
Creative Commons Lizenz: Medosch
Dokumentinformationen
Sprache | German |
Format | |
Größe | 1.70 MB |
Autor | Armin Medosch |
Dokumenttyp | Buch/Veröffentlichung |
Zusammenfassung
I.Die Bewegung der Freien Netze und die Technologie von WLAN
Die weltweite Bewegung der freien Netze zielt auf den Aufbau dezentraler Kommunikationsstrukturen ab, unabhängig von staatlichen und kommerziellen Zwängen. Die Technologie der Wahl ist WLAN, welches die direkte Verbindung zwischen Nutzern ermöglicht, ohne auf die Infrastruktur von Telekoms oder Internet-Service-Providern angewiesen zu sein. Während die Industrie WLAN-Hotspots im öffentlichen Raum fördert, geht es der Bewegung um mehr als einzelne Hotspots: das Ziel ist die Vernetzung dieser Hotspots zu größeren Mesh-Netzen. Ein Beispiel für ein solches Netzwerk ist free2air in London.
1. Entstehung und Ziele der Freien Netze Bewegung
In den letzten Jahren hat sich weltweit eine Bewegung zur Errichtung von 'freien Netzen' gebildet. Diese Bewegung knüpft an Konzepte wie Freenets, Bürgernetze und die Mailbox-Szene an und verfolgt das Ziel, Bürgern die Kontrolle über ihre Vernetzung zu ermöglichen. Der Wunsch besteht nach Kommunikationsstrukturen, die frei von staatlicher und privatwirtschaftlicher Kontrolle sind. Die Technologie der Wireless Local Area Networks (WLAN) wird bevorzugt, da sie direkte Verbindungen zwischen Nutzern ohne die Abhängigkeit von der Infrastruktur der etablierten Telekommunikationsunternehmen erlaubt. Die zunehmende Verbreitung von WLAN-Hotspots durch die Industrie wird zwar positiv wahrgenommen, doch der Fokus der Bewegung liegt auf der Vernetzung vieler kleiner Hotspots zu größeren, selbstverwalteten Netzen – oft als Mesh-Netze bezeichnet. Die Bewegung verfolgt also eine Vision von dezentraler, autonomer und gemeinschaftlicher Kommunikation im digitalen Raum. Die Motivation der Betreiber dieser Projekte ist vielfältig und wird im weiteren Verlauf des Dokuments erörtert. Die Akzeptanz und der Erfolg dieser freien Netze sind jedoch ungewiss, was die offene Gestaltung des Dokuments erklärt.
2. WLAN Technologie als Grundlage für freie Netze
Die drahtlose Technologie von WLAN ist das technische Rückgrat der Bewegung der freien Netze. Ihre Fähigkeit, direkte Verbindungen zwischen Nutzern ohne die Infrastruktur von kommerziellen Anbietern aufzubauen, ist der zentrale Vorteil. Dies ermöglicht die Unabhängigkeit von etablierten Telekommunikationsunternehmen und Internet-Service-Providern. Die Bewegung strebt nicht lediglich die Einrichtung einzelner WLAN-Hotspots an, sondern die Schaffung größerer, miteinander verbundener Netzwerke. Diese Vernetzung von vielen kleinen Funkzellen soll zu größeren Maschennetzen führen, welche eine flächendeckendere und robustere Infrastruktur bieten. Die Technologie selbst steht dabei nicht im Mittelpunkt der Betrachtung, sondern der soziale und politische Kontext. Ein konkretes Beispiel hierfür ist free2air, ein drahtloses Netzwerk, welches dem Autor in London den täglichen Internetzugang ermöglicht. Durch die persönliche Erfahrung mit free2air werden nicht nur die Vorteile, sondern auch die Schwierigkeiten und Herausforderungen beim Aufbau und Betrieb freier Netze illustriert.
3. Ausblick und Ambivalenz des Projektes Freie Netze
Der Erfolg der Bewegung für freie Netze ist ungewiss und wird im vorliegenden Dokument offen thematisiert. Die Komplexität des Unterfangens und die verschiedenen Herausforderungen werden als offene Fragen präsentiert. Das modular aufgebaute Buch reflektiert diesen offenen Ausgangspunkt. Es soll an jeder Stelle eingestiegen werden können, um einen Einblick in die einzelnen Aspekte der Bewegung zu gewähren. Die Perspektive auf freie Netze wird als eine vielschichtige und dynamische Entwicklung geschildert. Neben technischen Aspekten werden auch der politische und gesellschaftliche Kontext der Bewegung beleuchtet. Es geht nicht nur um die physische Infrastruktur, sondern auch um die Inhalte, die über diese Netze verbreitet werden, sowie die Motive der Beteiligten. Die Frage der Durchsetzung freier Netze bleibt offen und ist ein zentrales Thema des gesamten Dokuments.
II.Spread Spectrum und die Entstehung des Internets
Die Technologie des Spread Spectrum, ursprünglich entwickelt zur Verbesserung der Funksignale von Torpedos, bildet eine wichtige Grundlage für moderne drahtlose Netzwerke. Ihre effektivere Bandbreitenutzung und höhere Abhörsicherheit waren entscheidend für die Entwicklung des ARPANet, einem Vorläufer des heutigen Internets. Die Verbindung verschiedener Netzwerke wie ARPANet, PRNet und SatNet führte letztendlich zur Entstehung des Internets als 'Netz der Netze'.
1. Die Erfindung von Spread Spectrum
Die Technologie des Spread Spectrum geht auf die Forschung der österreichischen Schauspielerin Hedy Lamarr und ihres Mannes George Antheuil zurück. Ihr Ziel war die Entwicklung einer Methode, um funkgesteuerte Torpedos der US Navy vor Störungen durch deutsche Sender zu schützen. Ihre innovative Idee bestand darin, das Steuersignal nicht auf einer festen Frequenz, sondern über eine Folge zufällig wechselnder Frequenzen zu senden. Nur der Empfänger mit Kenntnis der Frequenzfolge konnte das korrekte Signal empfangen. Mit Hilfe von Forschern am MIT wurde diese Idee weiterentwickelt und 1942 zum Patent angemeldet, fand aber erst Jahre später, 1962, praktische Anwendung. Die Vorteile von Spread Spectrum liegen in einer effizienteren Bandbreitenutzung, geringerer Anfälligkeit für Interferenzen und erhöhter Abhörsicherheit. Diese Eigenschaften machten die Technologie zu einer wichtigen Grundlage für die Entwicklung moderner Übertragungstechnologien.
2. Spread Spectrum und die Entwicklung des ARPANet
Die ARPA (Advanced Research Projects Agency) nutzte Spread Spectrum ab 1972 für die Entwicklung von Netzwerken mit variablen Übertragungsraten zwischen 100 und 400 kbps. Computergesteuerte Funkgeräte, die nach dem Direct-Sequence-Spread-Spectrum-Verfahren arbeiteten, bildeten die technische Basis dieser Netzwerke. Parallel dazu forschte man an paketvermittelter Satellitenkommunikation. Aus der Entwicklung dieser unterschiedlichen Netzwerktypen – ARPANet, PRNet und SatNet – entstand die Erkenntnis, dass eine Vernetzung dieser Systeme notwendig und sinnvoll war. Diese Erkenntnis ist ein wichtiger Schritt in der Geschichte der Vernetzung und der Entwicklung des Internets. Die technologischen Fortschritte im Bereich der Funktechnik und der Notwendigkeit der Vernetzung verschiedener Systeme legten somit den Grundstein für das moderne Internet.
III. Netzen und Community Netze
Die Sicherheit in 802.11-Netzen stellt ein Problem dar. Methoden wie WEP und MAC-Adressenfilterung sind anfällig. Community-Netze verzichten oft auf solche Sicherheitsmaßnahmen zugunsten von offenem Zugang (Konfigurationsprofil 'any'), sichern aber interne Kommunikation und Server mit starken Mechanismen. Die Frage der Sicherheit hängt stark vom beabsichtigten Zweck des Netzwerks ab.
1. Sicherheitslücken in 802.11 Netzen
Die Sicherheit von 802.11-WLAN-Netzen wird im Text als problematisch dargestellt. Als Beispiele für Sicherheitsmaßnahmen werden MAC-Adressenfilterung und die Verschlüsselungsmethode WEP (Wired Equivalency Privacy) genannt. Jedoch wird explizit erwähnt, dass WEP auf verschiedenen Wegen geknackt werden kann und somit keine zuverlässige Sicherheit bietet. Die MAC-Adressenfilterung ist ebenfalls nicht absolut sicher, da MAC-Adressen gefälscht werden können. Für Nutzer, die Wert auf sichere Kommunikation legen, wird empfohlen, sich mit den Technologien IPSec und SSH vertraut zu machen. Der Text betont, dass die Sicherheitsanforderungen stark vom Verwendungszweck des Netzwerks abhängen. Es wird also deutlich gemacht, dass einfache Sicherheitsmaßnahmen in 802.11-Netzen nicht ausreichend sind und komplexere Lösungen erforderlich sind, um eine angemessene Sicherheit zu gewährleisten. Die Komplexität der Sicherheitsfrage wird hervorgehoben.
2. Sicherheitsansatz in Community Netzen
Im Gegensatz zu privaten oder kommerziellen WLAN-Netzen verfolgen Community-Netze einen anderen Sicherheitsansatz. Um den Zugang für Nutzer so einfach wie möglich zu gestalten, verzichten diese Netze bewusst auf komplexe Sicherheitsmaßnahmen wie WEP und MAC-Adressenfilterung. Häufig wird das Konfigurationsprofil 'any' verwendet und die SSID (SSID - Service Set Identifier) öffentlich bekannt gegeben. Diese offene Architektur ist jedoch kein Zeichen von Nachlässigkeit, sondern eine bewusste Entscheidung. Der Text betont, dass Community-Netze aus Prinzipien der Offenheit und des freien Zugangs so konfiguriert sind. Trotz des offenen Zugangs für Clients werden die eigenen Rechner, Kommunikation und Server der Betreiber mit robusten Sicherheitsmechanismen geschützt. Es wird ein Unterschied zwischen bewusster Offenheit und fahrlässiger Unsicherheit gemacht. Die Prioritätensetzung in Community-Netzen wird deutlich hervorgehoben.
3. Gesetzliche Rahmenbedingungen und rechtliche Aspekte
Der Text beleuchtet die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Betrieb von WLAN-Hotspots und größeren drahtlosen Netzen. Zusammenfassend wird festgestellt, dass der Betrieb, besonders wenn nicht kommerziell, keinen gesetzlichen Hindernissen unterliegt, zumindest was die physische Ebene betrifft. Die rechtliche Situation wird jedoch als komplexer dargestellt, sobald die inhaltliche Ebene, also die Anwendungen, die über das Netz genutzt werden, berücksichtigt werden. Die Nutzung von freien Netzen schützt nicht automatisch vor Urheberrechtsverletzungen, Patentstreitigkeiten, Markenrechtsverletzungen oder dem Jugendschutz. Ein gewisser Freiraum, zum Beispiel beim File-Sharing innerhalb geschlossener Nutzergruppen, wird jedoch als wahrscheinlich angesehen. Auch die Anwendbarkeit der Telekommunikationsüberwachungsverordnung wird diskutiert und als fraglich erachtet, wenn das Netz aus unabhängigen Knoten besteht. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass diese Annahmen bisher nicht rechtlich geprüft wurden. Die Unklarheiten in den rechtlichen Rahmenbedingungen und die unterschiedliche Interpretation der Rechtslage in Bezug auf die Inhalte werden hervorgehoben.
IV.Der Dotcom Boom und die New Economy
Der Dotcom-Boom der späten 1990er Jahre und die New Economy waren geprägt von hohen Börsenkursen und spekulativen Investitionen in Internet- und Technologieunternehmen. Das Internet wurde als Chiffre für alles Neue im Bereich Information und Kommunikation verwendet. Der darauf folgende Crash führte zu vielen Pleiten, obwohl das Internet selbst unbeeinträchtigt weiterwuchs. Dies zeigt die Diskrepanz zwischen der wirtschaftlichen Spekulation und der tatsächlichen technologischen Entwicklung.
1. Wirtschaftswachstum und die Dotcom Blase
Der Text beschreibt ein anhaltendes Wirtschaftswachstum in den USA und Großbritannien in den frühen bis späten 1990er Jahren. Parallel dazu stiegen die Börsenkurse vieler Unternehmen, insbesondere im Technologie-Sektor, deutlich schneller als das Wirtschaftswachstum selbst. Dies wird mit der Privatisierung des Internets, seiner Öffnung für Firmen und Individuen und dem Entstehen neuer Industrien in Verbindung gebracht, was zur sogenannten 'Internet- oder Dotcom-Bubble' führte. Das Internet fungierte als Chiffre für alles, was mit Information, Kommunikation und neuen Medien zu tun hatte. Der Boom erfasste aber auch andere Branchen, wie der Anstieg des Dow Jones zeigt. Das schnelle Wachstum und die hohen Erwartungen wurden jedoch nicht von der Realität getragen, was später zu einem Crash führte.
2. Der Börsencrash und die Folgen für die New Economy
Nach dem Platzen der Dotcom-Blase litten besonders die Internet- und Technologieunternehmen unter dem Börsencrash. Der 'Neue Markt' in Deutschland verschwand nach dem Crash sogar vollständig. Das gesellschaftliche Vertrauen in die zuvor gefeierten neuen Technologien und Netzwelten sank deutlich. Es herrschte eine Kater-Stimmung nach dem Jahrtausendwende-Hype. Der Text stellt die Frage in den Raum, wie stark der Hype tatsächlich mit dem Internet selbst zu tun hatte oder ob es sich mehr um eine allgemeine Spekulationsblase handelte. Während die wirtschaftlichen Folgen verheerend waren, funktionierte das Internet selbst weiter und verzeichnete auch nach dem Jahr 2000 einen stetigen Anstieg der Nutzerzahlen. Die Enttäuschung richtete sich also eher gegen die unrealistischen Erwartungen und das Spekulationsverhalten als gegen die Technologie an sich. Die Diskrepanz zwischen Technologie-Entwicklung und ökonomischer Spekulation wird hervorgehoben.
3. Anhaltende Probleme trotz des Wachstums
Trotz der Fortentwicklung des Internets und des Aufkommens freier Software, alternativer Netzmedien und Netzgemeinschaften, blieben einige Probleme bestehen. Eine entscheidende Rolle spielt der Zugang zu schnellem und kostengünstigem Internet. Die Abrechnung nach Zeit- oder Datenvolumen behindert den freien Austausch von Informationen und die Entwicklung einer Geschenkökonomie im Netz. Vielnutzer, die nicht nur konsumieren, sondern auch Inhalte produzieren, werden besonders von solchen Abrechnungsmodellen benachteiligt. Die wirtschaftliche Boom-und-Pleite-Phase hat eine Providerlandschaft hinterlassen, die diese kommunikationsfeindlichen Kriterien weitestgehend beibehält. Der Text stellt also fest, dass trotz technologischer Fortschritte weiterhin Hürden für eine freie und ungehinderte Nutzung des Internets bestehen bleiben und diese mit der vorherigen wirtschaftlichen Spekulation zusammenhängen.
V.Das Consume Netzwerk Ein Modell für freie Netze
Das Consume-Netzwerk in London ist ein Beispiel für ein erfolgreiches Bürgernetz, das auf dem Prinzip des gegenseitigen Austauschs von Internetbandbreite via WLAN basiert. Die Consume-Strategie, dokumentiert im 'Consume-Skript', konzentriert sich auf dezentrale Organisation, Peering zwischen einzelnen Knoten und die Nutzung vorhandener Ressourcen. Consume Clinics und das Pico Peering Agreement sind zentrale Elemente dieses Ansatzes. Projekte wie NYCWireless und Personal Telco (Adam Shand, Portland) wurden von Consume inspiriert.
1. Das Consume Konzept Teilen von Internetzugang via WLAN
Das Consume-Netzwerk stellt ein Modell für den Aufbau freier Netze dar, basierend auf der gegenseitigen Bereitstellung von Internetzugang über WLAN (802.11). Die Grundidee, den eigenen Internetanschluss mit anderen zu teilen, klingt zunächst nach reinem Altruismus. Die Consume-Gründer sahen darin jedoch einen großen Vorteil für alle Teilnehmer: Durch die Vernetzung via WLAN entsteht ein größeres Netzwerk, das ohne Kosten für die Miete von Leitungen bei Telekoms oder Providern ganze Stadtteile oder sogar Städte abdecken kann. Nach einer anfänglichen Investition entstehen keine weiteren Kosten mehr. Die Teilnehmer können breitbandige Anwendungen wie Audio-Live-Streaming, File-Sharing oder Netzwerkspiele nutzen. Das Netzwerk erhält Gateways zum weltweiten Internet durch die Einbindung bereits bestehender Internetanschlüsse der Teilnehmer. Jeder Knoten im Netzwerk fungiert somit als Geber und Empfänger von Bandbreite, was eine dezentrale und gemeinschaftliche Ressourcennutzung gewährleistet. Dieses Modell des 'gemeinsamen Konsums' von Internetbandbreite ist das Kernstück des Consume-Ansatzes.
2. Herausforderungen beim Aufbau des Consume Netzes
Der Aufbau eines Consume-Netzes erwies sich als komplexer als zunächst angenommen. Ein großflächiges, drahtloses Netzwerk, das für andere Netze ein attraktiver Peering-Partner ist, lässt sich nicht schnell realisieren. Es bedarf der Akquise von ausreichend vielen Partnern, die ihre Ressourcen zur Verfügung stellen. Die Notwendigkeit von Sichtverbindungen zwischen den Antennen erfordert teilweise den Einsatz von Repeatern an strategischen Punkten, was zusätzliche Kosten und organisatorischen Aufwand bedeutet. Die Finanzierung und die technische Wartung der Anlagen, oftmals abhängig vom ehrenamtlichen Engagement von Technikern, stellen weitere Herausforderungen dar. Der Text verweist auf die mögliche Beschleunigung des Netzausbaus durch eine zentralisierte Task Force, betont aber gleichzeitig, dass dies der dezentralen Philosophie von Consume widersprechen würde. Das organische Wachstum und die Selbstorganisation der einzelnen Knoten sind essentiell für das Consume-Modell.
3. Die Consume Strategie und ihre Verbreitung
Die von Consume formulierte Strategie zum Aufbau freier Netze erwies sich als erfolgreich und übertragbar. Das 'Consume-Skript', ein Grundsatzprogramm aus Ideen, Prinzipien und Annahmen, inspirierte andere Initiativen lokal und überregional. Die Vision einer permanenten Datenwolke, aufgebaut durch die Kooperation unabhängiger Teilnehmer, entspricht dem ursprünglichen Konzept des Internets als 'Netz der Netze'. Das egalitäre Prinzip der Peer-to-Peer-Verbindung und die Möglichkeit, eigene Switches zu bauen, ermöglicht den gemeinsamen Konsum des Netzes. Das Netzwerk wächst durch die akkumulierten Handlungen vieler Selbstversorger, anstatt durch zentrale Planung und Kapitalinvestitionen. Die Verbreitung von Consume wird durch diverse Beispiele belegt. Initiativen wie ConsumeX (Einbindung von Schulen und Universitäten), Personal Telco (Adam Shand, Portland, Oregon), und NYCWireless wurden vom Consume-Skript beeinflusst. Der Erfolg des Consume-Modells zeigt, wie sich dezentrale, gemeinschaftlich organisierte Netzwerke etablieren und global verbreiten können.
VI.net
Im East End von London wurde ein WLAN-Backbone aufgebaut, um die Machbarkeit des Consume-Modells zu demonstrieren und weiteren Initiativen den Anschluss an ein funktionierendes Netzwerk zu ermöglichen. AmbientTV.net (Manu Luksch, Mukul Patel), eine Gruppe von Netzkünstlern, ist ein wichtiger Knotenpunkt dieses Netzwerks.
1. Das East End als Standort für ein freies Netzwerk
Der Text beschreibt die Idee eines drahtlosen Backbones im East End von London. Der East End wird nicht als administrativer Bezirk, sondern als innerstädtische Region östlich und nördlich der City of London definiert, umfassend die Stadtbezirke Tower Hamlets und Hackney. Seine Geschichte als Einwanderungsgebiet und seine heutige kulturelle Vielfalt mit über 300 gesprochenen Sprachen, sowie die hohe Konzentration an Ateliers, Medienfirmen und kreativen Kooperativen, machen den East End zu einem geeigneten Standort für ein freies Netzwerk. Der geplante Backbone in Form eines unregelmäßigen Vierecks soll die wichtigsten Orte im East End miteinander verbinden. Das Ziel ist, die Tragfähigkeit der Idee eines freien Netzes zu demonstrieren und neuen Initiativen den Anschluss an ein funktionierendes Netzwerk zu ermöglichen. Die Wahl des East End wird als strategisch begründet dargestellt, um sowohl die technischen Möglichkeiten als auch den kulturellen und sozialen Kontext des Projekts zu unterstreichen.
2. Aufbau des East End Backbones und die Rolle von AmbientTV.net
Der Aufbau des East-End-Backbones erfolgte in zwei Workshops im Februar und März 2002. Im Februar wurde das Studio von AmbientTV.net, einer Künstlergruppe, die mit audiovisuellen Medien und dem Internet arbeitet, zu einem drahtlosen Netzknoten ausgebaut. Wenige Wochen später folgte die Limehouse Town Hall. Weitere Knotenpunkte wurden im Mute-Büro in der Brick Lane und den Cremer Street Studios in Hoxton eingerichtet. AmbientTV.net, dessen Kern aus Manu Luksch und Mukul Patel besteht, beschäftigt sich mit Netzkunst, Audio- und Video-Live-Streaming und multimedialen Performances. Ihr Studio im East End dient als wichtiger Knotenpunkt im Netzwerk und bietet einen guten Ausblick und eine geeignete Infrastruktur für den Aufbau einer Funkantenne. Die Verbindung zwischen AmbientTV.net und dem Netzwerk free2air, deren Antennen etwa 500 Meter voneinander entfernt liegen, bildet den Kern des East End Netzes. Die Beschreibung des Aufbaus verdeutlicht die pragmatische und schrittweise Vorgehensweise sowie die Herausforderungen in Bezug auf Distanzen und Infrastruktur in der Stadtlandschaft.
3. Herausforderungen und Nutzungsmöglichkeiten
Der Text beschreibt den East-End-Backbone noch nicht als voll funktionsfähiges Wide-Area-Netzwerk, da die Verbindungen zwischen den einzelnen Knotenpunkten noch fehlen. Die bestehenden Netzwerk-Inseln zeigen aber bereits konkrete Nutzungsmöglichkeiten auf. Die großen Distanzen zwischen den Gebäuden und die damit verbundenen Kosten und organisatorischen Herausforderungen stellen Hindernisse für den Aufbau eines umfassenderen drahtlosen Netzes dar. Dennoch bestehen die Netzwerk-Inseln lange genug, um konkrete Anwendungsszenarien und die Wechselwirkung zwischen freien Funknetzen und kulturellen sowie sozio-politischen Initiativen zu demonstrieren. Die beschriebenen Schwierigkeiten verdeutlichen die Herausforderungen beim Aufbau und der Skalierung solcher Projekte. Es wird aber betont, dass die bestehenden Knoten wichtige Beispiele für den praktischen Nutzen und die Potenziale freier Netze darstellen. Die Notwendigkeit von Zusammenarbeit und die Bedeutung des kulturellen Kontextes wird hervorgehoben.
VII.SFLAN BAWUG und die Rolle von Bulletin Board Systemen
SFLAN (San Francisco Local Area Network), initiiert von Brewster Kahle, strebte den Aufbau eines stadtweiten drahtlosen Netzes an und war ein frühes Beispiel für ein Community-Netzwerk. Die Mailingliste von BAWUG (Bay Area Wireless Users Group) und die historische BBS-Szene (Bulletin Board Systeme) zeigen die Wurzeln der Free-Network-Bewegung.
1. SFLAN Ein frühes Beispiel für ein stadtweites drahtloses Netzwerk
In San Francisco entstand 1997 die Initiative SFLAN (San Francisco Local Area Network), die sich zum Ziel setzte, ein stadtweites drahtloses Computernetzwerk aufzubauen, basierend auf anarchistischer Kooperation. Initiiert wurde SFLAN von Brewster Kahle, bekannt für seine Arbeit an Supercomputern, dem WAIS-Projekt (Wide Area Information Service) und dem Internet Archive. Das Internet Archive unterstützte SFLAN finanziell und stellt auch heute noch Bandbreite zur Verfügung. Die Motivation für SFLAN lag im im Verhältnis zur Hardware-Entwicklung stagnierenden Preis für Bandbreite. Kahle argumentierte unter Berufung auf Moores Gesetz, dass die Bandbreite im Gegensatz zu Chips und Speichermedien nicht die gleiche Leistungssteigerung zum gleichen Preis erfuhr, obwohl die zugrundeliegende Hardware vergleichbar sei. Nach anfänglichen Erfolgen mit öffentlich zugänglichen Hotspots wurde es lange Zeit ruhig um SFLAN, bevor das Projekt mit einer neuen Webseite wiederbelebt wurde, was vermutlich mit den Aktivitäten von BAWUG und BARWN zusammenhängt.
2. BAWUG Die Community hinter SFLAN und die Wurzeln in der BBS Szene
Die Bay Area Wireless Users Group (BAWUG) spielte eine wichtige Rolle bei der Wiederbelebung von SFLAN und repräsentiert die Community, aus der sich Free Networks speisen. BAWUG vereint eine Gruppe von erfahrenen Technikern, darunter Ingenieure aus dem Silicon Valley, Forscher der Berkeley-Universität, Amateurfunk-Enthusiasten und frühe Linux-Anwender. Die Mailingliste von BAWUG zeigt die Diversität der Expertise und die Herkunft der Free-Network-Bewegung. Einige Schlüsselpersonen stammen von Sbay.org, einer Netzwerk-Community, die aus der Bulletin-Board-System (BBS)-Szene hervorging. Vor der Verbreitung des Internets waren BBS, in Deutschland oft als Mailboxen bezeichnet, die wichtigste Möglichkeit der Vernetzung. Die BBS-Szenen in der südlichen San Francisco Bay nutzten oft Linux oder freie Unix-Derivate und betrieben Newsgroups für geschlossene Nutzergruppen. Der Text hebt somit die historische Entwicklung und die Community-Struktur hervor, die Free Networks tragen.
VIII.Herausforderungen für freie Netze Bandbreitenbeschränkungen und Provider
Ein großes Problem für die Nutzung der freien Netze sind Bandbreitenbeschränkungen und die Geschäftsbedingungen von Internet Service Providern (ISPs), die das Teilen von Bandbreite oft untersagen. Das zeigt sich beispielhaft im Fall von Personal Telco und den Auseinandersetzungen mit Providern und der damit verbundenen Rechtslage.
1. Beschränkungen durch Bandbreitenkosten und Provider
Ein zentrales Problem für die freie und uneingeschränkte Nutzung des Internets, und somit auch für die Entwicklung von freien Netzen, sind die Kosten für Bandbreite und die damit verbundenen Restriktionen durch Internet Service Provider (ISPs). Der Text argumentiert, dass eine aktive Teilnahme an der Geschenk- oder Tauschökonomie im Netz einen schnellen Internetzugang mit hohen Übertragungsgeschwindigkeiten voraussetzt. Langsame Verbindungen machen die Nutzung, besonders bei audiovisuellen Medien, zu zeitaufwendig. Hinzu kommt die Problematik der Abrechnung nach verbrauchten Zeiteinheiten oder Datenvolumen. Eine Geschenkökonomie kann nicht funktionieren, wenn die Kosten durch laufende Gebühren oder Datenvolumenabrechnung limitiert sind. Vielnutzer, die selbst viele Informationen anbieten, leiden besonders unter solchen kostenintensiven Modellen. Die bestehende Providerlandschaft, geprägt von der Boom-und-Pleite-Phase der New Economy, arbeitet überwiegend nach solchen kommunikationsfeindlichen Kriterien. Dies stellt ein signifikantes Hindernis für freie und aktive Partizipation im Internet dar.
2. Der Konflikt zwischen Nutzerverhalten und Provider Bedingungen
Der Text beschreibt den Konflikt zwischen dem Wunsch nach freiem Datenaustausch und den Bedingungen der Internet-Provider. Als Beispiel wird Adam Shand von Personal Telco zitiert, der die Praxis kritisiert, Bandbreite nicht als Eigentum, sondern nur als Nutzungsrecht zu verkaufen. Die Provider versuchen, die Nutzung der Bandbreite durch AGBs (Acceptable Use Policy) zu regulieren und das Teilen, die Einrichtung von Heimnetzwerken oder Servern zu verhindern. Shand betont, dass der Kauf von Bandbreite den uneingeschränkten Zugriff darauf beinhalten sollte. Er argumentiert, dass Eingriffe der Provider in die Nutzung der gekauften Bandbreite als Unsinn bezeichnet werden können. Personal Telco pflegt jedoch einen offenen Umgang mit Providern, um Missverständnisse zu vermeiden und bürgernetzfreundliche Anbieter zu identifizieren. Ein Zitat von Michael Powell, Vorsitzender der FCC, lässt vermuten, dass die Rechtslage zu diesem Thema nicht eindeutig ist und eine unbeabsichtigte Nutzung von Bandbreite nicht zwingend als Diebstahl gewertet wird. Der Konflikt zwischen der gängigen Praxis von ISPs und den Zielen freier Netzwerke wird somit deutlich herausgestellt.
IX.Freie Netze im ländlichen Raum und die Access to Broadband Campaign ABC
Freie WLAN-Netze sind besonders wichtig für den ländlichen Raum, wo der Zugang zu Breitband oft schlecht ist. Die Access to Broadband Campaign (ABC) in England zeigt die vielfältigen Initiativen zur Schaffung von Bürgernetzen in ländlichen Gebieten. John Wilson (Arwain), Lindsey Annison (EdenFaster), Charlie Sands und Erol Ziya sind wichtige Akteure in dieser Bewegung.
1. Die Bedeutung freier Netze im ländlichen Raum
Der Text hebt die besondere Bedeutung von Funknetzen für ländliche Regionen hervor. In diesen Gebieten ist der Ausbau einer Breitband-Infrastruktur über Kabel oft unwirtschaftlich für Telekommunikationsunternehmen. Punkt-zu-Punkt-Verbindungen und flächendeckende Datenwolken bieten hier eine Alternative, um den Anschluss an überregionale Provider zu ermöglichen, ohne jedes Haus einzeln verkabeln zu müssen. Die Kombination mit touristischen Infrastrukturen wie Parkplätze, Campingplätze oder historische Stätten wird als sinnvolle Möglichkeit zur Erweiterung der Netzinfrastruktur dargestellt. Für Bürgernetze stellen Funktechnologien wie 802.11 eine wichtige Ausweichmöglichkeit dar, wenn der Kabel-Anschluss nicht praktikabel ist. Die Herausforderung in ländlichen Gebieten liegt in der schwierigen Bereitstellung einer guten Internetanbindung aufgrund der Entfernung zu Vermittlungsstellen und der oft schlechten Beschaffenheit der bestehenden Kabelinfrastruktur. Die Reichweite von ADSL wird in Großbritannien mit 5,5 km und in Deutschland je nach Anbieter mit 4,3 oder 4,6 km angegeben.
2. Die Access to Broadband Campaign ABC und ihre Ziele
Die Access to Broadband Campaign (ABC) in England ist eine Bewegung, die durch die Konferenz 'Access to Broadband' initiiert wurde. Sie vereint diverse Initiativen zur Verbesserung des Breitbandzugangs, besonders im ländlichen Raum. Die Bandbreite der Projekte reicht von kleinen, selbstfinanzierten Netzen mit wenigen Teilnehmern bis hin zu großen, staatlich geförderten Projekten mit Tausenden Nutzern. Die Gründer der Kampagne sind John Wilson, Lindsey Annison, Charlie Sands und Erol Ziya. John Wilson (Projekt Arwain in Wales) und Lindsey Annison (Projekt EdenFaster in Nord-Yorkshire) sind aktiv im Aufbau drahtloser Bürgernetze engagiert. Sands und Ziya waren vorher in der 'Campaign for Unmetered Telecommunications' aktiv. John Wilson ist zudem Mitglied der 'Broadband Stakeholders Group', die Politikempfehlungen an die Regierung abgibt. Die ABC-Konferenz forderte von der Regierung und der Industrie Maßnahmen zur Verbesserung des Breitbandzugangs und zur Vermeidung einer digitalen Spaltung. Die wachsende Zahl von Menschen, die aufs Land ziehen und dort eine Breitbandverbindung benötigen, verstärkt den Druck auf die Politik.
X.less
Wire.less.dk konzentriert sich auf die Entwicklung von nachhaltigen IKT-Projekten, besonders in Entwicklungsländern. Sie betonen den Kontext, Open Source Software und Hardware (wie das Autonokit) sowie Wissenstransfer. Herausforderungen sind die Finanzierung und die Verbreitung von Open Source Prinzipien in Umgebungen mit begrenzter technischer Infrastruktur und Ausbildung.
1. Wire.less.dk Fokus auf Kontext und Nachhaltigkeit
Wire.less.dk, eine dänische Initiative, unterstützt den Aufbau freier Netze, indem sie technische Expertise, Beratung und Kommunikation bereitstellt. Im Gegensatz zum Aufbau eigener Netze konzentrieren sie sich auf die Entwicklungsarbeit und den Wissenstransfer. Wire.less.dk betont die entscheidende Bedeutung des Kontexts – soziale, ökonomische und institutionelle Bedingungen – bei jedem IKT-Projekt. Hören auf die lokalen Bedürfnisse und Ideen wird als oberste Priorität genannt. Sie verfolgen einen flexiblen Ansatz, angepasst an den jeweiligen Kontext, und setzen auf offene Kommunikation und quelloffene Software. Der Fokus liegt auf nachhaltigen Lösungen und kleinen, lokal verwurzelten Projekten, anstatt große, zentralisierte Lösungen aus dem Westen zu importieren. Diese Herangehensweise, die zwar den Vorteil des organischen Wachstums und der Anpassungsfähigkeit an lokale Gegebenheiten bietet, erschwert jedoch die Suche nach Geldgebern. Der Ansatz von Wire.less.dk stellt somit ein Gegenmodell zu zentralisierten, westlich geprägten IKT-Lösungen dar.
2. Das Autonokit Ein autonomes Kommunikationskit
Als Beispiel für ihren Ansatz zur Schaffung angemessener, erschwinglicher und unabhängiger Kommunikation präsentiert Wire.less.dk das Autonokit. Dies ist ein preisgünstiges System, das WLAN-Technologie (802.11) mit handelsüblicher Sonnenzellentechnologie kombiniert. Ein zentraler Access Point verteilt die Konnektivität kabelgebunden oder drahtlos, und eine externe Internetverbindung (Funk, Satellit) sorgt für den Anschluss an die Außenwelt. Das System ist auf Autonomie und Robustheit auch unter schwierigen Bedingungen ausgelegt und verwendet offene Standards und quelloffene Software. Als Hardware werden stromsparende Mini-Computer wie das Soekris Board eingesetzt. Die geschätzten Materialkosten liegen zwischen 500 und 1000 US$. Ein Prototyp existiert, wurde aber bisher nur in Dänemark getestet. Die Schwierigkeiten bei der Finanzierung kleinerer Projekte, im Gegensatz zu großen IKT-Großprojekten, werden als Problem genannt. Das Autonokit verdeutlicht die technische Umsetzung der Wire.less.dk Philosophie für lokale und autarke Kommunikationslösungen.
3. Herausforderungen bei der Implementierung von Open Source in Entwicklungsländern
Wire.less.dk diskutiert die Schwierigkeiten bei der Verbreitung von Open Source in Entwicklungsländern. Oftmals wird der günstige Preis betont, während die Aspekte der Meinungsfreiheit, wie von Richard Stallmans FSF vertreten, zu kurz kommen. Der niedrige Preis ist in Ländern mit einem florierenden Markt für Raubkopien kein entscheidendes Argument. Meinungsfreiheit wird oft als Luxus betrachtet, den sich kleine Unternehmen nicht leisten können. Ein weiterer Faktor ist das niedrige Ausbildungsniveau. Als Beispiel wird genannt, dass in Ghana Informatik-Diplome ohne praktischen Umgang mit Computern vergeben werden können. Daher wird eher Software bevorzugt, die einfach zu bedienen ist und für die geschultes Personal vorhanden ist. Für eine erfolgreiche Implementierung von Open Source-Lösungen in Entwicklungsländern sind internationale Vermarktung, Schulungsprogramme und Zertifizierungen von Softwaretechnikern notwendig. Die Verwaltung des Frequenzspektrums, da Regierungen in Entwicklungsländern oft an Lizenzgebühren gebunden sind, stellt eine weitere Herausforderung dar.
XI.Die Jhai Foundation und der Einsatz von freier Software in Laos
Die Jhai Foundation setzt auf freie Software (Linux, KDE) und WLAN für die Verbesserung der Kommunikationsinfrastruktur in ländlichen Gebieten von Laos, wo es an Telefon- und Stromnetzen mangelt. Der Fokus liegt auf der Entwicklung von robuster, energiesparender Hardware und der lokalen Anpassung der Technologie.
1. Die Jhai Foundation Kommunikationsinfrastruktur in ländlichen Gebieten Laos
Die Jhai Foundation arbeitet in ländlichen Gebieten Laos und unterstützt den Aufbau einer lokalen Wirtschaft durch verbesserte Anbaumethoden und die Herstellung von Textilien für den Export. Eine entscheidende Voraussetzung für den Marktzugang der Produkte ist der Aufbau einer Kommunikationsinfrastruktur, die in den betroffenen Dörfern komplett fehlt. Es gibt weder Telefon- noch Stromnetze. Die klimatischen Bedingungen – starke Regenfälle, hohe Temperaturen und Staubstürme – machen den Einsatz von Standard-Computertechnologie schwierig. Die Foundation entwickelt daher robuste, stromsparende Computer, die mittels 802.11 miteinander und mit einem zentralen Spital verbunden werden sollen. Der Spital dient als Gateway zum Internet oder dem laotischen Telefonsystem. Um die Computernutzung zu ermöglichen, wird eine lokalisierte Version des Linux-Desktops KDE mit laotischen Schriftzeichen erstellt. Die Software umfasst E-Mail, Voice-over-IP und typische Büroanwendungen. Jugendliche sollen die Computernutzung erlernen und ihr Wissen an ältere Generationen weitergeben. Das Projekt verdeutlicht die Herausforderungen und Möglichkeiten beim Einsatz von Technologie in unterversorgten Regionen.
2. Technologische und soziale Aspekte des Projekts
Das Projekt der Jhai Foundation kombiniert technische Innovation mit sozialen Zielen. Die Entwicklung widerstandsfähiger Computer mit niedrigem Stromverbrauch ist eine Antwort auf die besonderen klimatischen und infrastrukturellen Bedingungen in den ländlichen Gebieten Laos. Die Verwendung von WLAN (802.11) ermöglicht die drahtlose Vernetzung der Dörfer untereinander und mit dem Spital, welches als zentraler Zugangspunkt zum Internet oder zum laotischen Telefonsystem fungiert. Die Wahl von Open-Source-Software wie Linux und KDE mit lokalisierter Benutzeroberfläche unterstreicht das Engagement für freie und zugängliche Technologie. Die Einbindung der Dorfbevölkerung, insbesondere der jüngeren Generation, in den Prozess des Lernens und der Wissensvermittlung ist ein zentraler Bestandteil des Projekts. Die Jhai Foundation zeigt somit, wie Technologie und soziale Entwicklung miteinander verbunden werden können, um lokale Gemeinschaften zu stärken und wirtschaftliche Perspektiven zu schaffen. Der Fokus auf nachhaltige und an die lokalen Gegebenheiten angepasste Lösungen steht im Vordergrund.
XII.Locustworld WIANA und die Herausforderung der IP Adressierung
Locustworld entwickelte WIANA (Wireless Internet Address Numbering Authority), ein System zur IP-Adressierung für freie Netze. Die Nutzung des bisher reservierten 1er-Adressraums ist umstritten und wirft Fragen der Dezentralisierung und der Vertrauenswürdigkeit auf. Locustworld bietet auch Open Source Hardware (Meshbox, Meshbook) an, die besonders für Entwicklungsländer interessant sind.
1. Die Jhai Foundation Zielsetzung und Herausforderungen
Die Jhai Foundation engagiert sich in ländlichen Gebieten Laos und zielt darauf ab, die lokale Wirtschaft zu stärken. Dies geschieht durch die Verbesserung von Anbaumethoden, um eine Überschussproduktion zu erzielen. Neben dem Anbau von Reis, Kaffee und Baumwolle wird die Herstellung von handgewebten Textilien für den Export gefördert. Eine essentielle Voraussetzung für den Erfolg dieses Ansatzes ist der Aufbau einer Kommunikationsinfrastruktur, die in diesen Dörfern bisher völlig fehlt. Es mangelt an Telefon- und Stromnetzen. Die klimatischen Bedingungen, mit starken Regenfällen und hohen Temperaturen, erfordern den Einsatz robuster Technologie. Die Jhai Foundation entwickelt daher spezielle Computer mit geringem Stromverbrauch und hoher Widerstandsfähigkeit, um den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung gerecht zu werden. Die fehlende Infrastruktur und die extremen klimatischen Bedingungen stellen die größte Herausforderung dar.
2. Technologische Lösungen und soziale Integration
Um die Dörfer zu vernetzen, setzt die Jhai Foundation auf WLAN-Technologie (802.11) zur Verbindung der einzelnen Dörfer untereinander und mit einem zentralen Spital. Das Spital dient als Zugangspunkt zum Internet und zum laotischen Telefonsystem. Für die Dorfbevölkerung wird eine lokalisierte Version des Linux-Desktops KDE mit laotischen Schriftzeichen bereitgestellt, um den Zugang zu E-Mail, Voice-over-IP und grundlegenden Büroanwendungen zu ermöglichen. Der Text betont den Ansatz, die jüngere Generation zuerst in die Computernutzung einzuführen, um so das Wissen an die ältere Bevölkerung weiterzugeben. Die Kombination aus robuster, energiesparender Hardware und lokalisierter, benutzerfreundlicher Software stellt eine maßgeschneiderte Lösung für die spezifischen Bedingungen dar. Die Strategie zielt auf eine nachhaltige Integration von Technologie in die lokale Kultur und den Alltag.
XIII.Die Politik der Freien Netze Vom Digital Commons zum Network Commons
Der Begriff 'Commons' beschreibt gemeinschaftlich genutzte Ressourcen. Die Entwicklung der freien Netze kann als Schaffung eines 'Network Commons' verstanden werden. Herausforderungen liegen in der Vermeidung des Commons-Dilemmas, dem Übernutzen gemeinschaftlicher Ressourcen. Elinor Ostroms Arbeiten liefern wichtige Einsichten in die erfolgreiche gemeinschaftliche Verwaltung von Ressourcen.
1. Das Commons Konzept und seine historische Entwicklung
Der Abschnitt beginnt mit einer Erläuterung des Begriffs 'Commons' im Kontext des anglo-amerikanischen Netzdiskurses. Ursprünglich bezeichnete 'Commons' gemeinschaftlich genutztes Land, wie Viehweiden, Fischgründe oder Dorfplätze. Mit der industriellen Revolution in England wurden diese Commons durch die 'Enclosure Acts' systematisch privatisiert. Adel und reiche Unternehmer enteigneten die gemeinschaftlichen Ressourcen, was zu sozialen Ungleichheiten und der Abwanderung der Landbevölkerung in die Städte führte. Ähnliche Entwicklungen gab es in den amerikanischen Kolonien. Der historische Kontext des Commons-Konzepts dient als Grundlage für die Betrachtung der 'freien Netze' als ein 'Network Commons', also eine gemeinschaftlich genutzte digitale Ressource. Der Text zieht eine Parallele zwischen der historischen Privatisierung von Land und den Herausforderungen, die sich bei der gemeinschaftlichen Nutzung digitaler Ressourcen stellen.
2. Das Commons Dilemma und seine theoretische Betrachtung
Der Text thematisiert das 'Commons-Dilemma', die Gefahr der Übernutzung gemeinschaftlicher Ressourcen. Es wird auf die Arbeit von Garrett Hardin verwiesen, der ein pessimistisches Szenario der Zerstörung gemeinschaftlicher Güter durch individuelle Nutzenmaximierung beschreibt. Diese Argumentation wird jedoch von Elinor Ostrom in ihrem Werk 'Coping With the Tragedies of the Commons' widerlegt. Ostroms Forschung, basierend auf Laborversuchen und Feldforschung, zeigt, dass die Annahmen von Hardins Theorie – Nutzer als reine Nutzenmaximierer ohne Kooperation – nicht haltbar sind. Ostroms Ergebnisse unterstreichen, dass Nutzer fehlbar, nur eingeschränkt rational, aber durchaus bereit zur Einhaltung von Normen sind. Der Text verweist auf die ideologische Verwendung des Commons-Dilemmas in den USA, um die kollektive Nutzung von Gemeingütern zu diskreditieren. Die Ausführungen zu Ostroms Arbeit bieten somit eine differenziertere und optimistischere Perspektive auf die Möglichkeit der nachhaltigen Nutzung gemeinschaftlicher Ressourcen.
3. Anwendbarkeit des Commons Konzepts auf das Internet
Der Text untersucht die Anwendbarkeit des Commons-Dilemmas auf das Internet und die Ressource 'Bandbreite'. Es wird argumentiert, dass aufgrund der scheinbar unbegrenzten Verfügbarkeit von Informationen und der Tendenz zu sinkenden Bandbreitenkosten das Commons-Dilemma im Internet weniger relevant ist. Temporäre Bandbreitenengpässe werden als lösbares Problem dargestellt. Die Aussage von Malcolm Matson, der den Wert der Bandbreite aufgrund ihrer scheinbar unerschöpflichen Verfügbarkeit auf Null setzt, wird erwähnt. Der Text stellt jedoch die Frage, ob diese Betrachtungsweise ausreichend ist. Die Analyse von Elinor Ostroms Arbeit und das historische Beispiel der Enclosure Acts verdeutlichen die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung der gemeinschaftlichen Nutzung von Ressourcen, auch im digitalen Kontext. Es wird auf die Notwendigkeit von Normen und Kooperation hingewiesen, um eine nachhaltige Nutzung des 'Network Commons' zu gewährleisten.
XIV.Freie Hardware und ihre Bedeutung für freie Software und freie Netze
Die Entwicklung von freier Hardware ist eng mit freier Software und freien Netzen verbunden. Proprietäre Hardware behindert Innovation und den Zugang zu Technologie, besonders in Entwicklungsländern. Die Entwicklung von Open Source Hardware ist entscheidend für die langfristige Sicherung der freien Software und die Förderung technologischer Innovation.
1. Die Notwendigkeit freier Hardware
Der Text argumentiert für die Notwendigkeit der Entwicklung von freier Hardware, ähnlich wie bei der freien Software. Es wird darauf hingewiesen, dass der Impuls zur Entwicklung von Heimcomputern in den frühen 1970er Jahren nicht von großen Unternehmen wie IBM ausging, sondern von Enthusiasten im Homebrew Computer Club. Der Altair-Computer, ein Bausatz, ermöglichte eine breite Beteiligung an der Entwicklung und förderte eine Kultur des offenen Austauschs. Der Text betont, dass das große Interesse an dieser Hobby-basierten Entwicklung die Industrie schließlich zur Produktion von Heimcomputern zwang. Die geschlossene Natur proprietärer Hardware wird als nachteilig für die Gesellschaft und die Entwickler freier Software dargestellt. Der geschützte Charakter von Prozessoren und anderen Komponenten behindert den Markteintritt kleiner Firmen und die Entwicklung wird von nahezu-Monopolisten wie Intel diktiert. Schwellen- und Entwicklungsländer haben Schwierigkeiten, eine eigene Hardwareindustrie aufzubauen, aufgrund der hohen Kosten für Lizenzen proprietärer Hardware und EDA-Programme (Electronic Design Automation).
2. Der Zusammenhang zwischen freier Hardware freier Software und freien Netzen
Eben Moglen, ein Rechtsexperte der Free Software Foundation, wird zitiert, der die Entwicklung freier Hardware als große Herausforderung, aber auch als langfristig genauso erfolgreich wie freie Software ansieht. Er beschreibt eine intensive wechselseitige Beziehung zwischen freier Software, freier Hardware und freien Netzen. Um einen Raum öffentlich zugänglichen Wissens und Werkzeugen zu schaffen und auszubauen, sei es notwendig, dass nicht nur Software, sondern auch Hardware und Netze frei sind. Der Text warnt vor den Bestrebungen der Copyright-Industrie, in die Computerarchitektur einzugreifen und gesetzlich durchzusetzen, dass Systeme eine Kontrollarchitektur enthalten, die bei jedem Kopier- und Speichervorgang nach urheberrechtlich geschütztem Material sucht. Dies würde den Computer als Universalmaschine gefährden und die Fortschritte im Bereich freier Software beeinträchtigen. Die wechselseitige Abhängigkeit und die Notwendigkeit eines freien und offenen Systems für Software, Hardware und Netze wird deutlich hervorgehoben.
XV.Open Spectrum und die Forderung nach lizenzfreier Frequenznutzung
Die Open Spectrum Bewegung fordert die Freigabe des elektromagnetischen Spektrums für die lizenzfreie Nutzung. Diese Bewegung basiert auf der Idee, dass eine effizientere Nutzung des Spektrums durch technologische Innovation und kooperative Vernetzung möglich ist, und die derzeitigen Regulierungen veraltet sind. Das Konzept des 'White Space' (ungenutzte Frequenzräume) spielt hier eine zentrale Rolle.
1. Die Open Spectrum Bewegung Forderung nach lizenzfreier Nutzung
Die schnelle Verbreitung der 802.11-Technologie hat in den USA und zunehmend auch in Europa eine politische Lobby entstehen lassen, die sich unter dem Banner 'Open Spectrum' für eine radikale Änderung der Frequenzregulierung einsetzt. Die Bewegung fordert die Freigabe des gesamten elektromagnetischen Spektrums zur lizenzfreien Nutzung. Das derzeitige System wird als veraltet, technisch inkorrekt und von kommerziellen Interessen bestimmt angesehen, die Innovationen behindern, um ihre Marktposition zu schützen. Technologische Fortschritte, neue softwaregesteuerte Funkverfahren und kooperative Vernetzung würden zu einer effizienteren Nutzung des Spektrums führen, so die Argumentation. Das Ziel ist jedoch nicht ein 'drahtloser Kommunismus', sondern die Entfesselung der Marktkräfte. Die Bewegung greift auf die Idee Brechts zurück, dass jeder Empfänger potenziell zum Sender werden kann.
2. Argumente für Open Spectrum Effizienz und neue Technologien
Die Migration von analogem zu digitalem Radio und Fernsehen ermöglicht eine effizientere Frequenznutzung, da mehr Kanäle auf schmaleren Bändern untergebracht werden können. Theoretisch könnten frei werdende Frequenzen für die allgemeine Nutzung freigegeben werden. Neue Konzepte wie die 'Interferenz-Temperatur' erlauben eine präzisere Einschätzung der Störungsgefahr. Der Text kritisiert das bisherige Paradigma, das der Sendestärke zu wenig Beachtung schenkt. Während starke Sender streng reguliert werden müssen, könnten lokale digitale Funknetze mit deutlich geringerer Sendeleistung auf denselben Frequenzen betrieben werden. Viele Frequenzen sind derzeit nur für hohe Sendeleistungen vorgesehen, was zu ungenutzten Frequenzräumen, 'White Space', führt. Es wird gefordert, diesen 'White Space' für die lizenzfreie Nutzung freizugeben. Die Argumentation der Open-Spectrum-Bewegung basiert auf der Annahme, dass technologische Innovationen eine effizientere und gerechtere Nutzung des elektromagnetischen Spektrums ermöglichen.
XVI.ROAM Community Netze für GSM Handys
ROAM ist ein Projekt von Julian Priest, das die Nutzung freier Frequenzen im GSM-Bereich für Community-Netze untersucht. Es zeigt, wie die Nutzung von geringer Leistung ausgestatteten GSM-Basisstationen die Schaffung von lokalen, mobilen Netzwerken ermöglichen könnte.
1. Der Ansatz von Julian Priest und die Konsultation der Radiobehörde
Im Sommer 2003 initiierte Julian Priest, Mitbegründer von Consume, einen interessanten Versuch im Kontext der Open-Spectrum-Bewegung. Die zuständige Radiobehörde hatte einen Konsultationsprozess gestartet, um die Nutzung von zwei 3 MHz breiten Frequenzbändern im 1800 MHz-Bereich zu diskutieren. Diese Bänder waren bisher als Pufferzone zwischen GSM-Handys und DECT-Telefonen reserviert, erwiesen sich aber als nicht notwendig. Die Behörde bat die Öffentlichkeit um Vorschläge zur Nutzung dieser Frequenzen: Ein neues GSM-Netz oder eine lizenzfreie Nutzung, ähnlich dem 2,4 GHz-Band? Priest stieß auf einen Prospekt, der GSM-Basisstationen mit geringer Leistung bewarb, die auch Internetprotokolle unterstützen und somit mit WLAN integriert werden könnten. Dieser Prospekt lieferte den Ausgangspunkt für seine Überlegungen zu Community-Netzen basierend auf GSM-Technologie.
2. Die ROAM Idee Community Netze für GSM Handys
Ausgehend von der Konsultation der Radiobehörde und dem Prospekt für niederleistungsfähige GSM-Basisstationen, entwickelte Julian Priest die Idee von ROAM (eine Abkürzung, die nicht im Text erläutert wird) - Community-Netzen basierend auf GSM-Technologie. Die Diskussion über die Details des Projekts wurde im Text nur kurz angerissen, unterstreicht aber die Komplexität der Problematik. Ein Treffen zur Diskussion des ROAM-Konzepts wird als 'bloody mess' beschrieben, da viele unterschiedliche Motive, Definitionen und Auffassungen aufeinandertrafen. Um den Prozess zu strukturieren, wurde beschlossen, die Diskussionen in einem Wiki-Protokoll festzuhalten. Dieses Protokoll beinhaltet neben dem Bekenntnis zum freien Datentransit auch diverse Absichtserklärungen und Definitionen. Der Fokus liegt auf der Nutzung der freigewordenen Frequenzbänder und der Entwicklung eines Rahmenwerks für die freiwillige Zusammenarbeit zwischen den Betreibern von Netzknoten.