, während Neugereut ein neues Lernstudio einrichten möchte. Die Analyse umfasst die Expertenmeinungen und Ergebnisse von Benutzerbefragungen.

1. Stadtbibliothek Stuttgart und das Lernstudio System

Der Abschnitt beschreibt das Bibliothekssystem der Stadtbibliothek Stuttgart, zu dem neben der Zentralbibliothek und der Stadtbibliothek am Mailänder Platz auch 17 Stadtteilbibliotheken gehören. Zusätzlich existieren eine Fahrbibliothek und vier Krankenhausbibliotheken. Der Fokus liegt auf den Lernstudios innerhalb dieses Systems. Neben den im Mittelpunkt stehenden Stadtteilbibliotheken Zuffenhausen und Neugereut verfügen auch die Stadtteilbibliotheken Feuerbach, Ost und Vaihingen über Lernstudios. Diese Information liefert den Kontext für die Untersuchung und verortet die Fallstudien innerhalb eines größeren Systems. Die Beschreibung des Systems der Stadtbibliothek Stuttgart unterstreicht die Relevanz der Untersuchung, da sie sich nicht nur auf einzelne Bibliotheken bezieht, sondern übertragbare Ergebnisse für das gesamte System und ähnliche Bibliotheken liefern kann. Die Größe und Struktur des Systems lassen auch Rückschlüsse auf die potentielle Reichweite und den Einfluss der Ergebnisse der Arbeit zu. Der konkrete Bezug zu den ausgewählten Stadtteilbibliotheken wird deutlich, indem sie in ein größeres, übergeordnetes System eingeordnet werden.

2. Lernortsituation Stadtteilbibliothek Zuffenhausen

Die Stadtteilbibliothek Zuffenhausen bietet ihren Nutzern ein differenziertes Medienangebot und verschiedene Lernarrangements. Neben sieben festinstallierten PC-Arbeitsplätzen (fünf im Erwachsenen- und zwei im Kinderbereich) stehen sechs Laptops zur mobilen Nutzung bereit. Die vorhandenen räumlichen Strukturen ermöglichen sowohl Gruppenarbeit an anregenden Orten als auch stilles, konzentriertes Lernen an ruhigeren Standorten. Die Lernbereiche befinden sich nicht nur im Lernstudio selbst, sondern auch in anderen Räumen der Bibliothek im zweiten Obergeschoss. Die Beschreibung der räumlichen Gegebenheiten und des Medienangebots in Zuffenhausen dient als Grundlage für die spätere Analyse der Ist-Situation und die Entwicklung von Gestaltungsempfehlungen. Die Vielfalt der angebotenen Lernmöglichkeiten zeigt den bisherigen Ansatz der Bibliothek und bietet Anhaltspunkte für Stärken und Schwächen der aktuellen Lernumgebung. Die Fotodokumentation wird erwähnt und soll die räumlichen Gegebenheiten visuell darstellen.

3. Lernortsituation Stadtteil und Schulbibliothek Neugereut

Im Gegensatz zur Stadtteilbibliothek Zuffenhausen plant die Stadtteil- und Schulbibliothek Neugereut die Einrichtung eines neuen Lernstudios. Ein besonderes Merkmal ist die unmittelbare Verbindung zur Jörg-Ratgeb-Schule, mit separaten Eingängen und Öffnungszeiten für Schüler und Stadtteilbewohner. Der direkte Zugang zur Schule unterstreicht den Fokus auf die Schüler als eine wichtige Nutzergruppe. Die enge räumliche und potentielle inhaltliche Verzahnung mit der Schule erfordert eine gezielte Konzeption des Lernstudios, um die Bedürfnisse beider Nutzergruppen zu berücksichtigen. Die Beschreibung der Lernortsituation in Neugereut liefert einen wichtigen Kontext für die Konzeption des neuen Lernstudios und verdeutlicht die Notwendigkeit einer spezifischen Planung aufgrund der kombinierten Funktion als Stadtteil- und Schulbibliothek. Das Konzept des lebenslangen Lernens spielt eine wichtige Rolle, mit Angeboten wie Recherche-Sprechstunden und E-Mail-Unterstützung für Schüler. Der Fokus liegt auf der Unterstützung der Schüler im Bereich der Literatur- und Quellenrecherche, was einen wichtigen Aspekt der Lernstudio-Gestaltung beeinflusst.

4. Lernstudio Stadtteilbibliothek Zuffenhausen Entstehungsgeschichte und erste Konzeption

Das Lernstudio der Stadtteilbibliothek Zuffenhausen wurde im Oktober 1999 im ersten Stock des Kulturzentrums eröffnet. Das Ziel war die Steigerung der Lebensqualität im Viertel durch die Förderung des lebenslangen Lernens. Die Kooperation mit anderen Bildungseinrichtungen spielte eine wichtige Rolle bei der Gründung. Ursprünglich umfasste das Medienangebot des Lernstudios 600 Einheiten, hauptsächlich Bücher, aber auch Computer (9 Stück verteilt auf 3 von 6 Räumen), CD-ROMs und Kassetten. Der Bestand umfasste Nachschlagewerke, Literaturhilfen für Schüler und Ratgeber. Die anfänglichen Veranstaltungsformate konzentrierten sich auf die Vermittlung von Computer- und Internetkenntnissen und Medienkompetenz für Schulklassen und Kindergartengruppen. Diese Informationen zur Entstehungsgeschichte und der ersten Konzeption des Lernstudios in Zuffenhausen dienen als Basis für den Vergleich mit der aktuellen Situation und ermöglichen eine Analyse der Entwicklung und der Nutzerbedürfnisse über die Jahre. Der Wandel in der Mediennutzung und die technologische Entwicklung werden hier deutlich. Die Beschreibung des ursprünglichen Konzepts und seiner Zielsetzung bietet einen wertvollen Vergleichspunkt zur heutigen Situation und den daraus resultierenden Anforderungen an die Umgestaltung.

IV.Analyse der Besucherbedarfe und Nutzerwünsche

Eine Benutzerbefragung (25 Personen in Zuffenhausen, 51 in Neugereut) ermittelte die Nutzerbedürfnisse für die Um- bzw. Neugestaltung der Lernstudios. Wichtige Ergebnisse betrafen die gewünschte Atmosphäre (Wohlfühlfaktor), flexible Möblierung, separate Zonen für Einzel- und Gruppenarbeit, Veranstaltungsangebote und die Bedeutung von Ansprechpartnern vor Ort. In Zuffenhausen wurde das Lernstudio hauptsächlich zum Lernen in Gruppen, für Veranstaltungen und zum Einzellernen genutzt. In Neugereut wurde die flexible Möblierung besonders positiv bewertet.

1. Auswertung der Fragebögen Nutzung des Lernstudios in Zuffenhausen

Die Analyse der Besucherbedarfe beginnt mit der Auswertung von Fragebögen, die in der Stadtteilbibliothek Zuffenhausen durchgeführt wurden. Insgesamt wurden 25 Fragebögen ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass das Lernstudio hauptsächlich für Gruppenarbeit, die Teilnahme an Veranstaltungen und Kursen sowie für Einzelarbeit genutzt wird. Der soziale Aspekt des gemeinsamen Lernens spielt mit nur 6% eine untergeordnete Rolle und bietet somit Potential für Verbesserungen. Ein Aspekt, der sich aus der Auswertung ergab, war die Notwendigkeit einer zusätzlichen offenen Antwortmöglichkeit in der Frage nach der Nutzung des Lernstudios, da sich die Befragten aus verschiedenen Gründen im Lernstudio aufhielten. Die Auswertung der Fragebögen zeigt die vorherrschende Nutzung des Lernstudios. Das Lernen in Gruppen und die Teilnahme an Veranstaltungen sind wichtige Aspekte, die bei der Umgestaltung berücksichtigt werden sollten. Der geringe Anteil an gemeinschaftlichem Lernen deutet auf ein Potenzial hin, soziale Interaktion im Lernstudio zu fördern. Die Analyse der Antworten gibt wertvolle Hinweise für eine bedürfnisorientierte Umgestaltung des Lernstudios.

2. Auswertung der Fragebögen Veranstaltungsangebote und Mediennutzung

Die Auswertung der Fragebögen zu den angebotenen Veranstaltungen zeigt, dass die Altersgruppe unter 12 Jahren (Lesungen für Kinder, Internetführerschein) diese am häufigsten nutzte (knapp 43%). Die Schüler-Sprechstunde hingegen wurde kaum genutzt und sollte intensiver beworben werden. Bei der Frage nach der Nutzung des Medienangebots gaben die 62 Befragten in Zuffenhausen 91 Antworten und die 51 Befragten in Neugereut 70. In Zuffenhausen nutzten ca. 48% der Befragten die Medien zur Unterhaltung, während 42% diese zum Lernen einsetzten. In Zuffenhausen wurden die Öffnungszeiten und die Erreichbarkeit des Lernstudios als Verbesserungsbereiche genannt, was auf eine unzureichende Bekanntheit oder Attraktivität des Angebots hinweist. Die Analyse der Veranstaltungsformate und der Mediennutzung zeigt unterschiedliche Schwerpunkte und Bedürfnisse der Nutzergruppen. Die geringe Nutzung der Schüler-Sprechstunde deutet auf ein Problem bei der Kommunikation und der Bekanntmachung des Angebots hin. Die Auswertung der Mediennutzung betont die Dualität von Unterhaltung und Lernen und unterstreicht die Notwendigkeit, beide Aspekte bei der Gestaltung der Lernumgebung zu berücksichtigen.

3. Vergleichende Auswertung der Fragebögen Zuffenhausen und Neugereut

Um vergleichbare Rückschlüsse ziehen zu können, wurden in beiden Stadtteilbibliotheken identische Fragen zu allgemeinen Aspekten des Bibliotheksbesuchs gestellt. In Zuffenhausen betonten die Befragten den Wunsch nach einem separaten Lounge-Bereich zur Entspannung, mit komfortablen Möbeln, leiser Musik, Gaming-Möglichkeiten und Snacks; zwei Jugendliche boten sogar ihre Mithilfe bei der Gestaltung an. In beiden Stadtteilbibliotheken wurde flexibles Mobiliar sehr positiv bewertet und der Wunsch nach Ansprechpartnern vor Ort und einer angenehmen Wohlfühlatmosphäre geäußert. Die demografischen Daten der Befragten wurden ebenfalls berücksichtigt. In Zuffenhausen war die Gruppe der 12-18-Jährigen am größten, was mit dem hohen Anteil der unter 18-Jährigen (17,5%) im Stadtbezirk korrespondiert. In Neugereut, dem drittältesten Stadtbezirk Stuttgarts, war der Anteil der über 60-Jährigen am höchsten. Die vergleichende Auswertung der Fragebögen betont die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Bedürfnissen der Nutzer in beiden Stadtteilen. Die Ergebnisse unterstreichen den Bedarf an flexiblen Möbeln, einer angenehmen Atmosphäre und Ansprechpartnern vor Ort. Die Berücksichtigung der demografischen Daten ermöglicht eine gezieltere Anpassung der Lernumgebung an die jeweilige Zielgruppe.

V.Konzeptoptionen für die Um und Neugestaltung der Lernstudios

Basierend auf den Analysen werden Konzeptoptionen für die Umgestaltung des Lernstudios in Zuffenhausen und die Neugestaltung in Neugereut entwickelt. Dabei werden die „sieben Hochgefühle“ von Mikunda, die Ergebnisse der Benutzerbefragung und die Expertenmeinungen berücksichtigt. Die Konzepte beinhalten Vorschläge zur Raumgestaltung, Möblierung (flexibles Mobiliar), Zonierung (z.B. Gruppenarbeitsbereiche, Entspannungszonen), technische Ausstattung und Marketingmaßnahmen zur Steigerung der Nutzerzahlen.

1. Empfehlungen zur Umgestaltung des Lernstudios Zuffenhausen

Für die Umgestaltung des bestehenden Lernstudios in der Stadtteilbibliothek Zuffenhausen werden verschiedene Konzeptoptionen vorgeschlagen. Ein zentraler Punkt ist die Optimierung des Lernens in Einzel- und Gruppenarbeit. Die Verwendung von Raumteilern und flexiblem Mobiliar soll die Schaffung separater Lernzonen ermöglichen. Eine flexible Infrastruktur soll die Anpassung an verschiedene Lerntätigkeiten erlauben. An den Computerarbeitsplätzen sollen Sichtschutzelemente für mehr Privatsphäre und Datenschutz sorgen. Die Expertin der Bibliothek wünscht sich ein modernes, elegantes Design in Weiß, Chrom oder Beige, mit Akzenten in Bordeauxrot und Anthrazit, um die Farben der Nutzflächen der Bibliothek aufzugreifen. Die Verbesserung der Verbindung zwischen dem Lernstudio im ersten Stock und den restlichen Bibliotheksräumen im zweiten Stock wird als zentrales Anliegen genannt. Um den einladenden Charakter zu verstärken, soll die bestehende Eingangstür durch eine verglaste Wand mit einer Glasschiebetür ersetzt werden. Die vorgeschlagenen Maßnahmen zielen darauf ab, das Lernstudio attraktiver zu gestalten und die Nutzerzahlen zu steigern. Die Integration der sieben Hochgefühle von Mikunda dient als weitere Orientierungshilfe für die Raumgestaltung, um eine positive Lernatmosphäre zu schaffen. Eine Aufteilung der Räume nach spezifischen Funktionen (Gruppenarbeit, Einzelarbeit, Entspannung) wird erwogen.

2. Raumgestaltung und Einrichtungsempfehlungen

Die Gestaltung des Lernraums soll die Interessen der Nutzer und die Wünsche der Expertin vereinen. Raumteiler wie mobile Trennwände sollen die Schaffung separater Zonen ermöglichen. Flexibles Mobiliar ist essentiell, um den Raum an verschiedene Bedürfnisse anzupassen. Die Auswahl der Möbel sollte Leichtigkeit und Flexibilität gewährleisten. Das „Joy“-Gefühl nach Mikunda soll durch unterschiedliche Formen und Farben moderner Möbel unterstützt werden. Ein separater Lounge-Bereich mit komfortablen Möbeln, leiser Musik, Gaming-Möglichkeiten und Snacks soll eingerichtet werden. Die Farbgestaltung sollte mit den Wandfarben harmonieren und ungewohnte, bunte Farbkombinationen können für Aufmerksamkeit sorgen. Die Vorschläge zur Inneneinrichtung zielen auf eine Verbesserung der Lernatmosphäre ab, die sowohl die individuellen Bedürfnisse der Nutzer als auch die Wünsche der Experten berücksichtigt. Die Anwendung der sieben Hochgefühle nach Mikunda soll dabei als Leitfaden dienen, um positive Emotionen im Lernraum zu inszenieren. Die Möglichkeit, den Raum durch flexible Elemente zu trennen und so verschiedene Zonen (Einzelarbeit, Gruppenarbeit, Entspannung) zu schaffen, wird hervorgehoben.

3. Marketing und Maßnahmen zur Steigerung der Bekanntheit

Zusätzlich zu den baulichen und gestalterischen Maßnahmen werden Empfehlungen zur Steigerung der Bekanntheit und Attraktivität des Lernstudios gegeben. Eine verstärkte Präsenz in sozialen Netzwerken, Flyer und Handzettel in der Bibliothek und umliegenden Schulen, sowie ein „Tag der offenen Tür“ sollen die Nutzerzahlen erhöhen. Eine Ausweitung der Öffnungszeiten auf den Samstag wird vorgeschlagen, um die Nachfrage zu befriedigen. Ein elektronisches Leitsystem mit interaktiven Informationsstelen könnte die Orientierung erleichtern. Eine Fotogalerie im Bereich der Internetarbeitsplätze der Bibliothek soll für eine persönliche Note und eine Steigerung des Interesses sorgen. Diese Maßnahmen zur Steigerung der Bekanntheit und Attraktivität des Lernstudios sind wichtig, um die Nutzung zu erhöhen und den Treffpunktcharakter zu verbessern. Die Kombination aus baulichen Verbesserungen, Marketingaktivitäten und der Einbeziehung der Nutzer in den Gestaltungsprozess soll den Erfolg des Lernstudios sichern. Die Vorschläge zielen auf eine ganzheitliche Verbesserung der Wahrnehmung und Attraktivität des Lernstudios.

4. Empfehlungen zur Neugestaltung des Lernstudios Neugereut

Für die Neugestaltung des Lernstudios in der Stadtteil- und Schulbibliothek Neugereut wird eine funktionale Aufteilung des Raumes in zwei Bereiche vorgeschlagen: einen größeren Bereich für Gruppenarbeit und Veranstaltungen, sowie einen kleineren Bereich für Einzelarbeit und Entspannung. Im größeren Bereich soll auch ein Gaming-Bereich integriert werden, um das „Power“-Gefühl nach Mikunda zu unterstützen. Im kleineren Bereich werden die Computerarbeitsplätze und eine ruhige Entspannungszone eingerichtet, um das „Chill“-Gefühl zu fördern. Flexible und moderne Möbel sollen den Raum flexibel nutzbar machen. Die Expertin wünscht sich für den Eingangsbereich eine verglaste Front, um den Raum einladender zu gestalten und die Aufmerksamkeit der Besucher zu erregen. Die technische Ausstattung und die digitale Vernetzung der Arbeitsplätze stehen im Vordergrund. Jugendliche haben sich bereit erklärt, den Entspannungs- und Gaming-Bereich mitzugestalten. Die Farbgebung soll sich an der bestehenden Farbgestaltung der Bibliothek orientieren und ein stilvolles, dezentes Design schaffen, um das „Glory“-Gefühl zu erzeugen. Die Vorschläge berücksichtigen die räumlichen Gegebenheiten und die Bedürfnisse der Nutzergruppen. Die Kombination aus Funktionalität, Wohlfühlatmosphäre und Technologie soll ein attraktives Lernumfeld schaffen.

VI.Fazit und Ausblick

Die Arbeit zeigt, dass die Bedürfnisse für die Gestaltung von Bibliotheksräumen als Lernorte stark vom Kontext (räumliche Gegebenheiten, Nutzergruppen, vorhandene Ausstattung) abhängen. Die Ergebnisse liefern wichtige Erkenntnisse für die Lernraumgestaltung in öffentlichen Bibliotheken und zeigen die Notwendigkeit einer nutzerzentrierten Raumkonzeption, die sowohl die individuellen Lerntypen als auch die soziale Komponente des Lernens berücksichtigt. Die „sieben Hochgefühle“ bieten dabei wertvolle Orientierungshilfen für die Raumgestaltung.

1. Zusammenfassung der Ergebnisse

Das Fazit fasst die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammen und bestätigt die Beantwortung der Forschungsfrage. Die Bedarfe für die Um- und Neugestaltung der Lernstudios in Zuffenhausen und Neugereut sind zum großen Teil individuell und hängen von räumlichen Gegebenheiten, bisherigen Erfahrungen und der vorhandenen Ausstattung ab. Die räumlichen Gegebenheiten beeinflussen maßgeblich die Zonierung der Lernstudios. In Zuffenhausen sind ausreichend Räume für verschiedene Lernarrangements vorhanden, während in Neugereut aufgrund räumlicher Begrenzungen eine sorgfältige Planung erforderlich ist. In Zuffenhausen liegt der Fokus auf der Steigerung der Attraktivität und des Bekanntheitsgrades des Lernstudios, um rückläufigen Nutzerzahlen entgegenzuwirken. In Neugereut steht die technische Grundausstattung im Vordergrund. Die Auswertung der Fragebögen zeigt, dass neben Schülern weitere Nutzergruppen (Senioren in Neugereut, Menschen mit Migrationshintergrund in Zuffenhausen) durch entsprechende Angebote angesprochen werden sollten. Die Arbeit bestätigt somit den Einfluss von individuellen Bedürfnissen und den Kontextfaktoren auf die Lernraumgestaltung.

2. Individuelle Bedürfnisse und übertragbare Kriterien

Die Arbeit zeigt, dass die Bedürfnisse der Nutzer für die Gestaltung von Lernräumen in Bibliotheken zum großen Teil individuell und situationsabhängig sind. Die räumlichen Gegebenheiten, bisherige Erfahrungen und die vorhandene Ausstattung beeinflussen die Möglichkeiten der Zonierung und Gestaltung. Trotz der individuellen Unterschiede lassen sich jedoch übereinstimmende Kriterien für die zukünftige Lernraumgestaltung in Bibliotheken ableiten, die eine gewisse Allgemeingültigkeit aufweisen. Diese Kriterien, die sich aus dem Vergleich der Ergebnisse aus Zuffenhausen und Neugereut ergeben haben, können als Grundlage für die Planung und Gestaltung von Lernstudios in anderen Bibliotheken dienen. Die Arbeit liefert somit sowohl spezifische Empfehlungen für die untersuchten Fallstudien als auch übertragbare Erkenntnisse für die allgemeine Lernraumgestaltung in Bibliotheken. Die Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse und die gleichzeitige Identifikation allgemeingültiger Kriterien ist ein wichtiger Beitrag der Arbeit.

3. Visuelle Darstellung der Rahmenbedingungen und Ausblick

Die Arbeit schließt mit einer visuellen Darstellung der wesentlichen Rahmenbedingungen in einem Schaubild. Das Schaubild zeigt die Zonierung eines multifunktionalen Lernraums (Viereck), die Basiselemente eines Lernstudios (Dreieck) und die sieben Hochgefühle als Rahmen für das Wohlfühlambiente (Kreis). Dieses Schaubild verdeutlicht die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Aspekten der Lernraumgestaltung. Der Ausblick betont die Notwendigkeit einer nutzerzentrierten Raumkonzeption, die sowohl die individuellen Lerntypen als auch den sozialen Aspekt des Lernens berücksichtigt. Die sieben Hochgefühle nach Mikunda werden als wertvolle Orientierungshilfe für die Schaffung eines positiven Lernumfelds hervorgehoben. Die Arbeit liefert somit nicht nur konkrete Empfehlungen für die Um- und Neugestaltung der Lernstudios in Zuffenhausen und Neugereut, sondern trägt auch zu einem allgemeineren Verständnis der Kriterien für eine erfolgreiche Lernraumgestaltung in Bibliotheken bei.